Chefarzt Dr. Norden Box 8 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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Читать онлайн книгу Chefarzt Dr. Norden Box 8 – Arztroman - Patricia Vandenberg страница 15
Der Verwaltungsdirektor saß kerzengerade am Tisch am Fenster. Wie an jedem Arbeitstag trug er das schlammfarbene Cordsakko mit den Lederflicken auf den Ellbogen. Eine farblich abgestimmte Hose. Straßenschuhe.
Aber dieser Tag war kein Arbeitstag.
»Guten Morgen, Herr Fuchs, wie fühlen Sie sich heute?« Fee schloss die Tür hinter sich.
Dieter blickte nur kurz von seinen Unterlagen hoch. Der Kugelschreiber in seiner Rechten zitterte leicht.
»Wenn Sie mir das nicht sagen können, werde ich dieses Zimmer verlassen und in mein Büro zurückkehren.« Daher also wehte der Wind!
Felicitas unterdrückte ein Seufzen. Sie trat an den Tisch.
»Darf ich?«
»Tun Sie, was Sie nicht lassen können.«
Sie setzte sich. Legte das Tablet auf den Tisch und schaltete es ein.
»Ich habe tatsächlich die Ergebnisse Ihrer Untersuchungen.«
Dieter zog eine Augenbraue hoch.
»Und?«
»Ihr Blut weist minimale Störungen im Vitaminhaushalt auf, was möglicherweise Ihrer Ernährung geschuldet ist. Außerdem konnten die Kollegen im Labor Hormon- und Stoffwechselstörungen sowie Entzündungen, Autoimmunerkrankungen und Störungen von Nieren und Leber ausschließen. Die körperliche Untersuchung hat auch keinen Hinweis auf eine Tumorerkrankung ergeben.«
Der Verwaltungsdirektor zögerte kurz. Dann legte er den Kugelschreiber weg und sah Felicitas an.
»Heißt das, ich bin gesund?«
»Leider nein.« Felicitas schüttelte den Kopf. »Bezüglich Ihrer Erkrankung habe ich einen Verdacht. Um ganz sicher zu gehen, muss ich Ihnen allerdings noch ein paar Fragen stellen.«
Fuchs hob den Arm und sah auf die Uhr.
»Wenn Sie nicht so lange um den heißen Brei herumgeredet hätten, könnte ich noch pünktlich am Arbeitsplatz erscheinen.«
Fee unterdrückte ein Seufzen.
»Herr Fuchs, Sie haben durchblicken lassen, an Herzrasen und Unruhezuständen zu leiden. Außerdem schlafen Sie schlecht und kämpfen mit Konzentrationsstörungen. Haben Sie sonst irgendwelche Beschwerden?«
»Reicht das etwa noch nicht?«
Felicitas Norden überging diese Bemerkung mit einem freundlichen Lächeln.
»Wie sieht es aus mit Kopf- oder Magenschmerzen? Fühlen Sie sich erschöpft und ausgebrannt?«
»Ja, ja und ja. Also, was fehlt mir? Ich muss nämlich dringend mit Dr. Beckmann vom Trägerverein sprechen. Offenbar gibt es ein Problem. Das muss ich aus der Welt schaffen.«
Fee biss sich auf die Unterlippe.
»Herr Fuchs, ich bin mir ziemlich sicher, dass Sie unter dem sogenannten Burnout-Syndrom leiden.« Er öffnete den Mund, um zu widersprechen. Rasch fuhr sie fort. »Sie sind doch ein Mensch, der höchste Anforderungen an sich stellt.«
Er schloss den Mund wieder.
»Sie wollen das Beste aus allem und allen herausholen. Nicht zuletzt aus sich selbst.«
Ein vages Nicken.
»Sie vollbringen stets Höchstleistungen und verzeihen es sich nicht, Fehler zu machen.«
»Ganz genau.« Die Verwunderung in Dieters Gesicht war echt. »Woher wissen Sie das?«
»Ich habe eine psychiatrische Ausbildung genossen«, erinnerte Felicitas ihn. »Deshalb weiß ich auch, dass Sie sich als Spielball Ihrer Mitmenschen fühlen, was leider allzu oft auch stimmt.« Die Lüge ging ihr leicht über die Lippen. Denn wie hieß es so schön: Der Zweck heiligt die Mittel! Um den Verwaltungsdirektor vor dem endgültigen Zusammenbruch zu bewahren, tat sie es ohne Skrupel. Sie beugte sich vor und winkte ihn zu sich. »Mir ist zu Ohren gekommen, dass Herr Beckmann nichts Gutes im Schilde führt«, raunte sie ihm zu. »Er wird seinen Plan ohne Rücksicht auf Verluste durchziehen. Und wie so oft werden Sie der Sündenbock sein.«
Dieters Kinn zitterte. Doch er sagte nichts.
»Noch haben Sie die Möglichkeit, das Gesicht zu wahren und mit Anstand und Würde aus der Sache herauszukommen.«
»Und wie?« Dieters Stimme war rau.
Fees Herz schlug schneller. Ihre Handflächen wurden feucht. Ihre Kehle war trocken. Bis jetzt hatte sie nur um den heißen Brei herumgeredet. Hatte sie dem Verwaltungsdirektor genug Honig ums Maul geschmiert?
»Indem Sie sich aus gesundheitlichen Gründen aus der Klinik zurückzuziehen.« Fee Norden hielt die Luft an und schloss die Augen.
Wartete auf den Vulkanausbruch, der sie mit Lava und Asche überschütten würde. Aber nichts dergleichen geschah. Vorsichtig öffnete sie die Augen wieder. Blinzelte zu Dieter hinüber.
Der Verwaltungsdirektor saß am Tisch. Seine Hände lagen nebeneinander auf den Unterlagen. Sie zitterten leicht. Er sah nicht etwa aus dem Fenster und bewunderte das Wolkenspiel am Himmel. Stattdessen fixierte er einen Fleck an der Wand. Ein Muskel über dem Augenlid zuckte.
»Meine Tochter. Beckmann will meine Tochter, nicht wahr?«, fragte er nach einer gefühlten Ewigkeit.
»Ja. Allerdings bin ich mir sehr sicher, dass Sie an einem Burnout-Syndrom leiden. Wir arbeiten mit einer psychosomatischen Klinik zusammen, die sich auf solche Fälle spezialisiert hat. Ich kann Ihnen anbieten, Sie an die Kollegen zu überweisen. Dort sind Sie in den besten Händen. Können sich erholen und nebenbei in Ruhe ein neues Betätigungsfeld suchen. Und das alles, ohne dass Ihr Ruf beschädigt wird.«
Wieder Schweigen. Eine halbe Ewigkeit lang. Fees Pause war längst vorbei. Doch darauf konnte sie jetzt keine Rücksicht nehmen.
»Das klingt nach einem Plan.« Endlich wandte Dieter Fuchs den Kopf und sah sie an. »Ich bin einverstanden. Leiten Sie alles Notwendige in die Wege. Und jetzt gehen Sie wieder an Ihre Arbeit. Ich glaube nicht, dass Sie für das hier bezahlt werden.«
War das der Dank für all ihre Bemühungen? Für die schlaflose Nacht? Doch dann bemerkte Fee ein Blitzen in seinen Augen, das vorher nicht da gewesen war. Mehr Dank konnte sie von Dieter Fuchs nicht erwarten.
*
Der Überwachungsmonitor tutete leise vor sich hin. Unermüdlich fuhren die Linien über den Bildschirm.
Das Beatmungsgerät schnaufte wie ein Blasebalg. Dr. Norden stand am Bett seines Patienten. Er drehte am Rädchen der Infusion. Betrachtete den schlafenden Manfred. Die Maske mit dem Beatmungsschlauch bedeckte das halbe Gesicht. Eigentlich hätte er schon