Der weisse Schmetterling. Walter Mosley

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Der weisse Schmetterling - Walter  Mosley Kampa Pocket

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Gib mir ne Faust voll Johnnie Walker.« Das hieß, vier Finger hoch.

      Während er einschenkte, fragte ich ihn: »Haste was über die umgebrachten Frauen gehört?«

      »Hab se alle gekannt, Easy. Jede.«

      Ich musste wieder an Bonita Edwards denken. Zum Trost stürzte ich die Hälfte meines Drinks auf einmal hinunter.

      »Alle?«

      John sah mir in die Augen und nickte.

      »Auch Robin Garnett?«

      »Über ne Robin Dingsbums weiß ich nix, aber die Weiße in der Zeitung kenn ich. Das war Cyndi Starr, und das is nich gelogen.« Er sah auf den Hocker neben mir. Vielleicht ein Hocker, auf dem sie einmal gesessen hatte. »Ja, Cyndi, ›The White Butterfly‹ – der weiße Schmetterling.«

      »Der was?«

      »Unter dem Namen isse aufgetreten. War ne tolle Stripperin, Mann.«

      »Und du sagst, se hat Cyndi Starr geheißen?«

      »So hat se geheißen, je’nfalls hamse se so genannt. Weißte, die war genau wie die anderen Weiber. Sind bloß die Weißen, wo son Theater machen. Hätten besser was gesagt, bevor se abgemurkst worden is.«

      »Biste sicher, John? Inner Zeitung steht, se is in West L.A. aufs College gegangen. Da steht, se hat dort drüben bei ihren Eltern gewohnt.«

      »Hab’s gelesen. Aber bloß weil’s inner Zeitung steht, isses noch lange nich wahr. Wenn die aufs College gegangen is, hat se dort gelernt, wie se sich vor Männern ausziehen muss, und wenn se bei ihrn Eltern gewohnt hat, dann ham die hier in der Hollywood Row gewohnt.«

      »Du meinst, se hat hier in der Gegend gewohnt?«

      »Mhm, hier inner Hollywood Row. Und das is noch nich alles, was ich weiß.«

      »Yeah?«

      »Die andere, diese Juliette LeRoi, die war in der Nacht, wo se umgebracht worn is, im Aretha.«

      »Woher weißte das?«

      »Weil se sich mit irgendnem Kerl geprügelt hat. Coy Baxter hat mir erzählt, der war so übel zugerichtet, dass er in die Notaufnahme vom Temple gemusst hat.«

      »Im Aretha, haste gesagt?«

      John nickte wieder.

      Ich stellte ihm noch ein paar Fragen, und er beantwortete sie, so gut er konnte.

      Mein Auto sprang mit einem Aufheulen an. Ich trat aufs Gas und spürte den Sog der Fliehkraft, als es um die Ecke bog. Ich drehte am Lenkrad und spürte, wie das Heck schaukelte, als ich auf die Hauptstraße einbog.

      Da sah ich die Frau. Sie achtete nicht auf den Verkehr und schob einen Kinderwagen.

      Ich trat auf die Bremse und spürte, wie das Heck ins Schleudern kam. Ich bekam ein Panorama der Läden auf der Ostseite der Straße zu sehen. Das Auto beschrieb einen vollen Kreis. Als ich wieder die junge Mutter vor mir hatte, schrie sie: »Arschloch! Arschloch! Verdammter Mistkerl! Leck mich!« und Ähnliches.

      Ein Autofahrer hinter mir trat auf die Bremse. Das Quietschen schien ewig zu dauern, aber es gab keinen Zusammenstoß. Die Frau hörte auf zu schreien und nahm ihr Baby in die Arme. Sie lief auf den Gehweg zu, ließ den Kinderwagen mitten auf der Straße stehen.

      Mein Herz schlug schnell. Die Frau versuchte, das brüllende Baby zu beruhigen.

      Ich ließ den Motor wieder an, fuhr weg und dachte daran, wie sehr mein Leben doch außer Kontrolle geraten war.

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