Die gelbe Mafia. Will Berthold

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die gelbe Mafia - Will Berthold страница 5

Автор:
Серия:
Издательство:
Die gelbe Mafia - Will Berthold

Скачать книгу

Polizei oder dem Staatsanwalt gelungen, einen Triaden-Komplizen zum Sprechen zu bringen, obwohl der gelbe Mob – im Gegensatz zur sizilianischen Mafia – seine Handschrift nicht unbedingt verwischte, sondern sie sogar überdeutlich machte. Wer aufmuckte, nicht jeden Auftrag erledigte oder gefährlich zu werden drohte, wurde verstümmelt, verlor seine Nase oder mußte sich selbst einen Finger abschneiden – als sichtbare Warnung für alle anderen Triaden: Sadismus als Treuegarantie.

      »Und Sie glauben, daß der Kamikaze tatsächlich der richtige Mann ist?«

      »Wenn es bei einem so schwierigen Auftrag überhaupt einen solchen gibt, dann ist Parker am ehesten dafür geeignet.« Der Fachmann wurde angriffig: »Außerdem stellen Sie Ihre Frage ziemlich spät, Herr Salewsky.«

      »Wenn man Verantwortungsgefühl hat, denkt man auch noch über eine Entscheidung nach, wenn sie bereits getroffen worden ist«, schlug der schöne Maximilian zurück.

      Sein Begleiter schwieg. Er malte sich genüßlich aus, wie auf Dr. Felix Kudemann, den Chef der Sonderkommission, solcherlei Phrasen wirken würden. Er kannte, duzte und bewunderte den hochkarätigen Spezialisten, dem ein glänzender Ruf vorausging, so daß man in ihm bereits den künftigen Chef des Bundeskriminalamts sah.

      Als junger Kriminalrat war Kudemann vorübergehend an Pullach ausgeliehen worden. Er hatte mit Blaurock so effizient zusammengearbeitet, daß sie seitdem miteinander befreundet waren und der HOKO-Chef – inzwischen leitender Kriminaldirektor – ihn ausdrücklich als Kommissionsmitglied angefordert hatte. Salewsky war nur eine Art Zuwaage, der Knochen, den man beim Metzger zum Fleisch erhält.

      In seiner Pullacher Zeit hatte sich Kudemann besonders dafür interessiert, wie der Mensch in dieser Branche durch die Technik unterstützt, wenn nicht sogar ersetzt werden könnte. Die Knochenarbeit war schon weitgehend durch Kopfarbeit ersetzt worden.

      Die wichtigsten Mitarbeiter bei den Geheimdiensten sind heute Aufklärungssatelliten und Abhörspezialisten, die sie überwachen und auswerten. Zwar kann keine Untergrundorganisation auf erfahrene Draufgänger wie den Kamikaze verzichten, aber bei der elektronischen Überwachung gibt es keine Doppelagenten, keine Leichtfertigkeiten, keine Zufälle, keine Überläufer, auch keine Verführten, die einer Mata Hari aufsitzen. Sie arbeiten Tag und Nacht, sonntags wie werktags, und man konnte ziemlich sicher sein vor Maulwürfen, vor gegnerischen Agenten im eigenen Lager, wie sie einst den Sturz des alten Generals verursacht hatten, weil sein besonderer Günstling Moskaus Mann in Pullach gewesen war.

      »Ihr habt hoffentlich auch die Reisegesellschaft unter die Lupe genommen?« fragte Salewsky.

      »Natürlich. Vor allem eine Mitreisende: Babs Deller, eine hübsche Dame aus Düsseldorf.«

      »Verdächtig?« fragte der schöne Maximilian.

      »Überführt«, erwiderte Blaurock grinsend, »mit unserem Mann ein Liebesverhältnis begonnen zu haben, beziehungsweise er mit ihr.«

      »Ein Verhältnis?« fuhr Salewsky hoch. Hämischer Triumph lief wie Säure über die Fetthalde von Gesicht. »Und das erfahre ich erst jetzt?« beschwerte er sich.

      »Es entspricht der Gepflogenheit der Firma, Informationen erst dann weiterzugeben, wenn sie hiebund stichfest sind«, ließ ihn der Berichterstatter ins leere laufen. »In Bali hat der Kamikaze mit dieser Reisegefährtin einen Flirt begonnen. In Singapur sah es aus, als käme ihm diese Deller entgegen. Sie ließ ihn nicht länger abblitzen, aber er verlor nicht den Kopf. Über unsere Residentur in Singapur ließ er die neue Bekannte überprüfen. Nichts Negatives. Dann schaltete Parker zum zweitenmal: Eine bessere Tarnung konnte sich unser Agent nicht wünschen und dann«, setzte Blaurock mit einem Lächeln hinzu, »Männer sind wir ja schließlich alle …« Er betrachtete Salewsky anzüglich und holte zu einem Tiefschlag aus: »Oder waren wir wenigstens einmal. Jedenfalls wissen wir seit Bangkok, daß die beiden die Nacht im selben Apartment miteinander verbracht hatten. Deshalb haben wir sicherheitshalber Zweibein als angeblichen Arzt aus Hamburg unter die geschlossene Gesellschaft gemischt.«

      »Sehr umsichtig«, lobte der Halbamateur. »Aber so ein Schweinehund bumst auf unsere Kosten herum«, sabberte der Azubi in der Spitzenstellung. »Da sehen Sie mal, wie wichtig er seinen Auftrag nimmt. Stellen Sie sich vor, dieses geile Luder wäre von der Gegenseite auf ihn angesetzt worden.«

      »Höchst unwahrscheinlich«, antwortete Blaurock fast verächtlich »Sie ist vierunddreißig Jahre alt, seit sechs Jahren geschieden, arbeitet in der Direktion einer Stahlfirma, ist dabei vorwiegend mit repräsentativen Aufgaben befaßt – Betreuung auswärtiger Gäste, Arrangements für Essen, Theaterkarten und so weiter. Sie verdient sehr gut, über siebentausend Mark monatlich, tritt als unnahbare Lady auf. Männern macht sie es schwer. Gelegentlich soll sie mit ihrem Chef schlafen, aber das ist wahrscheinlich nur ein Gerücht, das neidische Kolleginnen ausstreuen, weil sie auf ihren Job aus sind.«

      »Und dieses Dekorationsstück läßt sich mit einem solchen Proleten ein?« höhnte Salewsky. »Die Prinzessin und der arme Schweinehirt.« Er holte Luft. »Glauben Sie eigentlich an Märchen, Blaurock?«

      »Vielleicht hat Parker etwas, das anderen Männern fehlt«, konterte der Dezernent. »Noch hatten wir nicht viel Zeit für unsere Ermittlungen. Wir überprüfen Barbara Deller auch weiterhin. Dabei müssen wir äußerst behutsam vorgehen, speziell für den Fall, daß die Dame doch nicht ganz hasenrein wäre.« Es kotzte ihn an, einem Außenseiter Selbstverständlichkeiten erklären zu müssen.

      »Und der geschiedene Mann?« fragte der Azubi.

      »Sie hat kaum mehr Kontakt mit ihm.«

      »Trotzdem«, ereiferte sich Salewsky, »was und wer ist der Mann?«

      »Ein Rechtsanwalt«, antwortete Blaurock. »Tüchtig, erfolgreich. Befaßt sich mehr mit Strafverteidigungen als mit wirtschaftlichen Fällen. Übrigens ist er wieder verheiratet und hat zwei Kinder.«

      »Und wen verteidigt dieser Rechtsanwalt?«

      »Quer durchs Gemüsebeet«, berichtete der Referent.

      »Auch Demonstranten, Atomkraftgegner und …«

      »… und Umweltschützer«, ergänzte der Erfahrene mit einer Andeutung von Spott. »Ebenso Autodiebe, Verkehrsrowdies, Abzahlungsschwindler, Einbrecher und Strolche aller Art.«

      »Schön«, schloß Salewsky das Gespräch. »Vielleicht halten Sie es für übertrieben, aber ich möchte trotzdem, daß über den Verfassungsschutz weitere Auskünfte über diesen Rechtsanwalt eingeholt werden.«

      »Auch das ist bereits veranlaßt«, erwiderte Blaurock mit deutlicher Genugtuung. »Kein Befund. Kein Vermerk in den Akten. Sie können beruhigt sein, wir schlafen nicht.«

      Die Maschine erreichte Wiesbaden acht Minuten vor der errechneten Landezeit. Ein Wagen stand bereit, um Salewsky und Blaurock zum Bundeskriminalamt zu bringen.

      Der Chef der HOKO erwartete die beiden in seinem Büro. Kudemann war von durchschnittlicher Größe, in mittlerem Alter, wendig, intelligent, alles andere als ein Beamtentyp. Er trug ein Sportsakko, wirkte leger und alert; er haßte Papierkrieg und Umständlichkeit, er war eine Autorität, jedoch nicht autoritär.

      Kudemann waren – zumindest inoffiziell – Vollmachten erteilt worden, wie sie ihm eigentlich gar nicht gegeben werden durften. »… Sie nehmen sich ja ohnedies heraus, was Sie wollen, Kudemann«, hatte der Chef des Bundeskanzleramts resignierend nachgegeben. »Tun Sie, was Sie nicht lassen können. Wir geben Ihnen Rückendeckung, doch wenn etwas schiefläuft, haben wir damit

Скачать книгу