Der arme Jack. Фредерик Марриет
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Der arme Jack - Фредерик Марриет страница 8
„Ich habe nie in diesem Fache gedient“, entgegnete mein Vater, „wohl aber Leute ein wahres Teufelsgarn darüber spinnen hören.“
„Nun, das können sie auch, ohne der Wahrheit Abbruch zu thun, Kamerad. Ihr müsst nämlich wissen, der Sparmacitty nimmt die Harpune nicht so ganz ruhig hin, wie der schwarze Walfisch; er kämpft hart bis aufs letzte und ist bisweilen sehr frei mit seinen Kinnbacken. Die ganz grossen sind am leichtesten zu töten, weshalb wir stets, wenn’s möglich ist, diese aussuchen, da sie uns weniger Mühe machen, und mehr Öl geben. Die gefährlichsten aber sind die halberwachsenen, welche wir die „Vierzig-Tonnen-Ochsen“ nennen, weil sich ungefähr so viel Thran aus ihnen gewinnen lässt.“
„Nun“, entgegnete mein Vater, „hol mich Gott, wenn ich je zuvor wusste, dass man Walfische Ochsen nennt.“
„Ja, das ist unser Ausdruck“, sagte Ben; „und jetzt zu meiner Geschichte! Wir waren drunten auf der Höhe von Japan, als gegen ein Uhr nach Tagesanbruch der Ausluger auf dem Stengenkopfe das Signal gab, durch das man gewöhnlich einen blasenden Walfisch ankündet. ‚Da spritzt er.‘ Und dies wiederholt er jedesmal, so oft sich der Fisch erhebt. Wir hatten damals saubern Raum, denn wir waren eben erst auf unsern Fischergrund gekommen und hatten’s gewaltig eifrig. Die Boote waren im Nu niedergelassen, und wir ruderten dahin. Wir standen ungefähr eine Viertelmeile von dem Walfische, als er zu unserem grossen Verdrusse seine Arme auftoppte — —“
„Was ist das, Kamerad?“ fragte mein Vater.
„Je nun, Ihr seht, das ist im Grunde der rechte Ausdruck, denn der Schwanz des Sparmacitty sieht just aus, wie die Arme eines Ankers. Jetzt versteht Ihr mich natürlich?“
„Ja, und Ihr wollt damit vermutlich sagen, dass er hinunterging.“
„Ganz recht; denn wie könnte er köpflings niedertauchen, ohne dass er seinen Schwanz in die Luft toppte?“
„Man lebt und lernt, so lang’ man lebt“, bemerkte mein Vater. „Fortgemacht, alter Knabe.“
„Nun, da Ihr nicht wissen könnt, was Ihr nie gehört habt, so muss ich Euch jetzt sagen, dass diese Tiere so regelmässig sind, wie die Glockenzüge auf einem Kriegsschiff; wenn sie hinuntergehen, um sich Nahrung zu holen, so bleiben sie genau so lange, als auf einem gemächlichen Schiffe Zeit zum Essen gestattet ist — das heisst auf den Punkt siebenzig Minuten; Ihr wisst, eine Stunde ist die regelmässig zugestandene Frist, und die andern zehn Minuten sind eine Vergünstigung des wachthabenden Offiziers oder des ersten Leutnants. Wir wussten, dass wir so lange auf ihn warten mussten, zogen deshalb unsere Ruder auf und legten bei.“
„Dann haben, schätz wohl, diese Sparamitty-Kunden eine Uhr in ihrer Tasche“, sagte mein Vater lächelnd.
„Es ist demungeachtet eine wahre Rechnung, Kamerad, von der sie nie abgehen. Wie und warum sie so ihre Zeit kennen, weiss nur Gott, der ihnen den Instinkt dazu gab. Es ist eins von den Wundern der Tiefe, welche nur diejenigen schauen können, welche sich auf die grossen Gewässer begeben.“
„Das geht über meine Fassungskraft“, versetzte mein Vater, „und doch habe ich Tiere mit grossem Verstand gesehen. Auf einem Schiffe hatten wir ein Schaf, das Tabak kauen und Grog trinken konnte. — Nun fahret fort.“
„Gut, wir hatten ungefähr eine halbe Stunde gewartet, als wir ein Signal an dem Stengenkopf des Schiffes sahen, aus dem wir entnehmen konnten, dass wir unsere Aufmerksamkeit auf einen andern Punkt richten müssten. Wir blickten deshalb am Horizont umher und bemerkten, dass etwa drei Meilen von uns eine ganze Schule von jungen Ochsen stand. Wir zählten im ganzen vier Boote, und der erste Mate forderte das meinige nebst einem der übrigen auf, Jagd nach den Bestien zu machen, während er mit den andern beiden auf das Wiederkommen des alten Walfisches warten wollte. Gut, wir fuhren ab und trafen bald auf die Schule. Solche Tiere sind die widerlichsten beim Walfischfang, denn sie sind nicht nur sehr wild, sondern obendrein leicht zu verscheuchen. Ich las mir eines davon aus und versuchte in seine Nähe zu kommen; aber es war sehr scheu, hob endlich seinen Kopf ganz aus dem Wasser und schwamm mit einer Geschwindigkeit von zehn Meilen in der Stunde davon. Daraus konnten wir entnehmen, dass es die ihm drohende Gefahr kannte. Ich hatte eben daran gedacht, den Burschen aufzugeben und es mit einem andern zu versuchen, als er plötzlich wieder umwandte und gerade auf die Boote zukam. Daraus erkannten wir, dass er Unheil brütete, aber während er auf uns zuschwamm, kam er so dicht an dem andern Boote vorbei, dass ihm der Steuermann die Harpune tüchtig in den Leib werfen konnte. Dies machte ihn noch wilder; er stand gerade vor dem Boote und pflügte ganze Wellen auf, als er weiter schoss. Ich hatte mich im Bug mit der Harpune aufgepflanzt und die übrige Mannschaft war bereit, rückwärts zu rudern, um der Bestie auszuweichen. Der Kerl kam heran, und als seine Schnauze noch etwa sechs Fuss von uns abstand, ruderten wir scharf seitwärts, bei welcher Gelegenheit ich ihm die Harpune tief in die Finne gab. „Alles sternwärts!“ lautete das Geschrei wie gewöhnlich, um das Tier klar von uns abzuhalten. Es peilte alsbald, das heisst, es ging köpflings hinunter, und das fürchteten wir am meisten. Denn Ihr müsst wissen, dass wir nur zweihundert Faden Leine in jedem Boote hatten. Da nun beide Harpunen in ihm staken, so konnten wir, im Falle es tief eintauchte, nicht eine an die andere anschlagen, denn der Walfisch geht bisweilen ganz senkrecht hinunter, und nimmt vier Leinen oder achthundert Faden mit sich. Wir erwarteten deshalb, wir würden diesmal sowohl die Bestie, als auch die Leinen verlieren, denn wenn sie ausgelaufen sind, müssen wir sie entweder kappen oder mit hinuntergehen. Gut, die Leine lief so geschwind ab, dass wir Wasser aufgiessen mussten, damit sie sich nicht entzündete, wir dachten bereits, dass alles vorüber sei, denn die Leinen hingen schon zu zwei Dritteilen im Wasser, und es ging noch immerfort so schnell, als je, als plötzlich ein Stillstand eintrat. Wir holten die schlaffen Leinen wieder herein und sahen endlich das Tier eine Viertelmeile entfernt wieder auftauchen. Nun ging es an ein Hurra, denn wir meinten es jetzt schon zu haben. Der Walfisch schoss mit in die Höhe gereckter Nase recht in das Wind-Auge und taute die beiden Boote mit einer Geschwindigkeit von zwanzig Meilen in der Stunde fort. Unsere Vordersteven pflügten durch die See und warfen das Wasser wie Federn auf beide Seiten der Buge, während die Sonnenstrahlen durch die Sprühe drangen und einen glänzenden Regenbogen bildeten. Wir hofften, das Tier werde bald müde und wir im stande sein, unsere Leinen einzuholen, damit wir ihm nahe genug kämen, um ihm unsere Lanzen zu geben. Das war aber nur eine Hoffnung, wie Ihr bald hören werdet. Plötzlich machte der Walfisch Halt, drehte um und kam mit aufgesperrtem Rachen geradeswegs auf uns zu. Wir konnten jetzt weiter nichts thun, als beiseite gehen und ihm drei Lanzen geben. Er schien nicht schlüssig zu sein, welches Boot er angreifen wolle, denn er gähnte, da wir sehr nahe bei einander waren, bald gegen das eine, bald gegen das andere. Endlich schoss er geradeswegs auf unsern Nachbar zu; doch der Bootsetzer wich ihm geschickt aus, während wir ihm näher ruderten und ich ihm die Lanze bis an den Schaft in die Seite stiess. Er bäumte sich jetzt, als ob er wieder weilen wollte, warf aber dabei mit seinen Armen unser Boot etwa zwanzig Fuss hoch in die Luft. Es wurde gerade in zwei Hälften geschlagen und einer der Bootsdosten flog quer gegen meine Nase, die seitdem nicht wieder gerade werden wollte. Da habt Ihr es nun, Kamerad, und ich will es Euch nicht übel nehmen, wenn Ihr das Bier ein bischen herüberbietet, denn das lange Garn hat meine Kehle etwas trocken gemacht.“
„Wenn Ihr einen Zug gethan habt, alter Knabe, so könnt Ihr mir eben so gut auch sagen, wie die Geschichte ausgegangen ist“, bemerkte mein Vater.
„Je nun, sie endigte damit, das wir erstlich den Walfisch und zweitens das Boot mit seinem Gezeug verloren. Wir wurden von dem andern Boote aufgelesen und hatten dabei keine Zeit zu verlieren, denn die Witterung des Walfischbluts hatte die Haifische herbeigeholt. Der Walfisch peilte wieder, und wir sahen uns genötigt, die Leinen zu kappen und an Bord zurückzukehren. Aber Gott behüte, Kamerad, ich könnte