Chefarzt Dr. Norden Staffel 5 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Chefarzt Dr. Norden Staffel 5 – Arztroman - Patricia Vandenberg Chefarzt Dr. Norden Staffel

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gestoßen. Was war er doch für ein Frauenkenner!

      »Ich habe einfach ein bisschen nachgedacht. Und weißt du was: Du hast es nicht verdient, unglücklich zu sein.« Deniz streckte die Hand aus. Strich eine Strähne aus ihrem Gesicht. Die Berührung war kaum mehr als der Flügelschlag eines Schmetterlings. Trotzdem durchzuckte sie Elena wie ein Stromschlag. »Ich bin hier, um dich glücklich zu machen.« Sein Kopf näherte sich dem ihren.

      Elena zog die Notbremse. Sie sprang auf und wandte sich ab.

      »Aber … aber … das geht nicht.« Schwer atmend stand sie am Tisch.

      Sie hörte Schritte. Eine Stimme dicht an ihrem Ohr.

      »Was denn? Ich will dich doch nur zum Essen einladen.«

      Das Blut schoss Elena in die Wangen. Was hatte sie denn gedacht?

      »Ach so, ein Essen.« Hilflos lachend drehte sie sich zu ihm um. »Ein Essen ist natürlich etwas anderes.«

      Deniz fühlte sich nicht nur wie ein Sieger. Er lächelte auch so.

      »Wunderbar. Wann hast du heute Mittagspause? Ich koche für dich. Weißt du, wo mein Bruder wohnt?«

      *

      »Meine Güte. Sie sind ja schon wieder ganz schön in Fahrt!« Schwester Regine zog das Stethoskop von den Ohren und hängte es um den Hals.

      »Ehrlich gesagt bin ich auch froh, wenn Sie mich gleich einschlafen lassen«, murmelte Moritz.

      Im Vorraum des Operationssaals herrschte ein Treiben wie auf einem Wochenmarkt. Ärzte und Pflegepersonal eilten hin und her. Mobile Geräte wurden durch den Raum geschoben. Schranktüren klapperten. Das Geräusch von fließendem Wasser. Dr. Daniel Norden trat ans Bett.

      »Machen Sie sich nicht allzu viele Sorgen. Das hat noch nie geholfen, aber umso öfter geschadet.«

      Moritz verzog den Mund.

      »Leichter gesagt als getan.«

      »Dann werden wir Sie schnell ins Reich der Träume schicken, damit Ihr Herz nicht noch mehr Unheil anrichtet.« Ein Lächeln in Richtung Patient und ein Nicken für die Schwester.

      Regine wusste, was sie zu tun hatte.

      »Jetzt bekommen Sie noch eine hübsche Schlafmütze von mir, und dann kann es auch schon losgehen.«

      »Tun Sie sich keinen Zwang an.« Moritz schloss die Augen. Die kühle Flüssigkeit, die durch den Zugang am Handgelenk unter seine Haut strömte, fühlte sich komisch an. Bevor er diesen Gedanken zu Ende gedacht hatte, war er eingeschlafen.

      »Blutdruck?«, fragte Dr. Norden, als er Minuten später am Operationstisch stand.

      Dr. Ramona Räther warf einen Blick auf die Überwachungsmonitore.

      »125 zu 70.«

      Wie dienstbare Geister versammelte sich das Operationsteam um den Tisch. Daniel Norden nickte seinem Kollegen Kohler zu.

      »Gut.« Er sah hinüber zu seinem Assistenzarzt Dr. Gruber. »Manschettendruck auf 200 Millimeter Hg?«

      »Habe ich gemacht.«

      Daniel nahm auf einem Hocker Platz.

      »Von jetzt an 120 Minuten.« Er streckte die rechte Hand aus. »Skalpell!« Durch den Handschuh hindurch fühlte er das kühle Metall. Das Gewicht des Instruments.

      Seine Bewegungen waren flüssig, als er die Klinge auf die Haut und den Schnitt setzte.

      Eine Weile arbeiteten er und seine Kollegen schweigend. Nur hin und wieder fiel ein Wort.

      »Die Manschette hat sich gelöst.« Dr. Räthers Worte zerrissen die konzentrierte Stille.

      Der Klinikchef sah hoch. Seine Augenbrauen waren zu einem Balken zusammengewachsen.

      »Wie kann das sein?«, fragte er scharf.

      »Mein Fehler.« Benjamin Gruber räusperte sich. Hätte seine Stimme eine Farbe gehabt, wäre sie rot ­gewesen. So rot wie seine Wangen unter der Maske. »Da muss irgendwas …«

      »Schon gut. Kann passieren, sollte aber nicht.« Ein Blick hinüber zur Anästhesistin.

      Ramona verstand die stumme Frage des Chefs.

      »Alles wieder klar. Sie können weitermachen.«

      Benjamin Gruber atmete auf und konzentrierte sich wieder auf seine Arbeit.

      Etwas mehr als zwei Stunden später stand er neben Dr. Räther am Waschbecken.

      »Ich mache mir solche Vorwürfe. Das hätte nicht passieren dürfen.«

      »Kommen Sie schon.« Ohne Benjamin aus den Augen zu lassen, stellte sie das Wasser ab und griff nach einem Handtuch. Das weiche Frottee schmeichelte der Haut. »Jeder macht mal einen Fehler.«

      »Aber doch nicht, wenn der Chef dabei ist.« Das Unglück stand dem Assistenzarzt ins Gesicht geschrieben.

      Ramona las darin wie in einem offenen Buch.

      »Sicher, er ist ein Perfektionist und will immer das allerbeste Ergebnis für seine Patienten erzielen. Aber den Kopf wird er Ihnen deshalb nicht abreißen.«

      »Da wäre ich mir an Ihrer Stelle nicht so sicher.« Dr. Gruber hatte kaum ausgesprochen, als sich die Schiebetür öffnete. Ausgerechnet Dr. Norden!

      Der Klinikchef gesellte sich zu den Kollegen ans Waschbecken. Benjamin schluckte.

      »Dr. Norden, es tut mir so leid. Das war unprofessionell und hätte nicht passieren dürfen.«

      Daniel stutzte.

      »Fehler passieren. Daran sollten Sie sie sich so schnell wie möglich gewöhnen. Schließlich sind wir alle nur Menschen«, verlangte er dann. »Entscheidend ist Ihre Reaktion darauf. Und die hat mich wirklich beeindruckt.« Er lächelte. »Statt in Panik zu geraten, haben Sie souverän gehandelt. Dadurch haben Sie weder die OP gefährdet noch dem Patienten geschadet. Was kann man mehr verlangen?« Er beugte sich über das Waschbecken und seifte sich die Hände ein.

      Benjamin stand einen Moment wie versteinert da. Versuchte zu verstehen, was er da gerade gehört hatte. Erst Ramonas Hand auf seiner Schulter weckte ihn aus seiner Versunkenheit. Mit einem Lächeln im Gesicht verließ er den Vorraum zum OP.

      *

      »Vince, jetzt warte doch!« Rebecca warf sich gegen die Glastür.

      Kalte Luft schlug ihr entgegen. Raubte ihr den Atem. Sie schlang die Arme um den Oberkörper und hastete weiter.

      Obwohl sich die ehemalige Klinikchefin Dr. Jenny Behnisch alle Mühe gegeben hatte, dass der Klinikgarten zu jeder Jahreszeit eine Oase der Erholung war, bot er jetzt einen traurigen Anblick. Die Bäume reckten nackte Äste in den grauen Himmel. Dort, wo im Sommer Stauden stolz ihre Blüten der Sonne entgegen streckten, standen nur verdorrte Stängel. Der ganze Garten wirkte wie ein riesiges

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