Chefarzt Dr. Norden Staffel 5 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Chefarzt Dr. Norden Staffel 5 – Arztroman - Patricia Vandenberg страница 31

Chefarzt Dr. Norden Staffel 5 – Arztroman - Patricia Vandenberg Chefarzt Dr. Norden Staffel

Скачать книгу

bebte.

      Schwester Josepha rollte mit den Augen.

      »An Gott glauben ist ja schön und gut. Aber das geht dann doch zu weit.«

      Milan Aydin hatte eine andere Meinung dazu.

      »Geruchsempfindungen und religiöse Wahnvorstellungen sind symptomatisch für ein Anschwellen der Temporallappen im Gehirn«, rief er und starrte auf seinen Patienten. Pirmins Gesicht verzog sich zu einer Fratze. Sein Atem ging stoßweise. Sein Körper verkrampfte sich.

      »Er krampft! Kiefersperre!« Dr. Witt packte den Bruder mit beiden Händen. Steckte ihm den erstbesten Gegenstand in den Mund, den er zu fassen bekam. »Schwester, helfen Sie mir, ihn auf die Seite zu legen«, befahl er Josepha.

      Sie packte mit an. Mit vereinten Kräften gelang es ihnen, Pirmin herumzurollen und auf der Liege festzuhalten. Sein Schlafanzug rutschte hoch. Milan Aydin erschrak. Ungläubig starrte er auf die roten Pusteln, mit denen die Flanke des Patienten bedeckt war. Sie waren vorher nicht dagewesen.

      *

      Während sich Vater und Tochter bei einem Frühstück unter Palmen stärkten, betrat Schwester Astrid das Intensivzimmer, um die Morgenwäsche zu übernehmen. Bei jedem Patienten war es das Gleiche und doch immer wieder anders.

      Kabel und Schläuche, wohin Astrid auch sah! Von der Patientin zum Überwachungsmonitor, von der Beatmungsmaschine zur Patientin. Ganz zu schweigen von den vielen Kathetern, die aus und in die Frau führten, mit entsprechenden Schläuchen und Gefäßen. Schwester Astrid schob den Wagen ans Bett, auf dem sie alle Pflegeutensilien bereitgelegt hatte.

      »So, Frau Ruhland, dann wollen wir mal«, sagte sie zu ihrer schlafenden Patientin. Wasser plätscherte, als sie den Waschlappen in die Schüssel eintauchte. Lauwarm tropfte es von ihren Händen. »Bei der Grundpflege auf einer Intensivstation könnte man meinen, man versorge ein Neugeborenes. Oder einen Mann mit Männerschnupfen.« Sie kicherte. »Bei jeder Berührung kann etwas kaputt gehen. Dabei sind Menschen sehr robust und halten einiges aus, wie man an Ihnen sieht.« Sorgfältig fuhr sie mit dem Waschlappen durch das Gesicht, bedacht darauf, die Beatmungsmaske nicht zu verschieben. »Nicht erschrecken, jetzt sind die Augen dran. Das ist wichtig, damit sich nichts entzündet. Das gilt übrigens auch für die Nase, die Sie ja nicht selbst putzen können.« Astrid tupfte um die Magensonde herum. Legte den Waschlappen zur Seite und trocknete das Gesicht mit einem weichen Tuch. »Und da sind wir auch schon bei der Zahnpflege.« Astrid legte das Tuch weg und griff nach einem langen Wattestäbchen und ein spezielles Serum. »Wussten Sie, dass bei der Mundpflege die Versorgung so individuell ist wie jeder Mensch? Zum Beispiel muss ich auf die Erkrankung des Patienten achten und darauf, welche Medikamente er bekommt.« Behutsam fuhr sie mit dem Wattestäbchen über jeden einzelnen Zahn.

      Beendet wurde das Gesichtspflegeprogramm mit einer leichten Massage. Als Astrid eine Dose aufschraubte, mischte sich ein zarter Duft nach Maiglöckchen in den Krankenhausgeruch. »Hoffentlich gefällt Ihnen unsere Gesichtspflege«, setzte sie ihren Monolog fort. Mit Fingerspitzen tupfte sie die Creme auf und massierte sie in Ingas Haut. Wahrscheinlich eine Wohltat, auch wenn die Patientin kein Lebenszeichen von sich gab. Anita stellte die Dose weg. Schon jetzt graute ihr vor dem nächsten Akt, dem Waschen des restlichen Körpers. Diese Aktion stand einem Besuch im Fitnessstudio in nichts nach. »Ein einzelner Arm wiegt im Durchschnitt 4,5 Kilogramm. Und ein Bein sogar 14.« Astrid wrang den Waschlappen aus und wollte sich ans Werk machen, als der Alarm erklang. Vier aufsteigende Töne nacheinander. Dazu blinkte ein rotes Licht. Einen Atemzug lang war sie wie versteinert. Sie stand da und starrte auf die blinkende Null auf dem Monitor gegenüber.

      »Was ist los?«

      Dr. Petzolds schrille Stimme riss Schwester Astrid zurück in die Wirklichkeit.

      »Ich habe Frau Ruhland gewaschen. Da ist plötzlich …«

      »Schon gut.« Sophie steckte die Taschenlampe weg. »Verdacht auf postoperative Hirnblutung. Sagen Sie sofort Bescheid. Frau Ruhland kommt vom CT sofort in den OP.«

      »Ja, natürlich.« Schwester Astrid stürzte davon, vorbei an Uwe und Annabel, die eben vom Frühstück zurückkehrten.

      »Inga?« Eine eiskalte Hand griff nach Uwes Herz. Seine Augen klebten auf der Ärztin. »Was ist mit ihr? Was machen Sie mit meiner Frau?« Mit jedem Wort wurde seine Stimme lauter, panischer.

      Mit fliegenden Fingern steckte Sophie Petzold die Geräte ab.

      »Behindern Sie unsere Arbeit nicht!«, herrschte sie den Ehemann an. Sie löste die Bremse am Bett und lehnte sich mit aller Kraft dagegen. Mit einem Ruck setzte es sich in Bewegung.

      Annabel zog ihren Vater aus der Schusslinie.

      »Lass sie vorbei! Du kannst sowieso nichts machen.«

      *

      »Reicht es nicht, dass unser Kandidat an dieser Allergie leidet? Muss jetzt auch noch eine Gehirnentzündung dazukommen?« Dr. Aydin saß im Rollstuhl vor seinem Chef und dachte laut nach.

      Dr. Norden hielt in seinem rastlosen Marsch inne und sah hinüber zu Milan.

      »Falsche Frage. Sie müsste vielmehr lauten: Was sagt uns das über den Zustand des Patienten?«

      »Bruder Pirmins Immunsystem ist massiv geschwächt.«

      Daniel nahm seinen Mitarbeiter ins Visier.

      »Und was könnte diese Schwäche hervorgerufen haben?«

      Milan warf die Arme in die Luft.

      »Oh Chef, ich bitte Sie! Nein, ich habe Pirmin nicht die falsche Dosis verabreicht. Ich war bei vollem Bewusstsein, als ich in die Schublade gegriffen und die Injektion herausgeholt habe. Sie glauben doch nicht im Ernst, ich würde ein Medikament verabreichen, ohne mich zu versichern, ob es das richtige ist.«

      »Ehrlich gesagt weiß ich langsam nicht mehr, was ich noch glauben soll und was nicht«, seufzte Dr. Norden und setzte sich wieder an den Schreibtisch. Zum wiederholten Male nahm er sich die Patientenakte vor. »Noch einmal von vorn: Bruder Pirmin ist wegen eines Hautausschlags zu uns gekommen. Er hat einen Herzstillstand erlitten und leidet inzwischen auch noch an Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen und einer Gehirnentzündung.«

      »Das spricht eindeutig gegen eine Allergie. Aber auch gegen Ihre Vermutung, ich hätte das Adrenalin falsch dosiert.«

      Daniel las Zeile für Zeile der Akte. Studierte das Ergebnis jeder Untersuchung, die gemacht worden war.

      »Aber mit welchem Feind haben wir es dann zu tun?« Er lehnte sich zurück und fuhr sich mit der Hand über die Augen.

      Das war einer dieser Momente, in denen Milan Aydin gern aufgesprungen und auf und ab gelaufen wäre. Einen Moment lang überlegte er, ob er im Rollstuhl vor dem Schreibtisch hin und her fahren sollte, entschied sich dann aber dagegen. Es wäre nicht dasselbe gewesen.

      »Wenn ich Bruder Pirmin jetzt zu Gesicht bekäme, würde ich eine Tropenkrankheit diagnostizieren. Fleckfieber zum Beispiel.«

      »Nette Idee. Aber erstens ist Pirmin laut eigenen Angaben nie über die Grenzen Bayerns hinausgekommen. Und zweitens passt der Herzstillstand nicht dazu«, gab Dr. Norden zu bedenken. Von draußen wehten Stimmen herein. »Wie verfahren wir also weiter?«

      Es klopfte.

      »Bruder

Скачать книгу