Monsieur Violet's Reisen und Abenteuer in Californien, Sonora und dem Westen von Texas. Фредерик Марриет

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Monsieur Violet's Reisen und Abenteuer in Californien, Sonora und dem Westen von Texas - Фредерик Марриет

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derartiges Gewebe in meine Hand eingeschlossen, ohne dass ihr Umfang merklich dadurch vergrössert worden wäre.

      In dem Gürtel steckt links das Messer und rechts der Tomahawk. Bogen und Köcher hängen an drei Zoll breiten Schwanenflaumriemen über die Schultern, während die lange, mit reichem Schnitzwerk und blanker Kupfer- oder Eisenspitze versehene Lanze horizontal an der Seite des Pferdes getragen wird. Wer einen Karabiner besitzt, befestigt denselben auf der linken Seite an einen Ring und Haken; der Schaft reicht bis an den Gürtel und die Mündung ragt ein wenig über das Knie vor.

      Die jüngeren Krieger, die keine Karabiner besitzen, führen statt derselben ein kleines Bündel von Wurfspiessen (die Ierrids der Perser), mit denen sie sehr gut umgehen können, denn ich habe oft gesehen, dass sie eine derartige Waffe auf zehn Schritte Entfernung einem Büffel zwei Fuss tief in die Seite zu werfen im Stande sind. Zu Vervollständigung ihrer Angriffsrüstung gehört noch der Lasso, ein fünfzehn Fuss langer Lederriemen von der Dicke eines kleinen Fingers, der von dem Sattelknopfe herunterhängt. Dies ist eine schreckliche Waffe, gegen die man selbst mit einer Flinte nicht gut ankämpfen kann, denn der Lasso fliegt mit der Schnelligkeit des Gedankens, und ein Versuch, sich umzuwenden und Feuer zu geben, reicht zu, um das unvermeidliche Geschick herauszufordern. Das einzige Mittel, der verhängnissvollen Schlinge zu entgehen, besteht darin, dass man die Zügel des Pferdes über den Kopf erhebt und sowohl Lanze als Karabiner diagonal von den Körper hält, zugleich aber auch mit der Rechten das Messer fasst, um es augenblicklich benützen zu können.

      Wenn unter solchen Vorsichtsmassregeln der Lasso einem über den Kopf fällt, muss er ausgleiten und der Wurf ist verloren; ist man aber behend genug, mit dem Messer die Schleife zu durchschneiden, während sie zurückgezogen wird, so gewinnt man den Vortheil oder steht doch wenigstens mit dem Gegner gleich, auf den man sich werfen kann, da er zu besserer Handhabung des Lasso Bogen, Lanze und Büchse zurückgelassen oder doch zu sehr befestigt hat, nm sie in kurzer Zeit gebrauchen zu können. Seine einzige Waffe besteht also in dem Messer und dem Tamahawk, und wenn man will, kann man jetzt seinen eigenen Lasso brauchen. In diesem Falle wendet sich die Stellung, obschon ein derartiger Kampf die grösste Gewandtheit fordert.

      Es trifft sich oft, dass ein Indianer, wenn ihm sein Lasso durchschnitten ist und der Feind gegen ihn anrückt, in vollem Galopp Büchse und Lanze von dem Boden, wo er sie fallen liess, wieder aufnimmt, und dann ist natürlich der Sieg in seinen Händen. Es gelang mir einmal, einem derartigen Lasso-Ueberfalle zu entgehen. Ich wurde von einem Krähenindianer verfolgt, der seine Schlinge dreimal vergeblich nach mir schleuderte; bei dem vierten Wurfe zerschnitt ich sie, wandte mich gegen ihn um, jagte ihm nach und erschoss ihn mit einer von meinen Pistolen. Die Schlinge bildete bei jedem Wurfe einen vollkommenen Kreis, dessen Mittelpunkt genau über meinen Kopf fiel; der Durchmesser reichte von dem Halse bis zu dem Schweife meines Pferdes, und hätte ich nicht Büchse, Lanze, Bogen und Köcher weggeworfen, so wäre ich unvermeidlich auf den Boden gezogen worden. Alle westlichen Indianer und Mexikaner sind in Handhabung dieser Waffe ausserordentlich gut erfahren.

      Vor der Ankunft des Fürsten Seravalle hatten die Shoshonen Schilde, legten dieselben aber bald als eine unnütze Belästigung ab. Die Geschicklichkeit, welche auf eine geeignete Handhabung dieser Schutzwaffe verschwendet wurde, hat jetzt einem besseren Gebrauche der Lanze Platz gemacht. Ich zweifle, ob in den Tagen der Turniere die tapferen Ritter ihren Damen eine grössere Gewandtheit zeigen konnten, als ein Shoshone im Kampfe gegen einen Arrapahoe oder eineu Krähen entwickelt.12)

      Das bewunderungswürdigste Kunststück eines Shoshouen, eines Comanchen oder Apachen, besteht übrigens in der Leichtigkeit, womit er sich bei einem Angriff auf einen Feind längs seines Pferdes herunterhängt und so dem Gegner ganz unsichtbar macht; will ihm dann der Letztere eine Wunde beibringen, so muss es durch den Leib des Thieres geschehen. Trotz dieser schwierigen und gefährlichen Lage wissen sie übrigens doch ihre Waffen mit Gewandtheit und Sicherheit zu benützen. Die Art, wie sie ihr Gleichgewicht behaupten, ist sehr einfach; sie stecken ihren rechten Arm bis zur Schulter in die Schlingen des Lasso, der, wie gesagt, an dem Sattelknopf oder um den Hals des Pferdes hängt; ihre Füsse finden einen Haltpunkt in den zahlreichen Schleifen aus Hirschleder, die vom Sattel herunterfallen. In dieser Weise bleibt ihnen der linke Arm zu Handhabung des Bogens frei; den rechten können sie soweit benützen, um den Pfeil anzuziehen, und nun ersehen sie ihre Gelegenheit, ohne so leicht ihres Zieles zu verfehlen, wenn sie nicht bereits verwundet sind. Ich bemerkte bereits oben, dass die Shoshonen auf den Rath des Fürsten Seravalle ihre Schilde bei Seite legten; aber dieser, ihr väterlicher Freund, lehrte sie auch die europäische Reitertaktik. Sie hatten Verstand genug, die Vortheile einzusehen, die daraus zu erzielen waren, und verbanden dieselbe so gut, wie möglich, mit ihrer eigenen.

      Die Shoshonen greifen nun schwadronenweise mit der Lanze an, bilden Carrées, wenden mit wunderbarer Genauigkeit und führen viele schwierige Manöver aus. Da sie jedoch ihrer eigenen Kriegsweise nicht entsagt haben, so bietet es einen höchst auffallenden Anblick, wenn man etwa fünfhundert Pferde mit tapferen Burschen im Sattel zum Kampfe anspringen und auf ein gegebenes Signal alle Reiter verschwinden sieht, während die Rosse in geschlossener Linie gleichsam aus eigenem Antrieb auf die feindlichen Krähen loszuspringen scheinen.

      Ich habe vielleicht schon zu lange bei den Sitten und Gebräuchen dieses Volkes verweilt, kann mir es aber donnoch nicht versagen, meinen Lesern noch einen Beleg von den Kenntnissen zu geben, welche die höheren Klassen besitzen. Wie oben bemerkt, sind sie gute Astronomen, und ich kann ebensogut beifügen, dass sie aus der Anschauung merkwürdige geometrische Kenntnisse gewonnen haben. Ich fragte einmal einen jungen Häuptling, wie er die Höhe einer prächtigen Fichte anschlage. Es war Nachmittags gegen drei Uhr. Er begab sich nach dem Ende des von der Fichte geworfenen Schattens, steckte einen Pfeil in den Boden und mass dann sowohl die Länge desselben, als die Länge des von ihm geworfenen Schattens: ferner mass er den Schatten der Fichte, bildete aus dem Pfeile und den beiden Schatten eine Proportion und machte mir das Resultat namhaft. So handhabte er die Regel de Tri, ohne sie zu kennen.

      Das merkwürdigste Beispiel trug sich jedoch zu, als wir einen breiten, reissenden Strom kreuzen wollten, bei welcher Gelegenheit es nöthig wurde, zum Anhaltspunkte für Ross und Reiter ein Seil hinüberzuwerfen. Es fragte sich nun, wie lang das Seil seyn müsse, das heisst, wie breit der Fluss sey. Ein alter Häuptling ritt vor, um die Aufgabe zu lösen, und that dies in folgender Weise. Er ging nach dem Ufer des Flusses und bezeichnet sich eine Stelle als Mittelpunkt; dann wählte er auf der andern Seite des Ufers rechts und links zwei Bäume, die dem Augenmass nach gleichweit von ihm abstanden. Als dies geschehen war, ritt er von dem Flusse zurück, bis er einen Punkt erreichte, der, wie ihm sein Gesicht sagte, mit den gedachten Bäumen ein gleichseitiges Dreieck bildete. Verzeichnen wir hier zur Erläuterung eine Figur:

      Er hatte in dem vorstehenden Umrisse die Bäume A und B gewählt, war nach E zurückgegangen und hatte hier seine Lanze eingesteckt. Dann ritt er in der Richtnng ED zurück, bis die Strecke dem Augenmass nach AE gleich war, und befestigte in D wieder eine Lanze. Das gleiche Verfahren beobachtete er mit EC, und in C wurde die dritte Lanze eingesteckt. Da nun die Entfernung von F zu E gerade so gross seyn musste, als die von E zu G, so brauchte er nur den Raum zwischen dem Flussufer und E zu messen, und diese von EG abzuziehen, um die gewünschte Flussbreite zu erhalten.

      Ich glaube nicht, dass diese Berechnung, die sich als vollkommen richtig erwies, länger als drei Minuten währte; auch darf man dabei nicht vergessen, dass das ganze Verfahren im Angesichte des Feindes stattfand. Kehren wir übrigens zu meiner Geschichte zurück.

      Zehntes Kapitel.

      Als ich über den unglücklichen Tod des Fürsten Bericht erstattete, habe ich bereits angegeben, dass die Krähen den Weissen, welche sich unter den Shoshonen aufhielten, nicht geneigt waren. Dieser Groll beschränkte sich jedoch nicht allein auf diesen Stamm, sondern verbreitete sich auch auf alle übrigen, die dem Buona-Venturaflusse auf zwei- oder dreihundert Meilen nahe wohnten, und es war in der That nicht zu verwundern. Seit unserer Ankunft hatten die Shoshonen einen gewissen

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