Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper. James Fenimore Cooper

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Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper - James Fenimore Cooper

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auf, um die Länge seines Fluges zu bemessen; seine gute Laune kehrte jedoch mit der Überzeugung, nicht beschädigt worden zu sein, zurück, obgleich es einige Zeit dauerte, ehe er darüber ins klare kam.

      »Wie, Monsieur?« sagte Richard, der dem Neger emsig beim Abspannen der Vorderpferde an die Hand ging, »sind Sie da? Ich dachte, ich hätte Sie eben gegen die Bergspitze hinauffliegen sehen.«

      »Gott Dank! daß ich nicht hinuntergeflog’ in der See«, entgegnete der Franzose mit einem Gesicht, in welchem sich ein Gemisch von Schmerz, veranlaßt durch ein paar schwere Schrammen, die sein Kopf beim Durchschlagen der Schneekruste erhalten, mit dem Ausdruck der Höflichkeit, die seinen schmiegsamen Zügen natürlich schien, aussprach: » Ah, mon cher Mister Dihk, was woll Sie anfang sunächst? Es ist nichts, was Sie nicht versuch.«

      »Das nächste, ich stehe dafür, wird sein, daß er fahren lernt«, erwiderte der Richter, indem er den Hirsch nebst mehreren Artikeln seines Gepäcks aus dem eigenen Sleigh in den Schnee warf. »Da sind Sitze für euch alle, meine Herren. Der Abend wird schneidend kalt, und die Stunde rückt heran, wo Herr Grant durch sein Amt in Anspruch genommen wird. Wir wollen es unserem Freund Jones überlassen, unter Agamemnons Beistand den Schaden wieder gutzumachen, und dem warmen Feuer zueilen. Da, Dick, ist einiges von Elisabeths Siebensachen, die du auf deinen Schlitten werfen kannst, wenn du ihn wieder in den gehörigen Stand gesetzt hast; auch werde ich es dir Dank wissen, wenn du diesen Hirsch, den ich geschossen, mitbringst. – Aggy! vergiß nicht, daß heute abend der Santaclaus einkehrt.«

      Der Schwarze grinste bei der Erwähnung des Lohnes, der ihm für sein Schweigen über den eigentlichen Erleger des Tieres in Aussicht gestellt wurde, während Richard, ohne im mindesten den Schluß von den Worten seines Vetters abzuwarten, seine Erwiderung begann:

      »Fahren lernen, sagst du, Vetter? Gibt es einen Menschen, der sich besser auf die Leitung der Pferde versteht als ich? Wer ritt das Fohlen zu, das niemand zu besteigen wagte? Dein Kutscher ist zwar anmaßend genug zu behaupten, er habe es vorher gezähmt, ehe ich es unter die Hände bekam; aber alle Welt konnte sehen, daß es erlogen war, denn wer kennt nicht Johns Lügenzunge? Was ist das – ein Hirsch?« – Richard verließ die Pferde und eilte zu der Stelle, wo Marmaduke das Tier abgeworfen hatte. »Wahrhaftig, ein Hirsch! Ja, da sind zwei Löcher; er hat zwei Läufe abgefeuert und ihn jedesmal getroffen. Tausend aller Welt, wie wird jetzt Marmaduke dicktun! Er zieht bei geringeren Anlässen schon die große Glocke – wie nicht erst jetzt, da er noch vor Weihnachten einen ausgewachsenen Bock geschossen! Nun ist vollends gar kein Auskommen mehr mit ihm. Es sind indessen ein paar schlechte Schüsse – reiner Zufall, reiner Zufall. Ich habe in meinem Leben nie zweimal nach einem Spalthüfler geschossen – entweder getroffen oder gefehlt – tot oder durchgebrannt. Ja, wenn es noch ein Bär oder eine wilde Katze gewesen wäre; da mag man wohl beide Läufe in Anwendung bringen. He, Aggy! wie weit stand der Richter ab, als er diesen Bock schoß?«

      »Ei, Massa Richard, mag sein gewesen zehn Ruten«, rief der Schwarze, indem er sich unter die Pferde beugte, als wolle er dort eine Schnalle befestigen, in der Tat aber, um das Grinsen zu verbergen, das ihm den Mund von einem Ohr bis zum andern verzog.

      »Zehn Ruten?« erwiderte der andere. »Aggy, der Hirsch, den ich letzten Winter schoß, war zwanzig – ja, eher dreißig als zwanzig entfernt. Ich möchte kein Tier schießen, das nur zehn Ruten von mir absteht; – außerdem, du weißt, Aggy, daß ich nur einmal feuerte.«

      »Ja, Massa Richard, weiß noch. Natty Bumppo feuern das andere Gewehr. Ihr wissen, Sir, alle Leute sagen, Natty ihn haben geschossen.«

      »Die Leute lügen, du schwarzer Schlingel«, rief Richard aufgebracht. »Ich habe in diesen vier Jahren nicht einmal ein graues Eichhörnchen schießen können, ohne daß dieser alte Schuft oder ein anderer für ihn Anspruch auf die Ehre gemacht hätte. Verwünschte neidische Welt, in der wir leben! Immer wollen die Leute von dem Ruhm, den einer verdient, etwas abfangen, damit er in ihre gemeine Sphäre herabgezogen werde. Da tragen sie sich im Patent mit einer Geschichte, daß Hiram Doolittle mir zu dem Plan des St. Pauls-Kirchturmes geholfen habe, obgleich Hiram weiß, daß es nicht wahr ist. Ich gebe zwar zu, daß ich den Riß des Paulsturms in London dabei benutzte, aber im wesentlichen ist er doch nur das Ergebnis meines eigenen Erfindungsgeistes.«

      »Ich nicht wissen, wo er herkommen«, sagte der Schwarze, indem er jeden Zug von Heiterkeit in einen Ausdruck von Bewunderung umwandelte. »Aber jedermann sagen, er wunderbar schön sein.«

      »Das darf man auch, Aggy«, rief Richard, indem er von dem Hirsch wegtrat und mit der Miene eines Mannes, in dem ein neues Interesse geweckt worden ist, auf den Neger zuging. »Ich denke, ich darf ohne Ruhmredigkeit sagen, daß es die schönste und am wissenschaftlichsten konstruierte Provinzialkirche in Amerika ist. Die Ansiedler von Connecticut sprechen zwar viel von ihrem Versammlungshaus in Wethersfield, aber ich glaube ihnen kaum die Hälfte davon; denn sie sind heillose Prahlhänse. Kaum hat man etwas zustande gebracht, dessen Wert sie anerkennen müssen, so kommen sie gleich mit etwas dazwischen; und dann ist zehn gegen eins zu wetten, daß sie sich die Hälfte, wo nicht gar das Ganze des Ruhms zueignen. Du erinnerst dich noch, Aggy, wie ich das Schild des kühnen Dragoners für den Kapitän Hollister malte; da kam denn ein Kerl, der im Dorf die Häuser mit Rötel anstrich, eines Tages zu mir und erbot sich, mir das Haarschwarz, das ich so nenne, weil es gerade wie Roßhaar aussieht, für den Schwanz und die Mähne zu mischen. Hinterdrein geht er hin und erzählt aller Welt, daß das Schild von ihm und Squire Jones gemalt worden sei. Wenn Marmaduke diesen Schuft nicht aus dem Patent jagt, so kann er meinetwegen in Zukunft sein Dorf mit eigenen Händen ausschmücken.«

      Richard hielt einen Augenblick inne und klärte seine Kehle durch ein lautes Hem, während der Neger, der die ganze Zeit über mit der Zurichtung des Schlittens beschäftigt gewesen war, sein Geschäft mit respektvollem Schweigen fortsetzte. Entsprechend den religiösen Bedenklichkeiten des Richters war Aggy nur Richards zeitweiliger Sklave, weshalb indes der Gebieter natürlich mit Recht die Achtung des jungen Negers beanspruchen konnte. Doch wenn irgendein Streit zwischen seinem gesetzlichen und seinem eigentlichen Herrn vorfiel, so fühlte der Schwarze zuviel Verehrung für beide, um einer eigenen Meinung Worte zu leihen. Inzwischen fuhr Richard fort, den Neger zu beobachten, wie dieser eine Schnalle nach der andern anzog, bis er mit einem Blick nach seinem Gehilfen, in dem sich einiges Schuldbewußtsein aussprach, fortfuhr:

      »Nun, wenn der junge Mann, der in jenem Sleigh war, ein echter Ansiedler aus Connecticut ist, so wird er jedermann erzählen, daß er meine Pferde gerettet habe, obgleich ich sie mit der Peitsche und dem Zügel weit besser vorwärts gebracht hätte, und zwar, ohne umzuwerfen, wenn er mich nur noch eine halbe Minute hätte gewähren lassen; denn ein Pferd hat’s nicht gerne, wenn man ihm eins auf den Kopf gibt. Es sollte mich nicht wundernehmen, wenn mir durch diesen Schlag der ganze Zug so verdorben wäre, daß ich die Rosse samt und sonders verkaufen müßte.«

      Richard hielt inne und hustete abermals; denn sein Gewissen schlug ihm stärker wegen des Tadels über einen Mann, der ihm eben das Leben gerettet hatte.

      »Wer ist der junge Mensch, Aggy?« fügte er bei. »Ich kann mich nicht erinnern, ihn je vorher gesehen zu haben.«

      Der Schwarze gedachte der Hindeutung auf den Santaclaus und erstattete einen kurzen Bericht, wie sie die fragliche Person auf dem Gipfel des Berges getroffen, wobei er es aber vermied, die zufällige Verwundung zu erwähnen, und nur beifügte, daß er glaube, der Jüngling sei ein Fremder. Richard war mit dieser Erklärung völlig zufrieden; denn es kam oft vor, daß Leute von hohem Rang Fremde, die sie im Schnee hinwaten sahen, in ihre Schlitten nahmen. Er hörte Aggy mit großer Aufmerksamkeit an und bemerkte dann:

      »Nun, wenn der junge Mensch nicht durch die Leute in Templeton verdorben worden ist, so läßt er sich vielleicht bescheiden an, und da seine Absicht ohne Zweifel eine gute war, so will ich einige Notiz von ihm nehmen. Vielleicht ist er ein Landjäger, Aggy

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