Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper. James Fenimore Cooper

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Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper - James Fenimore Cooper

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es dem Himmel gefallen sollte, daß sein Beistand zu spät käme, so hinterbringt ihm,« fuhr sie mit allmälig sinkender, ihr zuletzt beinahe versagender Stimme fort, »die Liebe, die Segnungen, die letzten Gebete seiner Töchter, und sagt, er solle nicht trauern über ihr frühes Ende, sondern mit demüthigem Vertrauen nach dem Ziel der Christen, wo er seine Kinder wieder begegnen werde, emporblicken!«

      Die harten, verwitterten Züge des Kundschafters begannen zu arbeiten, und als sie geendet hatte, stützte er sein Kinn auf seine Hände, in tiefes Nachdenken über den Vorschlag versunken.

      »Es liegt Vernunft in ihren Worten!« brach endlich eine Stimme aus den zusammengedrückten, bebenden Lippen hervor: »ja, und sie athmen den Geist des Christenthums; was gut und recht für eine Rothhaut ist, kann Sünde für einen Mann seyn, der keinen unächten Tropfen Blutes hat, um damit seine Unwissenheit zu entschuldigen, Chingachgook! Uncas! Hört Ihr die Worte des schwarzäugigen Weibes?«

      Er sprach jetzt in delawarischer Sprache mit seinen Genossen, und seine Rede, obgleich ruhig und bedächtlich, schien dennoch sehr entschieden. Der ältere Mohikaner hörte ihm mit feierlichem Ernste zu und schien seine Worte abzuwägen, wie wenn er die Wichtigkeit ihres Inhalts fühlte. Nach augenblicklicher Zögerung gab er durch einen Wink mit der Hand seine Zustimmung und sprach mit dem seinem Volke eigenthümlichen Nachdruck das englische »Gut!« Dann steckte der Krieger sein Messer und seinen Tomahawk wieder in den Gürtel, und schritt schweigsam auf die Ecke des Felsens zu, die von dem Gegenufer aus am wenigsten gesehen werden konnte. Hier hielt er einen Augenblick, wies bedeutungsvoll auf die Wälder unten, und sprach einige Worte in seiner Sprache, als wollte er den von ihm beabsichtigten Weg andeuten, warf sich dann in das Wasser und seine Bewegungen waren dem Auge der Zuschauer entschwunden.

      Der Kundschafter schied erst, nachdem er einige Worte mit der hochsinnigen Cora gesprochen hatte, deren Athem leichter wurde, als sie sah, daß ihre Vorstellungen Eingang fanden.

      »Weisheit,« sprach er, »wird oft auch der Jugend, wie dem Alter gegeben, und was Ihr gesprochen habt, ist weise, um nicht mehr zu sagen. Wenn man euch, das heißt Diejenigen, welche für eine Weile verschont werden, in die Wälder führt, so knickt die Zweige an den Büschen, wo Ihr geht, und macht die Merkzeichen eures Zuges so stark, als Ihr könnet. Wenn dann sterbliche Augen sie entdecken können, so verlaßt euch darauf, daß Ihr einen Freund habt, der euch eher bis ans Ende der Erde folgt, als daß er euch verließe.«

      Er schüttelte Cora liebevoll die Hand, hob seine Büchse auf, betrachtete sie einen Augenblick mit schmerzlicher Zuneigung, schob sie dann sorgfältig bei Seite, und begab sich nach der Stelle hinab, wo Chingachgook so eben verschwunden war. Einen Augenblick hing er am Felsen, und fügte bitter hinzu, indem er vorsichtig um sich blickte: »hätte das Pulver ausgehalten, so wäre diese Schande nicht über uns gekommen.« Dann ließ er seine Hand los, das Wasser schloß sich über ihm und er war gleichfalls verschwunden.

      Aller Augen waren jetzt auf Uncas gerichtet, der sich in unbeweglicher Ruhe an den rauhen Felsen gelehnt hatte, Cora zauderte einige Augenblicke; wies dann auf den Fluß und sprach:

      »Deine Freunde sind nicht mehr sichtbar geworden und jetzt wahrscheinlich in Sicherheit. Ist es nicht Zeit, daß du ihnen folgst?«

      »Uncas bleibt,« antwortete der Häuptling ruhig in englischer Sprache.

      »Um die Schrecken unsrer Gefangennehmung zu vermehren und unsre Rettung weniger möglich zu machen! Geh’ edler, junger Mann,« fuhr Cora fort, ihre Augen unter dem Blicke des Mohikaners senkend, und vielleicht im Bewußtseyn ihres Einflusses auf ihn, »geh’ zu meinem Vater, wie ich dir gesagt habe, und sey der vertrauteste meiner Boten. Sag’ ihm, er solle dir die Geldmittel anvertrauen, um die Freiheit seiner Töchter zu erkaufen. Geh’! Es ist mein Wunsch, meine Bitte, daß du gehst!«

      Der gefaßte, ruhige Blick des jungen Häuptlings ging in den Ausdruck düsterer Traurigkeit über, aber er zögerte nicht länger. Mit geräuschlosem Tritt überschritt er den Felsen und stürzte in den unruhigen Strom. Kaum wagten die Zurückgelassenen Athem zu holen, bis sie, weit im Strome hinab, sein Haupt einen Augenblick auftauchen sahen, um Luft zu schöpfen – dann verschwand er wieder und ward nicht mehr gesehen.

      Diese schnellen und anscheinend glücklichen Versuche hatten nur wenige Minuten der setzt so kostbaren Zeit weggenommen. Nach dem letzten Blicke auf Uncas wandte sich Cora mit bebender Lippe zu Heyward: »Ich habe Ihre Fertigkeit im Schwimmen rühmen hören, Duncan,« sprach sie; »folgen Sie dem Vorgang dieser einfachen, getreuen Wesen!«

      »Ist das die Treue, welche Cora Munro von ihrem Beschützer fordert?« fragte der junge Mann mit traurigem, aber bitterem Lächeln.

      »Es ist jetzt keine Zeit für eitle Spitzfindigkeiten und falsche Meinungen,« antwortete ste, »sondern ein Augenblick, wo jede Pflicht gleich erwogen werden sollte. Für uns können Sie jetzt von keinem weitern Nutzen sein, während Ihr kostbares Leben noch für andere und nähere Freunde gerettet werden kann.«

      Er antwortete nicht, aber seine Augen fielen ernst auf die schöne Gestalt Alicens, welche mit kindlicher Hingebung an seinem Arm hieng.

      »Bedenken Sie,« fuhr Cora fort, nach einer Pause, während welcher sie mit einem Schmerze zu kämpfen schien, noch bitterer als derjenige, der in ihrer Furcht seinen Grund hatte, »daß das Schlimmste, was wir erleiden können, der Tod ist, ein Zoll, denn wir alle entrichten müssen, wenn Gott ihn von uns fordert.«

      »Es gibt Uebel, welche schlimmer sind als der Tod,« entgegnete Duncan, empfindlich über ihre Zumuthung, »die aber die Gegenwart Eines, der für Sie zu sterben bereit ist, abwenden kann.«

      Cora drang nicht weiter in ihn, sie verhüllte ihr Gesicht mit ihrem Shawl, und zog die fast besinnungslose Alice hinter sich her in den tiefsten Winkel der inneren Höhle.

      Neuntes Kapitel.

       Inhaltsverzeichnis

      – – – – Sei heiter, Holde,

       Zerstreu’ mit Lächeln du des Kummers Wolk,

       Die über deiner offnen Stirne hängt.

      Der Tod der Agrippina.

      Die plötzliche, fast zauberhafte Umwandlung der wilden Scenen des Kampfes in die Stille, welche rings um ihn herrschte, wirkte auf die erhitzte Einbildungskraft Heywards, wie ein fieberhafter Traum. Obwohl alle Bilder und Vorfälle, von denen er Zeuge gewesen war, sich seinem Gedächtnisse tief eingeprägt hatten, fiel es ihm doch schwer, sich von ihrer Wirklichkeit zu überzeugen. Ungewiß über das Schicksal derer, die sich der reißenden Strömung anvertraut hatten, lauschte er Anfangs auf jedes Zeichen, jeden Laut, der den guten oder schlechten Erfolg ihres gewagten Unternehmens verkünden würde. Aber er lauschte vergeblich: mit Uncas war jede Spur von den Abenteurern verschwunden, und er blieb in gänzlicher Ungewißheit über ihr Schicksal.

      In diesem Augenblicke peinlichen Zweifels zögerte Duncan nicht lange, um sich zu blicken, ohne innerhalb des schützenden Felsen zu bleiben, was kaum noch für seine Sicherheit so nothwendig geschienen hatte. Jede Anstrengung jedoch, irgend eine Spur der Annäherung ihrer verborgenen Feinde zu entdecken, blieb eben so fruchtlos als die Nachforschung nach seinen früheren Begleitern. Die bewaldeten Ufer des Flusses schienen wieder von Allem verlassen, was thierisches Leben athmete. Der Aufruhr, welcher eben noch durch die Laubgewölbe des Waldes widerhallte, war vorüber und das Rauschen der Wasser, durch den Luftzug verstärkt oder gemindert, ertönte in unvermischter natürlicher

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