Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper. James Fenimore Cooper

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Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper - James Fenimore Cooper

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schickte ihr lustiges Klingeln durch jede Ritze des Gebäudes, und in einem Nu war alles im ganzen Hause in Bewegung.

      Auf einer nicht sehr großen steinernen Plattform hatte Richard zusammen mit Hiram vier kleine hölzerne Säulen errichtet, auf denen ein Schindeldach ruhte, – ein einfacher, bedeckter Eingang, welchen Herr Jones Portikus zu nennen beliebte. Zu dieser Plattform führten fünf oder sechs einfach übereinandergelegte steinerne Stufen, die bereits infolge der Kälte aus ihrer symmetrischen Lage gewichen waren. Doch waren dies nicht die einzigen üblen Folgen eines kalten Klimas und einer oberflächlichen Konstruktion; denn mit den Stufen mußte zugleich die Plattform sich senken – ein Umstand, dem es zuzuschreiben war, daß der obere Teil des Machwerkes in der Luft schwebte und die Basis der Säulen ungefähr um einen Schuh von ihrer Unterlage abstand. Zum Glück hatte der Zimmermann, dem die Ausführung des Portals übertragen war, den Himmel dieses klassischen Eingangs so gut an der Seite des Hauses befestigt, daß das Dach, als es von unten nicht mehr gestützt wurde, sogar die Säulen, die es tragen sollten, in der Luft schwebend erhielt. Das bildete allerdings einen unglücklichen Riß in Richards Säulenornament; aber wie das Fenster in Aladins Palast schien er nur vorhanden zu sein, um dem fruchtbaren Genie der Baukünstler ein neues Feld zu öffnen. Auch hier erwiesen sich die Vorteile der zusammengesetzten Ordnung, und es wurde nun eine zweite Ausgabe des Säulenfußes – mit Zusätzen und Verbesserungen, wie die Buchhändler sagen – veranstaltet. Natürlich wurde er größer und mit geeignetem Schnitzwerk verziert; da aber die Stufen zu weichen fortfuhren, so waren zu der Zeit, als Elisabeth in ihres Vaters Haus zurückkehrte, ein paar Keile eingetrieben worden, um die Säulen gerade zu halten und zu verhindern, daß sie sich nicht vermöge ihrer Schwere von dem Dach, das sie unterstützen sollten, trennten.

      Aus der großen Tür, die von dem Portikus ins Haus führte, tauchten zwei oder drei weibliche und ein männlicher Diener auf. Letzterer hatte keine Kopfbedeckung, war aber augenscheinlich sorgfältiger als gewöhnlich gekleidet und zeichnete sich durch seine Figur und seinen Anzug auf eine so eigentümliche Weise aus, daß er wohl eine genauere Beschreibung verdient Er war ungefähr fünf Fuß hoch, ungemein vierschrötig gebaut und hatte ein paar Schultern, die einem Grenadier Ehre gemacht haben würden. Seine kleine Gestalt wurde noch augenfälliger durch eine gebeugte Haltung, die er wohl aus keinem andern Grunde annahm, als um seinen Armen mehr Freiheit zu gestatten, die auf eine eigentümliche Weise hin und her pendelten, wenn ihr Besitzer in Bewegung war. Sein Gesicht war lang, von schöner, feuerrot gebrannter Farbe, mit einer Nase, die wie bei einem alten Mops aufgestülpt war, einem ungeheuern Mund voll schöner, weißer Zähne und ein Paar blauen Augen, welche die ganze Umgebung mit gewohnter Verachtung zu betrachten schienen. Sein Kopf betrug ein volles Viertel seiner ganzen Länge, und der Haarzopf, der hinten herunterfiel, mochte wohl ebensoviel ausmachen. Er trug einen Rock von sehr hellem braunem Tuch mit Knöpfen von der Größe eines Talers, auf denen ein ›unklarer Anker‹ abgeprägt war. Die außerordentlich langen Schöße von entsprechender Breite reichten bis über die Waden hinunter. Unter diesem Kleidungsstück bargen sich eine Weste und Hosen von rotem Plüsch, aber freilich etwas beschmutzt und abgetragen. Auf den Schuhen staken große Schnallen und in denselben weiß und blau gestreifte Strümpfe.

      Diese wunderlich aussehende Figur bezeichnete sich selbst als einen Eingeborenen der Grafschaft Cornwall auf der Insel Großbritannien. Seine Knabenzeit hatte er in der Nachbarschaft der Zinnminen und seine Jünglingsjahre als Kajütenjunge auf einem Schmugglerschiff zwischen Falmouth und Guernsey zugebracht. Aus diesem Gewerbe wurde er in den königlichen Dienst gepreßt und in Ermangelung eines Besseren zuerst als der Bediente und später als der Proviantmeister des Kapitäns in die Kajüte genommen. Hier machte er sich die Kunst zu eigen, das eine und das andere Seemannsgericht zu bereiten, und hatte dabei zugleich, wie er sich selbst rühmte, Gelegenheit, die Welt zu sehen, obschon er in Wirklichkeit, abgesehen von einer Fahrt nach einem oder zwei französischen Häfen und einem gelegentlichen Besuch von Portsmouth, Plymouth und Deal, nicht mehr von der Menschheit erblickt hatte, als wenn er auf einem Esel nach einer seiner heimatlichen Minen geritten wäre. Als er jedoch nach dem Frieden von Dreiundachtzig aus dem Seedienst entlassen wurde, erklärte er, da er nun alle zivilisierten Teile der Erde gesehen habe, auch einmal einen Abstecher zu den Wilden in Amerika machen zu wollen. Wir mögen ihm weder auf seinen kurzen Wanderungen folgen noch untersuchen, was die Auswanderungslust in ihm weckte, zumal diese bekanntlich imstande ist, bisweilen ein zartes Stadtkind zu veranlassen, der Heimat den Rücken zu kehren und bei dem Gebrüll des Niagarafalles anzulangen, ehe noch die Stundenglocken auf dem Bow in London ganz in seinen Ohren ausgeklungen hat, sondern fügen nur noch bei, daß er eines frühen Morgens, noch ehe Elisabeth in die Pension gegeben wurde, seinen Weg in Marmaduke Temples Familie fand, wo er den vielen Fähigkeiten entsprechend, die im Verlauf unserer Erzählung ans Licht treten werden, unter Herrn Jones das Amt eines Majordomo erhielt. Der Name dieses Ehrenmannes war, wie er ihn selbst aussprach, Benjamin Penguillan; nach einer wunderbaren Geschichte jedoch, die er sehr gern zu erzählen pflegte und welcher zufolge er nach Rodneys Sieg sein Schiff durch unablässiges Pumpen rettete, hatte er allgemein den Spitznamen Ben Pump erhalten.

      An Benjamins Seite drängte sich, als sei sie eifersüchtig, ihre Stellung zu halten, eine weibliche Figur von mittlerem Alter vor, deren buntes Kattunkleid mit dem scharfen Schnitt ihrer Züge, einem giftigen Gesichtsausdruck und ihrem hohen, mageren und formlosen Körper in schroffem Gegensatz stand. Die Zähne waren bis auf einige gelbe Überreste dahin, und die Haut ihrer Nase spannte sich straff über diesem Organ, während die Bedeckung des übrigen Gesichtes in tiefen Furchen um Mund und Wangen hing. Sie schnupfte sich so fleißig, daß man hätte auf die Vermutung kommen können, sie habe die Safranfarbe ihrer Lippen und der benachbarten Teile nur der Tabaksdose zu verdanken, wäre nicht das ganze Gesicht von der gleichen Farbe gewesen. Sie war eine Jungfrau, hieß Remarkable Pettibone und stand dem weiblichen Teil des Gesindes in der Eigenschaft einer Haushälterin vor. Elisabeth kannte sie nicht, da die Dame erst nach dem Tode ihrer Mutter ins Haus gekommen war.

      Außer diesen zeigten sich noch drei oder vier andere untergeordnete dienstbare Geister, meist Schwarze, unter dem Hauptportal, deren einige vom Ende des Gebäudes, wo der Eingang zur Küche im Kellergeschoß war, herzueilten.

      Dann ließ sich von Richards Hundezwinger her ein arges Getöse vernehmen, in welchem sich alle Arten Stimmen vom Geheul des Wolfshundes bis zu dem Kläffen des Terriers unterscheiden ließen. Herr Jones erwiderte diese geräuschvolle Begrüßung mit einer wechselnden Nachahmung aus seiner eigenen Kehle, worauf die Hunde, wahrscheinlich aus Scham, übertroffen worden zu sein, ihren Lärm einstellten. Nur ein stattlicher, mächtiger Bullenbeißer, der ein mit den Buchstaben M. T. versehenes Messinghalsband trug, hatte sich ruhig verhalten. Er verfügte sich mitten in dem Lärm seiner Brüder majestätisch an die Seite des Richters, von wo er sich, nachdem er einige freundliche Klapse erhalten, an Elisabeth wandte, welche sich auf ihn niederbeugte, ihn küßte und als ihren lieben ›Old Brave‹ begrüßte. Das Tier schien sie zu erkennen, als sie, auf Monsieur Le Quoi und ihren Vater gestützt, um auf dem Eis nicht auszugleiten, die Stufen hinanstieg. Es sah ihr aufmerksam nach, und als sich die Tür hinter der ganzen Gesellschaft geschlossen hatte, legte es sich in einer Hundehütte nahe beim Eingang nieder, als sei es sich bewußt, daß das Haus nunmehr einen neuen Schatz berge, den es zu bewachen habe.

      Elisabeth folgte ihrem Vater, der einen Augenblick anhielt, um die flüsternde Botschaft eines Domestiken zu vernehmen, nach einer großen Halle, die durch zwei auf hohen altmodischen Messingleuchtern steckende Kerzen nur schwach erhellt war. Die Türe schloß sich, und die Gesellschaft sah sich mit einem Male aus einer eisigen Luft in eine Wärme von über sechzig Grad Fahrenheit versetzt. In der Mitte der Halle stand ein ungeheurer Kamin, dessen Seiten von der Hitze beinahe glühten, und von dem aus eine weite gerade Röhre den Rauch durch die Decke abführte. Ein eisernes mit Wasser gefülltes Becken befand sich in der Nähe dieses Ofens – denn so mußte man ihn wohl nennen –, um in dem Raum die gehörige Feuchtigkeit zu erhalten. Die Halle war mit Teppichen belegt und mit bequemen soliden Möbeln ausgestattet, welche zum Teil aus der Stadt mitgebracht, zum Teil von den Handwerkern Templetons verfertigt worden waren. Da stand ein Seitentisch von Mahagoni, mit Elfenbein eingelegt und mit ungeheuern blanken Messinghandgriffen

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