Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper. James Fenimore Cooper

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Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper - James Fenimore Cooper

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Reichthum mit ihrer Rettung und sättige deine Rache an Einem Opfer. Der Verlust beider Töchter würde den alten Mann ins Grab bringen, und welche Genugthuung hätte dann Le Renard?«

      »Höre!« sprach der Indianer wieder, »die lichten Augen können zum Horican zurückkehren und dem alten Manne erzählen, was geschehen ist, wenn das schwarzlockige Mädchen bei dem großen Geist seiner Väter schwören will, nicht zu lügen.«

      »Was muß ich versprechen?« fragte Cora, immer noch durch ihre Fassung und weibliche Würde eine geheime Gewalt über den wilden Eingebornen behauptend.

      »Als Magua sein Volk verließ, wurde sein Weib einem andern Häuptling gegeben; er hat sich jetzt Freunde unter den Huronen gemacht und will zu den Gräbern seiner Väter an die Ufer des großen See’s zurückkehren. Die Tochter des englischen Häuptlings soll mit ihm gehen und für immer in seinem Wigwam leben.«

      So empörend auch ein solcher Vorschlag für Cora seyn mußte, so behielt sie doch, trotz ihres mächtigen Abscheus, Selbstbeherrschung genug, um, ohne eine Schwäche zu verrathen, ihm zu antworten:

      »Und welches Vergnügen würde Magua daran finden, seine Hütte mit einem Weibe zu theilen, das er nicht liebt, das einer Nation und Farbe angehört, die von der seinigen verschieden ist? Es wäre besser, er nähme Munro’s Gold und kaufte mit seinen Gaben das Herz eines Huronenmädchens.«

      Der Indianer gab ihr fast eine Minute lang keine Antwort, heftete aber seine wilden Blicke in einer so seltsamen Weise auf Cora’s Antlitz, daß sie vor Scham ihre Augen sinken ließ, die zum erstenmal einem Ausdrucke begegnet waren, den kein keusches Mädchen ertragen kann. Während sie in sich selbst zusammenschrack, fürchtend, ihre Ohren möchten durch einen noch schlimmern Vorschlag verletzt werden, antwortete Magua im Tone der schwärzesten Bosheit:

      »Als die Hiebe den Rücken des Huronen geißelten, wußte er schon, wo er ein Weib finden müßte, die Schmerzen zu büßen. Die Tochter Munro’s sollte sein Wasser schöpfen, sein Kornfeld hacken und sein Wildpret kochen. Der Leib des Graukopfes sollte unter seinen Kanonen schlafen, sein Herz aber unter Le Subtil’s Messer liegen!«

      »Ungeheuer! wohl verdienst du deinen verrätherischen Namen!« rief Cora, hingerissen von dem Gefühle empörter Kindesliebe, »nur ein Teufel konnte solche Rache ersinnen! Aber du überschätzest deine Gewalt! Du sollst finden, daß du wirklich Munro’s Herz unter deinen Händen hast, und daß es deiner äußersten Bosheit Hohn spricht!«

      Der Indianer antwortete auf diesen kühnen Trotz mit einem schrecklichen Hohnlächeln, das seinen unerschütterlichen Entschluß verrieth, und winkte sie hinweg, als wollte er die Unterredung für immer schließen. Cora, die bereits ihre Uebereilung bereute, mußte gehorchen: denn Magua verließ sie sogleich und trat auf seine gefräßigen Gesellen zu. Heyward eilte dem aufgeregten Mädchen entgegen und fragte sie über das Ergebnis der Unterredung, welche er in einiger Entfernung mit dem lebhaftesten Antheil beobachtet hatte. Da sie aber Alicens Angst nicht erhöhen wollte, wich sie einer bestimmten Antwort aus und verrieth blos durch ihre bleichen Züge und die unruhigen Blicke, die sie auf alle Bewegungen ihrer Feinde heftete, daß sie Nichts ausgerichtet habe. Auf die wiederholten und ernstlichen Fragen ihrer Schwester über ihr wahrscheinliches Schicksal antwortete sie nur dadurch, daß sie mit einer Bestürzung, die sie nicht mehr bewältigen konnte, auf die dunkle Gruppe hindeutete, und, Alice an ihr Herz drückend, laut ausrief:

      »Dort! dort! lies unser Schicksal in ihren Gesichtern! Bald werden wir’s sehen! Bald!«

      Die Geberden und die gebrochene Stimme Cora’s sprachen deutlicher als alle Worte und richteten schnell die Aufmerksamkeit auch ihrer Begleiter auf eine Stelle, auf die ihr eigener starrer Blick mit einer Spannung geheftet war, der nur in der Wichtigkeit des Augenblicks Erklärung fand.

      Als Magua die Rotte lungernder Wilden, die, nachdem sie ihr ekelhaftes Mahl mit gieriger Gefräßigkeit verschlungen hatten, in thierischer Trägheit auf dem Boden ausgestreckt lagen, erreicht hatte, begann er, sie mit der Würde eines indianischen Häuptlings anzureden. Seine ersten Worte hatten die Wirkung, daß seine Zuhörer mit den Zeichen ehrfurchtsvoller Aufmerksamkeit sich erhoben. Da der Hurone in seiner Muttersprache redete, so konnten die Gefangenen, obgleich von den Eingebornen aus Vorsicht im Bereiche ihrer Tomahawks gehalten, nur aus den bedeutungsvollen Geberden, womit der Indianer stets seine Beredsamkeit beleuchtet, auf den Inhalt seiner Worte schließen.

      Anfangs waren Magua’s Worte und Bewegungen ruhig und bedächtig. Als er aber die Aufmerksamkeit seiner Kameraden hinlänglich rege gemacht hatte, schloß Heyward aus seinem öfteren Hindeuten nach der Gegend der großen Seen, daß er von dem Lande ihrer Väter und ihrem entfernten Stamme spreche. Häufige Beifallsbezeigungen folgten und mit dem ausdrucksvollen »Hugh!« sahen die Zuhörer einander an, als wollten sie ihre Zufriedenheit mit dem Redner zu erkennen geben. Le Renard war zu gewandt, um seinen Vortheil nicht zu benützen. Er sprach jetzt von dem langen, mühevollen Wege, den sie zurückgelegt, seitdem sie ihre weiten Jagdgehege und ihre Dörfer verlassen hätten, um mit den Feinden ihrer canadischen Väter zu kämpfen. Er zählte die Krieger ihrer Partei auf, ihre zahlreichen Waffenthaten, ihre der Nation geleisteten Dienste, ihre Wunden und die Zahl der Skalpe, die sie gewonnen hätten. Wenn er auf einen der Anwesenden anspielte (und der schlaue Indianer vergaß keinen), strahlten die Züge des Geschmeichelten vor Entzücken, und er säumte nicht, die Wahrheit seiner Worte durch Geberden des Beifalls zu bekräftigen. Jetzt sank die Stimme des Sprechers, und die lauten, lebhaften Siegestöne, womit er ihre glücklichen Erfolge und Großthaten aufgezählt hatte, verstummten. Er beschrieb Glenn’s Wasserfall, die unzugängliche Felseninsel mit ihren Höhlen, ihren zahllosen Strudeln und Wasserwirbeln; sprach den Namen la longue Carabine aus und brach ab, bis der Wald unter ihnen das letzte Echo eines lauten und langen Geheuls widertönt hatte, womit der verhaßte Name aufgenommen wurde. Er deutete auf den jungen Kriegsgefangenen und beschrieb den Tod eines beliebten Kriegers, der von seiner Hand in die tiefe Schlucht gestürzt worden war. Er schilderte nicht nur das traurige Loos dessen, der zwischen Himmel und Erde hängend, der ganzen Truppe ein so gräßliches Schauspiel dargeboten hatte, sondern stellte von Neuem die Schrecken seiner Lage, seine Standhaftigkeit und seinen Tod an den Aesten eines jungen Baumes dar und schloß mit einer kurzen Angabe der Art und Weise, wie jeder ihrer Freunde gefallen war, wobei er nicht versäumte, ihren Muth und ihre Verdienste rühmend anzuerkennen. Als diese Aufzählung der Ereignisse zu Ende war, wechselte seine Stimme ihre Töne abermals und wurde klagend, sogar melodisch in ihren tiefen Kehllauten. Er sprach jetzt von den Weibern und Kindern der Erschlagenen, ihrer Verlassenheit, ihrem leiblichen und geistigen Elend, ihrer Entfernung, und dem Unglück, noch nicht gerächt zu seyn. Dann erhob er plötzlich seine Stimme zu furchtbarer Kraft und rief:

      »Sind die Huronen Hunde, daß sie Solches ertragen? Wer soll dem Weibe Menowana’s sagen, daß die Fische seinen Schädel haben und sein Volk noch nicht Rache genommen? Wer wagt es, der Mutter Wassawattimie’s, dem stolzen Weibe, mit unblutigen Händen unter die Augen zu treten? Was soll man den alten Männern sagen, wenn sie nach Skalpen fragen, und wir ihnen kein Haar von einem weißen Schopfe vorweisen können? Die Weiber werden mit Fingern auf uns deuten. Ein schwarzer Flecken haftet auf dem Namen der Huronen, mit Blut muß er abgewaschen werden!«

      Seine Stimme verhallte unter dem Rachegeschrei, das in die Lüfte erscholl, als ob der Wald, statt der winzigen Rotte, von dem ganzen Stamme angefüllt wäre. Während dieser Anrede konnten die bei dem Erfolge des Redners am meisten Betheiligten in den Mienen der Zuhörer die Fortschritte des Redners nur zu deutlich erkennen. Seine Klage und sein Leid hatten diese durch Mitgefühl und Trauer, seine Behauptungen durch Geberden der Bekräftigung und sein Ruhmreden mit dem lauten Frohlocken der Wilden beantwortet. Wenn er von Muth sprach, waren ihre Blicke fest und entsprechend; wenn er auf ihre Verluste anspielte, glühten ihre Augen vor Wuth; als er auf die Schmähungen der Weiber kam, senkten sie beschämt ihre Häupter; wie er aber auf die Mittel zur Befriedigung ihrer Rache wies, berührte er eine Saite, die noch nie verfehlt hatte, in der Brust eines

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