Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper. James Fenimore Cooper

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Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper - James Fenimore Cooper

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seinem Edelmuth sich nur aus einer so gedrückten Stimmung erklären ließ. Der Kundschafter führte Heyward bei Seite und theilte ihm mit, daß er den Veteranen unter dem Schutze Chingachgook’s an einem sicheren Orte unterbringen wolle, während er und Uncas unter dem Volksstamm, den sie mit Grund für Delawaren halten durften, Nachforschungen anstellen wollten. Nachdem er ihm wiederholt seinen Rath ertheilt und die nöthigen Vorsichtsmaßregeln angegeben hatte, sprach er endlich in feierlichem Ton und mit einer Wärme des Gefühls, die Duncan tief bewegte: »Und nun segne Euch Gott! Ihr habt einen Muth gezeigt, wie ich ihn liebe; er ist das Angebinde der Jugend, mehr noch eines warmen Blutes und kühnen Herzens. Aber glaubt der Warnung eines Mannes, der Gründe genug für die Wahrheit seiner Worte hat. Ihr werdet all eurer Mannheit und schärferen Verstandes bedürfen, als man aus den Büchern lernt, um einen Mingo zu überlisten, oder seinen Muth zu übertreffen. Gott segne Euch! Wenn die Huronen Herren Eures Skalpes werden, so verlaßt Euch auf das Wort eines Mannes, der zwei tapfere Krieger in seinem Rücken hat; sie sollen ihren Sieg theuer bezahlen – ein Leben für jedes Haar. Noch einmal, junger Herr, die Vorsehung segne Eure gute Sache, vergeßt nicht, daß, um diese Schelme zu täuschen, Dinge erlaubt sind, für die ein Weißer sonst nicht geschaffen ist.«

      Duncan schüttelte seinem würdigen und widerstrebenden Gefährten mit Wärme die Hand, empfahl den betagten Freund auf’s Neue seiner Fürsorge und gab, seine freundlichen Wünsche erwiedernd, David das Zeichen zum Aufbruch. Hawk-eye sah dem hochsinnigen, abenteuerlichen jungen Manne mehrere Augenblicke mit unverholener Bewunderung nach, schüttelte dann bedenklich das Haupt, wandte sich und begab sich mit seinen Begleitern in den Schutz des Waldes.

      Der Weg, den Duncan und David gingen, führte gerade über die Lichtung längs des Biberteiches hin. Als Heyward sich allein mit einem Menschen sah, der, bei seiner Einfalt, so wenig im Stande war, in Fällen der Noth Beistand zu leisten, fing er an, der Schwierigkeiten seiner Aufgabe sich erst recht bewußt zu werden. Das verschwindende Tageslicht erhöhte noch das düstere Aussehen der öden und rauhen Wildniß, die sich nach jeder Richtung hin erstreckte, und selbst die Stille der kleinen, so stark bevölkerten Hütten hatte etwas Unheimliches. Während er diese staunenswerthen Baue und die wundervollen Vorsichtsmaßregeln ihrer scharfsinnigen Bewohner betrachtete, drang sich ihm auf, daß selbst die Thiere in dieser weiten Wildniß einen Instinkt besäßen, der sich beinahe der Vernunft des Menschen vergleichen dürfe, und konnte nicht ohne Bangigkeit an den ungleichen Kampf denken, in den er sich so unbesonnen gestürzt hatte. Dann trat wieder in glühenden Farben Alicens Bild, ihr Unglück, die Gefahr, in der sie schwebte, vor seine Seele, und alles Bedenkliche seiner eigenen Lage war vergessen. Er munterte David auf und ging mit dem leichten, kräftigen Schritt unternehmenden Jünglingsmuthes dahin.

      Nachdem sie beinahe in einem Halbkreis um den Teich gegangen waren, verließen sie den Lauf des Wassers und erstiegen eine kleine Anhöhe auf der Niederung, über welche sie wanderten. Binnen einer halben Stunde kamen sie an den Saum einer zweiten Lichtung, wie es schien, gleichfalls das Werk der Biber, von diesen scharfsichtigen Thieren aber wahrscheinlich aus irgend einem Grunde um der günstigern Stelle willen, die sie jetzt inne hatten, verlassen. Ein sehr natürliches Gefühl ließ Duncan einen Augenblick zögern, als scheue er sich, den Schutz des Waldpfads aufzugeben, einem Manne gleich, der alle seine Energie für ein gewagtes Unternehmen aufbietet, in welchem er ihrer, wie er sich insgeheim sagt, in vollem Maße benöthigt ist. Er benutzte die kleine Pause, sich durch einige flüchtige, eilige Blicke, so weit als möglich, zu unterrichten. Auf der entgegengesetzten Seite der Lichtung und nahe der Stelle, wo der Bach von einer höheren Fläche über Felsenstücke herabfiel, entdecke er fünfzig bis sechszig Wohnstellen, ganz roh aus Baumstämmen, Zweigen und Erde aufgebaut. Sie standen ohne Ordnung durch einander und schienen mit wenig Rücksicht auf Zierlichkeit und Schönheit errichtet. Wirklich so weit blieben sie hinter dem Dorfe, das Duncan so eben gesehen hatte, in jenen beiden Beziehungen zurück, daß er eine zweite, nicht geringere Ueberraschung zu erwarten begann. Dieser Eindruck verminderte sich auch keineswegs, als er in zweifelhaftem Dämmerlicht zwanzig bis dreißig Gestalten erblickte, die sich aus dem Verstecke des hohen, rauhen Grases vor den Hütten abwechselnd erhoben, und dem Auge wieder entschwanden, als ob sie in die Erde schlüpfen wollten. So plötzlich und flüchtig gesehen, erschienen sie mehr wie finstere Gespenster oder andere übermenschliche Wesen, denn als Geschöpfe, aus dem gewöhnlichen Stoffe von Fleisch und Blut gebildet. Eine hagere, nackte Gestalt ward für einen Augenblick sichtbar, warf ihre Arme wild in die Luft und plötzlich war ihre Stelle wieder leer. Mit einemmal erschien sie weit davon von neuem, oder machte einer andern von eben so räthselhaftem Aussehen Platz. Als David bemerkte, daß sein Begleiter zögerte, folgte er der Richtung seines Blickes und rief Heyward einigermaßen zur Besinnung zurück, indem er sagte:

      »Hier ist viel fruchtbarer, unbebauter Boden, und ich darf, ohne den sündhaften Sauerteig des Selbstlobs, wohl hinzufügen, daß seit meinem kurzen Aufenthalt in diesen Hütten des Heidenthums viel guter Same, aber leider nur auf den Weg, ausgestreut worden ist.«

      »Diese Stämme lieben die Jagd mehr, als Arbeit und Landbau,« antwortete der arglose Duncan, noch immer auf die Gegenstände seiner Verwunderung schauend.

      »Es ist eher Freude, als Arbeit für den Geist, die Stimme zum Lob zu erheben; aber diese Jungen mißbrauchen ihre Gaben auf eine traurige Weise; selten habe ich Knaben ihres Alters gefunden, welche die Natur so freigebig mit der Anlage zum Psalmgesang beschenkt hätte; und gleichwohl vernachlässigt sie Niemand mehr. Drei Nächte hab’ ich hier verweilt, und zu drei verschiedenen Malen die Unholde zu einem heiligen Gesang versammeln wollen, und eben so oft haben sie meine Bemühungen mit einem Geheul und Geschrei erwiedert, daß es mir das Herz durchschnitt.«

      »Von wem sprechet Ihr?«

      »Von den Teufelskindern dort, welche die kostbare Zeit mit so eiteln Possen vergeuden. Ach, der heilsame Zwang der Kinderzucht ist bei diesem sich selbst dahingegebenen Volke wenig bekannt. In diesem Lande der Birken sieht man keine Ruthe; und es sollte Einen nicht Wunder nehmen, daß die kostbarsten Segnungen des Himmels zu solchen Mißtönen verschwendet werden.«

      David hielt sich die Hände vor die Ohren gegen das schrille Geheul der jungen Horde, das den ganzen Wald erfüllte, Duncan aber verzog die Lippe zu einem Lächeln, als spotte er über seinen eignen Aberglauben, und sprach dann mit festem Tone:

      »Wir wollen weiter gehen.«

      Ohne die Schutzmittel von den Ohren zu entfernen, willfahrte der Singmeister, und sie verfolgten zusammen ihren Weg nach den Zelten der Philister, wie David sich zuweilen auszudrücken liebte.

      Dreiundzwanzigstes Kapitel.

       Inhaltsverzeichnis

      Spricht auch des Waldes edles Thier

       Sein Recht an in dem Jagdrevier;

       Gibt man dem Hirsche Raum und Frist,

       Eh’ springt der Hund, der Bogen zischt: –

       Wo, wie den Schleicher Fuchs man schlägt,

       Wann man ihn fängt, doch Niemand frägt.

      Die Jungfrau vom See.

      Nicht leicht findet man die Lager der Eingebornen gleich denen der besser unterrichteten Weißen von bewaffneten Kriegern bewacht. Von dem Nahen jeder Gefahr, während sie noch ferne ist, wohl unterrichtet, bleibt der Indianer im Allgemeinen sicher mit seiner Kenntniß der Zeichen des Waldes und im Vertrauen auf die langen und schwierigen Pfade, die ihn von den gefürchtetsten Gegnern trennen. Der Feind, der durch ein glückliches Zusammentreffen von Umständen Mittel gefunden, die Wachsamkeit der Kundschafter zu täuschen, begegnet in der Nähe ihrer Wohnungen

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