Dr. Norden Extra Box 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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»Aber sie ist genauso, wie ich mir mein Kind vorstelle, so hübsch, und ich kann auch schon mit ihr reden.«
Adam seufzte schwer. Er wußte, daß man Kim nicht leicht ausreden konnte, was sie sich in den Kopf gesetzt hatte, aber ihm ging das doch zu weit, obgleich er seiner hübschen Frau sonst jeden Wunsch erfüllte, der ihm möglich war.
»Jetzt bring ihr was zu essen, ich muß zur Arbeit«, sagte er.
»Jetzt schon?« schmollte sie.
»Ich muß Überstunden machen, wenn wir noch jemand durchfüttern wollen.«
Er gab ihr einen Kuß und ging. In seiner Jackentasche steckte die Zeitung mit der Suchmeldung. Ein Mr. Roberts im Penta-Hotel nahm Hinweise entgegen. Auch die Telefonnummer stand dabei, aber Adam Rafter hielt es für besser, persönlich hinzugehen, denn Kim sollte keinesfalls Schwierigkeiten bekommen.
Als er das Hotel betrat, wäre er am liebsten gleich wieder umgekehrt, weil er sich fehl am Platz fühlte, aber dann dachte er daran, daß es mit jedem Tag, an dem die kleine Laura bei ihnen war, schlimmer werden könnte für seine Kim.
Er machte sich Mut und fragte nach Mr. Roberts. Er wurde gleich sehr höflich behandelt und nach einem kurzen Telefonat von einem Boy zu einer Suite gebracht.
Julian hatte einen Angestellten vorgeschoben, damit sein Name nicht in die Zeitung kam, aber er war anwesend, um Adam zu empfangen, der einen guten Eindruck auf ihn machte und stockend erklärte, daß er auf die Suchmeldung käme.
»Können Sie einen Hinweis geben?« fragte Julian freundlich, da er merkte, wie unsicher der junge Mann war.
»Ja, eigentlich schon, aber ich möchte Sie erst was fragen, Mr. Roberts.«
»Fragen Sie nur. Wenn es um eine Belohnung geht, kann ich sagen, daß diese sehr annehmbar sein wird.«
»Darum geht es nicht allein, wenn wir ein bißchen Geld auch brauchen könnten. Es geht eigentlich um meine Frau. Sie liebt Kinder über alles, und als sie das weinende kleine Mädchen fand, floß sie gleich über vor Mitgefühl und nahm es mit nach Hause. Ich möchte gleich richtigstellen, daß sie das Kind nicht entführt hat.«
»Ich glaube es Ihnen, fahren Sie fort.«
»Die Kleine war so müde, daß sie gar nicht reden konnte. Kim hat sie gleich zu Bett gebracht, und sie hat durchgeschlafen bis heute nachmittag. Ich hatte die Anzeige in der Zeitung gelesen und es Kim gesagt, aber sie will sich nicht von dem Kind trennen. Sie ist gut zu der Kleinen, das müssen Sie glauben, und sie begreift auch nicht, daß es Unrecht wäre, sie zu behalten. Sie meint, daß das Kind verstoßen wurde, daß keiner von den Eltern es richtig will.«
»So ist es aber nicht, Mr. Rafter. Lauras Mutter sucht ihr Kind verzweifelt, und ihr wurde sehr weh getan von Santorro.«
»Man sollte es nicht glauben, daß so ein Mann so abscheulich handeln kann. Ich habe das alles gelesen, was in der Zeitung stand. Man will es nicht glauben, und doch ist es so.«
»Sagen Sie mir, wo Laura ist?« drängte Julian.
»Ich sage es Ihnen, aber Kim darf nicht erfahren, daß ich es Ihnen gesagt habe. Und bitte, gehen Sie freundlich mit ihr um, mehr will ich nicht.«
»Wenn ich das Kind gesund in Empfang nehmen kann, werden Sie fünftausend Dollar von mir bekommen, Mr. Rafter. Es könnte auch ein Trostpflaster für Ihre Frau sein.«
»Geben Sie es ihr, und bitte sagen Sie nicht, daß ich hier war.«
»Ich werde mir schon etwas einfallen lassen. Jedenfalls bin ich Ihnen zu großem Dank verpflichtet.«
»Ich will nur nicht, daß Kim Schwierigkeiten bekommt. Sie ist eine gute, anständige Frau, die jedem hilft.«
*
Adam hatte noch gesagt, daß er zur Nachtschicht müsse, und Julian überlegte nun, wie er am besten vorgehen solle. Selbstverständlich wollte er das ohne Polizei abwickeln. Er hatte die Adresse und schaute auf dem Stadtplan nach, wie er am besten dorthin gelangen könnte. Es war nicht allzu schwierig zu finden. Er kaufte noch eine Puppe und ein paar Plüschtiere, Schokolade und Kekse und für Kim eine große Pralinenschachtel. Dann fuhr er los.
Auf der Fahrt dachte er an Jessica und was sie wohl sagen würde, wenn er ihr Laura brachte. Ein Lächeln legte sich bei diesen Gedanken um seinen Mund, es war ein weiches, zärtliches Lächeln.
Er konnte es kaum erwarten, das Kind in die Arme zu schließen und atmete erleichtert auf, als er vor dem hübschen, kleinen Haus hielt, das verriet, daß seine Bewohner sehr ordentliche Leute waren.
Er läutete. Es dauerte ziemlich lange, bis Kim öffnete. Ihr Gesicht bekam gleich einen ängstlichen Eindruck, als sie den fremden Mann vor sich stehen sah, obwohl Julian bestimmt nicht furchterregend wirkte.
»Mrs. Rafter? Mein Name ist Vreden«, sagte er.
»Wir kaufen nichts«, stieß sie hervor.
»Ich will nichts verkaufen, ich will Ihnen eine Belohnung bringen, weil Sie Laura gefunden haben.«
Sie war überrumpelt. »Wer hat Ihnen das gesagt?« fragte sie aufgeregt.
»Jemand, der Sie mit dem Kind gesehen hat, teilte es mir mit.«
»Es ist aber nicht Laura«, flüsterte sie, »es ist ein armes kleines Mädchen.«
»Können Sie sich nicht denken, wie sehr die Mutter sich nach ihrem Kind sehnt, Mrs. Rafter?«
»Warum hat sie sich dann nicht um ihr Kind gekümmert und es diesem schrecklichen Mann überlassen? Das tut eine gute Mutter nicht. Ich würde mein Kind nie hergeben.«
»Lauras Mutter wollte das auch nicht. Man hat ihr das Kind auf ganz gemeine Weise weggenommen.«
Er wußte nicht, daß Laura lauschte und alles hörte. Und ihr kleines Herz schlug wieder schmerzhaft.
Sie öffnete leise die Tür und ging auf Zehenspitzen zu Kim, die jetzt jammervoll schluchzte. Sie sah Julian nicht an.
»Du mußt nicht weinen, Kim, du wirst bestimmt ein Baby bekommen«, flüsterte sie.
»Ich bin doch schon groß, und ich möchte sehr gern wieder zu meiner Mummy, das mußt du verstehen. Du hast mir doch auch versprochen, daß du mich zu Mummy bringst.«
»Ich habe dich doch so lieb, Laura«, schluchzte Kim.
»Du warst auch sehr lieb zu mir.«
»Und dafür möchte ich mich im Namen von Lauras Mutter herzlich bedanken, Mrs. Rafter. Vielleicht kann die ausgesetzte Belohnung Sie trösten.«
»Ich will keine Belohnung, ich möchte ein Baby haben.«
Laura streichelte ihr die Wange. »Du wirst schon eins bekommen. Ich bete jeden Tag dafür, Kim, und ich schreibe dir auch, wenn ich bei Mummy bin.«
Kim hielt sie in ihren Armen und streichelte und küßte sie. Dann sah sie Julian an.
»Es