Toxische Männlichkeit. Sebastian Tippe
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Studien über die Häufigkeit gibt es bisher kaum – nur in Kamerun wurden im Auftrag der GIZ und in Zusammenarbeit mit dem „Institut pour la Recherche, le Développement socioéconomique et la Communication” (IRESCO) in den Jahren 2006 und 2013 zwei Studien zum Thema durchgeführt. Waren im Jahr 2006 noch 23,8 % der Mädchen in Kamerun betroffen, so ist die Zahl bis 2013 auf 11,8 % gesunken. Dies ist vor allem auf Aufklärungskampagnen vor Ort zurückzuführen. […] Allerdings schwanken die Zahlen innerhalb Kameruns stark: So sind im Norden Kameruns nur 7 % der Mädchen und Frauen betroffen, während es rund 53 % in der Littoral-Region rund um Douala sind.“ (ebd.) Wie die Frauenrechtsorganisation weiter ausführt, sind die psychischen und physischen Folgen und Schäden für die Mädchen und Frauen enorm: „Neben den starken Schmerzen während der Prozedur selbst sind auch die kurz- und langfristigen Folgen des Brustbügelns für die Mädchen und Frauen schwerwiegend. Narben, Zysten und Abszesse in der Brust, Infektionen und Fieber, starker Juckreiz, Anomalien der Form, ungleichgroße Brüste, eine Verkleinerung des Volumens und Hängebusen sind häufige körperliche Folgeschäden. Außerdem können viele Betroffene später nicht mehr oder nur mit großen Schwierigkeiten stillen. Dies bringt die jungen Mütter zusätzlich in eine wirtschaftlich schwierige Lage, da Babyfläschchen und insbesondere Milchpulver in Westafrika nur sehr schwierig und teuer zu bekommen sind. Besonders gravierend sind die psychischen Folgeschäden, oftmals posttraumatische Belastungsstörungen. Betroffene Frauen berichten von Panikattacken und einem verminderten Selbstwertgefühl bis hin zum Selbsthass. Sie verstecken ihren Körper und möchten nicht berührt werden. Das führt häufig zu Problemen in der Partnerschaft.“ (ebd.) Die Gründe sind, wie TERRE DES FEMMES e. V. konstatiert, patriarchal geprägt: Es geht um Kontrolle über die sexuellen Beziehungen der Mädchen und um einen vermeintlichen Schutz vor Übergriffen, Vergewaltigungen und Frühschwangerschaften. „Letztlich sind es also die Mädchen, die für die Angst vor männlichen Übergriffen mit der Verstümmelung ihrer Brust zahlen müssen.“
Die Jagd
Das Bild des (männlichen) Jägers ist ein archaisches, wobei es dieses – wie es in den gesellschaftlichen Köpfen verankert ist – so nie gegeben hat. Das Bild des Jägers ist Teil toxischer Männlichkeitsvorstellungen und findet sich in vielen Bereichen wieder: Von der Tierjagd bis hin zu der toxischen Formulierung „Jagd nach Frauen“, wobei in diesem Kontext perverserweise der Zusammenhang zum Töten von Tieren durch die Formulierung „Jagd nach Frischfleisch“ hergestellt wird. Dies ist eine Weiterführung toxischer männlicher Einstellungen und Verhaltensweisen und reiht sich in Vergewaltigungen und Femizide ein. Weitere aus der Tierjagd entlehnte Formulierungen, die ebenfalls auf Frauen angewendet werden, sind: „Beute machen/Beute erlegen“ oder „auf die Pirsch gehen“. Der Begriff „Stalking“ stammt ursprünglich ebenfalls aus der Jägersprache und steht dort für das Jagen oder auch Hetzen. Die männliche Zuschreibung beim Töten – ähnlich wie es in allen Bereichen von Kampf, Krieg und Mord der Fall ist – schlägt sich auch in den Zahlen der Jagdscheine nieder: Kurz vor der Jahrtausendwende waren 99 % aller Tierjagenden mit einer offiziellen Erlaubnis Männer, im Dezember 2019 lag der Anteil immerhin noch bei 93 % Männern (vgl. Jagdverband e. V. 2019).
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