Black Heart - Die gesamte erste Staffel. Kim Leopold
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Читать онлайн книгу Black Heart - Die gesamte erste Staffel - Kim Leopold страница 17
Mikael greift nach meiner Hand und schließt meine Finger um einen Gegenstand.
Ein Dolch!
❤
Einige Zeit später habe ich es tatsächlich hinbekommen, ein kleines Feuer zu machen, in dessen Flamme ich den Dolch erhitzen kann, sobald ich den Pfeil entfernt habe. Ich setze mich neben Mikael und taste vorsichtig nach ihm. Ich öffne seine Weste und stelle fest, dass er darunter ein Hemd ohne Knöpfe trägt.
»Ich fürchte, ich muss deine Kleidung zerschneiden«, erkläre ich ihm leise. Da er nicht reagiert, fahre ich mit meiner Arbeit fort und nutze meine freie Hand, um seine Haut vor der Klinge zu schützen. Jetzt kommt es mir zugute, dass ich ein Huhn schlachten kann. Nicht, dass ich ihn schlachten wollen würde, aber dadurch kann ich wenigstens mit einem Dolch umgehen.
Als ich ihn kurz darauf von seiner Oberbekleidung befreit habe, taste ich noch einmal nach dem Pfeil und befühle Mikaels Brust, um zu erspüren, ob der Pfeil durchgegangen ist. Die Haut auf der Vorderseite ist glatt, aber ich kann die Pfeilspitze deutlich unter seiner Haut ertasten. Mikael spürt mein Zögern.
»Ich sterbe, wenn du es nicht tust, Freya.«
Das hilft mir dabei, eine Entscheidung zu treffen. »Gut, auf drei.« Ich umfasse den Pfeil hinten am Schaft und atme tief durch. »Eins.« Dann ziehe ich. Mikaels Schrei dröhnt mir in den Ohren, doch der Pfeil hat sich kaum bewegt.
»Wenn das ein Pfeil mit Widerhaken ist, musst du ihn rausdrücken«, keucht er leise.
»Was?« So habe ich mir das nicht vorgestellt. Ich habe gehofft, ich könnte ihn einfach rausziehen, die Wunde verschließen und verbinden und ihn dann mit Kräutern gesundpflegen. Aber ihm noch mehr Schmerzen zufügen?
Ich lasse los und atme ein paar Mal tief durch, um mir zu überlegen, wie ich ihn gleichzeitig festhalten und genug Kraft aufwenden kann, um den Pfeil durch seine Brust zu drücken. Allein der Gedanke daran verursacht mir schon Übelkeit.
Ich sterbe, wenn du es nicht tust.
Ich sterbe, wenn du es nicht tust.
Ich sterbe, wenn du es nicht tust.
Fest entschlossen nicke ich. Zuerst trenne ich mit dem Dolch die Federn des Holzschaftes ab. Dann lege ich mich hinter Mikael, um einen Arm unter seinem Kopf durch zu schieben und ihn damit in eine Position zu ziehen, in der seine Schulter nicht auf dem Boden liegt. Ich umfasse den Pfeil und schließe die Augen, bevor ich mit aller Kraft drücke.
Das Geräusch der Pfeilspitze, die seine Brust durchbohrt, ist grauenvoll. Er schreit so laut auf, dass ich glaube, er hat jedes Tier im Umkreis von einer Meile aufgeschreckt. Ich halte ihn fest umklammert, damit er sich nicht zu wild bewegen kann. Plötzlich verstummt er, und sein Körper sackt in meinem Arm zusammen.
Ich lasse locker, um den Pfeil mit einem Ruck vorne aus seinem Körper zu ziehen.
Meine Finger sind klebrig von seinem Blut, als ich nach dem Dolch taste, um ihn in die Flammen zu halten. Einige Augenblicke später ist die Klinge bereits heiß genug, um damit die Wunde zumindest einigermaßen zu verschließen. Ich beiße mir auf die Lippen, bevor ich die Eintrittswunde mit meiner Hand suche und dann die Klinge draufdrücke. Der Geruch von verbranntem Fleisch und die Erinnerung an meine Mutter dabei lässt mich würgen. Ich halte die Luft an und wische mir die Tränen aus den Augenwinkeln, bevor ich das Gleiche mit der Vorderseite mache. Anschließend verbinde ich seine Schulter mit meinem Tuch. Es ist nur ein provisorischer Verband, aber besser als nichts.
Mikael ist noch immer ohnmächtig, was vielleicht besser so ist. Ich will mir gar nicht vorstellen, wie schrecklich die Schmerzen sein müssen. Ich lege ihm sein Hemd über den Oberkörper, um ihn zumindest etwas vor der Kälte zu schützen. Anschließend werfe ich den Pfeil in die Flammen und nehme mir den Dolch, um zum Bach zu gehen und mich von seinem Blut zu reinigen.
Saga schnaubt, als ich erneut an ihr vorbeikomme. Ich bleibe stehen, strecke eine Hand in ihre Richtung aus und warte, bis sie ihre Nüstern an meine Handfläche schmiegt, bevor ich ihren Nasenrücken streichle. »Hab keine Angst. Ich habe deinen Herrn gerettet.«
❤
Mit der Nacht bricht die Kälte über uns herein. Ich nehme Sagas Sattel ab und breite die Satteldecke über Mikael aus, der immer noch nicht wieder wach ist. Anschließend lege ich Holz nach, suche in seinen Satteltaschen nach Nahrung und setze mich zu ihm.
Während ich ihn beobachte, knabbere ich auf einem Stück Brot herum. Viel hat er nicht mehr dabei. Wenn er morgen nicht weiterreiten kann, muss ich mir etwas einfallen lassen.
Ich taste nach seiner Stirn und stelle fest, dass er fiebert. Das ist gut. Das bedeutet, sein Körper fängt an zu heilen. Trotzdem mache ich mir Sorgen, dass er nicht schnell genug heilen wird.
»Freya?«, murmelt er plötzlich.
Beinahe hätte ich vor Schreck meine Hand weggezogen, aber irgendwie lasse ich sie doch liegen und streichle ihm stattdessen die Haare aus dem Gesicht. Sie sind lang und seidig, ein Teil davon ist immer noch in einem Haarband befestigt. Meine Hand gleitet über seine Wange, sein kurzer Bart kitzelt meine Handfläche.
»Ich bin hier«, flüstere ich.
Seine Hand schiebt sich über meine, warm und einladend. »Danke«, murmelt er. »Ich verdanke dir mein Leben.«
»Und ich dir meines«, erwidere ich und spüre, wie mir die Hitze in die Wangen steigt, als er seine Wange in meine Handfläche schmiegt. Das muss am Fieber liegen, rede ich mir ein. »Du solltest schlafen, Mikael.«
»Mhm«, macht er, bevor er seine Hand schließlich von meiner löst und mich freigibt. Ich lasse ihn ebenfalls los und lege mich neben ihn. Es dauert nicht lange, da werden seine Atemzüge gleichmäßiger.
Ich dagegen bin hellwach und frage mich, ob ich ihn auch auf andere Art hätte heilen können. Wenn mein Schrei solche Dinge anrichten kann, was ist dann mit meiner Berührung? Was, wenn ich all meine Hoffnung, meine Wünsche in meinen Gedanken sammle und seine Wunde berühre? Würde sie dann auf magische Weise heilen?
Beinahe muss ich über meine Gedanken lachen. Das ist doch Irrsinn. Ich weiß ja nicht einmal, was in jener Nacht passiert ist – vielleicht war das gar nicht mein Schrei, sondern etwas anderes ... Magisches.
Seufzend drehe ich mich um. Egal, von welcher Seite ich es betrachte, die Zweifel bleiben. Was, wenn ich wirklich eine Hexe bin?
Kapitel 11
Düsseldorf, 2018
Alexander Romanovic
❤
Scheiße.
Das trifft es wohl ganz gut.
Ich wische mit dem Ärmel über meine feuchte Stirn und werfe den Kopf achtlos zu Boden. Louisa starrt mich mit weitaufgerissenen Augen an und würgt. Vielleicht hätte ich den Kopf mit ein bisschen mehr Gefühl weglegen sollen.
Seufzend stecke ich das Messer zurück in den Holster unter meiner Smokingjacke