Black Heart - Die gesamte erste Staffel. Kim Leopold
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Читать онлайн книгу Black Heart - Die gesamte erste Staffel - Kim Leopold страница 18
Schnell gehe ich neben ihr in die Knie, um nach ihrem Puls zu tasten. Sie zuckt zusammen wie ein verletztes Reh und öffnete panisch die Augen.
»Es ist alles in Ordnung. Du bist in Sicherheit.«
Ihr Blick gleitet teilnahmslos über mein Gesicht, bevor sie sich zu einer Kugel zusammenrollt. Es wirkt fast so, als hätte sie ihr Leben längst in die Hände Gottes gelegt.
Durch das Dickicht sehe ich bereits die Lichter der umliegenden Häuser. Irgendjemand hat sie sicher schreien gehört, es wird nicht mehr lange dauern, bis die Polizei mit Spürhunden hier auftaucht. Bis dahin müssen wir weg sein.
Vorsichtig schiebe ich meine Arme unter ihren Körper und hebe sie hoch. Ihr Kleid hängt in Fetzen, die Schuhe und ihre Handtasche hat sie irgendwo verloren. Sie zittert, also ziehe ich meine Jacke aus, um sie ihr um die Schultern zu legen. Kein Wunder bei der Verfolgungsjagd, die sie sich mit dem Gestaltwandler geliefert hat.
»Hab keine Angst«, flüstere ich ihr zu und presse sie an meinen Körper, um sie durch den Wald zu meinem Auto zu tragen.
Schaudernd blicke ich in ihr von Schlamm verkrustetes Gesicht. Ich habe schon einiges gesehen, aber das hier … das ist neu. Hoffentlich wirkt ihre Gabe nicht, wenn sie bewusstlos ist. Wie ein toter Baum umzukippen, steht nämlich nicht gerade weit oben auf meiner Prioritätenliste.
Endlich erreiche ich den Parkplatz. Mit ein paar eiligen Schritten bin ich bei den Autos und öffne die Tür des Mietwagens, um sie auf dem Beifahrersitz abzusetzen. In der Ferne ertönte die erste Sirene.
Fluchend beuge ich mich über Louisa, um sie anzuschnallen. Wenn ich sie jetzt noch auf Wunden hin untersuche, ist die Polizei hier und dann wird alles noch komplizierter. Die Erfahrung habe ich schon einmal gemacht, und die Zeit, die wir auf dem Revier verbracht haben, war eindeutig verschwendete Lebenszeit.
Ich schließe die Tür und werfe noch einen Blick auf die Schule, bevor ich um den Wagen herumgehe und einsteige.
Im Auto stelle ich die Heizung an und das Radio aus, in der Hoffnung, dass sie so noch eine Weile bewusstlos bleibt. Auf eine Panikattacke während der Fahrt kann ich gut verzichten.
Sobald wir den Wald hinter uns gelassen haben und ich sicher bin, dass uns keiner folgt, ziehe ich mein Handy aus der Tasche und rufe Tyros an.
»Was ist los?«, begrüßt er mich ernst.
»Gestaltwandler. Zwei von ihnen.« Ich klemme mir das Handy zwischen Schulter und Ohr, während ich ihm erzähle, was geschehen ist. »Tyr, du glaubst mir nicht, was ich dir jetzt gleich erzähle. Irgendetwas stimmt da nicht. Aber ich hab’s mit eigenen Augen gesehen. Sie hat den Wald im Umkreis von mehreren Metern zerstört …« Ich werfe noch einen Blick auf Louisa, bevor ich leise weiterspreche. »Die Bäume sind einfach so umgekippt. Als wäre die Luft um sie herum explodiert.«
Am anderen Ende der Leitung ist es lange still.
»Und die Gestaltwandler?«, fragt Tyr schließlich.
»Tot.«
»Wie geht es ihr?«
»Sie hat es nicht so gut aufgenommen, dass ich den einen vor ihren Augen geköpft habe. Ich bringe sie ins Hotel und untersuche sie auf Wunden, aber ich glaube, körperlich geht es ihr gut.«
»In Ordnung.« Tyr zögert einen Moment. »Irgendeine Theorie, wie die Gestaltwandler sie am Abend vor ihrem achtzehnten Geburtstag finden konnten?«
Nun spricht er nicht mehr nur noch mit mir, sondern auch mit den anderen anwesenden Männern. Ich warte auf ihre Theorien, während ich auf die Autobahn auffahre. Neben mir sitzt Louisa immer noch leblos im Sitz. Ihr Kopf lehnt am Fenster, ein Vorhang aus schweren, dunklen Locken verdeckt den Blick auf ihre Gesichtszüge.
»Sie wurde nicht adoptiert, also ist sie auch erst seit heute achtzehn«, erwidert Tyr gerade auf einen Vorschlag, der von Martin kam. »Hier sind eine Geburtsurkunde und Fotos, auf denen sie kurz nach der Geburt mit ihrer Mutter gezeigt wird. Außerdem wissen wir, dass ihre Mutter eine Hexe ist. Sonst hätten wir sie nicht beobachtet.«
»Vielleicht haben die Gestaltwandler eine neue Möglichkeit gefunden, Hexen zu finden, bevor sie ihre Magie nutzen«, schlägt Moose vor. Es wundert mich, dass er überhaupt an der Konversation teilnimmt und nicht längst damit beschäftigt ist, irgendwelche Hotelzimmer zu reservieren oder Flugtickets zu buchen.
»Das ist eine gute Idee.« Tyr grummelt. Wenn sie tatsächlich eine Möglichkeit gefunden haben, Hexen schon zu finden, bevor ihre Magie überhaupt auf traditionelle Weise aufspürbar ist, haben wir ein Problem.
Das bringt mich auf eine andere Idee.
»Was, wenn ihre Magie so stark entwickelt ist, dass sie tatsächlich schon aufspürbar war?«, schlage ich vor und denke daran, wie viel Magie nötig ist, um Bäume zu entwurzeln und Gegenstände oder Lebewesen durch die Luft zu schleudern. Eine Hexe, die gerade erst achtzehn geworden ist und bisher noch nie mit Magie in Berührung kam, sollte so etwas nicht können. Tatsächlich gibt es meines Wissens nur zwei Hexen, deren Magie ohne Hilfe von Kräutern tödlich sein kann. Louisa hebt die Nummer auf einen ganz anderen Level.
Tyr lässt sich den Vorschlag durch den Kopf gehen. »Ich hoffe, dass das der Grund ist«, sagt er schließlich. »Ihr denkt weiter darüber nach. Moose, du buchst zwei Tickets für den nächsten Flug nach Düsseldorf, den wir erreichen können. Alex, du bringst sie ins Hotel und sorgst dafür, dass sie sich erholt und verfolgst das übliche Protokoll, bis ich dir andere Anweisungen gebe.«
»Geht klar.«
»Moose schreibt dir eine Mail mit unseren Ankunftszeiten. Ich werde Freya bearbeiten, damit sie ein Amulett für Louisa herstellt. Ich kann euch beide unmöglich in ein Flugzeug steigen lassen, wenn wir nicht wissen, was los ist.«
»Verstanden.«
Ich verabschiede mich und lege auf. Von hier aus ist es nicht mehr weit zum Hotel, aber die Zeit reicht, damit ich mir die neuen Informationen durch den Kopf gehen lassen kann. Natürlich kann ich sie unmöglich zu den anderen bringen. Erstmal müssen wir herausfinden, ob sie eine Gefahr für uns oder sich selbst ist.
❤
Als ich auf dem Hotelparkplatz parke, fällt mir auf, dass ich keinen blassen Schimmer habe, wie ich Louisa unauffällig ins Hotel schmuggeln soll.
Ihre Kleidung ist vollkommen ruiniert, ihr Gesicht und die Haare mit Schlamm und Ästen verkrustet. Aber das Schlimmste: Sie ist immer noch bewusstlos, also muss ich sie tragen.
An mir haftet zusätzlich das Blut vom Gestaltwandler. Ich habe zwar Wechselkleidung im Kofferraum, aber ein Blick in den Rückspiegel sagt mir, dass auch mein Gesicht ziemlich übel aussieht und eine gute Ladung Wasser und Seife vertragen kann.
Nie im Leben geben sie uns ein Zimmer, ohne die Polizei zu rufen. Ihr Puls ist schwach, und ich weiß nicht, ob sie verletzt ist. Außerdem muss sie dringend ins Warme.
Ich fahre mir nachdenklich durchs Gesicht. Mir fällt nur eine Möglichkeit ein. Aber die ist irre und wird nur funktionieren, wenn der Concierge nicht misstrauisch wird oder Louisa nicht zwischendurch aufwacht. Aber mir rennt die Zeit davon, um einen anderen Plan zu machen.
Entschlossen springe