Black Heart - Die gesamte erste Staffel. Kim Leopold
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Bin ich überhaupt noch in Lille?
Schnell springe ich auf, eile zum Fenster und atme erleichtert aus, als ich den markanten Kirchturm erkenne. Gott sei Dank!
Mit einem mulmigen Gefühl im Magen kehre ich zurück ins Badezimmer, um mich endlich frisch zu machen. Mein Ausschnitt kommt mir merkwürdig leer vor.
Und was ist das?
Ich neige den Hals zur Seite, um besser sehen zu können, was Mr. Medizin-Student mit mir angestellt hat.
Ein Knutschfleck!
Wie alt ist er bitte? Zwölf?
Aber wieso trage ich immer noch mein schwarzes Kleid? Und wieso habe ich auf dem Boden gelegen und nicht in seinem Bett?
So sehr ich meinen Kopf auch anstrenge, die Erinnerung kommt nicht zurück. Ich gebe mich geschlagen und drehe seufzend den Hahn auf, um mir das Make-up abzuwaschen. Trotz des Rauschens höre ich plötzlich ein Lachen in meinem Rücken.
Ich zucke zusammen und knalle mit dem Kopf gegen den Wasserhahn.
»Verdammter Mist«, fluche ich, richte mich auf und reibe mir die Stirn. Das Badezimmer ist so klein, dass das Lachen unmöglich echt gewesen sein kann – dabei kam es definitiv aus diesem Raum. Entweder erlaubt sich jemand einen Spaß mit mir … oder ich bin immer noch high.
Scheiße.
Wenn ich Mila in die Finger kriege, drehe ich ihr den Hals um.
Ich trockne mir das Gesicht an dem einzigen Handtuch ab, das ich hier entdecken kann, bevor ich das Badezimmer wieder verlasse. In dem Zimmer bleibe ich überrascht stehen.
»Guten Morgen, Sonnenschein«, begrüßt mich der Typ, der vor der Küchenzeile steht und Kaffee zubereitet. Er ist blond und sieht verdammt ordentlich aus. Einer von der Art, der nie mit einer von meiner Art etwas anfangen würde, wenn er nicht total dicht gewesen wäre.
Und er grinst mich an wie ein Honigkuchenpferd.
Was für ein Verrückter! Scheint, als hätte wenigstens einer in dieser Nacht Spaß gehabt.
»Morgen«, grummle ich und schaue mich unsicher um. Soll ich einfach gehen? Ich kenne ihn überhaupt nicht.
»Hast du gut geschlafen, Azalea?«
Er mich offensichtlich schon.
»Bestens«, zwitschere ich und überlege, wie ich aus der Nummer wieder rauskomme, ohne dass er merkt, dass ich mich nicht an ihn erinnern kann. Wenigstens sieht er wirklich freundlich aus. Auch wenn das nicht erklärt, wieso er ausgerechnet mich mit nach Hause genommen hat.
»Kaffee?«, fragt er und wirft mir aus meerblauen Augen einen neugierigen Blick zu. »Nach der Nacht kannst du bestimmt Koffein gebrauchen.«
»Ich … ehrlich gesagt, muss ich …« Ich wedle mit der Hand in Richtung Tür. »Mein Vater macht sich sicher schon Sorgen.«
»Überhaupt kein Problem.« Mr Medizin-Student-mit-Honigkuchenpferd-Grinsen schüttet den Kaffee in zwei Thermobecher, bevor er nach einer Tüte greift und zu mir kommt. »Ich fahr dich nach Hause. Das ist das Mindeste, was ich für dich tun kann.«
Oh.
Wie lieb von ihm.
Zumindest, wenn er mich nicht in einen Wald fährt, um mich zu ermorden und unter einem Haufen Dreck zu verscharren. Aber dafür scheint er nicht der Typ. Ich könnte auch …
Ich nehme einen Thermobecher entgegen und berühre dabei wie zufällig seine Hand. Ein Stromstoß jagt durch meinen Körper und mit ihm die Gewissheit, dass er mir – und meinem Körper – nichts antun wird.
Ich lasse ihn los und schnuppere an dem Kaffee, um meine Sinne aufzuwecken. Wieso erinnere ich mich nicht an diese Sahneschnitte? Und was haben wir die Nacht getrieben, dass er meint, er müsste mich nach Hause fahren?
Er greift nach unseren Jacken und öffnet mir die Tür. Mit einer höflichen Handbewegung entlässt er mich aus seinem Zimmer und schließt nach uns die Tür ab.
Da höre ich es wieder. Das Lachen.
Verwirrt schaue ich mich um, doch die einzige Person auf diesem Flur schaut eher argwöhnisch zu uns. Ich runzle die Stirn und wende mich ab, um mit diesem Prachtexemplar von einem Mann das Studentenwohnheim zu verlassen.
»Geht’s dir gut? Gestern hast du mehr geredet …«, fragt er, nachdem wir unten angekommen sind und das Gebäude verlassen haben.
Ich beschließe, ihm die Wahrheit zu sagen. Vielleicht kann er mir dabei helfen, mich zu erinnern.
»Wenn ich ehrlich bin, kann ich mich an nicht mehr sehr viel erinnern«, erkläre ich ihm. »Meine Freundin Mila …« Er nickt aufmerksam, also kennt er sie offensichtlich. »… hat mir Drogen untergejubelt. Ich habe einen Filmriss. Ich weiß nicht einmal, wie du heißt.«
»Melvin«, entgegnet er schmunzelnd. »Und die Pille hat sie mir auch gegeben. Aber ich hab keinen Filmriss, nur einen dicken Kater.«
»Warte mal.« Ich bleibe stehen und starre den jungen Mann neben mir panisch an. Jetzt kommen mir seine Gesichtszüge auch wieder bekannt vor. Ich habe ihn schon auf einigen Fotos gesehen. »Melvin im Sinne von – Milas neuer Freund Melvin?«
Er seufzt leise auf. »Nun, nach letzter Nacht wohl nicht mehr.«
Kapitel 2
Kurz vor Christiania, 1768
Mikael
❤
Sie kämmt ihre langen, weißblonden Haare mit den Fingern durch, bevor sie einen neuen Zopf flechtet. Dabei hält sie den Kopf leicht geneigt, beinahe so, als würde sie lauschen. Ich frage mich, was sie hört. Das Wasser? Saga?
Mich?
Sie hebt den Kopf, als hätte sie tatsächlich etwas gehört, und ich spanne mich unwillkürlich an. Meine Schulter fühlt sich an, als würde sie in zwei Hälften gerissen. Ein Stöhnen kann ich kaum unterdrücken.
Freya kommt sofort zu mir. Ihre Hände tasten mich suchend ab, ich fange sie auf und fahre vorsichtig über ihre zarten Finger. Ihre Haut ist so weich wie die einer Hofdame, was mich wundert – immerhin kommt sie vom Land und ist harte Arbeit gewöhnt. Noch mehr verblüfft es mich allerdings, dass sie mir ihre Hände nicht entzieht. Im Gegenteil – sie hält still, und das sanfte Lächeln auf ihren Lippen lässt darauf schließen, dass ihr die Berührung gefällt.
»Du bist wach«, stellt sie leise fest, bevor ich darüber nachdenken kann, was das für uns zu bedeuten hat, und hockt sich neben mich. »Wie geht es dir?«
»Ging mir schon besser«, stoße ich hervor und versuche meine Schulter zu entspannen, aber der dumpfe Schmerz bleibt und erinnert mich daran, wie wir vor den Dieben geflohen sind. »Ist mit dir alles in Ordnung?«
Besorgt betrachte ich die schöne Frau, die in den letzten Tagen so viel