Dr. Norden Extra Staffel 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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Eigentlich hatte er ja hier etwas essen wollen, aber das wollte er nun doch lieber nicht tun.
Über Johann von Ahlen und über Leon hatte er nun schon von verschiedenen Seiten gehört, aber übereinstimmend herrschte die Meinung, daß er hart und geizig sei, wenngleich Cordula dies bedeutend diskreter ausgedrückt hatte.
Was ihn selbst bedrückte, war die Tatsache, daß diese Ähnlichkeit kein Zufall sein konnte, daß diese auch nicht von der Familie Aurelius herkam.
Und plötzlich hatte er das Bedürfnis, Anouk zu sprechen, wenigstens am Telefon. Aber der Versuch war umsonst. Es meldete sich niemand. Er war enttäuscht.
*
Johann hatte nicht noch einmal bei Cordula angerufen, aber Hanno, und sie war selbst am Apparat gewesen. Es durchströmte sie ein seltsames Gefühl, als seine warme, dunkle Stimme an ihr Ohr tönte.
Ob es nicht möglich wäre, daß sie sich einmal in aller Ruhe unterhalten könnten, meinte er, und er würde auch als Vermittler zwischen seinem Vater und Nora einiges zu sagen haben. Mit ein wenig gegenseitiger Bereitschaft könne man sich doch verständigen.
Cordula gab ihre Zustimmung und sie verabredeten sich für den nächsten Tag.
Sie hatte ihn fragen wollen, ob er Leons Doppelgänger schon kennengelernt hatte, aber dann ließ sie es doch. Sie konnte dann wohl persönlich mit ihm reden.
Und so begann auch für sie ein aufregender Tag, nicht nur für Nora, die ganz quirlig wurde, als sie hörte, daß Hanno kommen würde.
»Ich möchte aber erst mit ihm sprechen, Nora«, sagte Cordula mahnend.
»Kannst du ja, aber du mußt nett zu ihm sein, Mami. Er ist ein ganz Lieber, so einen gibt es so schnell nicht wieder.«
Das klang Cordula allerdings recht verdächtig, aber unwillkürlich kam es ihr in den Sinn, was Nora wohl sagen würde, wenn Jean Pierre käme.
Dann rief Dr. Behnisch an, um ihr zu sagen, daß Anouk Angers in der Klinik eingetroffen sei. Sie hätte jetzt noch eine knappe Stunde Zeit, um mit ihr zu sprechen, überlegte Cordula rasch. Und Dr. Behnisch sagte, daß sich das gut träfe, weil Herr Morrell die übliche Morgentherapie bekommen würde.
Nora war entsetzt, als Cordula ihr erklärte, daß sie noch mal wegfahren müsse.
»Ist doch nicht schlimm, inzwischen kannst du dich mit Hanno unterhalten… und Opi ist doch auch da«, meinte Cordula. »Ich bin bestimmt bald zurück.«
»Ehrenwort?« fragte Nora.
»Ehrenwort«, erwiderte Cordula.
Es herrschte kaum Verkehr, und sie war schnell in der Behnisch-Klinik.
Dort lernte sie dann eine aparte, reizvolle junge Frau kennen, die keineswegs konsterniert zu sein schien, daß eine Fremde mit ihr reden wollte.
Wieder einmal sollte Cordula allerdings davon überzeugt werden, wie voll die Welt von Zufällen war.
»Hat Leon über mich gesprochen?« fragte Anouk ganz direkt, als sie sich begrüßt hatten, und Cordula hielt den Atem an.
»Leon? Nein, Jean Pierre hat über Sie gesprochen«, erwiderte sie konsterniert.
»Sie kennen ihn also, und die Ähnlichkeit hat Sie sicher auch irritiert«, sagte Anouk mit einer Ruhe, die Cordula bewunderte.
»Ich muß gestehen, daß ich momentan mehr verwirrt über Sie und Ihre Reaktionen bin. Ich hatte keine Ahnung, daß Sie Leon kennen.«
»Kennen wäre auch zuviel gesagt. Ich werde es Ihnen erklären, Cordula. Vielleicht ist es gut, wenn wir miteinander sprechen und ich über meine inneren Ängste reden kann. Und da Leon wohl nicht über die Begegnung in Genf gesprochen hat, bleibt es an mir hängen, alles zu erklären. Er lief mir vor drei Jahren dort in den Weg. Ich hatte Jean Pierre gerade erst kennengelernt, und ich blieb vor Leon stehen und sagte ›Jean Pierre‹. Er starrte mich an, dann nannte er seinen Namen: Leon von Ahlen. Seine Stimme war anders als die von Jean Pierre. Es war so seltsam, aber wir setzten uns in ein Cafe, und ich sprach über diese verblüffende Ähnlichkeit.
Ich habe ihm alles erzählt, was ich über die Morrells wußte. Und ich hatte das Gefühl, daß ihm der Name Morrell nicht unbekannt war. Dann aber, und das berührte mich seltsam, bat er mich, über unsere Begegnung nicht zu sprechen und auch nicht über die Ähnlichkeit, die er mit Jean Pierre hätte. Ich hatte ihm ein Foto von ihm gezeigt. Er sagte mit einem seltsamen Ausdruck, daß dadurch vielleicht noch mehr Unglück über einige Menschen kommen könnte. Er sagte, daß er verheiratet sei und eine Tochter hätte und seine Frau sehr liebe.«
Anouk sah Cordula an, die nun rasch die Augen schloß, weil sie zu brennen begannen.
»Ich verstehe, Cordula, daß er Sie geliebt hat, und es hat mir einen Stich versetzt, als ich von seinem Unfall las. Aber mit Jean Pierre habe ich nie über diese Begegnung gesprochen. Ich habe aber oft gedacht, welches Geheimnis die Familien Ahlen und Morrell wohl trennen mag. Ich habe gedacht, daß Jean Pierre einmal mit mir darüber sprechen würde, aber er tat es nicht, und ich wollte nicht fragen. Ich dachte stets, daß er kein Vertrauen zu mir hätte… und daß dieses Geheimnis immer zwischen uns stehen würde.«
»Mein Gott, was haben sie nur angerichtet, daß auch die Jungen darunter leiden müssen«, sagte Cordula leise. »Jean Pierre konnte doch gar nichts sagen, weil er nichts weiß. Auch jetzt noch nicht, Anouk. Und ich kann Ihnen auch nur das sagen, was wir alles vermuten. Aber da Sie so gut zu schweigen verstehen, kann ich es Ihnen ja anvertrauen, damit Sie einen Weg finden, Jean Pierre zu helfen. Ich weiß, daß er Sie liebt, aber auch gewisse Zweifel hegt, weil Sie sich innerlich distanzierten.«
Und dann erzählte sie, wie sie Jean Pierre kennengelernt hatte und daß sie inzwischen schon gute Freunde geworden waren.
»Und ich hoffe, daß wir uns auch verstehen, Anouk. Vielleicht wird Jean Claude Morrell im Angesicht des Todes auch sprechen.«
»Er wird sterben? Er muß wirklich sterben?« flüsterte Anouk bebend. »Ich wußte das doch nicht! Ich habe ihn so lieb! Er ist ein so guter Mensch, Cordula.«
»Dann werden Sie ihm wohl eine große Freude bereiten, wenn Sie ihm sagen, daß Sie Jean Pierre auch liebhaben und ihn vielleicht auch heiraten werden. Ich will ja nichts vorwegnehmen, aber ich denke, daß dies auch Jean Pierres größter Wunsch ist.«
Was kann Schweigen für Barrieren schaffen, ging es ihr durch den Sinn, als sie heimwärts fuhr. Und was mochte Leon damals, als er Anouk traf, bewegt haben? War er hinter das Geheimnis gekommen, wer sein Vater war? Aber er hatte ja auch geschwiegen. Warum nur, dachte Cordula weiter. Aber Leon konnte ihr keine Antwort mehr geben.
*
Sie sah das fremde Auto schon auf der Straße stehen und wußte, daß Hanno gekommen war. Er war von Nora bestens unterhalten worden, und es war bereits verabredet, daß er sie mit zu dem fremden Großvater nehmen würde, der sie gern kennenlernen wollte.
Hans sah seine Tochter ängstlich an, als Nora dies sehr direkt verkündete, und er wunderte sich, daß Cordula keinen Widerspruch