Fürstenkrone Box 16 – Adelsroman. Viola Maybach
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Dass Holger etwas auf dem Herzen hatte, das hatte sie auf den ersten Blick erkannt. Was es war, ahnte sie, denn der Vater hatte oft genug davon gesprochen, was er mit seinem alten Freund geplant hatte, und die junge Juliane hatte seitdem mit klopfendem Herzen an den Mann gedacht, der ihr von ihrem Vater zugedacht war.
Graf Holger war ein faszinierender Mann und von einem bestechenden Äußeren. Kein Wunder, dass ihm das unberührte Herz der jungen Komtess stürmisch zuflog. Besonders, da sie in ihm ihren zukünftigen Gatten sah. Dass er sich so lange Zeit ließ, um seine Werbung vorzubringen, fand sie ganz in Ordnung, denn noch war sie zu jung, um zu heiraten, und sie liebte ihre goldene Freiheit viel zu sehr, um sie schon gegen die Ehefesseln einzutauschen.
Aber nun war er gekommen, und alles in ihr war bereit, sich zu ihm zu bekennen. Ihr Herz flog dem stattlichen Mann mit dem ernsten, finsteren Gesicht entgegen, und ein einziges bittendes Wort aus seinem Mund würde sie in seine Arme treiben…
Endlich hatte sie gefunden, was sie suchte. Sie machte den kleinen Schrank zu, gab der Köchin noch ein paar Anweisungen für das Essen und eilte dann aus der Küche.
Graf Holger stand noch immer am Fenster, als sie eintrat. Er wandte sich ihr langsam zu, und sie erschrak vor seiner düsteren Miene, vor der Not in seinen dunklen Augen, die fast schwarz wirkten.
Mitleidig trat sie auf ihn zu.
»Hast du so große Schmerzen, Holger?« Sie griff nach einem Glas und füllte es mit Wasser.
»Komm, nimm die Tablette, du wirst sehen, es wird dir gleich viel besser werden, Paps nimmt sie auch immer, wenn auch mit Ach und Krach. Aber wenn er auch noch so einen Flunsch zieht, einnehmen muss er sie, da gebe ich nicht nach. Er sagt freilich immer, ich sei eine Tyrannin, aber es erschüttert mich nicht.«
Sie plauderte unbekümmert drauflos, während sie ihm die Tablette reichte und ihn erwartungsvoll ansah.
Er zwang ein kärgliches Lächeln um seinen Mund.
»Du meinst es gewiss sehr gut, Juliane, aber«, er zögerte einen Augenblick, dann fuhr er entschlossen fort, indem er ihr das Glas aus der Hand nahm und auf den Tisch zurückstellte: »Es hat keinen Zweck, Juliane. Was mich bedrückt, kann man mit einer Tablette nicht aus der Welt schaffen, es sitzt tiefer, viel tiefer.«
Seine Stimme war rau. Ein harter Zug hatte sich um seinen Mund gegraben.
Verwundert sahen die braunen Augen ihn an. Es lag Unverständnis in diesem Blick.
»Aber«, begann sie, kam aber nicht weiter, da er eine bittende Bewegung machte.
»Juliane, du weißt, weshalb ich heute gekommen bin.« Er holte Luft, ehe er leidenschaftslos fortfuhr: »Man hat es uns ja schon sehr zeitig beigebracht, was man von uns erwartet. Oder sollte es dir bisher unbekannt geblieben sein?«
Sie schüttelte den Kopf und sah ihn nachdenklich an. Etwas an ihm störte sie plötzlich, machte sie unsicher und ließ ein jagendes, dumpfes Gefühl in ihr aufsteigen. Aber im gleichen Moment hatte sie es schon wieder überwunden und lachte leise. Vergnügt nickte sie ihm zu.
»Aber nein, Holger. Vater hat mir gegenüber nie einen Hehl daraus gemacht, dass er gerne sehen würde, wenn aus uns beiden ein Paar würde. So kam es, dass ich schon als Kind wusste, was unsere beiden alten Herren beschlossen hatten.«
Unbekümmert lächelte sie. Ihre braunen Augen blitzten übermütig.
»Freilich kennt mein Paps mich zu genau, um nicht zu wissen, dass das letzte Wort nicht von ihm gesprochen wird. Niemals würde ich mich von ihm zu etwas zwingen lassen, was mir gegen den Strich geht. Damit hat er sich schon abgefunden. So weiß er auch in unserem Fall, dass es mich herzlich wenig kümmert, was er wünschte oder nicht, dass ich meine Zukunft selbst entscheiden werde.«
Sie war am Schluss sehr ernst geworden und sah nun viel reifer und älter aus, wie der Mann überrascht feststellte.
In seinen dunklen Augen zuckte es unterdrückt auf. Seine Stimme klang heiser, als er gepresst sagte: »Ehe ich dich bitte, meine Frau zu werden, Juliane, habe ich etwas klarzustellen. Obwohl ich weiß, dass von deiner Antwort das Wohl und Wehe meiner ganzen Familie abhängt, vielleicht sogar das Leben meines Vaters, kann ich nicht schweigen, kann ich dich nicht mit einer Lüge auf dem Herzen zu meiner Frau machen …«
Langsam wich unter dem Ernst, der in seinen Worten lag, alle Farbe aus dem Mädchengesicht. Angst flackerte in den großen braunen Augen.
»Bitte, sprich, Holger, spanne mich nicht so auf die Folter. Neugierde war schon immer meine große Schwäche«, versuchte sie den Ernst des Augenblicks zu überdecken.
Sein Gesicht wirkte hart und kantig, wie aus Marmor gehauen und jagte ihr einen eisigen Schrecken zum Herzen. Fast wünschte sie, dieser Mund würde schweigen. Dunkel fühlte sie, dass von diesen Lippen nur ein großer Schmerz für sie kommen konnte.
Er sah sie mit einem seltsam leeren Blick an, dann sagte er langsam, als würde ihm jedes Wort unsagbar schwerfallen:
»Gut, Juliane, du sollst die ganze Wahrheit wissen. Dass ich heute vor dir stehe, ist nicht mein freier Entschluss, Juliane. Mein Vater zwang mich dazu, weil es um Langen geht. Ich habe dich immer sehr gemocht, aber ich habe dich nie geliebt.«
Seine Blicke schweiften an ihr vorbei aus dem Fenster, als suchte er in einer unendlichen Ferne die verlorene Geliebte.
»Du – du liebst eine andere?« Ihre Stimme wollte ihr kaum gehorchen. Eine eisige Faust drückte ihr gewaltsam die Luft ab und ließ alles selige Hoffen in sich zusammensinken.
»Ja, Juliane, ich liebe eine andere. Ich gab ihr mein Wort, sie zu meiner Frau zu machen. Aber sie gab mich frei, da sie nicht die Kraft hatte, unser Leben mit dem Fluch meines Vaters zu belasten. Ich habe mich gefügt, wenn auch unter tausend Qualen, aber ich habe erkannt, dass es keinen Ausweg für uns gibt.«
Er rang nach Luft. Seine kühle Beherrschung war von ihm abgefallen und hatte einer starken Erregung Platz gemacht. Nichts hätte dem Mädchen deutlicher seine verzweifelte Not verraten können als dieser Ausbruch.
Mit bleichem Gesicht starrte sie ihn an. Schmerz und zornige Enttäuschung stritten in ihr einen wilden Kampf. Sie musste an sich halten, um nicht verzweifelt aufzuschreien, so weh und peinigend war der Gedanke, dass sein Herz einer anderen gehörte, dass sie die ganzen Jahre einem Trugbild nachgelaufen war und auf Erfüllung gewartet hatte.
»Warum lässt du dich von deinem Vater zwingen, Holger? Bist du nicht ein Mann, der Mut genug hat, um sein Glück zu kämpfen? Sollte ich mich so in dir getäuscht haben?«, entrang es sich ihr unsagbar bitter, während sie verzweifelt mit ihren Tränen kämpfte.
Mit einem unbeschreiblichen Blick, der erschreckend in seiner Wildheit war, sah er sie an. Schneidend lachte er und fuhr nach einem kurzen keuchenden Atemzug gepresst fort: »Ja, schelte den Sohn einen Feigling, der es nicht wagt, das Leben seines Vaters seinem eigenen Glück zu opfern. Der das geliebte Mädchen aufgibt, weil seine Kindespflicht ihm keine andere Wahl lässt. Ich kann dir darüber nicht gram sein, denn es ist schändlich, was ich tun muss.«
Er richtete sich auf.
»Ich liebe dich nicht, Juliane, und bitte dich trotzdem, meine Frau zu werden. Ich werde dir ein guter Gatte sein und dich vor allem Unheil des Lebens beschützen, so wie es sich