Dir zur Feier. Rainer Maria Rilke

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Dir zur Feier - Rainer Maria Rilke

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geh dir nach, wie aus des Fiebers Grauen

      erschreckte Kinder gehn zu lichten Frauen,

      die sie besänftigen und Furcht verstehn.

      Ich geh dir nach. Wohin dein Herz mich führe

      frag ich nicht nach. Ich folge dir und spüre

      wie alle Blumen deines Kleides Saum ..

      Ich geh dir nach auch durch die letzte Türe,

      ich folge dir auch aus dem letzten Traum …

      Leise hör ich dich rufen

      in jedem Flüstern und Wehn.

      Auf lauter weißen Stufen,

      die meine Wünsche sich schufen,

      hör ich dein Zu-mir-gehn.

      Jetzt weißt du von dem Gefährten,

      und dass er dich liebt … das macht:

      es blühen in seinen Gärten

      die lang vom Licht gekehrten

      Blüten, blühn über Nacht …

      Das Land ist licht und dunkel ist die Laube,

      und du sprichst leise und ein Wunder naht.

      Und jedes deiner Worte stellt mein Glaube

      als Betbild auf an meinen stillen Pfad.

      Ich liebe dich. Du liegst im Gartenstuhle,

      und deine Hände schlafen weiß im Schooß.

      Mein Leben ruht wie eine Silberspule

      in ihrer Macht. Lös meinen Faden los.

      Zwei weiße Nonnenhände mühen

      nie sich um einen lichten Preis,

      zwei weiße Nonnenhände blühen,

      ohne dass es der Frühling weiß.

      Zwei weiße Nonnenhände halten

      nichtmehr das Leben, das sie umspinnt;

      müssen sich fest zusammenfalten,

      weil sie beide so einsam sind.

      Deine Stube mit den kühlen

      Rosen in den vielen Vasen,

      drinnen wir in tiefen Stühlen

      lehnten, leise Lieder lasen –

      und mein Auge sehnte zag:

      ist die einsame Kapelle,

      welche Zuflucht mir bedeutet;

      warten will ich an der Schwelle,

      bis mir deine Stimme läutet

      meinen Lebensfeiertag.

      Der Regen greift mit seinen kühlen

      Fingern uns die Fenster blind;

      wir lehnen in den tiefen Stühlen

      und lauschen, wie aus müden Mühlen

      die leise Dämmerstunde rinnt.

      Und dann spricht Lou. Und es verneigen

      sich unsre Seelen. Auch der Strauß

      am Fenster grüßt aus hohen Zweigen,

      und wir sind alle heimateigen

      in diesem leisen weißen Haus.

      Wir lächeln leis im Abendwind,

      wenn sich die Blumen schwankend küssen

      und wenn die Vögel müde sind.

      Weil wir nicht mit der Sonne müssen,

      die breit auf flachen Abendflüssen

      aus unsern Wiesentalen rinnt.

      Wir bleiben, und wir sehn die Nacht

      aufwachsen, weit und Wunder werden,

      sehn Berge, Bilder und Gebärden

      viel größer als wir je gedacht.

      Sehn, was die Blüten nicht ertrügen,

      was Vögel erst nach langen Flügen

      erreichen würden, stellt sich nah

      und was am Morgen schon erstarrt

      in Stille ist und Gegenwart,

      wir kannten es, als es geschah …

      Du, wie heilig sind die Abendhaine.

      Sonne hat dein Blondhaar sich geraubt,

      meine Seele betet und die deine

      tut die Wunder, die sie von ihr glaubt.

      Ein ganz weißes Dorf geht fern verloren,

      bleicher breitet sich der Fluss und glatt –

      und wir warten an den letzten Toren

      auf ein Winken aus der Sternenstadt.

      Unsere Liebe hat keine Gewalten.

      So will uns unsere Liebe sehn:

      dass wir uns bei den Händen halten

      und durch Gesichte und Gestalten

      ihrem Garten entgegengehn.

      Keine Tore dürfen wir sprängen

      auf dem weiten Wandern ins Glück;

      aber, wenn uns in Gartengängen

      reife Ranken den Weg verhängen,

      drängen wir sie zärtlich zurück.

      Suchen kommt mich in Abendgeländen

      eine Stunde, die segnen kann.

      Und mit hellen heiligen Händen

      rührt sie leise mein Leben an.

      Und sie greift in gebenden Gnaden

      in

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