Dir zur Feier. Rainer Maria Rilke
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Dir zur Feier - Rainer Maria Rilke страница 2
erschreckte Kinder gehn zu lichten Frauen,
die sie besänftigen und Furcht verstehn.
Ich geh dir nach. Wohin dein Herz mich führe
frag ich nicht nach. Ich folge dir und spüre
wie alle Blumen deines Kleides Saum ..
Ich geh dir nach auch durch die letzte Türe,
ich folge dir auch aus dem letzten Traum …
Leise hör ich dich rufen
in jedem Flüstern und Wehn.
Auf lauter weißen Stufen,
die meine Wünsche sich schufen,
hör ich dein Zu-mir-gehn.
Jetzt weißt du von dem Gefährten,
und dass er dich liebt … das macht:
es blühen in seinen Gärten
die lang vom Licht gekehrten
Blüten, blühn über Nacht …
Das Land ist licht und dunkel ist die Laube,
und du sprichst leise und ein Wunder naht.
Und jedes deiner Worte stellt mein Glaube
als Betbild auf an meinen stillen Pfad.
Ich liebe dich. Du liegst im Gartenstuhle,
und deine Hände schlafen weiß im Schooß.
Mein Leben ruht wie eine Silberspule
in ihrer Macht. Lös meinen Faden los.
Zwei weiße Nonnenhände mühen
nie sich um einen lichten Preis,
zwei weiße Nonnenhände blühen,
ohne dass es der Frühling weiß.
Zwei weiße Nonnenhände halten
nichtmehr das Leben, das sie umspinnt;
müssen sich fest zusammenfalten,
weil sie beide so einsam sind.
Deine Stube mit den kühlen
Rosen in den vielen Vasen,
drinnen wir in tiefen Stühlen
lehnten, leise Lieder lasen –
und mein Auge sehnte zag:
ist die einsame Kapelle,
welche Zuflucht mir bedeutet;
warten will ich an der Schwelle,
bis mir deine Stimme läutet
meinen Lebensfeiertag.
Der Regen greift mit seinen kühlen
Fingern uns die Fenster blind;
wir lehnen in den tiefen Stühlen
und lauschen, wie aus müden Mühlen
die leise Dämmerstunde rinnt.
Und dann spricht Lou. Und es verneigen
sich unsre Seelen. Auch der Strauß
am Fenster grüßt aus hohen Zweigen,
und wir sind alle heimateigen
in diesem leisen weißen Haus.
Wir lächeln leis im Abendwind,
wenn sich die Blumen schwankend küssen
und wenn die Vögel müde sind.
Weil wir nicht mit der Sonne müssen,
die breit auf flachen Abendflüssen
aus unsern Wiesentalen rinnt.
Wir bleiben, und wir sehn die Nacht
aufwachsen, weit und Wunder werden,
sehn Berge, Bilder und Gebärden
viel größer als wir je gedacht.
Sehn, was die Blüten nicht ertrügen,
was Vögel erst nach langen Flügen
erreichen würden, stellt sich nah
und was am Morgen schon erstarrt
in Stille ist und Gegenwart,
wir kannten es, als es geschah …
Du, wie heilig sind die Abendhaine.
Sonne hat dein Blondhaar sich geraubt,
meine Seele betet und die deine
tut die Wunder, die sie von ihr glaubt.
Ein ganz weißes Dorf geht fern verloren,
bleicher breitet sich der Fluss und glatt –
und wir warten an den letzten Toren
auf ein Winken aus der Sternenstadt.
Unsere Liebe hat keine Gewalten.
So will uns unsere Liebe sehn:
dass wir uns bei den Händen halten
und durch Gesichte und Gestalten
ihrem Garten entgegengehn.
Keine Tore dürfen wir sprängen
auf dem weiten Wandern ins Glück;
aber, wenn uns in Gartengängen
reife Ranken den Weg verhängen,
drängen wir sie zärtlich zurück.
Suchen kommt mich in Abendgeländen
eine Stunde, die segnen kann.
Und mit hellen heiligen Händen
rührt sie leise mein Leben an.
Und sie greift in gebenden Gnaden