Dir zur Feier. Rainer Maria Rilke

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Dir zur Feier - Rainer Maria Rilke

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alle unsichtbaren Laden,

      drinnen Gewebe mit träumenden Faden,

      Perlen, gelandet an andern Gestaden,

      Kronen kommender Reiche sind …

      Ich fühle oft mitten im Alltagsmühn

      wenn mein Wesen dürstet:

      Alltagsabend und Sonntagsfrühn

      hat mich dennoch gefürstet.

      Ich weiß oft mitten im Alltagsgrau:

      Ich darf mit meinem Beschwören

      deine Stille nicht stören.

      Du bist so leise, liebe Frau.

      Du wirst mein Schweigen hören.

      Sei du mir Omen und Orakel

      und führ mein Leben an zum Fest,

      wenn meine Seele, matt vom Makel

      die Flügel wieder fallen lässt.

      Gib mir das Niebesessne wieder:

      das Glück der Tat, das Recht zu Ruhn, –

      mit einem Wiegen deiner Glieder,

      mit einem Blick für meine Lieder,

      mit einem Grüßen kannst du’s tun.

      Das Leben ist gut und licht.

      Das Leben hat goldene Gassen.

      Fester wollen wir’s fassen,

      wir fürchten das Leben nicht.

      Wir lieben Stille und Sturm,

      die bauen und bilden uns beide:

      Dich – kleidet die Stille wie Seide,

      mich – machen die Stürme zum Turm …

      Ich denke an Frauen aus lichten Legenden.

      Sie erschauern in scheuem Schmerz.

      Und in hellen heiligen Händen

      bringen sie weinend ihr weißes Herz,

      schreiten einsam durch weite Gelände

      wilde Wege, lebenwärts –

      Und in heischende heiße Hände

      legen sie leise ihr weißes Herz.

      Du lächelst leise, und das große

      Auge grüßt die Dämmerung.

      Die Hände schimmern dir im Schooße

      und deine Hände sind so jung.

      Sie sind nicht müde, wenn sie rasten;

      ein Lauschen nur ist ihre Ruh.

      Sie warten wie auf Orgeltasten

      einer neuen Hymne zu.

      Leg du auf meine Lebensgeige

      die Hände an des Schicksals Statt, –

      dass ich vergesse, wasfür feige

      Töne jede Saite hat.

      Lehr mich ein Lied. Ein Lied, das zage

      wie Glückserinnerung beginnt.

      Ein Lied für meine Feiertage,

      die ohne alle Hymne sind.

      Wenn eng mit Zeit und Stundenschlagen

      der Alltag ärmlich uns umspinnt,

      geschieht mir oft: ich muss dich fragen:

      Glaubst du, dass wir das selber sind?

      Wir gehn gewiss in stillen Wiesen,

      aus denen Zeit und Stunde wich,

      und unsre Stirnen sind gleich Friesen

      mit Knaben die auf Flöten bliesen,

      so friedlich, still und feierlich.

      Wir wissen nicht vom Sinn der Tage.

      Und unsre kühlen Hände sind

      zwei Zweigen ähnlich, die sich zage

      entgegenwachsen durch den Wind.

      Im Alltag tasten unsre Träume

      uns mühsam nach und sind in Mühn,

      wenn wir schon, schön wie junge Bäume,

      dem Sommerlos entgegenblühn.

      Ich bin so still, du Traute,

      und immer schweigen wir.

      Du bist eine schlanke Laute,

      der Frühling spielt auf dir.

      Drum bin ich so still, du Ziere,

      weil oft mir Angst geschieht,

      dass ich einen Laut verliere

      aus deinem lieben Lied.

      So milde wie Erinnerung

      duften im Zimmer die Mimosen.

      Doch unser Glaube steht in Rosen,

      und unser großes Glück ist jung.

      Sind wir denn schon vom Glück umglänzt?

      Nein, uns gehört erst dieses Rufen,

      dies Stillestehn auf weißen Stufen,

      an die der tiefe Tempel grenzt.

      Das Warten an dem Rand des Heut.

      Bis uns der Gott der reifen Keime

      aus seinem hohen Säulenheime

      die Rosen, rot, entgegenstreut.

      Nur fort von allen vielen,

      welche das Leben spielen:

      Das war mein blindes Zielen,

      war ohne Sinn und Saum.

      Jetzt weiß

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