Die bekanntesten Theaterstücke. Heinrich von Kleist
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Die bekanntesten Theaterstücke - Heinrich von Kleist страница 11
Sag an, mein Sohn, wer ist dein Herr? Es ist
Mit ihm wohl – nun du weißt schon, was ich meine. –
ALDÖBERN:
Den Teufel bin ich, was du meinst. Denkst du
Mir sei von meiner Mutter so viel Menschen-
Verstand nicht angeboren, als vonnöten,
Um einzusehn, du seist ein Schurke? Frag
Die Hund auf unserm Hofe, sieh, sie riechens
Dir an, und nähme einer einen Bissen
Aus deiner Hand, so hänge mich. – Zum Schlusse
So viel noch. Mein Geschäft ist aus. Den Krieg
Hab ich dir Kindesmörder angekündigt. (Will ab.)
SYLVESTER (hält ihn):
Nein, halte – Nein, bei Gott du machst mich bange.
Denn deine Rede, wenn sie gleich nicht reich,
Ist doch so wenig arm an Sinn, daß michs
Entsetzet. – Einer von uns beiden muß
Verrückt sein; bist dus nicht, ich könnt es werden. Die Unze Mutterwitz, die dich vom Tollhaus Errettet, muß, es kann nicht anders, mich Ins Tollhaus führen. – Sieh, wenn du mir sagtest, Die Ströme flössen neben ihren Ufern Bergan, und sammelten auf Felsenspitzen In Seen sich, so wollt – ich wollts dir glauben; Doch sagst du mir, ich hätt ein Kind gemordet, Des Vetters Kind –
GERTRUDE: O großer Gott, wer denn
Beschuldiget dich dieser Untat? Die aus Rossitz,
Die selbst, vor wenig Monden –
SYLVESTER: Schweig. Nun wenns
Beliebt, so sags mir einmal noch. Ists wahr,
Ists wirklich wahr? Um eines Mordes willen
Krieg wider mich?
ALDÖBERN: Soll ichs dir zehenmal
Und wieder zehnmal wiederkäun?
SYLVESTER: Nun gut:
Franz, sattle mir mein Pferd. – Verzeih mein Freund,
Wer kann das Unbegreifliche begreifen?
– Wo ist mein Helm, mein Schwert? – Denn hören muß
Ichs doch aus seinem Munde, eh ichs glaube.
– Schick zu Jeronimus, er möchte schnell
Nach Warwand kommen. –
ALDÖBERN: Leb denn wohl.
SYLVESTER: Nein, warte;
Ich reite mit dir, Freund.
GERTRUDE: Um Gotteswillen,
In deiner Feinde Macht gibst du dich selbst?
SYLVESTER:
Laß gut sein.
ALDÖBERN: Wenn du glaubst, sie werden schonend
In Rossitz dich empfangen, irrst du dich.
SYLVESTER (immer beim Anzuge beschäftigt):
Tut nichts, tut nichts; allein werd ich erscheinen.
Ein einzelner tritt frei zu seinen Feinden.
ALDÖBERN:
Das Mildeste, das dir begegnen mag,
Ist, daß man an des Kerkers Wand dich fesselt.
SYLVESTER:
Es ist umsonst. – Ich muß mir Licht verschaffen,
Und sollt ichs mir auch aus der Hölle holen.
ALDÖBERN:
Ein Fluch ruht auf dein Haupt, es ist nicht einer
In Rossitz, dem dein Leben heilig wäre.
SYLVESTER:
Du schreckst mich nicht. – Mir ist das ihre heilig,
Und fröhlich kühn wag ich mein einzelnes.
Nun fort! (Zu Gertrude.) Ich kehre unverletzt zurück,
So wahr der Gottheit selbst die Unschuld heilig.
(Wie sie abgehen wollen, tritt Jeronimus auf)
JERONIMUS:
Wohin?
SYLVESTER: Gut, daß du kommst. Ich bitte dich,
Bleib bei den Weibern, bis ich wiederkehre.
JERONIMUS:
Wo willst du hin?
SYLVESTER: Nach Rossitz.
JERONIMUS: Lieferst du
Wie ein bekehrter Sünder selbst dich aus?
SYLVESTER:
Was für ein Wort –?
JERONIMUS: Ei nun, ein schlechtes Leben
Ist kaum der Mühe wert, es zu verlängern.
Drum geh nur hin, und leg dein sündig Haupt
In christlicher Ergebung auf den Block.
SYLVESTER:
Glaubst du, daß ich, wenn eine Schuld mich drückte,
Das Haupt dem Recht der Rache weigern würde?
JERONIMUS:
O du Quacksalber der Natur! Denkst du,
Ich werde dein verfälschtes Herz auf Treu
Und Glauben zweimal als ein echtes kaufen?
Bin ich ein blindes Glied denn aus dem Volke,
Daß du mit deinem Ausruf an der Ecke
Mich äffen willst, und wieder äffen willst?
– Doch nicht so vielen Atem bist du wert,
Als nur dies einzge Wort mir kostet: Schurke!
Ich will dich meiden, das ist wohl das Beste.
Denn hier in deiner Nähe stinkt es, wie