Perry Rhodan 152: Die Raum-Zeit-Ingenieure (Silberband). Detlev G. Winter
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Читать онлайн книгу Perry Rhodan 152: Die Raum-Zeit-Ingenieure (Silberband) - Detlev G. Winter страница 19
Tengri nickte kaum merklich. »Ich denke auch, dass du es treffend formuliert hast, Atlan«, wandte er sich an mich.
»Iruna hat es zuerst formuliert«, konterte ich. »Und besser, weil kürzer als ich.« Ich wandte mich wieder an den Lordrichter. »Es ist aussichtslos, Krart. Du hättest dir den Weg zu uns ersparen können. Wir kapitulieren nicht. Vielmehr werden wir kämpfen – und siegen.«
»Zumindest werden wir alles tun, um zu verhindern, dass der Graueinfluss die ganze Tiefe durchdringt«, stimmte der Hathor mir zu.
Krart ließ seine Schultern sinken. »Ihr seid Narren«, sagte er. »Ich wollte euch zu Mitgliedern der Grauen Kammer machen. Doch nun, da ihr weiterhin uneinsichtig bleibt, werden jene von uns Handlungsfreiheit bekommen, die für den Kampf plädieren. Grau werden oder sterben, ist ihr Motto.«
Er wandte sich um und ging zu seinem Gleiter zurück. Gleich darauf hob das Fahrzeug ab und entfernte sich unter dem bleigrauen Himmel.
Wir gaben uns dem Gefühl hin, diese Runde für uns verbucht zu haben – bis die Grauen Heere ein heftiges Feuer aus schweren Waffen eröffneten und binnen weniger Minuten die ersten Breschen im Wall der Vagendakrone entstanden ...
»Das ist der Anfang vom Ende!«, teilte uns Suu Oon Hoo mental mit. »Ich kann mich nicht länger halten. Einige Aktivatorspeicher der Vagendakrone sind bereits grau geworden und haben deshalb dem Beschuss nicht standgehalten. Bald werden alle Speicher dieses Schicksal erleiden.«
»Du darfst den Mut nicht verlieren!«, rief ich unwillig. »Hast du nicht gehört, was wir Krart entgegneten? Wir werden kämpfen und siegen.«
»Womit?«, erkundigte sich der Lla Ssann resignierend. »Mit Worten kann niemand dem Graueinfluss widerstehen. Die Armee der Schatten löst sich zunehmend auf. Ich werde meinen Vitalenergiespeicher verlassen und körperlich materialisieren. Wenn ihr wollt, führe ich euch durch die Vagendakrone zur anderen Seite, wo sich das Zentrum des Vagendas befindet. Ich weiß zwar nicht, wie ihr euch von dort aus retten wollt, aber ihr würdet wenigstens nicht unter den Trümmern der Krone begraben.«
»Schon wieder fliehen.« Ich seufzte und sah Iruna Hilfe suchend an. »Irgendwann wird es nicht mehr weitergehen.«
»Bis dahin dürfen wir die Hoffnung nicht verlieren, Atlan!«, sagte die Akonin. »Die Grauen Heere wären nicht die erste Truppe, die sich totsiegte. Schon in wenigen Stunden können ihre Kräfte verbraucht sein – und die Lage würde sich zu unseren Gunsten wenden. Deshalb müssen wir durchhalten, auch wenn es hoffnungslos erscheint.«
Strahlschüsse aus schweren Geschützen schlugen in unserer Nähe ein. Sie verursachten ein Energiegewitter, das mich an einen Weltuntergang denken ließ. Die glühenden Trümmer eines explodierten Speichers regneten weit im Umkreis nieder und begruben den Eingang zu dem Treppenschacht und dem Fluchtstollen unter sich.
Selbstverständlich hatten wir schon bei den ersten Entladungen Schutz gesucht und zudem unsere Schirme aktiviert. Kaum hörte der Beschuss auf, flogen wir los. Eisige Kälte stieg in mir auf, als ich sah, dass zwei unbeschädigt gebliebene Speicher in unserer Nähe ihren Goldglanz verloren hatten und sich grau zu färben begannen.
»Suu Oon Hoo!«, schrie Iruna. »Du musst materialisieren und uns ins Tal bringen!«
Der Tiefenschwimmer antwortete nicht.
»Vielleicht ist er tot«, befürchtete Jen.
»In dem Fall würden wir ihm bald folgen«, erwiderte die Akonin. »Ohne den Lla Ssann kämen wir niemals auf die andere Seite. Es gibt unsichtbare Energiebarrieren, die nur von einem Autorisierten desaktiviert werden können.«
»Ich dachte, du hättest eine ähnliche Funktion wie der Lla Ssann«, wandte ich mich Iruna zu. »Zumindest was die Vollmachten anbelangt.«
Sie lachte bitter. »Das war ein Irrtum, Atlan. Ich bin rein zufällig hierhergekommen, als ich jemanden zu retten versuchte.«
Abermals brauchten wir Deckung, weil der nächste Feuerschlag über die Vagendakrone hereinbrach. Ein wahres Inferno tobte über das Plateau hinweg.
Als der Beschuss verebbte, nahm ich sofort den Faden wieder auf: »Iruna, wen wolltest du retten?«
»Meinen Bruder«, antwortete sie. »Leider weiß ich nicht, ob es mir gelungen ist.«
Für ein paar Sekunden hatte ich die beklemmende Vorstellung gehabt, es wäre vielleicht ein Geliebter gewesen, den Iruna hatte retten wollen.
Du Barbar!, zeterte mein Extrasinn. Im Angesicht des Todes zitterst du davor, die Akonin könnte einen Geliebten haben.
Das verstehst du nicht!, gab ich hitzig zurück.
Ein klatschendes Geräusch ertönte. Als ich aufsah, krümmte sich wenige Meter vor uns ein etwa drei Meter langer und 50 Zentimeter durchmessender milchig weißer Wurm. In der Mitte des Körpers pulsierte es goldfarben unter der Haut.
»Folgt mir!«, vernahm ich die mentale Stimme Suu Oon Hoos.
Erst da wurde mir bewusst, dass der Wurm vor uns die körperliche Existenzform des Lla Ssanns war – und meine Gefährten schienen es zur gleichen Zeit zu erfassen.
Als das Wesen sich vom Boden erhob und scheinbar schwerelos davonschwebte, folgten wir ihm. Ich nahm an, dass es telekinetische Kräfte für seine Fortbewegung einsetzte. Doch darüber machte ich mit in diesen Sekunden keine Gedanken, denn hinter uns brach erneut ein Inferno aus. Nur wer das einmal selbst erlebt hat, kennt die zermürbende, demoralisierende Wirkung einer solchen Hölle, in der kein Platz für Heldentum ist, sondern nur für nackte Furcht.
Ich kannte dieses entsetzliche Gefühl. Deshalb wunderte ich mich auch nicht, dass Bonsin in aller Panik teleportierte, ohne sich darum zu kümmern, was aus uns wurde.
Allerdings materialisierte er sofort wieder. Er musste von einer Psi-Sperre oder Ähnlichem zurückgeschleudert worden sein. Schreiend wälzte der Abaker sich am Boden.
Tengri und ich erreichten ihn gleichzeitig. Wir hielten ihn fest und aktivierten das Medosystem seines Anzugs. Bonsin trug ja wie Clio eine Nachbildung der Exterminatoren-Kombis – und diese Monturen besaßen keine selbsttätigen Medosysteme, sondern brauchten einen externen Zugriff.
Der junge Abaker wurde zwar schnell ruhiger, aber seine Augen verrieten, dass er noch nicht wieder klar zu denken vermochte. Tengri und ich trugen ihn hinter unseren Gefährten her. Der Beschuss hörte nach kurzer Zeit auf – oder wir waren, ohne es zu bemerken, hinter eine Energiebarriere geraten. Auf jeden Fall wurde es beinahe unheimlich still.
»Es tut mir leid, falls ich deine Gefühle verletzt habe, Atlan«, flüsterte der Hathor über den auf schwächste Leistung gedrosselten Helmfunk. »Es war kein böser Wille, doch Iruna hat etwas an sich, das mir Furcht einflößt. Ich kann es nur nicht definieren.«
Ich unterdrückte den Impuls, Tengri ziemlich heftig zu antworten. Mit einiger Mühe redete ich mir ein, dass er wirklich nicht in böser Absicht handelte, sondern vielleicht schon vom Graueinfluss verändert worden sei.
»Schon gut«, gab ich zurück. »Du siehst ein, dass du Iruna unrecht getan hast, und ich werde dir nichts nachtragen. Ich bin sicher, dass sie dir ebenfalls verzeiht.«