Wildfell Hall. Anne Bronte
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Ich habe eine höchst angenehme Erinnerung an diesen Spaziergang auf der hier und da von grünen Bäumen beschatteten und mir blumenreichen Grasrändern und blühenden Hecken vom köstlichsten Dufte geschmückten, sonnenbeschienenen weißen Landstraße, oder durch mit lieblichen Blumen und dem glänzenden Grün des köstlichen Mai prangenden Wiesen und Heckenwege hin. Allerdings befand sich Elise nicht bei mir, aber sie war bei ihren Freunden in dem Ponywagen hoffentlich eben so glücklich, wie ich, und selbst, als wir Fußgänger die Landstraße verließen, um einen kürzeren Weg über die Felder einzuschlagen, und den kleinen Wagen in weiter Ferne hinter den grünen, laubigen Bäumen verschwinden sahen, haßte ich diese Bäume weder, weil sie den lieben, kleinen Hut und Shawl meinen Blicken entrissen, noch fühlte ich, daß alle diese Gegenstände zwischen meinem Glücke und mir lägen, denn ich war, die Wahrheit zu gestehen, in Mrs. Grahams Gesellschaft viel zu glücklich, um die Elise Milwards zu vermissen.
Erstere war zwar anfangs zum Verzweifeln ungesellig, und wie es schien, entschlossen, mit Niemandem, außer Miß Milward und Arthur zu sprechen. Sie und Mary gingen zusammen, meist mit dem Knaben zwischen sich: — wo es aber der Weg gestattete, ging ich stets auf ihrer andern Seite, während Richard Wilson die andere Seite Miß Milwards in Beschlag nahm, und Fergus sich nach Belieben hier und da umhertrieb,— nach einer Weile wurde sie jedoch freundlicher, und endlich gelang es mir, ihre Aufmerksamkeit fast ausschließlich zu fesseln — und dann war ich wahrhaft glücklich, denn wenn sie sich zum Sprechen herabließ, so hörte ich gern zu. Wo ihre Ansichten und Aussprüche mit den meinen übereinstimmten, entzückte mich ihr gesunder Verstand, ihr ausgesuchter Geschmack und Gefühl; wo sie von ihnen abwichen, war es doch stets die rücksichtslose Kühnheit, womit sie diese Verschiedenheit gestand und vertheidigte — ihre Ueberzeugtheit und ihr Scharfsinn, die meine Phantasie piquirten; und selbst wenn sie mich durch unfreundliche Worte oder Blicke und lieblose Schlüsse auf mich erzürnte, machte sie mich dadurch unzufrieden mit mir selbst, daß ich einen so ungünstigen Eindruck auf sie gemacht, und verlangender, meinen Charakter und mein Gemüth in ihren Augen zu recht fertigen und wo möglich ihre Achtung zu erringen
Endlich kam unser Spaziergang zu Ende. Die zu nehmende Höhe und Steilheit der Hügel hatte die Aussicht seit einiger Zeit verdeckt; als wir aber den Gipfel einer steilen Anhöhe erreicht hatten, und zu unseren Füßen hinabblickten, lag eine breite Lücke vor uns — und das blaue Meer bot sich unseren Blicken dar! — tief veilchenblau nicht todtenstill, sondern mit glitzernden Wellenkämmen bedeckt — winzigen, weißen Flecken, die auf seiner Brust schimmerten und durch das schärfste Auge kaum von den kleinen Seemöven, die sich darüber wiegten und deren weiße Flügel im Sonnenscheine erglänzten, zu unterscheiden waren; nur zwei bis drei Schiffe waren zu sehen, diese aber befanden sich in weiter Ferne.
Ich blickte meine Begleiterin an, um zu sehen, was sie von diesem herrlichen Schauspiele denke. Sie sagte nichts, blieb aber stehen, und heftete ihre Augen mit einem Blicke darauf, welcher mir versicherte, daß ihre Erwartungen nicht getäuscht worden seien. Sie hatte, beiläufig bemerkt, sehr schöne Augen — ich weiß nicht, ob ich es Ihnen schon gesagt habe — aber sie waren seelenvoll, groß, klar und fast schwarz — nicht braun, sondern von sehr dunklem Grau. Ein kühles, belebendes Lüftchen wehte vom Meere her — weich, rein und gesund; es ließ ihre Locken flattern, und verlieh ihren sonst zu blassen Lippen und Wangen eine lebhaftere Farbe. Sie fühlte seinen er heiternden Einfluß, und so ging es auch mir — ich fühlte es durch meinen ganzen Körper prickeln, wagte es aber nicht, seine Einwirkung kundzugeben, so lange sie so still blieb. Ihr Antlitz trug den Ausdruck milder Heiterkeit, welcher fast zu einem Lächelns exaltierter, froher Intelligenz aufloderte, als ihr Auge das Meine traf. Sie hatte noch nie so schön ausgesehen, noch nie hatte ihr mein Herz so warm entgegengeklopft, wie jetzt. Wenn wir noch zwei Minuten allein so stehen geblieben wären, so hätte ich für die Folgen nicht bürgen können. Zum Glück für meine Diskretion, vielleicht auch für meinen Genuß des Tages, wurden wir schnell zum Mahle — einer höchst respektablen Collation, beschieden, die Rosa, von Miß Wilson und Elise unterstützt, welche mit ihr und dem Wagen vor uns angekommen waren, auf einer erhöhten Stelle, von der aus man die See überschauen konnte, welche zugleich aber auch durch einen steilen Felsen und überhängende Bäume vor der Sonne geschützt war, aufgetischt hatte.
Mrs. Graham setzte sich in einiger Entfernung von mir nieder. Meine Nachbarin war Elise, die ihr Möglichstes that, um sich auf ihre sanfte, von aller Aufdringlichkeit entfernte Art angenehm zu machen und ohne Zweifel eben so reizend und fesselnd wie sonst war, wenn ich es nur hätte fühlen können. Bald aber begann sich mein Herz wieder für sie zu erwärmen und wir waren Alle, soviel ich sehen konnte, während des langen, geselligen Mahles äußerst heiter und froh.
Sobald dies vorüber war, forderte Rosa Fergus auf, ihr beizustehen, die Ueberbleibsel und die Messer, Teller u s. w. zusammenzuräumen und in die Körbe zu legen, und Mrs. Graham nahm ihren Feldstuhl und ihr Zeichengeräth und verließ uns, nachdem sie Miß Milward gebeten, die Aufsicht über ihren kostbaren Sohn zu übernehmen und ihm streng verboten, sich von der Seite seiner neuen Aufseherin zu entfernen, um sich nach einem höheren, steileren Punkte in einiger Entfernung zu begeben, von wo die Aussicht noch schöner war, und wo sie es vorzog, ihre Skizze aufzunehmen, obgleich ihr einige von den Damen sagten, daß es ein entsetzlicher Ort sei, und ihr riethen, es nicht zu versuchen.
Sobald sie fort war, fühlte ich, als ob der ganze Spaß des Picknicks zu Ende sei — obgleich sich kaum sagen läßt, was sie zur Heiterkeit der Gesellschaft beigetragen hatte. Ihren Lippen war kein Scherz, kein Lachen — entflohen, aber ihr Lächeln hatte meine Laune belebt; eine scharfsinnige Bemerkung oder ein heiteres Wort von ihr, hatte meinen Witz, mir selbst unbewußt, geschärft, und Allem, was die Uebrigen sagten oder thaten, neues Interesse verliehen. Selbst meine Unterhaltung mit Elisen war durch ihre Gegenwart lebhafter geworden, obwohl ich es nicht wußte; und nun sie fort war, hörte Elisens scherzhafter Unsinn auf mich zu belustigen — ja wurde mir sogar langweilig, und ich es müde, sie zu unterhalten; ich fühlte mich durch eine unwiderstehliche Anziehungskraft nach dem fernen Punkte gelockt, wo die schöne Künstlerin saß und einsam ihre Arbeit verrichtete — und ich versuchte nicht lange derselben Widerstand zu leisten, sondern stand, während meine kleine Nachbarin einige Worte mit Miß Wilson austauschte, auf und schlürfte leise hinweg. Einige schnelle Schritte, und ein kurzes, gelenktes Klettern brachte mich bald zu der Stelle, wo sie saß — einem schmalen Felsenvorsprung dicht am Rande der Klippe, welche steil zum felsigen Strande hinabschoß.
Sie hörte mich nicht kommen; als mein Schatten auf ihr Papier fiel, schrack sie, wie von einem elektrischen Schlage getroffen, zusammen und blickte sich hastig um — jede andere Dame meiner Bekanntschaft würde bei einem so plötzlichen Schrecken laut aufgeschrieen haben.
»O, ich wußte nicht, daß Sie es seien — warum haben Sie mich so erschreckt?« sagte sie etwas unwillig; — »ich kann es nicht leiden, wenn man mir so unerwartet über den Hals kommt.«
»Ei, für wen haben Sie mich gehalten,« sagte ich, »wenn ich gewußt hätte, daß Sie so ängstlich wären, so würde ich vorsichtiger gewesen sein: aber —«
»Nun, es thut nichts. Weshalb sind Sie gekommen? Kommen sie Alle?«
»Nein, dieser kleine Vorsprung würde kaum Platz genug für Alle bieten.«
»Das freut mich, denn ich bin des Redens müde.«
»Nun wohl, ich will nicht sprechen, sondern mich nur hersetzen, und zusehen, wie Sie zeichnen.«
»O, aber Sie wissen doch, daß ich das nicht leiden kann.«
»Dann will ich mich damit begnügen, diese herrliche Aussicht zu bewundern.«
Hiergegen machte sie keine Einwendung und zeichnete eine Zeitlang schweigend weiter. Ich konnte mich aber nicht enthalten, von Zeit zu Zeit einen