Hölle am Himmel. Will Berthold

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Hölle am Himmel - Will Berthold

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Freund Riccio«, präsentierte der Ex-Pilot den einzigen Überlebenden der alten Dossola-Bande. »Der Stolz der Unterwelt.«

      Der wirkte wendig und windig. Er hatte die Augen und die Ohren offen, vielleicht ein wenig zu deutlich, und so erkannte Peggy Larrys V-Mann sofort.

      »Und das ist Johnny«, stellte Tony einen zweiten Unterweltler vor, der ihn zu bewachen schien …«

      »Peggy ist,’ne alte Freundin von mir.« Er raunte Johnny zu: »Mensch, die fehlt uns noch. Genau was wir brauchen.«

      Dann wandte er sich wieder an die Stewardeß: »Wie geht’s deinem Verlobten?«

      »Auch geplatzt«, versetzte das Mädchen und griff nach dem Whisky-Glas.

      Sie saßen lange, und sie tranken viel.

      »Wie wär’s mit ’nem kleinen Stellungswechsel?« fragte Tony.

      »Aber nicht auf deine Bude.«

      »Ich werd’ doch nicht mit der Tür ins Haus fallen«, schäkerte Tony. »Außerdem wohne ich im Hotel.« Er lallte schon ein wenig. »Da sind übrigens noch Zimmer frei.«

      »Darüber ließe sich reden«, antwortete Peggy gedehnt. Sie spielte ihre Rolle vorzüglich.

      Bis sie sich einig wurden, war es zwei Uhr früh. Lärmend verließen sie die Kneipe. Tony, Peggy, Johnny, Riccio. Und im kurzen Abstand zwei Unbekannte der Bundespolizei.

      Riccio war als erster auf der Straße. Plötzlich raste ein Wagen mit aufgeblendeten Scheinwerfern in wahnwitziger Geschwindigkeit auf ihn zu. Geblendet versuchte er auszuweichen, aber der Wagen erfaßte ihn. Riccio wurde auf den Kühler genommen und gegen eine Hauswand geschleudert.

      Ohne Licht raste der Wagen mit Vollgas weiter.

      Als der Ambulanzwagen eintraf, war Riccio bereits tot. Unfall mit Fahrerflucht stand im Protokoll.

      11

      In diesem Jahr wurden allein auf der Nordatlantik-Route mehr als fünfzehn Millionen Passagiere erwartet, und der Massenansturm auf die Jet-Riesen hatte schon ungewöhnlich früh eingesetzt. Die Urlauber wollten die verbilligten Preise der Vorsaison nutzen. Diese stürmische Entwicklung brachte den Fluglinien volle Kassen und dem FBI-Mann Larry Merx ein kaum mehr zu bewältigendes Arbeitspensum.

      Daß sein V-Mann Riccio durch einen Unfall ums Leben gekommen war, bevor er präzise Hinweise über die wiedererstandene Dossola-Gang geben konnte, betrachtete Larry als Mord, auch wenn er es nicht beweisen konnte. Der ›Igel‹ war zu unvorsichtig gewesen, und nun bangte der FBI-Spezialist um Peggy, seine letzte Trumpfkarte. Sie war in das drittklassige Hotel umgezogen, in dem Tony Forthman wohnte, aber ihre Situation wurde jeden Tag schwieriger, da sie sich, ohne Verdacht zu erregen, den Nachstellungen des verkrachten Piloten kaum mehr entziehen konnte. Sie hatte Larry die Nachricht zugespielt, daß der Mann tatsächlich beabsichtigte, im Auftrag einer Gangsterbande ein Passagier-Flugzeug zu entführen.

      Aber wann? Und wo?

      Der Anschlag konnte überall und zu jeder Zeit verübt werden. Womöglich war die Bedrohung der Jet-Air nur ein Ablenkungsmanöver, und das Attentat galt einer anderen Linie. In dieser trüben Lage gab es nur einen Lichtblick: Solange sich Forthman noch in New York aufhielt, blieb eine Galgenfrist.

      Bald schon – und doch zu spät – erfuhr Larry, daß er einen verhängnisvollen Trugschluß gezogen hatte. Weil ein fantastischer Gangster-Plan jegliche Vorstellung überforderte.

      Natürlich waren die Kontrollen bei der Abfertigung der Passagiere auf ein Höchstmaß verstärkt worden. Der zeitraubende Aufwand schien sich zu lohnen, denn immerhin hatte die Jet-Air seit Beginn dieser Sondermaßnahmen alle ihre Fluggäste sicher ans Ziel gebracht – und das waren Hunderttausende; täglich ungefähr 40000, die Bevölkerung einer mittleren Stadt.

      Allein diese Zahl zeigte den FBI-Leuten ihre Grenzen. So sehr sie sich auch anstrengten, das Einschmuggeln von Pistolen, Handgranaten oder gar Bomben zu verhindern, diese Blockade blieb praktisch nur Stückwerk, konnte nie lückenlos sein. Die Polizei und die Zollbeamten durften keine Panik unter den Passagieren hervorrufen, keine stundenlangen Verspätungen verschulden. Sie durften nicht alle Passagiere in die kleinen Nebenräume bitten, um sie nackt zu durchsuchen – bei früheren Flugzeugentführungen hatten die Täter Waffen im intimen Bereich versteckt.

      Der Jet-Air-Flug 111 von New York nach Frankfurt war schon vier Tage vor dem Start ausgebucht. 41 weitere Anwärter standen auf der Warteliste. Eigentlich war es das gleiche Bild wie bei allen Abflügen, nur die Bordgesellschaft des Jumbo ›Happy Day‹ war diesmal illustrer. Unter den Passagieren würde sich fast der ganze Vorstand der Fluglinie befinden, der auch zur Aktionärs-Hauptversammlung nach Frankfurt mußte. Der Chefpilot Nobis nutzte diese Gelegenheit, den Riesenvogel selbst zu lenken. Brenda würde ihn begleiten, und sie planten, den Europa-Flug als Hochzeitsreise fortzusetzen.

      Auf der Passagierliste standen weiterhin: hohe kirchliche Würdenträger aller Konfessionen, auf der Rückreise von einem Bibel-Kongreß in New York, ein französischer Modeschöpfer mit vier Top-Mannequins, drei US-Senatoren und bekannte Industrielle aus fast allen europäischen Ländern, die in den Staaten zu Handelsgesprächen zusammengekommen waren.

      Im letzten Moment schaltete sich auch noch das State-Department mit einem sehr heiklen Wunsch ein: Ein bekannter Atomwissenschaftler hatte sich im letzten Moment entschlossen, an einer Nuklear-Tagung in Wien teilzunehmen. Der Mann war eitel und wollte ein wenig gefeiert werden. Da er ein Geheimnisträger ersten Ranges war, bat die US-Regierung ihre Bundespolizei, dem Mann einen unauffälligen Reisebegleiter mitzugeben.

      Unter normalen Umständen hätte sich Larry Merx einem solchen Vorschlag erbittert widersetzt, da die FBI-Tätigkeit grundsätzlich auf amerikanisches Territorium beschränkt ist. Aber in diesem Fall war er erleichtert, daß er seinen Assistenten Mike Blower als bewaffneten Privatmann in den Jumbo schmuggeln konnte.

      Der Start war für 7 Uhr 59 angesetzt, und das bedeutete, daß sich die Passagiere wegen der verschärften Kontrollen mindestens eine Stunde früher auf dem Kennedy-Airport einzufinden hatten. Eine gemischte Gesellschaft: Prominente neben Namenlosen, viele Mütter mit Kindern.

      Die Kleinen boten den Polizeibeamten am wenigsten Probleme. Auch die Senatoren durften die Sperre ohne Kontrolle passieren. Eine weitere Erleichterung stellten auch die Stammgäste der Jet-Air dar, Leute wie zum Beispiel Bob S. Greenhill, ein bekannter Finanzier, der sich ein Haus an der Sutton-Place leisten konnte. Als Abzeichen seiner beruflichen Tüchtigkeit führte er stets ein kleines Diktiergerät bei sich. Die Bedenken gegen ihn waren weniger polizeilicher als gesundheitlicher Art: Man wußte, daß der Mann herzkrank war und Höhenflüge schlecht vertrug. Die meisten Reisenden merkten nicht, daß sie elektronisch nach Waffen abgetastet wurden. Trugen sie Metall am Körper, gab das Spezialgerät Warnsignale. Seit die Luftpiraten dazu übergegangen waren, Plastikwaffen zu verwenden, konnten freilich diese unsichtbaren Argusaugen versagen.

      Der Mann, der jetzt die Sperre passierte, war hager, hatte kleine Hechtaugen und eine fast dolchartige Nase. Automatisch verglichen zwei Polizeibeamte sein Gesicht mit dem Foto des untergetauchten Gangsters Dossola. Keine Ähnlichkeit. Der Passagier zeigte einen brandneuen Diplomatenpaß vor, der ihn als Henry Smith auswies.

      »Gott, ist der häßlich«, raunte ein Beamter seinem Kollegen zu. »Dachte immer, die verwenden bei unseren Botschaften nur so geschliffene Burschen wie Rock Hudson.«

      Um

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