Hölle am Himmel. Will Berthold

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Hölle am Himmel - Will Berthold

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anderes.« Er öffnete die Cockpit-Tür und winkte einen Komplizen herbei, der an der Bar saß: »Nun zeig mal den Herren deine Artillerie, Sandy!«

      Der Mann schob sich heran, öffnete grinsend seine Jacke, präsentierte stolz eine Maschinenpistole. Chefpilot Nobis verwünschte die Magnetschranken bei der Abfertigungkontrolle, die auf Reißverschlüsse, Herzschrittmacher, Zahnprothesen, Sprungdeckeluhren, Stahlnägel in Hüftgelenken und auf Drahtbügel in den Büstenhaltern ansprechen, aber eine ganze Kollektion von Plastikwaffen passieren lassen.

      »Ich glaube nicht, daß du dazu kommst, an Bord Schießübungen zu veranstalten, Sandy«, sagte der Anführer und gab seinem Gorilla einen Wink, Wache zu halten.

      »Das ist nur einer meiner Leute«, erläuterte der Entführer, »keineswegs der einzige.« Er lächelte und entblößte dabei seine Zähne. »Falls Sie sich langweilen sollten, können Sie sich mit dem Rätsel befassen, wie viele von uns wirklich an Bord sind.« Er sprach, als leierte er einen fremden Text herunter. »Zunächst einmal stellen Sie den Sprechverkehr auf Lautsprecherbetrieb um«, befahl er. »Ich bin neugierig.« Er klappte den Stuhl neben dem Bordingenieur auf, setzte sich, betrachtete die Instrumente, sah auf seine Armbanduhr. »In etwa fünf Minuten werden Sie den Notruf für Entführung ausstrahlen und gleichzeitig Ihren Passagieren mitteilen, daß sie sich in unserer Gewalt befinden.«

      Jack Dossola schlug seine Beine lässig übereinander und zündete sich eine Zigarette an. »Zur Beruhigung werde ich selbst ein paar Worte mit den Leuten sprechen. Zuvor aber möchte ich noch mit Ihrem Präsidenten über ein paar geschäftliche Dinge verhandeln.« Er wandte sich an den Co-Piloten. »Erheben Sie sich, junger Mann!«

      Martin sah seinen Ersten Offizier scharf an, weil Jim dem arroganten Erpresser an die Kehle fahren wollte.

      »Sie bitten Mr. Lovestone zu uns. Nur ihn. Und kein Wort von der Sache. Sandy wird Sie begleiten.« Er öffnete die Tür, winkte seinen Leibwächter heran: »Paß auf«, befahl er und deutete auf den Co-Piloten, »daß unser Freund keine Dummheiten macht. Andernfalls legst du ihn einfach um.«

      Auf einmal hatte er seine eigene Sprache wiedergefunden.

      12

      Brenda Fairday war die einzige Frau unter den Erste-Klasse-Passagieren, aber sie hätte die Blicke der Mitreisenden auch auf sich gezogen, wenn die Auswahl größer gewesen wäre. Ein paar Autogrammjäger hatten sich aus der Touristenklasse zu ihr durchgekämpft; und während die bekannte Publizistin ihnen den Wunsch erfüllte, überlegte sie, ob ihre Leser sie auch mit dieser lästigen Aufmerksamkeit verfolgen würden, wenn sie künftig eine schlichte Frau Nobis wäre.

      Sie konnte mit ihrem Aussehen zufrieden sein, obwohl sie im Spiegel eine strenge Kritikerin war. Als Frau hatte sie bislang ihre äußeren Vorzüge als einen Glücksfall gewertet, ohne sie zu überschätzen. Sie war einfach glücklich, dem Mann ihrer Wahl zu gefallen. Alles hatte sich geändert, und es gab endlich keinen Aufschub mehr. Dabei war ihr erster Anlauf vor zwei Jahren mit Martin verunglückt. Sie war in den Sog der Sehnsucht geraten und ein wenig verwundert darüber, daß man erst 30 Jahre alt werden mußte, um diesem Aufstand der Gefühle zu verfallen.

      Neben Brenda saß Mike Blower. Nur sie und die Offiziere im Cockpit wußten, daß dieses Dutzendgesicht nicht ein farbloser Geschäftsmann aus Boston, sondern ein FBI-Agent war. Hinter ihm Professor Hammersmith, der berühmte Atomwissenschaftler, der gar nicht bemerkte, daß er bewacht wurde, und in der Reihe vor Brenda bereitete Mr. Lovestone die Begrüßungs-Ansprache an seine deutschen Aktionäre vor.

      Es kam kaum ein Gespräch auf. Die Stimmung war flau, fast schläfrig. Brenda schreckte hoch, als Mike den Co-Piloten sah.

      »Wie schaut denn der aus?« sagte er und lachte. »Schon komisch, wenn ein Pilot luftkrank wird, was?«

      Jim stand auf der Wendeltreppe, hinter ihm ein anderer Passagier. Brenda erfaßte sofort, daß der Mann im Fliegerblau verstört war und der FBI-Mann sie mit seinem dummen Witz darauf aufmerksam machen wollte. Jim hielt sich krampfhaft am Geländer fest, ging wie geschoben. Er sah aus wie ein Mann, der im Schock Fahrerflucht verübt hatte und von einem Kripo-Beamten abgeführt wurde.

      Mike Blower setzte ein schläfriges Gesicht auf, gähnte und beugte sich nach vorn, wo Mr. Lovestone saß.

      Jim winkte dem Präsidenten mit den Augen.

      »Mr. Lovestone«, sagte er halblaut.

      Der Präsident sah unwillig von seinen Notizen auf.

      »Was ist denn los?« fragte Mr. Jet-Air abweisend.

      »We are hijacked«, raunte Jim ihm zu.

      Mr. Lovestone verlor seine gesunde Gesichtsfarbe. Er stand zögernd auf. Er wirkte einen Moment lang wie gelähmt, obwohl er noch nicht begriffen hatte, daß er seine Ansprache morgen nicht halten konnte.

      Sie gingen über die Wendeltreppe nach oben. Zu dritt.

      »Augen auf, Mund zu«, raunte der FBI-Mann Brenda zu. »Wir sind gekidnappt.« Laut und aufdringlich fragte er: »Darf ich Sie zu einem Drink einladen, Miß Fairday?« Er dienerte linkisch. »Oben im Salon.«

      »Nur Orangensaft«, zögerte Brenda und ging dann voraus.

      Ohne zu fragen, hatte der FBI-Mann sie zu seiner Gehilfin ernannt. Er verstand sein Handwerk, auch ein Profi, aber auf der gesetzlichen Seite. Mit einer Pistole bewaffnet. Ausgerüstet mit einem Mini-Mikrofon und einer Mini-Kamera. Außerdem munitioniert mit 15 harten Dienstjahren bei der US-Bundespolizei. Seine Geheimwaffe: Keiner kannte ihn –zumindest kein Passagier – und auch kein Gangster, der sich für einen Passagier ausgab.

      Brenda setzte sich an die Bar. Sie sah dem Co-Piloten und Mr. Lovestone nach, die im Cockpit verschwanden, und wandte sich einem alten Bekannten, Mr. Greenhill zu. »Die haben wohl heute den Tag der offenen Tür«, fragte sie verwundert.

      »Entschuldigen Sie mich einen Moment, Miß Fairday«, sagte Mike und näherte sich hastig dem WC vor dem Cockpit.

      »Das ist leider gesperrt«, fing ihn der Passagier, der den Co-Piloten bewacht hatte, ab.

      »Warum?«

      »Weiß ich auch nicht«, brummte Sandy. »Aber es gibt ja noch genug andere.«

      Verstohlen sah er zur Cockpit-Tür; er wartete ungeduldig darauf, daß der Zauber endlich losginge und er seine MP nicht mehr unter der Jacke zu verstecken brauchte. Sein Unwillen lenkte ihn ab; für ein, zwei Sekunden nur – aber Mike hatte inzwischen sein Bild mit der unsichtbaren Kamera geschossen.

      Der Bordlautsprecher räusperte sich: »Hier spricht der Captain«, sagte Martin in das Mikrofon. Seine Stimme hatte es schwer, sich gegen Gespräche, Geräusche und die Filmvorführung durchzusetzen. »Ladys und Gentlemen« ,begann er von neuem, »ich bedaure, Ihnen mitteilen zu müssen, daß einige Herren an Bord sind, die andere Ansichten über unser Reiseziel haben.«

      Es wurde still, obwohl die meisten die Tragweite dieser Worte noch nicht erkannt hatten. Nur die Kinder tobten weiter in den Gängen, aber die Stewardessen hatten andere Sorgen, als sie auf ihre Plätze zu zwingen.

      »Diese Leute haben eine Höllenmaschine in der Maschine versteckt. Im Interesse Ihrer Sicherheit muß ich mich ihren Forderungen fügen«, fuhr der Chefpilot fort. »Ich bitte Sie, Ruhe zu bewahren und alle unbesonnenen Handlungen zu unterlassen.« Seine gelassene Stimme klang müde,

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