Hölle am Himmel. Will Berthold
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»Hört sich an, als ob der Mann mit einem harten Rachen-R sprechen würde«, erwiderte sein Assistent zögernd.
»Gut, Mike. Schnappen Sie sich unsere Maschine. Fliegen Sie sofort nach Washington und jagen Sie diese Feststellung durch den Computer.«
Das FBI-Archiv hatte 6000 genaue Lebensläufe Verdächtiger gespeichert und die Fingerabdrücke von 90 Millionen Amerikanern. Vielleicht enthielt die Kartei auch Hinweise auf Stimmen mit einem Rachen-R – sofern es nicht erst durch eine künstliche Verzerrung entstanden war.
Mr. Jet-Air kam herüber.
»Ausgerechnet bei uns«, sagte er. »Können Sie sich das erklären, Larry?«
»Ja«, versetzte der FBI-Mann gelassen. »Die Jet-Air hat viel Geld. Außerdem sitzt vermutlich ein Komplize der Bande im Haus.«
Er betrachtete den Mann mit dem jungen Gesicht und den schlohweißen Haaren. »Und zwar sehr hoch oben.«
»Finden Sie ihn«, fuhr Mr. Lovestone ihn an.
»Nur mit Ihrer Hilfe«, entgegnete Larry. »Zunächst einmal brauche ich die Personalveränderungen des letzten halben Jahres.«
»Das liegt in zehn Minuten auf Ihrem Schreibtisch.«
»Dann werden Sie«, fuhr der Spezialist aus Washington fort, »eine Firma mit der Rationalisierung Ihrer Fluglinie beauftragen. Sie wird Ihnen vier Mann schicken – vier FBI-Leute, die sich hier in allen Abteilungen umsehen werden.«
Er stellte fest, daß Mr. Jet-Air von dem Vorschlag wenig begeistert war.
»Hören Sie zu, Norman: Die Täter, die bis jetzt Attentate auf Flugzeuge verübt haben, waren Amateure. Aber auf ihr Konto kommen immerhin in den letzten 19 Jahren bereits 802 Menschenleben. 691 Passagiere und 111 Besatzungsmitglieder. Offizielle Feststellung des ›Büros für Entwicklung der Luftfahrt‹ in Rom. Nur geklärte Fälle. Wir wissen nicht, wie viele weitere Unfälle in Wirklichkeit Verbrechen waren.«
Er sprach ohne Betonung, aber der Hunger in seinem Gesicht wirkte dabei satt vor Angst. »Und nun haben wir es, wenn nicht alles trügt, erstmals mit echten Gangstern zu tun. Mit hartgesottenen Profis, die ohne weiteres einen Jumbo mit 400 Menschen in die Luft sprengen.«
»Ich will Ihnen etwas sagen«, erklärte Lovestone müde. »Ich zahle die Million.«
»Kommt nicht in Frage«, erwiderte Larry.
»Übernehmen Sie die Verantwortung?« fuhr ihn der Generaldirektor an.
»Das muß ich wohl«, entgegnete der große, drahtige Mann. »Bis zwölf Uhr mittags wird gar nichts passieren.«
»Vielen Dank für Ihren Trost«, erwiderte Norman S. Lovestone. Er wagte nicht, daran zu denken, was nach diesem Ultimatum geschehen könnte.
6
Jet-Air-Flug 99 meldete als voraussichtliche Ankunftszeit in New York 10 Uhr 32. Der Jumbo hatte die in Frankfurt durch den falschen Bombenalarm entstandene Verspätung weitgehend wieder aufgeholt. Gleich mußte das Flugzeug als winziger Punkt auf dem Radarschirm der Bodenstation auftauchen. Kaiserwetter an diesem Bilderbuchtag. Nicht die sanfteste Brise behelligte die Boeing 747.
Die meisten Passagiere sahen sich schon den zweiten Film an. Django, der Rächer, geisterte über die Leinwand. Wie in den meisten Wild-West-Schinken siegte am Ende das Gute und das Böse blieb auf der Strecke. Im übrigen uniformierte die Passagiere die gute Laune. Einmal mehr bestätigte sich die Mundpropaganda, daß Jet-Air-Intercontinental die erfahrensten Piloten, die strengsten Sicherheitsvorschriften, die beste Küche und die hübschesten Stewardessen hätte.
Im Cockpit, dem Gehirn des Riesenvogels, wurde geschwiegen. Jim, der Erste Offizier, flog die Boeing 747, und das hieß, daß er lediglich den Auto-Piloten überwachte. Der Bord-Ingenieur wurde nur aktiv, wenn etwas nicht stimmte, und Martin Nobis kämpfte um eine Orientierung privater Art, seitdem er Brenda begegnet war. Sein Bewußtsein schrieb an dem Kapitel Liebe, mit ungelenker Handschrift. Auch wenn er es sich nicht eingestand, war er ein Mann nach Maß der Frauen, die bei ihm leicht maßlos werden konnten. Seine Erinnerung häufte die Abenteuer mit dem schönen Geschlecht wie Kleingeld aufeinander. Auch wenn er seine Vergangenheit drehte und wendete, blieb nicht viel mehr als ein wenig flüchtige Zärtlichkeit, irgendwo, mit irgendwem, genossen, vergessen.
Und an der Bar des kleinen Salons, gleich hinter dem Cockpit, nur ein paar Meter von der Jumbo-Kanzel entfernt, saß jetzt die junge Frau mit den Katzenaugen und den sanftroten Haaren und drohte, eines Luftmillionärs lässiges Verhältnis zu den Gefühlen zum Absturz zu bringen.
Martin erhob sich von seinem Sitz vorn rechts. »Habt ihr eigentlich etwas gegen Damenbesuch?« fragte er in einem Ton, der keine Antwort erwartete.
Jim, der Co-Pilot, grinste durch die vierfach verstärkte Cockpit-Scheibe, als sich der Flugkapitän gespielt langsam aus seinem Bereich entfernte. Einen Moment lang glich er eher einem Einsteigdieb als einem Chefpiloten.
Dann stellte er fest, daß Brenda noch immer allein an der Bar saß. Die beiden Erste-Klasse-Passagiere in der Polsterecke waren so in ihr Schach-Duell vertieft, daß er sich ungestört mit seiner Dame befassen konnte.
»Wir werden in 59 Minuten in New York landen«, sagte Martin zu seiner prominenten Passagierin.
»Interessant«, erwiderte sie lächelnd. »Aber das ist doch nicht alles, was du mir zu sagen hast.«
»Ich bin im Dienst«, ging er auf ihren Ton ein. »Danach werde ich auf dich einreden wie ein – ein Staubsaugervertreter.«
»Und um welchen Artikel handelt es sich wirklich?«
»Hm, einen Schuß Romantik«, entgegnete Martin, »und zwei Portionen Einsamkeit.«
Er blickte auf Brendas schmale, langgliedrige Hände, und er spürte sie auf seiner Haut. Sie sah in seine Augen in diesem seltsamen Mitternachtsblau, in sein zerklüftetes Gesicht und fragte sich, wie sie Martin je aus den Augen hatte verlieren können; aus den Augen, nie ganz aus dem Sinn.
»Wie stehen wir zueinander?« fragte sie.
Der Mann im Fliegerblau sah sich einen Moment nach den Schachspielern um. »Das hängt allein von dir ab«, antwortete er ein wenig matt.
»Nein«, versetzte Brenda. »Von uns.«
»Nicht ganz von uns.« Er wurde ernst. »Auch von unseren verdammten Berufen.«
»Wir werden sie an die Leine legen«, erwiderte die berühmte Globetrotterin, »und unser Privatleben hegen wie Orchideen.«
»Ich bin jetzt im Vorstand der Jet-Air«, begann er zögernd. »Ich komm’ nicht mehr so viel zum Fliegen wie früher.« Martin verfolgte, wie der Passagier Bob S. Greenhill sich etwas mühsam über die Wendeltreppe nach oben zwängte und sich in dem kleinen Salon – offiziell hieß er Ausruhraum – prüfend umsah, als wollte er ihn kaufen.
»Was machst du, wenn wir in New York sind?« wandte er sich an Brenda.
»Zuerst einmal schlafe ich mich richtig aus«, antwortete