Das letzte Gefecht - Tatsachenroman. Will Berthold

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Das letzte Gefecht - Tatsachenroman - Will Berthold

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Wunderwaffen, die Hitler versprochen hatte, waren ohnedies ausgeblieben, aber selbst mit den konventionellen Waffen klappte es nicht so, wie es die massierten Rüstungsanstrengungen erhoffen ließen: Henschel konnte bis zum 25. März nur 330 Tiger und 25 Panther liefern, Porsche schaffte bis Mitte März 90 Tiger. Zwar wurden die 556 B-3- und B-4-Kampfwagen mit zusätzlichen Stahlplatten ausgerüstet, aber die »Schürzen« behinderten ihre Beweglichkeit noch mehr. Die Panther, von denen bis zum Juli insgesamt 200 geliefert wurden, wiesen oft schadhafte Getriebe auf, ihre Optik war mangelhaft. Der Typ war noch lange nicht frontreif, ging aber in Serie. Der Panzerjäger »Ferdinand« hatte zwar stabile Stahlplatten auf der Frontseite, aber er war untermotorisiert und wirkte im Nahkampf, für den er geschaffen war, wie ein hilfloser Riese, 70 Tonnen schwer.

      Neue Panzer kamen nur selten an die Front, sie wurden zur Ausrüstung neu aufgestellter Einheiten benötigt. »Die Kommandeure gaben daher nur unwillig beschädigte Panzer zur Hauptinstandsetzung in die Heimat ab, sondern zogen es vor«, berichtet Geoffrey Jukes, »sie mit feldmäßigen Mitteln wieder einsatzbereit zu machen. Diese Art der Flickschusterei lief unter dem Motto: Der kaputte Panzer in der eigenen Instandsetzungskompanie ist mir nützlicher als der neue aus der Heimat, der niemals ankommt ...«

      Kaum besser sah es mit dem Ersatz der Soldaten aus, der dem Ostheer garantiert worden war. Die Front erreichten kaum ausgebildete Pimpfe oder viel zu alte Landsturmsoldaten, die durch die totale Kriegführung in der Heimat freigestellt worden waren. Ihr Durchschnittsalter lag bereits über 40, aber selbst die Zahl der neuen Wehrpflichtigen – das war jetzt praktisch jeder männliche Deutsche zwischen 16 und 60 – blieb weit hinter den Erwartungen zurück.

      Der Bergbau konnte nur 200000, die Reichsbahn nur 33000 Mann abgeben. Aus den Geburtsjahrgängen 1906–1922 sollten noch einmal 100000 Soldaten rekrutiert werden, aber die Sollstärke der Wehrmacht wies im ersten Halbjahr 1943 noch immer ein Defizit von 616000 Mann auf; um es auszugleichen, mußte Hitler, was ihm schwerfiel, seinen Rassedünkel einschränken und die Anwerbung von Ausländern in die deutsche Wehrmacht genehmigen.

      Die Luftwaffe griff sofort zu und stellte für ihr Bodenpersonal 100000 Hilfswillige ein. Das Ersatzheer nahm sogar Kriegsgefangene. Das Feldheer kam auf 320000 Freiwillige, die man verächtlich »Hiwis« nannte. Die Hilfstruppen im Osten, auf 176 Bataillone sowie 38 Kompanien und Schwadronen verteilt, erreichten eine Stärke von 150000 Soldaten.

      Heinrich Himmler verzichtete auf die Exklusivität der Waffen-SS und warb in Lettland, Estland, Holland, Belgien, Luxemburg und Norwegen um Runenanwärter. Sogar 100000 Galizier meldeten sich freiwillig zur Himmler-Garde, 30000 von ihnen wurden genommen. Eine muselmanische Bosniaken-Division mit 21000 Mann komplettierte das nunmehrige Arsenal der Himmler-Hilfswilligen. Probleme, die sich aus diesem Völkergemisch ergaben, wollte der Generalgouverneur in Polen, Hans Frank, so lösen: »Versagen sie, schießen wir sie tot. Eine einfache Sache.«

      Zu den Vorbereitungen des »Unternehmens Zitadelle« gehörte auch die Wiedereinsetzung des Panzergenerals Guderian – er war nach dem Debakel vor Moskau 1941 von Hitler entlassen worden – als Generalinspekteur der Panzerwaffe. »Es hat zwischen uns eine Reihe von Mißverständnissen gegeben«, sagte Hitler. Der »schnelle Heinz« bestand auf seiner Forderung, nur dem OKW direkt unterstellt zu sein.

      »General Guderian war nach einer ersten Bestandsaufnahme in seinem neuen Kampfbereich erschüttert über den Zustand der Panzerverbände«, schreibt in seinem Buch »Die Schlacht der 6000 Panzer« der US-Autor Geoffrey Jukes. »Die von ihm entwickelte Gliederung einer Panzerdivision basierte auf 4 Regimentern mit je 100 Panzern. In der Zeit seiner Zwangspensionierung war die Zahl der Panzer durch Änderung der Gliederung auf 200 Panzer und ein Bataillon Sturmgeschütze reduziert worden. Da bei den niedrigen Produktionsziffern im Jahre 1942 die hohen Verluste in Rußland jedoch nicht annähernd ersetzt werden konnten, war die Zahl der einsatzbereiten Panzer aller 18 Panzerdivisionen an der Ostfront auf insgesamt 495 Panzer abgesunken. Durchschnittlich verfügte eine Division damit über nur 27 einsatzfähige Panzer. Guderian setzte sich daher dafür ein, das Jahr 1943 zur Wiederauffrischung der Panzerverbände zu nutzen und deshalb auf eine Offensive zu verzichten.«

      Daran war nicht zu denken, aber immerhin hatte Guderians Vorschlag die zweite Verschiebung des Angriffstermins bewirkt; es sollte noch die neue Panzergeneration abgewartet werden, insbesondere die 250 »Panther«, die der Front für Ende Mai versprochen worden waren. Zu diesem Zeitpunkt stieg die Zahl der Zwangsarbeiter in Deutschland bereits auf 5,25 Millionen Ausländer an. 11 Millionen schufteten in den besetzten Ostgebieten für die Rüstung, 20 Millionen im besetzten Frankreich, vorwiegend für Konsumgüter.

      Tagtäglich berichtete »Fremde Heere Ost« über das Anwachsen der sowjetischen Kampfstärke. »Nach dem zweiten Kriegsjahr hatten die Sowjets ihr Lehrgeld bezahlt«, resümiert Geoffrey Jukes. »Unfähige Führer waren ausgemustert worden und jüngere, tatkräftige nachgewachsen. Viele von ihnen waren Schüler des von Stalin hingerichteten Marschalls Tuchatschewski. Diese neuen Führer wie Konjew, Rokossowski, Watutin, Golikow, Jeremenko, Meretskow, Malinowski und viele andere waren gleichwertige Gegner für die deutschen Kommandeure. Der bekannteste von ihnen, Marschall Schukow, war an jeder Schlacht des Krieges beteiligt und hat keine verloren ...«

      Zwei Mammutheere lagen einander gegenüber, den Blick auf Kursk fixiert. Nicht einmal die Ruhe vor dem Sturm brachte eine Verschnaufpause. In Warschau hatte sich das Getto erhoben. Nach monatelangem erbarmungslosen Kampf schlug am 19. Mai der SS-Brigadeführer Jürgen Stroop den Aufstand endgültig nieder. 6000 Rebellen wurden erschossen; 50000 Überlebende kamen nach Auschwitz, Treblinka und Majdanek.

      Das andere totalitäre System, das der Sowjets, war kaum menschlicher: Im Wald von Katyn wurden die Leichen von 4243 polnischen Offizieren ausgegraben, die Stalin mit Genickschuß hatte beseitigen lassen. Das Nationalkomitee der Polen in London war der gleichen Meinung, aber die Weltöffentlichkeit nahm das Verbrechen gelassen auf – braun oder rot, jedes System hatte seine eigenen Massengräber.

      Im deutschbesetzten Hinterland verstärkte sich am Vorabend der Schlacht von Kursk der Partisanenkrieg noch. 80000 Soldaten standen ständig im Einsatz gegen die Rebellen aus dem Hinterhalt. Auf den Reichsleiter Wilhelm Kube, einen von Hitlers übel beleumdeten Ostsatrapen, wurden vier Anschläge hintereinander verübt; der letzte, eine unter seinem Bett verborgene Bombe, hatte Erfolg. Die 330 Meter lange Eisenbahnbrücke über die Desna flog in die Luft. Bei einem Luftangriff am 4. Mai auf Orscha wurden 300 Eisenbahnwaggons in Brand geschossen. Laufend erfolgten Angriffe und Anschläge auf die Bahnhöfe von Gomel, Brjansk und Lokhot. Der Nachschub, den die Russen vernichteten, mußte der »Operation Zitadelle« entzogen werden.

      Einen anderen Aderlaß nahm Hitler selbst vor: Schon vor der Schlacht ließ er Manstein wissen, daß er auf sechs Elitedivisionen verzichten müsse, da sie, in Erwartung des Badoglio-Putsches, für Italien bereitzustehen hätten.

      Auf beiden Seiten lauerten Tausende von Panzern auf riesigen Weizen- und Zuckerrübenfeldern in Bereitstellung. Kursk liegt in der Ebene Zentralrußlands, 530 Kilometer südlich von Moskau, eine alte Stadt aus dem 11.Jahrhundert, in der bei Ausbruch des Krieges 120000 Einwohner gelebt hatten. Sie war das Herzstück des Kursker Bogens, der in einem Angriff mit einer von Orel (Kluge) bis Charkow (Manstein) reichenden Front überrannt werden sollte.

      5. Juli, 3 Uhr 30. Unmittelbar vor Beginn des deutschen Trommelfeuers kam ihm die russische Artillerie mit dem Beschuß der deutschen Ausgangsstellen zuvor. Auf die Minute pünktlich jagten 1700 deutsche Bomber, Stukas und Schlachtflugzeuge während des Artillerieduells über die Pisten der E-Häfen, um in die Offensive einzugreifen. Der Massenstart klappte, trotz der überfüllten Flugplätze.

      Das Wetter war hervorragend, aber nicht nur für die deutschen, sondern auch für die russischen Flugzeuge. Auf einmal griffen die Sowjets mit starken Verbänden an, die sie angeblich nicht mehr hatten. Die Freya-Funkmeßgeräte bei Charkow orteten mehrere hundert Flugzeuge. Die Warnung kam gerade noch rechtzeitig,

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