Das letzte Gefecht - Tatsachenroman. Will Berthold

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Das letzte Gefecht - Tatsachenroman - Will Berthold страница 4

Das letzte Gefecht - Tatsachenroman - Will Berthold

Скачать книгу

      Jedenfalls war die Bomba-Bucht das riesige Erholungsheim der Panzerarmee Afrika, und man zahlte mit Beutezigaretten, mit Corned beef und was sich sonst noch organisieren ließ, denn der pfiffige Ägypter nahm keine müde Mark in Zahlung, solange sie aus Papier bestand.

      Doch seit einiger Zeit mied Fahnenjunker-Unteroffizier Gerwegh den fetten Ägypter nebst seiner hüpfenden Dutzendware. Er hatte die rassige Italienerin Manuela, Tochter eines Siedlers aus Tripolis, kennengelernt, die sich nicht früh genug in ihr Heimatland zurückgezogen hatte und von der italienischen Armee als Stabshelferin verpflichtet worden war, ein Mädchen mit langen schwarzen Haaren und braunen Glutaugen.

      Zuerst lachten seine Kumpels, dann begannen sie, ihn zu beneiden, und jetzt war der Junge so verliebt, daß er schon fast auf sich selbst eifersüchtig wurde. Wenn er ergriffen in Manuelas große Iris starrte, sah er nur sich darin gespiegelt – wenigstens solange er da war.

      »Wie lange wirst du noch im Lazarett bleiben?« fragte die Italienerin. »Quanto tempo? Quanti giorni?«

      »Mindestens eine Woche«, antwortete Gerwegh mit großartiger Geste und sah in Manuelas bekümmertes Gesicht. »Vielleicht sogar noch zehn Tage«, setzte er tröstend hinzu. »Mir pressiert es wirklich nicht!«

      »E poi?« fragte Manuela. Wie es dann weitergehen würde?

      »– muß ich wieder zu meinem Haufen zurück. Aber denk dir nichts, Unkraut vergeht nicht.« Er zündete zwei Zigaretten an und schob Manuela eine in den Mund. »Aber was wird aus dir?«

      »Ich hör’ hier auf«, entgegnete das Mädchen, »verlaß dich drauf. Ich will versuchen, nach Italien zu kommen.«

      »Wirklich?« rief der Junge begeistert.

      »He, Professor«, sprach ihn ein anderer Verwundeter vom Nebentisch aus mit seinem Spitznamen an. »Hältst du wieder Vorträge? Halt lieber Händchen, das ist vernünftiger.«

      »Schnauze«, versetzte Gerwegh.

      »Genießt den Krieg«, rief ein Betrunkener albern, »der Friede wird furchtbar.« Sie ließen den Kumpel und Manuela sitzen und suchten die »Oasis« auf.

      So behütet, wie sich die uniformierten Gäste des Hauses vorkamen, waren sie nicht, denn sie wurden von spionierenden Arabern umlauert. Sie betrachteten die Italiener, die ihnen die guten Landstücke weggenommen hatten, als ihre natürlichen Feinde, und zudem handelten die Tommies nach der Devise: Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft.

      Sie kauften die Araber mit Baumwolle, Zucker, Schokolade, Zigaretten und Kosmetika.

      Sozusagen mit Blumen für den Harem.

      Besonders die Dursas, ein Stamm der Senussis, half den englischen Agenten dabei. Die Kommandounternehmen der Long Range Desert Group starteten von den Stammesverstecken aus. Straßen und Brücken flogen in die Luft; das ohnedies knappe Benzin ging in Flammen auf, und nächtens brannten abgestellte Flugzeuge lichterloh.

      In der Höhle des Commando Group Headquarter im Wadi Gherna hockte ein Funker hinter seinem Gerät und rief das versteckte Headquarter der Commando Group in der Oase Siwa.

      »Hier Jack five«, tastete der Funker durch. »22 Panzer 3, 15 Panzer 4, in den Werkstätten in Tobruk instand gesetzt, auf dem Weg zur Front ... Eintrifft morgen Benzindampfer für Afrika-Armee ... E-Hafen Derna Konzentration von Stukas und Ju 88. Luftangriff auf Alexandria zu erwarten ...«

      Solche und ähnliche Meldungen gingen täglich von den deutschen Linien auf die andere Seite.

      Der britische Nachrichtendienst funktionierte ausgezeichnet.

      Auf dem Djebel Akhdar – den Grünen Hügeln, die sich von Derna bis Bengasi parallel zur Küste hinziehen –, hockten als Araber getarnte Tommies und lauerten auf ihre Chance; wenn es nach Major Chapman ginge, würden sie eine solche nunmehr in der Bomba-Bucht nutzen.

      »Caldo, Rolando?« fragte Manuela ihren neuen Freund. »Ist dir heiß?«

      Gerwegh nickte und zog die Italienerin in den Garten nach draußen. Sie tanzten sich zum Hinterausgang durch und verschwanden dann zwischen Palmen, Oleanderbüschen und Agaven.

      Gleich neben dem Pavillon war ihr Lieblingsplatz.

      Es war frisch geworden, aber die beiden konnten eine Abkühlung brauchen.

      Schritte.

      Manuela wollte hochspringen, aber der Unteroffizier hielt sie fest, legte ihr warnend die Hand auf den Mund.

      Ganz in der Nähe, im Schatten des Pavillons, trafen sich zwei Männer.

      Einer von ihnen war Ali Husseini, der Liebeswirt.

      Der andere trug die Tracht eines Arabers, aber er sprach Englisch. Kein Pidgin, kein Radebrechen. Es mußte sich um einen echten Engländer handeln.

      »Wir müssen den Spritdampfer in die Luft jagen«, sagte der Verkleidete.

      »Das wird schwer sein«, antwortete Ali Husseini, »aber wenn Sie Selbstmord verüben wollen ...«

      »Wir kommen übermorgen. Sechs Mann. Eine Stunde vor Mitternacht. Du läßt uns ein.«

      »Und das U-Boot?« fragte der Ägypter.

      »– landet um die gleiche Zeit und setzt Schlauchboote aus.«

      »Aber da ist doch die deutsche Wache.«

      »Darum sollst du uns ja hinführen«, entgegnete der angebliche Beduine. »Hast du die deutschen Uniformen bekommen?«

      »– in Zahlung genommen«, sagte der »Oasis«-Wirt, und Gerwegh glaubte noch im Dunkeln sein schmieriges Lächeln zu sehen.

      »Okay«, erwiderte der Engländer. Er war Fachmann; er verschwand geräuschlos. Nicht einmal sein Schatten war zu sehen.

      »Che cosa?« fragte die Italienerin. »Was ist los?«

      »Niente«, erwiderte der Freund. »Io ti amo.« Er zog Manuela an sich, streichelte ihre Haare, küßte sie

      Dann betraten sie durch den Hintereingang wieder den Raum.

      »Vor der Kaserne«, tönte wieder einmal Lili Marleen, »vor dem großen Tor.« Gerwegh stürzte sich in das Gewühl der Tanzenden, trank und lachte. Ein Genesender des Panzergrenadierregiments 115, erneut verwundet, doch diesmal von der Liebe.

      Am Morgen erwachte er mit Kopfschmerzen und versuchte den Abend aus den Nebeln des Alkohols zu schälen.

      Das Gespräch im Garten?

      Der Fahnenjunker-Unteroffizier fragte sich, ob er den Zwischenfall geträumt hatte, oder ob er besoffen gewesen war.

      Gerwegh fürchtete, sich lächerlich zu machen.

      Aber dann hörte er, daß tatsächlich ein Spritdampfer erwartet wurde – und auf einmal sah ein kleiner Statist des Krieges eine Chance, vorübergehend als Star aufzutreten.

      Major Chapman ging an der Spitze seiner Leute. Sie waren bewaffnet bis an die Zähne und gewöhnt,

Скачать книгу