Hypnosystemische Therapie bei Depression und Burnout. Ortwin Meiss

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Hypnosystemische Therapie bei Depression und Burnout - Ortwin Meiss Hypnose und Hypnotherapie

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von Depressionen gibt es Theorien und Modelle aus verschiedenen psychotherapeutischen Richtungen und auch von medizinischer Seite. Sie beschreiben jeweils aus unterschiedlicher Perspektive und mit verschiedenen Schwerpunkten bestimmte Aspekte depressiver Entwicklungen und Zustände. Diese Theorien und Modelle überschneiden sich in vielen Bereichen und erklären die Entwicklung der Depression auf der Basis ihres theoretischen Grundmodells jeweils mit den mit diesem Modell verbundenen Begriffsbildungen. Im Folgenden sollen die wichtigsten Ansätze kurz dargestellt werden.

       Neurobiologisches Modell der Depression

      Jede emotionale Reaktion ist eine Leistung des Gehirns und hat ein neurologisches Korrelat, eine Entsprechung im Gehirn. Wie sich aus den Forschungen ergibt, korreliert eine Depression mit bestimmten neurobiologischen Veränderungen im Gehirn. Hier wird insbesondere dem Botenstoff Serotonin eine entscheidende Bedeutung zugesprochen. Der Zusammenhang bzw. die Wechselwirkung zwischen psychischen und körperlichen Phänomenen wird von manchen Vertretern des neurobiologischen Modells so interpretiert, als bestünde eine Ursache-Wirkungs-Beziehung. Nach diesem Verständnis sind biochemische Prozesse im Gehirn ursächlich verantwortlich für eine Depression, woraus man den Schluss zieht, dass die Verabreichung von Medikamenten eine notwendige und ausreichende Methode sei, um Depressionen in den Griff zu bekommen.

      Kommentar: Die Serotonin-Hypothese kann beim aktuellen Forschungsstand nicht als vollständig gesichert gelten. Analysiert man zudem die vorhandenen Studien zur Wirksamkeit von Antidepressiva, so ergibt sich zwar eine Überlegenheit der Antidepressiva gegenüber reinen Placebos, allerdings findet sich keine Überlegenheit gegenüber aktiven Placebos. Aktive Placebos sind Placebos, die Nebenwirkungen produzieren. Der Patient merkt also eine körperliche Veränderung. Werden Antidepressiva mit aktiven Placebos verglichen, ist der Wirksamkeitsunterschied gleich null.

      Daraus kann man folgern, dass kein Antidepressivum über den in ihm enthaltenen Wirkstoff wirkt. Die Wirkung beruht auf der Placebowirkung.

       Psychodynamische Theorien

      Depression wurde anfangs in Zusammenhang mit realen oder symbolischen Verlusten einer geliebten Person gesehen. Es besteht ein Konflikt zwischen Wut und Hass (Freud 1916–17) und zwischen Wut und Schuld. Depression gilt in der Psychoanalyse auch als eine nach innen gewandte Aggression. Die Bindungsforscher Bowlby und Fry (1977) sehen Depressionen in Verbindung mit frühen Verlusterfahrungen. Es besteht zudem ein Auseinanderklaffen von Selbst- und Idealbild. Miller (1997), Kohut (1993) und Winnicott (1992) betonen die Bedeutung von dysfunktionalen Familien mit überforderten Eltern. Das Kind soll problemlos funktionieren, sich anpassen und den Erwartungen der Eltern entsprechen.

      Kommentar: Versucht man, die psychodynamischen Theorien zur Depression einzuschätzen, so fällt auf, dass sie Phänomene beschreiben, die bei vielen depressiven Patienten zu finden sind. Frühe Verluste zu wichtigen Bezugspersonen können die Entwicklung von Depressionen fördern. Gleichwohl findet sich nicht bei allen depressiven Patienten eine frühe Verlusterfahrung. Ein vermindertes Selbstwertgefühl und ein Auseinanderklaffen von Idealbild und Selbstwahrnehmung sind oft zu beobachtende Phänomene, da die depressiven Patienten sich als wenig selbstwirksam wahrnehmen und den Kriterien, die andere und sie selbst an sich stellen, nicht gerecht werden. Unterschwellige Wut und Aggressionen sind bei vielen Patienten feststellbar. Während sie nach außen oft brav, angepasst und devot erscheinen, brodelt es im Inneren. Daher wurde die Depression manchmal als nach innen gewendete Aggression bezeichnet.

      Die Bedeutung der familiären Erfahrungen für die Entstehung von Depressionen ist unbestritten. Viele der in diesem Buch geschilderten Fallbeispiele dokumentieren den Zusammenhang zwischen den Erfahrungen in der Ursprungsfamilie und der Entwicklung von Depressionen.

       Behavioristische Theorie der Depression

      Depression entsteht, wenn Verhalten nicht mehr positiv verstärkt wird. Drei Gründe für eine depressive Entwicklung werden beschrieben (Lewinsohn 1978):

      a)Das aktuelle Umfeld bietet wenige positive Verstärker.

      b)Es besteht ein Mangel an sozialen Fähigkeiten, um positive Resultate zu erzielen und mit schwierigen Situationen umzugehen.

      c)Die depressive Person interpretiert Ereignisse so, dass wenig positive Verstärkungen entstehen können.

      Kommentar: Die klassischen behavioristischen Modelle kann man in ähnlicher Weise kritisieren wie die psychodynamischen. Deprivation kann Depressionen zur Folge haben. Gleichwohl aber auch Überforderung durch zu viele Reize, wo durchaus positive Verstärker vorhanden sind. Es stimmt, dass ein Mangel an sozialen Fähigkeiten bei vielen depressiven Patienten festzustellen ist. Allerdings auch bei vielen Angst- oder Zwangspatienten. In den späteren Theorien wird insbesondere auf die Interpretation bestimmter Ereignisse eingegangen. Aber auch hier verwischen die Unterschiede zwischen Beschreibung und Erklärung.

       Erlernte Hilflosigkeit

      Das Konzept der erlernten Hilflosigkeit sieht die Ursache von Depressionen in den Lernerfahrungen, dass das eigene Handeln keinen Einfluss auf das erzielte Resultat hat. Depressive Personen können demnach keinen Zusammenhang zwischen ihren Entscheidungen und Aktionen und dem erzielten Ergebnis herstellen. Ihnen fehlt die Erfahrung, dass sie über ihr Handeln ihre emotionale Befindlichkeit beeinflussen und steuern können, und sie glauben, auch in Zukunft nicht dazu in der Lage zu sein. Sie reagieren dementsprechend hilflos, sind motivationslos und kognitiv eingeschränkt. Negative Ereignisse werden als unveränderbar, global und entweder als intern (Unfähigkeit) oder extern (unveränderbare Umstände) verursacht angesehen. Es besteht der Glaube, weder auf die internen noch externen Faktoren Einfluss nehmen zu können. Das wiederum führt zu einem Gefühl der Hoffnungslosigkeit (Seligman 1992).

      Die Theorie der erlernten Hilflosigkeit lässt sich durch Experimente gut belegen. In den von Seligman durchgeführten Experimenten verabreichte man zwei Gruppen von Hunden elektrische Schocks. Die eine Gruppe konnte den Schocks nicht ausweichen. Diese Gruppe zog sich irgendwann winselnd in eine Ecke ihres Käfigs zurück und blieb dort regungslos liegen. Die andere Gruppe war in der Lage, die Schocks zu beenden.

      In einem Nachfolgeexperiment wurde beiden Gruppen die Möglichkeit gegeben, mit einem Sprung über eine Barriere den Schocks zu entkommen und in einen Käfigteil zu springen, der nicht unter Strom stand. Die Gruppe, die im Vorexperiment den Schocks ausweichen konnte, lernte schnell, sich mit einem Sprung über die Barriere in Sicherheit zu bringen. Die andere Gruppe, die den Schocks hilflos ausgeliefert gewesen war, lernte nicht einmal dann, wenn man sie in den stromfreien Käfigteil zog, dass es ihr möglich war, ihre Situation zu beeinflussen. Sie blieb vielmehr winselnd und regungslos sitzen und ließ die Schocks über sich ergehen.

      Wie sich in weiteren Untersuchungen zeigte, führen Hilflosigkeitserfahrungen bei Menschen ebenso zu Reaktionen und Verhaltensmustern, die man als depressionsfördernd bezeichnen kann. Studenten wurden unlösbare Aufgaben gestellt, was dazu führte, dass sie in Nachfolgeuntersuchungen bei der Lösung von lösbaren Aufgaben deutlich schlechter abschnitten als Studenten, die diese Hilflosigkeitserfahrung nicht gemacht hatten.

      Kommentar: Hilflosigkeitserfahrungen spielen bei depressiven Patienten eine entscheidende Rolle. Je globaler (»Nichts bekomme ich hin, alles geht schief!«) und stabiler (»Nichts kann sich ändern, es kommt immer so!«) diese interpretiert werden, desto stärker die subjektiv erlebte Hilflosigkeit

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