Die Erde. Emile Zola

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Die Erde - Emile Zola

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gutem Zustand, den Hauptgang gescheuert, die Tröge sauber vorfand. Er wußte nicht, aus welchem Anlaß er über die Schweizer herfallen sollte; da gewahrte er draußen, als er einen kurzen Blick auf die Zisternen warf, deren Instandhaltung ihnen ebenfalls oblag, daß ein Abflußrohr durch Sperlingsnester verstopft war. Wie auf allen Gehöften der Beauce wurde das Regenwasser von den Dächern mit Hilfe eines verzwickten Systems von Regenrinnen sorgfältig gesammelt. Und er fragte grob, ob man zulassen wolle, daß die Spatzen ihn verdursten ließen. Auf die Pferdeknechte aber entlud sich schließlich das Ungewitter. Obwohl die fünfzehn Pferde des Stalls frische Streu hatten, schrie er, daß es ekelhaft sei, sie in einer solchen Fäulnis verkommen zu lassen. Da er sich seiner Ungerechtigkeit schämte und dadurch noch mehr aufgebracht wurde, war er geradezu entzückt, als er die an den vier Ecken der Gebäude gelegenen vier Schuppen, in denen die Geräte eingeschlossen wurden, in Augenschein nahm und einen Pflug sah, dessen Sterze gebrochen waren. Da wetterte er los. Machten sich diese fünf Kerle denn absichtlich einen Spaß daraus, seine Gerätschaften zu zerhauen? Er würde schon mit ihnen abrechnen, mit allen fünfen, ja, mit allen fünfen, damit keiner eifersüchtig sei! Während er sie beschimpfte, durchwühlten seine Flammenaugen ihre Haut, warteten auf ein Erblassen, ein Erschauern, das den Galan verriet. Keiner zuckte mit der Wimper, und er verließ sie mit einer weiten trostlosen Gebärde.

      Als Hourdequin seine Inspektion mit dem Schafstall beendete, kam er auf den Einfall, den Schäfer Soulas auszufragen. Dieser Alte von fünfundsechzig Jahren war seit einem halben Jahrhundert auf dem Gehöft, und er hatte nichts dabei zusammengespart, weil alles durchgebracht worden war von seiner Frau, einer Säuferin und Schlampe, die er zu seiner Freude schließlich zu Grabe tragen konnte. Er zitterte, daß man ihn wegen seines Alters bald entlassen werde. Vielleicht würde der Herr ihm helfen; aber wußte man denn, ob die Herren nicht zuerst stürben? Würden sie jemals etwas für den Tabak und ein Schnäpschen geben? Übrigens hatte er sich in Jacqueline eine Feindin geschaffen, die er mit dem Haß eines alten eifersüchtigen Dieners verabscheute, der über das rasche Glück dieser Zuletztgekommenen empört ist. Wenn sie ihm nun Anweisungen gab, brachte ihn die Vorstellung außer sich, daß er sie in Lumpen, im Pferdemist gesehen hatte. Sie würde ihn sicher entlassen haben, wenn sie gespürt hätte, daß das in ihrer Macht lag, und das machte ihn vorsichtig, er wollte seine Stellung behalten, er ging jedem Streit aus dem Wege, obwohl er sich der Unterstützung des Herren sicher zu sein glaubte.

      Der Schafstall hinten im Hof nahm das ganze Gebäude ein, einen überdachten Gang von achtzig Metern, in dem die achthundert Schafe des Gehöfts nur durch Hürden voneinander getrennt waren: hier die Mutterschafe in verschiedenen Gruppen; da die Lämmer; weiter weg die Widder. In zwei Monaten würde man die Männchen kastrieren, die man zum Verkauf aufzog, während man die Weibchen behielt, um die Herde der Mutterschafe aufzufrischen, von denen die ältesten jedes Jahr verkauft wurden; und die Widder deckten die jungen Weibchen zu festgesetzten Zeiten, Dishleys gekreuzt mit Merinos, prachtvoll mit ihrem blöden und sanften Aussehen, ihrem schweren Kopf mit der großen abgeplatteten Nase, der Nase eines leidenschaftlichen Mannes. Wenn man den Schafstall betrat, benahm einem ein strenger Geruch den Atem, die ammoniakhaltige Ausdünstung der Streu, des alten Strohs, auf das man drei Monate hindurch wieder frisches Stroh legte. Längs der Mauern ermöglichten Hakeneisen, die Raufen höherzustellen, je mehr die Mistschicht anstieg. Durch die breiten Fenster kam jedoch Luft herein, und die Diele des Heubodens darüber bestand aus beweglichen Balken, die man zum Teil entfernte, wenn der Futtervorrat abnahm. Es hieß übrigens, diese lebendige Wärme, diese in Gärung befindliche, weiche und warme Schicht sei notwendig für das gute Gedeihen der Schafe.

      Als Hourdequin eine der Türen aufstieß, erblickte er Jacqueline, die durch eine andere Tür entschlüpfte.

      Auch sie hatte an Soulas gedacht, sie war unruhig, sie war sicher, mit Jean belauert worden zu sein; aber der Alte blieb unzugänglich, schien nicht zu begreifen, warum sie gegen ihre Gewohnheit liebenswürdig tat.

      Und beim Anblick der jungen Frau, die den Schafstall verließ, in den sie sonst niemals ging, fieberte der Hofbesitzer geradezu vor Ungewißheit.

      „Na, Vater Soulas“, fragte er, „nichts Neues heute früh?“

      Der Schäfer, der sehr groß, sehr hager war und ein langes, von Falten durchfurchtes Gesicht hatte, das gleichsam mit der Hippe aus einem Eichenknorren gehauen war, antwortete langsam:

      „Nein, Herr Hourdequin, überhaupt nichts, bloß, daß die Scherer angekommen sind und sich gleich an die Arbeit machen werden.“

      Der Herr plauderte eine Weile, um sich nicht den Anschein zu geben, er frage ihn aus. Die Hammel, die man da seit den ersten. Frösten um Allerheiligen fütterte, würden bald hinausgehen, gegen Mitte Mai, sobald man sie in den Klee führen könnte. Die Kühe, die wurden kaum vor der Ernte auf die Weide gebracht. Diese so trockene Beauce, der es an natürlichen Weideplätzen gebrach, gab jedoch gutes Fleisch; und wenn die Rinderzucht dort unbekannt war, so lag das an Schlendrian und Trägheit. Jedes Gehöft mästete sogar nur fünf oder sechs Schweine für den eigenen Verbrauch.

      Mit seiner brennendheißen Hand streichelte Hourdequin die Mutterschafe, die erhobenen Kopfes mit ihren sanften und hellen Augen herbeigelaufen waren, während sich die Woge der Lämmer, die weiter weg eingesperrt waren, blökend gegen die Hürden drängte.

      „Na und, Vater Soulas, habt Ihr heute früh nichts gesehen?“ fragte er wieder und sah ihm dabei gerade in die Augen.

      Der Alte hatte gesehen, aber wozu reden? Seine Selige, die Schlampe und Säuferin, hatte ihn gelehrt, wie lasterhaft die Frauen und wie dumm die Männer sind. Vielleicht würde die Cognette, selbst wenn man sie verriet, die stärkere bleiben, und über ihn würde man alsdann herfallen, um sich einen lästigen Zeugen vom Halse zu schaffen.

      „Nichts gesehen, überhaupt nichts gesehen!“ sagte er mehrmals mit matten Augen und reglosem Gesicht.

      Als Hourdequin wieder den Hof überquerte, fiel ihm auf, daß Jacqueline dort geblieben war und in der Furcht vor dem, was im Schafstall gesagt wurde, nervös die Ohren spitzte. Sie tat so, als beschäftige sie sich mit ihrem Federvieh, den sechshundert Hühnern, Enten, Tauben, die inmitten eines unausgesetzten Spektakels flatterten, gackerten, auf der Dunggrube scharrten; und da der kleine Schweinehirt einen Eimer mit Kleiewasser umgerissen hatte, den er zu den Schweinen brachte, verschaffte sie ihren Nerven ein wenig Entspannung, indem sie ihn ohrfeigte. Aber ein rascher Blick, den sie auf den Hofbesitzer warf, beruhigte sie: er wußte nichts, der Alte hatte seinen Mund gehalten. Ihre Unverschämtheit wurde dadurch noch größer.

      Daher zeigte sie sich beim Mittagessen von herausfordernder Fröhlichkeit. Die schweren Arbeiten hatten nicht begonnen, noch gab es nur vier Mahlzeiten: in Milch gebrocktes Brot um sieben Uhr, Weinbrot zu Mittag, Brot mit Käse um vier Uhr, Suppe und Speck um acht Uhr. Gegessen wurde in der Küche, einem großen Raum mit einem langen Tisch, zu dessen beiden Seiten zwei Bänke standen. Der Fortschritt war darin nur durch einen eisernen Herd vertreten, der eine Ecke des riesigen Rauchfangs einnahm. Hinten tat sich das schwarze Loch des Backofens auf; und die glänzenden Kasserollen, altertümliche Küchengeräte, reihten sich längs der verräucherten Wände in guter Ordnung nebeneinander. Da die Magd, ein dickes häßliches Mädchen, am Morgen gebacken hatte, stieg ein guter Duft nach warmem Brot aus dem offengelassenen Backtrog auf.

      „Habt Ihr denn heute gar keinen Hunger?“ fragte Jacqueline Hourdequin dreist, der als letzter heimkam.

      Seit dem Tode seiner Frau und seiner Tochter setzte er sich, um nicht mutterseelenallein zu essen, an den Tisch seines Gesindes, so wie in alter Zeit; und er setzte sich an einem Ende auf einen Stuhl, während die Haushälterin am anderen Ende dasselbe tat. Es waren vierzehn Personen, das Dienstmädchen trug auf.

      Als sich der Hofbesitzer, ohne zu antworten, gesetzt hatte, sagte die Cognette, sie wolle das Weinbrot zubereiten. Das waren geröstete Brotscheiben,

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