Der Kaperschiffer vor hundert Jahren. Фредерик Марриет

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Der Kaperschiffer vor hundert Jahren - Фредерик Марриет

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Dienstleistung leicht zufrieden gestellt werden konnte. Ich glaube nicht, dass sie mehr als siebzehn Jahre zählte, aber in diesem Lande tritt das Alter der weiblichen Reife schon im vierzehnten und sogar noch früher ein. Von Farbe zwar eine Negerin, fehlte ihr doch Einiges von dem eigentlichen Charakter dieser Race, denn ihr zwar kurzes Haar war nicht wollig, sondern gelockt, und ihre Nase gerade. Ihr kleiner Mund barg die schönsten Zähne, und mit dem vollkommenen Leibe standen die Gliedmassen im zierlichsten Einklang. Wenn sie sich Morgens von ihrem Lager erhob, begleitete ich sie nach einer Anhöhe ausserhalb der Palisaden, wo sie in brünstiger, obschon missverstandener Andacht die aufgehende Sonne anbetete — wenigstens deutete ich mir so ihr Benehmen. Dann ging sie nach dem Fluss hinunter, um sich zu baden und ihr Haar, sobald es trocken war, zu ordnen. Einige Zeit nachher übertrug sie diesen Dienst mir, und ich wurde sehr geschickt darin: ich musste ihr das Haar mit süssem Oel einreiben, es vermittelst eines Federkiels in ihre natürlichen Locken rollen und es so ordnen, dass ihre Gestalt sich am vortheilhaftesten ausnahm.

      Nach Beendigung ihrer Toilette fütterte sie ihr Geflügel und einige Antilopen nebst anderen Thieren, worauf sie sich bis gegen 10 Uhr mit Bogen, Pfeil und Wurfspiess an einer Zielscheibe übte; dann begab sie sich nach der Hütte des Königs, wo die gemeinschaftliche Mahlzeit eingenommen wurde. Diese währte ziemlich lange, und dann zog sie sich, wenn sie nicht bei dem König blieb, nach ihrer eigenen Hütte zurück, wo sie gewöhnlich bis gegen vier Uhr schlief. Um diese Zeit begab sie sich wieder zum König oder durchstreifte die Wälder, wenn nicht etwa eine anderweitige Vergnügung sie für den Rest des Abends in Anspruch nahm. Ich muss dem alten Wilden nachsagen, dass er seine Weiber nicht einsperrte, und wohin immer auch meine Gebieterin ging, war ich in ihrem Gefolge. Die Anhänglichkeit, die ich ihr nicht blos zeigte, sondern auch wirklich fühlte, sicherte mir ihr Vertrauen, und sie behandelte mich stets in freundlicher wohlwollender Weise. Die Sprache der Neger hat in Vergleichung mit der unsrigen nur wenige Worte, und unter Beihülfe von Zeichen lernten wir uns in kurzer Zeit leidlich verstehen. Sie war augenscheinlich von einer glühenden Neugierde befangen, und hätte gerne erfahren mögen, wer wir wären und woher wir kämen; denn so oft wir allein bei einander waren, stellte sie mir hieher bezügliche Fragen, und ich gab mir Mühe, mir den Sinn derselben zu deuten und sie zu beantworten. Allerdings ging dies anfänglich sehr schwer, aber allmählig kam ich doch so ziemlich damit zu Stande. Sie war in ihrer missverstandenen Religion sehr eifrig, und als ich ihr eines Morgens nach dem Berge folgte, wo sie ihre Andacht zu begehen pflegte, fragte sie mich, wo mein Gott sei. Ich deutete aufwärts, und sie entgegnete mir dann mit grosser Freude und Unschuld, der ihrige sei auch da und müsse demnach entweder der nämliche Gott, oder ein guter Freund von dem meinigen sein. Da sie von der Wahrheit ihrer Religion überzeugt war, so nöthigte sie mich, in ihrer Weise anzubeten, indem sie mein Haupt nieder in den Sand beugte und mich dieselben Formen durchmachen liess; zwar verstand ich begreiflicherweise die Bedeutung derselben nicht, aber da ich dabei zu meinem Gott betete, so erhob ich keinen Einwurf, weil ihr durch meine Fügsamkeit ein Gefallen geschah. Die scheinbare Gleichförmigkeit der Religion empfahl mich bei ihr noch mehr, und wir wurden immer vertrauter, wie ich denn überhaupt durch jedes Band der Dankbarkeit an sie gefesselt war. Ich fühlte mich eigentlich glücklich in ihrer Freundschaft und in dem Wohlwollen, das sie mir bewies, obschon mir dabei der stolze alte König als ewiger Popanz vorschwebte und die Erinnerung an ihn mich oft bewog, an mich zu halten und plötzlich ein abgemesseneres respektvolleres Berhalten ihr gegenüber anzunehmen. Bald hatte ich die Entdeckung gemacht, dass sie den Wilden eben so sehr fürchtete, wie ich, und ihn sogar noch bitterer hasste. Sie behandelte mich daher in seiner Gegenwart sehr streng und spielte die nachsichtslose Gebieterin; wenn wir aber allein waren und uns nicht vor Beobachtung zu fürchten hatten, wurde sie sehr vertraulich und legte sogar bisweilen ihren Arm in den meinigen. Sie pflegte dann wohl lachend auf den Unterschied unserer Farben hinzudeuten und freute sich in der Heiterkeit ihres jungen Herzens, dass wir allein waren und ungestört mit einander plaudern konnten. Da sie sehr einsichtsvoll war, so bemerkte sie bald, dass ich viele Kenntnisse besass, die ihr abgingen, und dass sie gar Manches nicht verstand, was ich sie lehren wollte. Dies bewog sie, mir ausser ihrem Wohlwollen auch ihre Achtung zu schenken.

      Eines Tags liess ich absichtlich ihren Bogen in der Hütte zurück, welche meinen Kameraden angewiesen war, und als sie mich danach fragte, entgegnete ich ihr, wo er sei; indess wolle ich meine Gefährten veranlassen, ihn zu schicken, ohne dass ich zurückgehe. Sodann riss ich ein Stück Rinde von einem Baum, schrieb mit der Spitze eines Pfeils an einen der Weissen und forderte ihn auf, den Bogen durch den Ueberbringer zu senden. Zu letzterem erlas ich einen jungen Negerknaben, dem ich im Beisein meiner Beschützerin bedeutete, er solle dieses Stück Rinde dem weissen Mann übergeben, und dann wieder zu der Königin zurückkommen. Whyna, denn so hiess meine hohe Gönnerin, sah in gespannter Erwartung dem Ergebniss entgegen, und nach einigen Minuten kehrte der Knabe mit dem Bogen zurück. Hierüber erstaunt, liess sie mich der Reihe nach ihre Pfeile, ihre Lanze und viele andere Dinge schriftlich beschicken, und als sie aus dem stets entsprechenden Erfolge die Ueberzeugung gewann, dass wir ein Mittel besässen, auch auf Entfernungen mit einander zu verkehren, so drang sie angelegentlich in mich, sie diese wunderbare Kunst zu lehren. Zu diesem Ende entfernte sie sich von mir mit dem Befehle, ich solle sie anreden, wenn sie ausser Hörweite sei; als sie jedoch fand, dass ich dies nicht konnte oder, wie sie zu glauben schien, nicht wollte, wurde sie unzufrieden und misslaunisch. Die Art, wie der Verkehr mit meinen Gefährten vor sich ging, blieb ihr unbegreiflich; indess erklärte ich ihr, sobald ich ihre Sprache vollkommen erlernt habe, werde ich wohl im Stande sein, ihr den erforderlichen Unterricht zu ertheilen. Mit dieser Zusage gab sie sich zufrieden; aber ich musste ihr versprechen, die Kunst Niemand anders zu lehren.

      Vermittelst der Canoes im Flusse konnte ich ihr leicht begreiflich machen, dass wir in einem grossen Boote aus einem fernen Lande her und über eine weite Wasserfläche gekommen seien — desgleichen, wie es zugegangen, dass wir in die Gewalt der Neger fielen. Sie theilte mir sodann mit, die Neger hätten ausgesagt, wir seien in ihr Land eingefallen, um Sklaven zu machen, und von ihnen in der Schlacht besiegt worden — daher auch ihre Triumphlieder, als sie uns dem König brachten. Abends machte ich sie auf die Himmelskörper aufmerksam und versuchte, ob ich ihr nicht Einiges von der Natur und der Bewegung derselben begreiflich machen könne; aber vergeblich, obschon ich dadurch so viel erzielte, dass sie mit um so grösserer Achtung zu mir aufblickte; denn sie hoffte, eines Tages, wenn ich mich deutlich auszudrücken verstehe, werde ich sie alle diese Wunder lehren können. Bei solchen Gefühlen gegen mich, wozu noch mein emsiges Bemühen kam, ihr zu gefallen und sogar ihre kleinsten Wünsche zu erfüllen, war es nicht zu verwundern, dass sie mich nicht wie einen Sklaven, sondern wie einen Freund behandelte, und mir jeden unschuldigen Beweis ihrer Zuneigung zu Theil werden liess. Mehr wünschte ich nicht und hatte sogar Furcht davor, dass unsere Vertraulichkeit zu weit führen könnte; denn wenn ich mich auch in ihrer alleinigen Gegenwart vollkommen glücklich fühlte, musste ich wieder Willen stets an den alten König denken, dessen Nähe und Anblick mir jederzeit ein Grausen einflösste.

      Die masslose Grausamkeit dieses Ungeheuers lag wie ein ewiger Bann auf meiner Seele. Von Kindheit auf an Blutvergiessen gewöhnt, schien er für alle menschlichen Gefühle unempfänglich zu sein; ja er verhöhnte sogar die Todesangst der Unglücklichen, welche täglich unter seinen Händen fielen. Eines Tages unterhielt er sich damit, dass er einen Menschen vor seinem Zelte an einen Pfosten binden liess, an welchem er seine Opfer zu züchtigen pflegte, und mit kleinen Vogelpfeilen auf ihn schoss. So trieb er es stundenlang; der Körper des Unglücklichen war von Pfeilen übersäet, und er verspottete nur das Schmerzgeschrei des Armen. Endlich wurde dieser gegen die Absicht seines Peinigers von einem Pfeil in die Kehle getroffen, so dass sein Kopf niedersank. Wie nun der alte Wilde bemerkte, dass es mit seinem Opfer an’s Sterben ging, zog er einen weitern Pfeil heraus und schoss das arme Geschöpf durch’s Herz, sehr ärgerlich darüber, dass er die Qualen desselben nicht noch mehr hatte verlängern können. Mit stummem Entsetzen war ich Zeuge dieser und noch vieler anderer ähnlicher Scenen. Ich brauche kaum zu sagen, dass ich mir recht wohl denken konnte, welche Züchtigung mir bevorstand, wenn durch irgend einen Vorfall die Eifersucht dieses Ungeheuers geweckt wurde; auch war mir vollkommen klar, dass selbst ohne wirklichen Anlass ein augenblicklicher Verdacht schon hinreichen konnte, sowohl mich als meine Gebieterin zu seinem Opfer zu machen.

      Siebentes

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