Der Hund, der die Welt rettet. Ross Welford
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Dazu sagen wir nichts, folgen ihr bloß die Treppe hoch und linsen immer wieder zurück zum Lagerraum und der Drohne, die vielleicht oder sogar wahrscheinlich gar keine ist.
Oben bleibt Dr. Pretorius stehen und dreht sich um. »Oder etwa nicht?«
»Doch, doch. Klar.« Ramzy nickt eifrig.
»Lügner!«, faucht sie und reckt ihm ihr spitzes dunkles Kinn entgegen. Mir fällt auf, dass ihr weißer Afro bebt, wenn sie spricht, und stillsteht, sobald sie schweigt. »Wie lautet die chemische Formel für Kupfercarbonat?«
Der arme Ramzy! Ihm fällt die Kinnlade runter. Ramzy ist zwar klug, aber so klug nun auch wieder nicht. »Ähm … ähm …«
Dr. Pretorius wendet sich ab und marschiert mit wehendem Bademantel einfach weiter. »CuCO3«, ruft sie über die Schulter. »Was bringen die euch in der Schule nur bei? Seid ihr immer noch bei Selbstvertrauen und Klimawandel? Ha! Kommt, keine Müdigkeit vorschützen!«
Während wir hinter ihr hertrotten, klackern Mister Maschs Krallen über den Metallboden.
Vor einer Flügeltür mitten in einer hohen, gewölbten Wand bleibt Dr. Pretorius stehen und dreht sich zu uns um. Gerade holt sie tief Luft, da wird sie von einem Hustenanfall geschüttelt, der Ewigkeiten dauert. Beim Husten biegt und krümmt sie sich. Es verdirbt ein wenig den dramatischen Moment, aber der Husten verschwindet genauso plötzlich, wie er gekommen ist. Dr. Pretorius richtet sich auf und ihre Züge werden weicher. »Ach herrje! Schaut nicht so erschrocken. Ich werde alt, das ist alles. Wie heißt ihr?«
»R-Ramzy Rahman. Ma’am.«
Leise lacht sie in sich hinein, dabei zieht sie einen Mundwinkel nach oben. »Ma’am? Ha! Du hast ja bessere Manieren als ich, Junge. Habe euch einfach zu mir eingeladen, ohne dass wir uns ordentlich vorgestellt haben. Da haben wir also Ramzy Rahman und …?«
»Georgina Santos. Oder kurz Georgie.« Das mit Ma’am lass ich bleiben. So wie Ramzy habe ich das nicht drauf.
»Okay, Oder-kurz-Georgie und Ramzy-Ma’am. Damit wollte ich euch auf die Probe stellen. Ab jetzt wird nicht mehr gelogen, klar? Ab sofort vertraue ich euch. Habt ihr irgendjemandem erzählt, dass ihr hier seid?«
Ramzy und ich schütteln den Kopf und sagen beide: »Nein.«
»Neeeeein«, sagt sie gedehnt und nimmt ihre dicke Brille ab, um uns mit ihren seltsam blassen Augen anzuschauen. »Also ist es abgemacht?«
Ramzy und ich nicken, wobei ich nicht ganz sicher bin, was abgemacht ist.
»Abgemacht«, sagen wir zusammen.
Scheinbar zufrieden stößt sie die Türflügel auf und knurrt: »Ist das nicht prima? Wir haben eine Abmachung! Willkommen in der Zukunft, meine Täubchen. Hahahahaaa!« Ihr Lachen klettert die Tonleiter immer höher hinauf und endet in einem vergnügten Kreischen.
Ramzy fängt meinen Blick auf und grinst. Wenn Dr. Pretorius einen auf verrückt macht, übertreibt sie es ein wenig. Bloß … dass es wohl nicht gespielt ist.
Mister Masch jault leise. Er will nicht durch die Tür gehen. Kann ich gut verstehen.
2. Kapitel
Ich habe krampfhaft überlegt, womit die ganze Sache anfing. Mit »ganze Sache« meine ich Dr. Pretorius’ Zukunftskuppel, den abgefackelten VW-Bus, die Hundeseuche, den Millionen-Jackpot … einfach alles. Und ich glaube, es fing mit Mister Masch an.
Trau keinem, der keine Hunde mag.
Das ist die Nummer eins auf meinem Hundeposter. Klingt ziemlich drastisch, deshalb mache ich ein paar Ausnahmen:
1. Menschen aus Ländern und Kulturen, in denen Hunde nicht als Haustiere gehalten werden (wie Ramzys Tante Nush zum Beispiel). Dafür können sie ja nichts.
2. Briefträger und Paketzusteller, die von Hunden angegriffen wurden, wobei daran eigentlich der Besitzer schuld ist, weil er den Hund nicht richtig erzogen hat.
3. Leute mit Hundeallergie. Das muss ich wegen Jessica sagen. Von ihr hört ihr gleich mehr.
Doch abgesehen von den Ausnahmen finde ich die Regel ziemlich gut. Hunde sind gern mit uns zusammen. Wusstet ihr, dass Hunde schon mit den Menschen zusammenleben, seit es uns gibt? Deshalb nennt man sie ja auch den besten Freund des Menschen.
Ich kam schon mit dem Wunsch nach einem Hund zur Welt. Das behauptet Dad zumindest. Angeblich waren meine ersten Worte: »Kann ich einen Hund haben?«
Bestimmt macht er nur Spaß, aber mir gefällt die Idee.
Neben dem Hundeposter kleben Bilder von berühmten Leuten mit ihren Hunden. Meine Lieblingsbilder sind:
•Robby Els und sein Pudel
•G-Topp und sein (sehr niedlicher) Chihuahua
•die amerikanische Präsidentin und ihre Deutsche Dogge
•unser König mit seinem Jack Russel Terrier (Als ich klein war, bin ich dem König mal begegnet, aber da war er noch kein König. Seinen Hund hatte er allerdings nicht dabei.)
•die alte Königin mit ihren Corgis
Jedenfalls bekamen wir einen Hund. Es war im vergangenen März, kurz nachdem Dads Freundin Jessica bei uns eingezogen ist. (Zufall? Glaube ich nicht.)
Ich wusste, dass was im Busch ist. Dad hatte einigeAnrufe von seinem Freund Maurice bekommen, der früher mal Pfarrer war und jetzt das Hundeheim Sankt Bello in Eastbourne Gardens führt. Ist eigentlich nicht so seltsam, bloß dass er jedes Mal: »Ah, Maurice! Warte mal kurz«, sagte und aus dem Zimmer ging. Und einmal hat er beim Zurückkommen bis über beide Ohren gegrinst. Natürlich habe ich es nicht mal zu hoffen gewagt.
Daraufhin habe ich Clem gefragt, aber der hatte da schon angefangen, sich in sein Zimmer, auch Teenagerhöhle genannt, zurückzuziehen (dieser Rückzug ist jetzt mehr oder minder komplett). Clem zuckte nur mit den Schultern, und um ehrlich zu sein, war das mit dem Hund auch immer eher meine Sache gewesen und nicht die meines Bruders. Solange es keinen stinkigen Dieselmotor hat, ist es Clem egal.
Nicht zu hoffen, ist super, super schwer, vor allem, wenn man wie verrückt hofft. Immer wieder schaute ich mir den Kalender Mit Hundebabys durch das Jahr an und fragte mich, ob wir wohl eines bekämen. So sah meine Liste aus, die ich in meiner Nachttischschublade aufbewahrte:
1. Golden Retriever (kinderlieb)
2. Cockapoo
3. Schokoladenfarbiger Labrador
4. Deutsche Dogge (Schon klar, die sind riesig. »Da kannst du gleich ein Pferd kaufen«, sagt Dad immer.)
5. Border Collie (sehr klug, brauchen eine gute Ausbildung)
Ich