Aus den Akten der Agence O. Georges Simenon

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Aus den Akten der Agence O - Georges  Simenon Red Eye

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es wolle …«

      »Barbet ist ihr auf den Fersen.«

      Obwohl er daran gewöhnt ist, kann Torrence nicht umhin, wieder einmal erstaunt zu sein.

      »Das Taschentuch, nicht wahr?«, fragt Émile.

      »Ja. Du weißt ja, ich hab’s vorsichtig in einen alten Umschlag gepackt und dachte mir, dass ich heute Nachmittag …«

      »Mach den Safe auf, schnell, Idiot!«

      »Du willst, dass … Ich soll den …«

      »Beeil dich, verdammt noch mal!«

      Torrence gehorcht. Trotz seiner Größe und seines Umfangs ist er nur ein kleiner Junge, wenn er dem dünnen jungen Mann mit der Brille gegenübersteht.

      »Hast du immer noch nicht begriffen?«

      »Was begriffen?«

      »Nimm den Umschlag aus dem Safe. Leg ihn auf deinen Schreibtisch. Nein, auf den Boden. Das ist sicherer …«

      Also nein! Diesmal übertreibt der Chef aber wirklich. Torrence kann sich nicht vorstellen, dass ein Umschlag, der höchstens ein Dutzend Seiten enthält …

      Stimmt schon, dass es kleine Bomben gibt, aber sicher nicht so klein, dass …

      »Ich hoffe nur, dass sie Barbet nicht entwischt«, bemerkt Émile.

      Das schlägt dem Fass den Boden aus. Torrence ist sprachlos. Barbet entwischen, also wirklich! Als ob es je einer geschafft hätte, Barbet abzuhängen!

      »Erinnerst du dich, was einen guten Obergefreiten ausmacht, Torrence?«, fragt Émile. »Er ist groß, kräftig und dumm. Also, wenn das so weitergeht, fürchte ich, dass du’s bald bis zum Obergefreiten bringen wirst!«

      »Was soll ich dazu sagen?«

      »Nichts. Sag mir nur, was wir heute Morgen gemacht haben.«

      »Die Versicherung hat heute Morgen um acht angerufen, damit wir uns …«

      »Wie oft ist das in den letzten sechs Monaten vorgekommen?«

      »Da muss ich in meinem Kalender nachsehen. Vielleicht zwölf- oder dreizehnmal …«

      »Und was haben wir jedes Mal am Tatort gefunden?«

      »Nichts.«

      »Du meinst, wir haben jedes Mal einen ausgeraubten Juwelierladen vorgefunden. Jedes Mal die gleiche Methode. Ein Mann lässt sich am Abend zuvor in dem Gebäude einschließen. Ein Mann, der über Schlösser nur lachen kann, egal, wie ausgetüftelt sie auch sein mögen, und der von jeder Alarmanlage, die je erfunden wurde, weiß, wie man sie austrickst. Einer, der seinen Job sauber und fehlerlos erledigt. Welche Spuren hat er bis jetzt hinterlassen?«

      Torrence wird rot wie ein Schuljunge, der seine Hausarbeiten nicht gemacht hat.

      »Überhaupt keine Spuren.«

      »Und was war heute Morgen im Juwelierladen in der Rue Tronchet?«

      »Wir haben ein Taschentuch gefunden.«

      »Sagt dir das nichts?«

      Torrence gibt seinem Schreibtisch einen ordentlichen Faustschlag.

      »Was bin ich doch für ein Esel! Ein verdammter Esel! Ein gottverdammter Esel!«

      »Riechst du nichts?«

      Torrence schnüffelt. Die breiten Nasenflügel dieses guten Essers schlagen die Luft wie die Flügel eines Vogels.

      »Nein, ich rieche nichts.«

      Zwei- oder dreimal hat Émile bereits einen besorgten Blick auf das Telefon geworfen.

      »Ich hoffe nur, dass Barbet …«

      Sechs Monate lang hat die Agence O mit leeren Händen dagestanden. Sechs Monate sind vergangen, seit sich die größte auf Schmuckversicherungen spezialisierte Versicherungsgesellschaft an die Agentur gewandt hat, weil die Polizei nichts erreicht hatte. Dreizehn Diebstähle in sechs Monaten. Ohne eine Spur. Ohne den kleinsten Anhaltspunkt.

      Und heute Morgen … Torrence und der rothaarige Émile waren, die schwere Fotoausrüstung mit sich schleppend, zur selben Zeit am Tatort erschienen wie die Polizei. Vor dem Schaufenster des Juweliers hatte sich eine Menschentraube gebildet.

      »Entschuldigung, Chef«, rief Émile. »Könnten Sie mir bitte mal helfen, einen neuen Film einzulegen?«

      Torrence kam. Émile flüsterte ihm zu:

      »Unter meinem Fuß … Ein Taschentuch … Sei vorsichtig.«

      Torrence ließ etwas fallen, und während er sich bückte, um es aufzuheben, schnappte er sich das Taschentuch. Etwas später, als ihn niemand beobachtete, steckte er es in einen Umschlag, den er in seiner Tasche verschwinden ließ.

      Wer könnte das gesehen haben? Vielleicht einer, der draußen in der Menge zwischen den zwei- oder dreihundert Schaulustigen stand.

      Im Taxi, mit dem sie zurück in die Cité Bergère gefahren waren, hatten sie sich das Taschentuch angesehen. In der einen Ecke war ein Wäschereizeichen.

      »Jetzt haben wir ihn«, hatte Émile gesagt. »Torrence, du fängst heute Mittag damit an, die Pariser Wäschereien abzuklappern …«

      Das Telefon klingelt.

      »Hallo? Ja … Wo? Im Quatre Sergeants? Nun, dann isst du eben auch zu Mittag, alter Junge. Was soll ich dir sonst sagen? Wenn du den Fehler machst, sie aus den Augen zu verlieren …«

      Dann erklärt er Torrence:

      »Dein junges Fräulein aus La Rochelle sitzt jetzt im Restaurant Quatre Sergeants an der Bastille und hat gerade ihr Mittagessen bestellt … Riechst du immer noch nichts?«

      »Ich glaub, ich krieg eine Erkältung, Chef.«

      »Aber das sollte dir nicht auch die Augen verstopfen …«

      Von dem gelben Umschlag auf dem Boden steigt eine dünne Rauchfahne auf. Torrence will sich auf ihn stürzen.

      »Lass ihn einfach liegen, alter Junge«, sagte Émile. »Genau, was ich vermutet habe.«

      »Sie wussten, dass der Umschlag anfangen würde zu brennen?«

      »Wenn nicht, hätte sie keinen Grund gehabt, so hartnäckig darauf zu bestehen, dass du ihn im Safe einschließt.«

      »Ich muss gestehen …«

      »… dass du nichts verstehst. Dabei ist es ganz leicht. Jemand hat gesehen, wie du das Taschentuch aufgehoben und in deine Tasche gesteckt hast. Jemand hat sofort begriffen, dass wir endlich einen Anhaltspunkt haben, und da der Ruf der Agence O ein recht bedeutender ist, hat jemand Angst bekommen. Wann sind wir ins Büro zurückgekommen, Torrence?«

      »Um halb

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