Der Höllenhund. Фредерик Марриет
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„Und willst es nicht sagen?“
„Nein“, kreischte der junge Mensch, „nein, nie, nie, nie!“
„Hinüber mit ihm, Korporal Vanspitter“, rief Vanslyperken wütend.
Da gab es plötzlich ein Gewühl unter den Matrosen des Hinterschiffes, und während der Korporal das leichte Gerippe des Verbrechers aufhob, erschien zu Vanslyperkens, des Korporals und Smallbones’ großem Erstaunen Snarleyyow in der Back. Der Hund stürzte auf den nackt in den Armen des Korporals liegenden Unglücklichen zu, biß ihn ins Bein und schlug dann sein gewöhnliches tiefes „Wau, wau, wau“ an.
Das Wiedererscheinen des Hundes erregte kein geringes Aufsehen. Vanslyperken fühlte, daß er nun keinen Grund hatte, Smallbones kielholen zu lassen, was ihm ebensoviel Ärger bereitete, als ihm der Anblick seines Hundes Freude machte. Der Korporal, welcher Smallbones auf den Schnee niederfallen ließ, war gleichfalls in seinen Erwartungen getäuscht. Smallbones aber fuhr, als er den Hund bellen hörte, von seinen Knien auf und blickte mit entsetztem Gesichte nach Snarleyyow hin, als wäre derselbe ein Geist. Dann brach er ohnmächtig zusammen. Die übrige Schiffsmannschaft war gleichfalls nicht wenig verdutzt, die Matrosen sahen einander an, schüttelten die Köpfe, nur Jansen erlaubte sich die murmelnde Bemerkung: „Der Hund ist am Ende doch kein Hund.“
Herr Vanslyperken befahl, daß Smallbones nach dem Raume hinuntergebracht werden solle, und begab sich dann nach dem Hinterschiff. Als er dort Obadiah Coble bemerkte, fragte er ihn, woher der Hund gekommen sei. Er erhielt den Bescheid, das Boot, welches frisches Ochsenfleisch und Gemüse geholt, habe ihn mitgebracht. Herr Vanslyperken gab keine Antwort, sondern verfügte sich nach der Kajüte hinunter, wohin ihm Snarleyyow folgte.
10. Kapitel
Es wird nötig sein, auseinanderzusetzen, wie das Leben unseres gefeierten Köters erhalten wurde. Als ihn Smallbones, in sein vermeintliches Leichentuch eingebunden, in den Kanal warf, waren, wie Herr Vanslyperken richtig bemerkte, Leute unten, auf welche der angebliche Pflasterstein recht gut hätte fallen können. Die Stimmen, welche sich vernehmen ließen, waren die eines Vaters und eines Sohnes, welche in einem kleinen Boote von einer Galiote nach den Stufen hinruderten, wo sie zu landen gedachten. Der Sack fiel nur einige Ellen von dem Boote nieder, das Klatschen weckte natürlich ihre Aufmerksamkeit, er sank nicht augenblicklich, denn Snarleyyow zappelte und kämpfte so, daß er sich teilweise über dem Wasser erhielt.
„Was ist dies?“ rief der Vater seinem Sohne zu.
„Mein Gott, wer kann das wissen — aber wir wollen sehen.“
Der Sohn griff nun nach dem Bootshaken und zerrte den Sack heran, als er eben sinken wollte, denn Snarleyyows Kräfte hatten sich erschöpft. Die beiden Männer zogen nun die Prise ins Boot.
„Es ist ein Hund oder so etwas“, bemerkte der Sohn.
„Ganz recht, aber die Brotsäcke sind noch brauchbar“, versetzte der Vater, während sie auf den Landungsplatz zuruderten.
Dort angelangt, hoben sie die Säcke heraus und legten sie auf die Steintreppen. Sie banden die Öffnung auf und fanden, daß Snarleyyow Zeichen des wiederkehrenden Lebens von sich zu geben begann. Der Hund wurde herausgeschüttelt und auf den Treppen gelassen. Bald nachdem sie sich mit den Säcken entfernt hatten, erholte sich der Köter so weit, um wieder auf den Beinen stehen zu können, und als er wieder laufen konnte, begab er sich nach dem Hause der Witwe Vandersloosch, wo er um Einlaß heulte. Die Frau hatte sich schon nach ihrem Schlafgemach zurückgezogen und las eben in ihrem Gebetbuche, wie jedermann tun sollte, der den ganzen Tag über die Leute betrogen hat. Wie sie eben im Begriff war, ihr Licht zu löschen, begrüßte die Serenade ihr Ohr, und zwar in immer gräßlicheren Tönen, je mehr der Hund zu Kräften kam.
Babette schlief bereits und konnte nur mit Mühe zu dem Auftrage, den Köter fortzujagen, geweckt werden. Sie versuchte, diesen Dienst zu verrichten, indem sie sich mit dem Besen bewaffnete, aber sobald sie die Tür öffnete, schlüpfte ihr Snarleyyow zwischen die Beine und warf sie auf das Pflaster nieder. Das Mädchen schrie, weshalb ihre Gebieterin in den Flur herauskam. Da nun der Hund nicht in das Wohnzimmer hinein konnte, so schoß er die Treppe hinauf, schnappte im Vorbeistürzen nach der Witwe und sicherte sich eine Lagerstätte unter ihrem Bette.
„O mein Gott! Es ist der Hund des Leutnants!“ rief Babette, welche jetzt ganz zerzaust mit dem Besen in der Hand heraufkam. „Was sollen wir anfangen — wie können wir ihn fortbringen?“
„Mögen den Leutnant mit seinem garstigen Hunde tausend Teufel holen!“ rief die Witwe in großem Zorn. „Sie sollen mir zum letzten Male ins Haus gekommen sein. Versuch’s mit deinem Besen, Babette — stoße nur tüchtig nach ihm.“
„Ja, Madam“, versetzte Babette, aus Leibeskräften auf den Hund unter dem Bette losstoßend, während dieser den Besen mit seinen Zähnen faßte und mit Babette daran zerrte. Es folgte nun ein Messen der Kräfte zwischen dem Mädchen und Snarleyyow — Babette zog hin — der Hund zog her— den einen Augenblick verschwand der Besen mit zwei Dritteilen des Stiels unter dem Bette, und im nächsten gewann das Mädchen ihren verlorenen Grund wieder. Snarleyyow wurde endlich des Kampfes satt, er ließ, um zu beweisen, daß er nicht daran dachte, seine Stellung aufzugeben, den Besen los, stürzte gegen Babettens nackte Beine, schlug seine Zähne halb durch ihren Knöchel, und kehrte knurrend nach seinem früheren Schlupfwinkel zurück.
„O mein Gott!“ rief Babette, indem sie ihren Besen fallen ließ und das Fußgelenk mit beiden Händen hielt.
„Was sollen wir tun?“ rief die Witwe, ihre Hände ringend.
Es war in der Tat ein schwieriger Fall. Mynheer Vandersloosch war, solange er noch in diesem Tränentale weilte, eine ebenso schwere Person als die Witwe selbst gewesen, daher das Bett eine ungewöhnliche Breite besaß, denn die gute Frau hatte es für ihren eigenen Gebrauch beibehalten, weil sie nicht wußte, ob sie sich nicht wieder bewegen ließ, in den Ehestand zu treten. Es nahm mehr als die halbe Zimmerbreite ein, der Hund hatte daher eine Position gewonnen, aus der ihn zwei Frauenzimmer nicht so leicht verdrängen konnten. Da er obendrein unter dem Bette fortwährend kläffte und knurrte, so stieg der Grimm der Witwe, welche schaudernd dastand, immer mehr und mehr, hauptsächlich den Herrn des Tieres zu seinem Gegenstand nehmend. Sie gelobte sich im Geiste, so wahr der Hund unter dem Bett sei, so wahr solle dessen Gebieter nie in dasselbe kommen.
Auch Babettens Zorn loderte hell auf, sobald der Schmerz des Bisses ein wenig nachgelassen hatte. Sie griff abermals nach dem Besen und stieß so wütend nach Snarleyyow, daß dieser nicht mehr mit seinen Zähnen Besitz davon nehmen konnte. Die Tür des Gemaches stand offen, damit der Hund hinaus könne, desgleichen auch die Haustür. Die Witwe stand zu den Füßen des Bettes und wartete, ob Babettes kräftiger Angriff nicht eine entsprechende Wirkung hervorrufe, aber die Folgen waren ganz anders. Der Hund wurde immer wütender, sprang endlich nach dem unteren Teile des Bettes und stürzte auf die Witwe los, wobei er ihr nicht nur das Kleid zerriß, sondern sie auch in das Bein biß. Frau Vandersloosch schrie und taumelte. Dabei fiel sie gegen die halboffene Tür, schlug sie mit dem Gewichte ihres Körpers zu und brach kreischend zusammen. Snarleyyow hätte jetzt wahrscheinlich Reißaus genommen, als er aber sah, daß seine Flucht in dieser Weise verhindert war, zog er sich wieder unter das Bett zurück, von wo aus er einen neuen Angriff auf Babettens Beine machte.
Es scheint, daß das, was durch den vereinigten Mut der beiden Frauenzimmer nicht bewirkt werden konnte, endlich durch ihre vereinigte Flucht erzielt wurde. Die Witwe half sich, sobald sie konnte, wieder auf die Beine und öffnete zuerst die Tür, um hinauszueilen, aber