Zwei Jahre Ferien. Jules Verne
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Garnett, wie sein Genosse Service der dritten Abteilung zugehörig und beide zwölf Jahre alt, sind der eine der Sohn eines pensionierten Flottenkapitäns, der andere der eines wohlgeborgenen Farmers, und ihre Familien wohnen am North-Shore, d.h. am nördlichen Ufer des Hafens von Waitemala. Dieselben halten gute Nachbarschaft, und ihr vertrauter Umgang ist auch die Ursache, dass Garnett und Service voneinander ganz unzertrennlich geworden sind. Sie sind gutmütiger Art, aber etwas träge. Garnett hat außerdem eine beklagenswerte Leidenschaft für das auf der englischen Flotte so allgemein beliebte Akkordeon. Als Sohn eines Seemanns spielt er in jeder freien Minute sein Lieblingsinstrument und hat dasselbe natürlich auch an Bord des »Sloughi« mitgenommen. Was Service betrifft, so ist dieser der ausgelassenste der ganzen Gesellschaft, der richtige Bruder Lustig der Pension Chairman, der nur von Reiseabenteuern träumt und Robinson Crusoe sowie den Schweizer Robinson, die er mit Vorliebe immer wieder liest, schon auswendig weiß.
Wir haben nun die Knaben von neun Jahren anzuführen. Da ist Jenkins, der Sohn des Vorsitzenden der Gesellschaft der Wissenschaften, der »New-Seeland-Royal-Society«; ferner Iverson, der Sohn des Pfarrers an der Metropolitankirche zu St. Paul. Zwar noch in der dritten, respektive der zweiten Abteilung, gelten sie doch als vorzügliche Schüler des Pensionats.
Es folgen hierauf zwei Kinder, Dole, achteinhalb, und Costar, acht Jahre alt, beide Söhne von Offizieren der englisch-seeländischen Armee, welche in der kleinen Stadt Ouchunga, sechs Meilen von Auckland und am Ufer des Hafens von Manukau, wohnen. Sie gehören zu den »Kleinen«, von denen man nichts zu sagen hat, außer dass Dole ein rechter Starrkopf und Costar ein kleines Leckermaul ist. Wenn sie noch in der ersten Abteilung glänzen, so halten sie sich doch für nicht wenig fortgeschritten, da sie bereits lesen und schreiben können — und etwas anderem kann man sich in diesem Alter ja nicht wohl zu rühmen haben.
Es erübrigt nun noch von den drei anderen auf dem Schoner eingeschifften Knaben zu sprechen, von dem Amerikaner und den beiden Franzosen.
Der Amerikaner ist der vierzehnjährige Gordon. Erscheinung und Haltung desselben zeigen schon entschiedene Spuren der rohen Urwüchsigkeit des »Yankee«. Obwohl etwas linkisch und schwerfällig, ist er doch sozusagen der gesetzteste aller Schüler der fünften Abteilung. Ihm fehlt das äußerlich Glänzende seines Kameraden Doniphan, dafür besitzt er ein scharfes Urteil und gesunden Menschenverstand, von dem er zu wiederholten Malen Proben abgelegt hat. Den Blick auf ernstere Dinge gerichtet, ist er ein guter Beobachter von kaltem Temperament. Methodisch bis zur Kleinlichkeit, ordnet er die Gedanken im Gehirn wie die Gegenstände im Schreibtisch, wo alles klassifiziert, etikettiert und in einem besonderen Büchlein verzeichnet ist. Seine Kameraden schätzen ihn, versagen seinen guten Eigenschaften nicht die gebührende Anerkennung und nehmen ihn, obwohl Nichtengländer von Geburt, stets freundlich in ihrem Kreise auf. — Gordon ist aus Boston gebürtig; vater- und mutterlos, hat er keine anderen Angehörigen als seinen Vormund, einen ehemaligen Konsularagenten, der sich nach Ansammlung eines hübschen Vermögens in Neuseeland niedergelassen hat und eine jener reizenden Villen bewohnt, welche auf den Anhöhen rund um das Dorf Mount-Saint-John verstreut liegen.
Die beiden jungen Franzosen endlich sind die Söhne eines geschätzten Ingenieurs, der vor zweiundeinhalb Jahren hierherkam, um die umfänglichen Arbeiten der Trockenlegung der Sümpfe im Innern Ika-Na-Mawis zu leiten. Der Ältere zählt dreizehn Jahre. Nicht besonders arbeitsam trotz sehr guter Anlagen, begegnet es ihm häufiger, der letzte in der fünften Abteilung zu sein. Wenn er aber den Willen dazu hat, gelingt es ihm, bei seinem leichten Auffassungsvermögen und erstaunlichen Gedächtnis, sich auf den ersten Platz emporzuschwingen, worüber Doniphan erklärlicherweise nicht wenig eifersüchtig wird. Zwischen Briant und ihm hat im Pensionat Chairman von jeher kein rechtes Einvernehmen geherrscht, und die Folgen der Disharmonie traten ja schon an Bord des »Sloughi« zutage. Übrigens ist Briant kühn, unternehmend, in allen körperlichen Übungen geschickt, nicht mundfaul und gleich mit einer Gegenrede bei der Hand, sonst aber ein hilfsbereiter guter Junge, ohne den Stolz Doniphans, ja bezüglich der äußeren Erscheinung sogar etwas nachlässig — kurz, er ist vom Scheitel bis zur Zehe Franzose und unterscheidet sich schon deshalb wesentlich von seinen englischen Kameraden. Die Schwächsten hat er oft geschützt gegen den Missbrauch ihrer Kraft seitens der Großen, und sich, was seine Person anging, den Fuchsregeln niemals unterwerfen wollen. Dadurch entstanden manche Zänkereien und Schlägereien, aus welchen er, dank seiner überlegenen Körperkraft und seinem Mut, meist als Sieger hervorging. Das hinderte jedoch nicht seine allgemeine Beliebtheit, und als es sich um Übernahme der Führung des »Sloughi« handelte, weigerten sich seine Kameraden, mit ganz wenig Ausnahmen, keinen Augenblick, ihm zu gehorchen, zumal er, wie wir wissen, sich gelegentlich seiner Überfahrt von Europa nach Neuseeland einige seemännische Kenntnisse angeeignet hatte.
Sein jüngeres Brüderchen, Jacques, war bisher stets als der Schalk und Spaßvogel der dritten Abteilung — wenn nicht der ganzen Pension Chairman, Service inbegriffen — angesehen worden, da er immer neue Possen erfand und seinen Kameraden lose Streiche spielte, für die er gleichmütig so manche Bestrafung hinnahm. Wie man bald sehen wird, hatte sich sein Charakter jedoch, ohne dass jemand die Ursache enträtseln konnte, seit der Abfahrt der Yacht höchst auffallend verändert. —
Das war die Kindergesellschaft, welche der rasende Sturm auf eines der Ländergebiete des Stillen Ozeans verschlagen hatte.
Während seiner mehrwöchentlichen Lustfahrt ringsum die Gestade Neuseelands, sollte der »Sloughi« von seinem Eigentümer, dem Vater Garnetts, befehligt werden, der als kühner Yachtenführer in den Gewässern Ozeaniens rühmlichst bekannt war. Wie oft war sein Schoner bereits an den Küsten Neukaledoniens, Neuhollands, von der Meerenge von Torres bis zur südlichsten Spitze Tasmaniens und bis hinauf in den selbst für größere Schiffe oft verderblichen Meeren der Molukken, der Philippinen und von Celebes sichtbar gewesen. Es war aber auch eine äußerst