Gesammelte Werke von Emile Zola: Die Rougon-Macquart Reihe, Romane & Erzählungen. Emile Zola

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Gesammelte Werke von Emile Zola: Die Rougon-Macquart Reihe, Romane & Erzählungen - Emile Zola

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      Vorwort des Übersetzers.

       Inhaltsverzeichnis

      Indem wir daran gehen, dem deutschen Leser eine unverkürzte und getreue Übersetzung von Emile Zolas Roman-Serie »Die Rougon-Macquart« vorzulegen – wie sie noch nicht besteht können wir es nicht als unsere Aufgabe betrachten, auf eine kritische Würdigung Zolas, auf eine Erörterung seiner Stellung und Bedeutung in der modernen Literatur einzugehen. Seit zwei Jahrzehnten währt der Streit der Kritik um Zola; seit zwei Jahrzehnten ist er der Gegenstand maßloser Verketzerung von der einen und ebenso maßloser Verhimmelung von der anderen Seite. Es ergeht ihm wie allen Neuerern. Wer seine Richtung als die einzig wahre anerkennt, folgt ihm mit Begeisterung wie dem Apostel einer neuen Weltanschauung. Die anderen nennen seine Art, die Dinge zu sehen und vor uns hinzustellen, eine Verirrung und wenden sich unwillig von ihm ab. Die Zeit wird lehren, daß Zola alle denkenden Geister beschäftigt, den Büchermarkt beherrscht, der gelesenste Schriftsteller unserer Zeit ist. Seine Bücher haben eine noch nie dagewesene Verbreitung erreicht.

      Welcher Zweck dem Dichter bei der Schaffung des großartigen Kunstwerkes »Die Rougon-Macquart« vorschwebte, sagt er selbst ganz klar in seiner Vorrede, die wir diesem Vorworte folgen lassen. Im Jahre 1871 begonnen, ist die Romanfolge heute, da wir diese Zeilen schreiben, abgeschlossen.

      Den vorliegenden ersten Teil bezeichnet Zola selbst mit dem wissenschaftlichen Titel der Ursprung. In der Tat sehen wir hier den Ursprung der Familie Rougon-Macquart, die in der südfranzösischen Stadt Plassans seßhaft, ihre Nachkommen allmählich nach der Hauptstadt und nach den übrigen Teilen des Landes entsendet. Die verschiedenen Mitglieder dieser Familie sind es, denen wir in den einzelnen Teilen der Romanfolge begegnen; ihre Schicksale beschäftigen den Dichter; er stellt sie – die Männer und die Frauen – in die mannigfachsten Verhältnisse und Umgebungen hinein, um zu zeigen, wie das Gesetz der Vererbung ein unzerreißbares Band um sie schlingt. Zudem zieht Zola fast in jedem dieser Bände von einem bestimmten Zweige menschlichen Schaffens den Vorhang hinweg und zeigt uns mit unerreichter Meisterschaft der Schilderung den Menschen, wie er den Boden bestellt, wie er die im Schöße der Erde geborgenen Schätze zutage fördert, wie er eine Millionenstadt ernährt, wie er Eisenbahnen lenkt, wie er auf dem Geldmarkte Milliarden anhäuft und wieder in den Abgrund wirft usw.

      In dem vorliegenden ersten Bande, » Das Glück der Familie Rougon« betitelt, lernen wir zunächst Adelaide kennen, ein halb wahnsinniges, wilder Sinnenlust ergebenes Weib, das von einem im Wahnsinn verstorbenen Vater, dem Krautgärtner Fouque abstammte. Adelaide war mit einem Gärtner namens Rougon verheiratet, der nach kurzer Ehe starb. Von diesem hatte sie einen Sohn, Pierre Rougon. Später lebte sie mit einem Wilddiebe namens Macquart in wilder Ehe. Von diesem hatte sie einen Sohn, Anton, und eine Tochter, Ursula, die sich mit dem Hutmacher Mouret verheiratete. Von diesen Menschen stammen alle handelnden Personen ab, denen wir in den späteren Teilen der Romanfolge Rougon-Macquart begegnen.

      Der vorliegende erste Teil ist eigentlich nur eine Geschichte des Napoleonischen Staatsstreiches und des rasch niedergeworfenen Bauernaufstandes in Südfrankreich. Damit verwebt der Dichter die reizende Liebesidylle zweier Kinder, die in dem Rummel mit untergehen. Wohl sieht der Leser schon hier den Großmeister der Schilderung, doch fehlt es noch an jenen kraßrealistischen Bildern, die später dem Dichter so viele Gegnerschaften zugezogen haben und – gestehen wir es nur – sehr zur großen Verbreitung seiner Bücher beigetragen haben.

      In dem zweiten Teile: »La curée« (die Treibjagd) sehen wir Zola schon in voller Tätigkeit bei der Lösung seines Problems. Der große Dezember-Wilddieb hatte das edle Wild – Frankreich – erlegt. Tausende von gierigen Jagdhunden forderten ihren Anteil an der Beute. Die Treibjagd beginnt. Zola wählt drei Gestalten, um die Gesellschaft des zweiten Kaiserreiches nach dem Staatsstreiche zu schildern: den schamlosen Spekulanten (Aristides Rougon-Saccard), den verlebten Junker (des Vorigen Sohn Maxim) und die gefallene Frau aus den besseren Ständen (Renée Béraud du Chatel). Die Sittenlosigkeit dieser Frau spottet jeder Beschreibung. Ihr Stiefsohn Maxim, der entnervte Bummler, wird ihr Liebhaber. Dieser widerliche Ehebruch führt zu keiner düsteren Lösung. Der Vater zwingt den Sohn, eine Ehe mit einer reichen Schwindsüchtigen zu schließen. Renée findet in der Jagd nach Genüssen einen frühen Tod.

      Im Gegensatze zu dem ersten Teil, der das Bürgertum schildert, und dem zweiten Teil, in dem die reichere Streberklasse des zweiten Kaiserreiches erscheint, versetzt uns der dritte Teil, » Der Bauch von Paris«, unter die Volksgestalten der Markthallen. Ein vor Hunger sich krümmender Unglücklicher inmitten der ungeheueren Mengen von Nahrungsmitteln: das ist der Ausgangspunkt des Buches, in dem das Drama selbst nur wenig von der Stelle rückt. In seinem Mittelpunkte sehen wir unter anderen Personen auch die »schöne Lisa« sich bewegen, eine Tochter Anton Macquarts, die den dicken Fleischer Quenu geheiratet hat und in angestammter Habgier zusammen mit dem Gatten rastlos nach Reichtum strebt.

      » Die Eroberung von Plassans« heißt der vierte Teil der Romanfolge. Der Eroberer ist der Klerikalismus. Der Dichter zeigt uns, wie ein schlauer Geistlicher, der sich in die Familie Franz Mourets (eines Sohnes der Ursula Macquart und des Hutmachers Mouret) einzuschleichen weiß, allmählich die Frau des Hauses vollständig in seine Gewalt bekommt und durch diese Frau seinen verderblichen Einfluß zugunsten des herrschenden Bonapartismus weiter und weiter ausbreitet. Der Familie Mouret selbst wird die Bekanntschaft des Geistlichen (Abbé Faujas) geradezu verhängnisvoll. Die Kinder verlassen das Haus; die Eintracht zwischen Mann und Frau ist geschwunden. Die Frau verfällt der Frömmelei, vernachlässigt ihr Haus, entbrennt in sträflicher Leidenschaft zum Abbé. Der Gatte wird wahnsinnig und zündet sein Haus an, wobei er, der Abbé und dessen Mutter umkommen.

      Ein Sohn dieses unglücklichen Ehepaares, der Abbé Serge Mouret, ist der Held des fünften Teiles, der den Titel führt: »Die Sünde des Abbé Mouret«. Diese Sünde des jugendlichen, frommen, keuschen Abbé ist seine Liebe zu Albine, einem unschuldigen jungen Mädchen, das er im Paradou, einem Landgute in der Nähe seiner Pfarre findet. Jeder Leser, der Serge Mouret und Albine auf ihren Streifzügen durch den verwilderten Park des Paradou folgt, wird gestehen, daß die ganze moderne Literatur unseres Jahrhunderts kaum etwas Schöneres aufzuweisen hat. Diese Liebschaft ist ein herrliches Gedicht in Prosa, eine entzückende Schilderung des Daseins des ersten Menschenpaares in einem irdischen Paradiese. Nichts fehlt zur Vervollständigung des Gemäldes, selbst nicht der strafende Engel, Bruder Archangias, der den Abbé aus dem Paradiese vertreibt.

      Das Zeitbild wäre unvollständig, wenn wir nicht eine Schilderung des Lebens und Treibens am kaiserlichen Hofe und der politischen Welt jener Zeit bekämen. Diese Schilderung bietet uns Zola im sechsten Bande, der den Titel führt: » Seine Exzellenz Eugen Rougon«. Der Dichter führt uns an den Hof zu Compiègne. Wir sind Zeugen der großartigen Feste, die Ihre Majestäten ihren Gästen geben. Wir sehen die Hofschranzen, Beamten, Diplomaten, Günstlinge und Spione von der Sonne der kaiserlichen Huld bestrahlt. Der Dichter enthüllt vor uns das verwickelte Getriebe der politischen und der Finanzwelt. Im Mittelpunkte von allem steht der allmächtige Minister und Staatsmann Eugen Rougon, der in sehr durchsichtiger Weise die glänzende Laufbahn des bonapartistischen Ministers Rouher darstellt. Eugen Rougon ist einer der Söhne Peter Rougons. Als beschäftigungsloser Advokat ist er nach Paris gezogen; der Staatsstreich hat ihn in die Höhe gebracht. Er ist der Glanz und der Wohltäter seiner Familie geworden.

      Mit dem siebenten Teile der Serie Rougon-Macquart, » Der Totschläger« betitelt, beginnt eigentlich erst der Ruhm und der Erfolg Zolas. Kein zweites Buch hat eine so tiefgehende Bewegung im Publikum hervorgerufen, wie dieses. Zola war nahe daran, auf offener Straße gesteinigt zu werden. Kein Wunder. Er hatte den Finger an eine offene, eiternde Wunde des Volkscharakters gelegt und das schmerzte. »Der Totschläger« – das ist der Schnaps. Zola wollte ein Buch über das Volk der Arbeiterviertel schreiben und zeigen, wie der Mißbrauch

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