Die bekanntesten Werke von Edgar Allan Poe (100 Titel in einem Band). Эдгар Аллан По
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Читать онлайн книгу Die bekanntesten Werke von Edgar Allan Poe (100 Titel in einem Band) - Эдгар Аллан По страница 24
Da die Tauben jetzt viel auszustehen schienen, beschloß ich, ihnen die Freiheit zu geben. Zunächst band ich eine von ihnen, eine schöne graugefleckte, los und setzte sie auf den Rand des Weidenflechtwerks. Sie fühlte sich hier äußerst unbehaglich, blickte sich ängstlich um, schlug mit den Flügeln und gurrte laut, konnte sich aber nicht entschließen, sich von der Gondel fortzuwagen. Da nahm ich sie auf und schleuderte sie etwa sechs Meter vom Ballon fort. Sie machte jedoch nicht, wie ich erwartet hatte, einen Versuch, nach abwärts zu fliegen, sondern mühte sich mit aller Gewalt, zurückzukehren, während sie schrille, durchdringende Schreie ausstieß. Es gelang ihr schließlich, ihren früheren Platz auf dem Gondelrand wieder zu erreichen, aber kaum war das geschehen, als ihr Kopf auf die Brust sank und sie in die Gondel herabstürzte. Die andere Taube war glücklicher. Damit sie nicht dem Beispiel der ersten folgen und zurückkehren könne, warf ich sie mit aller Kraft nach unten und sah erfreut, daß sie mit großer Schnelligkeit abwärts flog, indem sie ihre Schwingen leicht und auf ganz gewohnte Art gebrauchte. In kürzester Zeit war sie außer Sicht, und ich zweifle nicht, daß sie sicher zu Hause eintraf. Miez, die sich von ihrer Krankheit gut erholt hatte, bereitete sich jetzt aus dem toten Vogel ein herzhaftes Mahl und begab sich dann offenbar befriedigt zur Ruhe. Ihre Jungen waren recht lebendig und zeigten bisher nicht die leiseste Spur eines Unbehagens.
Als es achteinviertel war und ich nur noch unter unerträglichen Schmerzen atmen konnte, machte ich mich daran, den zum Kondensator gehörigen Apparat um die Gondel zu ziehen. Dieser Apparat bedarf einiger Erläuterungen. Eure Exzellenzen mögen sich vergegenwärtigen, daß meine Absicht vor allem dahin ging, mich und die Gondel vollständig mit einem Wall gegen die äußerst verdünnte Atmosphäre zu umgeben und ferner mit Hilfe des Kondensators die zur Atmung notwendige Menge eben dieser Atmosphäre genügend verdichtet einzulassen. Zu solchem Zweck hatte ich eine sehr starke, völlig luftdichte, aber dehnbare Kautschukhülle hergestellt. In der sackartigen Hülle, die genügenden Umfang besaß, war für die ganze Gondel Platz. Das heißt, die Hülle wurde über den ganzen Boden der Gondel und an deren Seiten in die Höhe gezogen und so weiter außen an den Seilen entlang bis zum oberen Rand oder Reifen, an dem das Netzwerk befestigt war. Nachdem ich die Hülle, wie angegeben, emporgeholt und am Boden wie an allen Seiten fest schließend angezogen hatte, blieb es nur nötig, ihre Öffnung dadurch zu schließen, daß ich den Stoff über den Reifen des Netzwerks bekam, beziehungsweise zwischen Netzwerk und Reifen spannte. Wenn aber das Netzwerk vom Reifen losgemacht wurde, um dies Durchziehen zu ermöglichen, wodurch sollte da inzwischen die Gondel gehalten werden? Nun war das Netzwerk nicht unlöslich am Reifen befestigt, sondern durch eine Anzahl beweglicher Haken und Schlingen. Ich machte daher zunächst nur einige dieser Schlingen gleichzeitig los, so daß die Gondel von den übrigen gehalten wurde. Nachdem ich so einen Teil des oberen Stoffrandes der Hülle eingeschoben hatte, befestigte ich die Schlingen – nicht wieder am Reifen, denn das war unmöglich, da jetzt der Stoff dazwischen lag, sondern an großen Knöpfen, die am Stoff selbst, etwa drei Fuß unter der Sacköffnung, angebracht waren; die Zwischenräume zwischen den Knöpfen entsprachen denen der Schlingen. Nachdem dies geschehen war, wurden wieder einige andere Schlingen vom Reifen gelöst, ein weiterer Teil Stoff eingeschaltet und jede freigewordene Schlinge mit dem dafür vorgesehenen Knopf verknüpft. Auf die Art wurde es möglich, den ganzen oberen Teil der Sackhülle zwischen Netzwerk und Reifen hereinzuziehen.
Es ist klar, daß nun der Reifen in die Gondel herunterfallen mußte, während das ganze Gewicht der Gondel selbst mit all ihrem Inhalt nur durch die Kraft der Knöpfe gehalten wurde. Das scheint auf den ersten Blick eine sehr unzulängliche Befestigung, war es aber keineswegs, denn die Knöpfe waren nicht nur an sich sehr kräftig, sondern saßen auch so dicht beisammen, daß jeder einzelne Knopf nur einen ganz geringen Teil des Gesamtgewichts tragen sollte. Ja, wäre sogar die Gondel mit Inhalt dreimal so schwer gewesen, so hätte mich das nicht beunruhigt.
Ich hob nun den Reifen innerhalb der Kautschukhülle wieder empor und stützte ihn ungefähr in der Höhe seines früheren Platzes durch drei leichte, für diesen Zweck zugerichtete Stangen. Das geschah selbstredend, um die Hülle oben ausgebreitet und den unteren Teil des Netzwerkes in seiner ursprünglichen Lage zu halten. Alles, was jetzt noch zu tun blieb, war, die Öffnung der Hülle zu schließen, und das geschah einfach durch Zusammenraffen der Falten und festes Zusammendrehen nach innen mit Hilfe eines feststehenden Drehkreuzes.
In den Stoff der so rings um die Gondel befestigten Bedeckung waren drei kreisrunde dicke Glasscheiben eingesetzt, durch die ich mühelos in jeder horizontalen Richtung ins Weite sehen konnte. Unten am Boden befand sich in dem Bezug ein viertes ebensolches Fenster, das mit einer kleinen Öffnung im Boden der Gondel selbst korrespondierte. Das gestattete mir, senkrecht nach abwärts zu blicken; da es mir aber unmöglich gewesen war, auch oben eine ähnliche Vorrichtung anzubringen – wegen der besonderen Art jenes Verschlusses und der Falten im Stoff –, so konnte ich die Dinge in meinem Zenith nicht wahrnehmen. Das blieb aber natürlich ohne Bedeutung; denn hätte ich auch oben ein Fenster anbringen können, so hätte mir doch der Ballon selbst den Ausblick nach oben verdeckt.
Ungefähr einen Fuß unter einem der Seitenfenster befand sich eine runde Öffnung von drei Zoll Durchmesser und mit einem Messingreifen eingefaßt, dessen Innenseite den Windungen einer Schraube angepaßt war. In diesen Ring wurde die große Röhre des Kondensators eingeschraubt, der Kasten des Apparates befand sich selbstredend innerhalb der Kautschukkammer. Durch diese Röhre wurde eine gewisse Menge der dünnen Luft draußen von einem Vakuum in den Kasten des Apparates hereingezogen und in verdichtetem Zustand zum Entweichen gebracht, um sich mit der im Raume vorhandenen dünnen Luft zu mischen. Wenn dieser Vorgang mehrmals wiederholt wurde, so füllte er schließlich das Zimmer mit einer für alle Atmungsansprüche geeigneten Luft. In einem so begrenzten Raum mußte sie aber binnen kurzem verderben und durch das häufige Ein-und Ausatmen unbrauchbar werden. Sie wurde also durch ein kleines Ventil am Boden der Gondel abgelassen, da die dicke Luft ohne weiteres in die leichtere draußen hinabsank. Zur Vermeidung der Unzuträglichkeit, wenn ich etwa für einen Augenblick die ganze Kammer zu einem Vakuum machen würde, durfte diese Erneuerung nicht plötzlich, sondern nur allmählich vorgenommen werden, das Ventil wurde nur einige Sekunden geöffnet und wieder geschlossen, bis ein paar Pumpenzüge des Kondensators die Menge der entwichenen Luft wieder ersetzten.
Um mein Experiment mit der Katze und ihren Jungen fortzusetzen, hatte ich die Tiere in ein Körbchen gesetzt, das ich an einen Knopf unterhalb der Gondel ins Freie hängte, dicht neben dem Ventil, durch das ich ihnen jederzeit Nahrung reichen konnte. Es war eine etwas gefährliche Sache, das Körbchen hinauszuhängen; ich tat es vor dem Schließen der Hülle, mit einer der vorerwähnten Stangen, an welcher ein Haken befestigt war. Sobald sich die Kammer mit verdichteter Luft füllte, wurden der Reifen und die Stützen überflüssig, da die Ausdehnung der eingeschlossenen Luft den Kautschuk gewaltig spannte.
Als ich alle diese Vorbereitungen getroffen und den Raum, wie beschrieben, gefüllt hatte, fehlten nur noch zehn Minuten an neun Uhr. Während der ganzen letzten Zeit meiner Beschäftigung litt ich infolge Atmungsbeschwerden unter dem schrecklichsten Unbehagen, und bitterlich bereute ich die Nachlässigkeit oder vielmehr Tollkühnheit, deren