Apokalypse Pallantau. Arno Endler
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Einfältig, wie die Menschen nun mal waren, kam es ihnen gar nicht in den Sinn, dass sie das Gleichgewicht zerstörten, dass sie auf einem denkenden Wesen herumtrampelten, seine Haut aufrissen, Dinge entfernten, um Fremdes zu pflanzen und zu bauen. Da war es kein Wunder, dass Rannuiemmi sich schüttelte, die Parasiten abwerfen wollte.
Milliarden Menschen kolonisieren Planeten, deren Ökosysteme das Überleben ermöglichen. Die Erde, Ursprung genannt, ist für viele nicht mehr als ein Mythos. Doch dann ereignet sich in einer Kolonie unerwartet eine geothermische Katastrophe. Eine Gruppe Menschen, die spät von der dringend nötigen Evakuierung erfährt, muss versuchen, den rettenden Raumhafen zu erreichen. Der Countdown läuft unerbittlich – und die Technik, an die sich die Siedler gewöhnt haben, versagt immer wieder …
Arno Endler, geboren 1965, lebt im Hunsrück. Er schreibt Kurzgeschichten, die u.a. in c´t Magazin für Computertechnik erschienen, verfasste einen Roman und zwei Folgen der Cotton Reloaded-Serie. Seit dem Jahr 2016 gehört Endler zu den Stammautoren der Serie Perry Rhodan NEO.
Jürgen Kuri, geboren 1959 in Freiburg im Breisgau, ist stellvertretender Chefredakteur von heise online und immer wieder Gesprächspartner für Fernsehsender und Rundfunkstationen.
in Zusammenarbeit mit
Arno Endler
Apokalypse Pallantau
Science-Fiction-Roman
Herausgegeben von Jürgen Kuri
Inhalt
Prolog
Er vermisste die Sonne intensiver als seine Frau.
Macon Errki, vierundzwanzigjähriger Energie-Ingenieur und derzeit einziger Diensthabender der E-Station EINS, seufzte, während er das Foto anstarrte, das auf der Kontrollkonsole vor ihm stand und ihn zu verhöhnen schien.
Sabi, seine Frau, lächelte ihm entgegen. Das Bild war am höchsten Feiertag Rannuiemmis, dem Gründungstag, aufgenommen worden. Vor drei Jahren. Im Hintergrund glitzerte das Meer, und die pralle Sonne verlieh Sabis Haar eine Art Glanz, den Macon so liebte.
Dennoch war es Ranu, die Sonne des Aspix-Systems, die Macon seufzen ließ.
Das fehlende Tageslicht in der unterirdischen Anlage bedeutete eine emotionale Belastung, unter der alle Schichtarbeiter litten. Energiestation EINS nannte man den Komplex. Macon blickte auf die Kupferplatte mit dem Schriftzug direkt über der Ausgangstür.
Energiestation EINS! Als wenn es mehr als eine gäbe. Macon unterdrückte den Impuls, auf den Boden zu spucken. Es war sein Job, hier zu sein. Die Kolonie auf Rannuiemmi kannte nur diese eine Stromquelle. Rund einhundert Meter unter der Oberfläche nutzte man die ehemalige Forschungsstation zur Kontrolle der geothermischen Energieanlage.
Auf den Monitoren vor Macon wechselten die Anzeigen. Die Skala der Energieausbeute lag deutlich im giftgrünen Bereich. Macon erzeugte fast die dreifache Kapazität, die benötigt wurde. Die junge Kolonie hatte zur Zeit noch wenig Verwendung für die gewaltigen Energiemengen, die Rannuiemmi in seinem Innern bereithielt.
Sogar die Verlustrate bei der Energieübertragung via Mikrowellenstrahl zur Orbitalstation und von dort zurück zum Mount Elias, Raumflughafen und zugleich Hauptstadt der Kolonie, war ob des Überangebots akzeptabel.
In Planung befand sich jedoch bereits eine oberirdische Leitung, die den Strom verlustfrei zum anderen Kontinent Rannuiemmis liefern würde.
Macon seufzte ein weiteres Mal. Tausende Kilometer lagen zwischen ihm und seiner Frau. Getrennt durch Raum und Zeit.
Seit drei Monaten fristete er das überaus langweilige Dasein eines Schichtarbeiters, weit entfernt von allen Annehmlichkeiten des jungen Ehelebens.
Natürlich war die Bezahlung gut und Sabi würde ihn sicherlich mit offenen Armen und einem warmen Körper empfangen. Dennoch halfen diese guten Gründe nicht gegen das Selbstmitleid.
Die blauen Augen, die blonden Haare. Er liebte sie wie am ersten Tag.
Vielleicht vermisste er seine Frau doch mehr als Ranu.
Ein Warnsignal in Form eines leisen Piepens weckte ihn aus seinen Gedanken.
Einer der Wärmetauscher meldete gefährlich hohe Temperaturen.
Macon runzelte die Stirn.
Mit einigen schnellen Befehlen rief er sich die schematische Darstellung der Lage des gefährdeten Tauschers auf.
Die gewaltige Magmablase neben einem solchen Wärmetauscher erwärmte das umliegende Gestein so stark, dass man die Einheit rund zwei Kilometer entfernt montiert hatte.
Doch nun stiegen die Temperaturen unaufhörlich.
Macon initiierte einen Tiefenscan, um die Stabilität