Der neue Dr. Laurin Box 1 – Arztroman. Viola Maybach

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Der neue Dr. Laurin Box 1 – Arztroman - Viola Maybach Der neue Dr. Laurin Box

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Jahren, fühlte sich ihrer fünf Jahre jüngeren Schwester meilenweit überlegen und ließ sie das auch gerne spüren.

      Antonia unterdrückte einen Seufzer. Die beiden Mädchen hatten sich früher so gut verstanden, aber seit einem halben Jahr stritten sie dauernd, was das Familienleben nicht eben wenig belastete. Ein weiteres Argument dagegen, dass ich eine Praxis aufmache, dachte sie niedergeschlagen. Leon wird sagen, dass das noch schlimmer wird, wenn die Kinder mehr sich selbst überlassen sind, ohne Mutter, die schlichtend eingreifen kann. Und ganz Unrecht hätte er damit ja auch nicht.

      »Ich heule überhaupt nicht!«, schrie Kyra aufgebracht. »Immer sagst du das, dabei hast du doch früher dauernd geheult, daran kann ich mich noch gut erinnern!«

      Oh ja, sie war noch nicht ganz elf, aber sie lernte allmählich, die Krallen auszufahren.

      Sie hörte, wie die Haustür aufgeschlossen wurde und atmete erleichtert auf. Leon kam ihr wie gerufen. Allein die Unterbrechung würde dem Streit der Mädchen schon einiges von seinem Schwung nehmen.

      Genau so war es. Kyra beschwerte sich auch bei ihrem Vater noch einmal bitterlich über die ungerechte Behandlung, die ihr in ihren Augen zuteil wurde, und Kaja stand ihr in nichts nach, aber danach verpuffte der Streit einfach, weil Leon erstaunt fragte: »Und deshalb veranstaltet ihr so ein Geschrei? Wegen ein paar Kleidungsstücken? Kommt schon, das kann doch nicht euer Ernst sein!«

      Kaja begehrte noch einmal auf, sie habe ein Recht auf ihre eigenen Sachen, sie ginge schließlich auch nicht an den Kleiderschrank ihrer Mutter, um sich dort zu bedienen, aber das war’s dann auch schon mehr oder weniger. Sie verschwand zwar türenknallend in ihrem Zimmer, aber mehr passierte nicht.

      Leon begrüßte seine Frau mit einem Kuss, den sie als ziemlich flüchtig empfand. Er sah müde aus, und sofort ergriff sie wieder das schlechte Gewissen, weil das, was sie plante, schließlich bedeutete, dass sie in Zukunft weniger für ihn da sein würde. Aber sie schob diesen Gedanken energisch beiseite. Ich bin jetzt auch mal an der Reihe, dachte sie.

      Beim Abendessen waren die beiden Mädchen wieder halbwegs friedlich. Kyra erzählte, wen sie zu ihrem Geburtstag eingeladen hatte – es schienen jeden Tag mehr Kinder zu werden. Antonia graute jetzt schon davor. Kindergeburtstage waren von Jahr zu Jahr anstrengender geworden, weil die Kinder immer höhere Ansprüche zu entwickeln schienen. Mit einem bisschen Kuchenbacken und ein paar einfachen Spielen war es längst nicht mehr getan.

      Leon, der ihr bis eben ziemlich angespannt vorgekommen war, grinste plötzlich über das ganze Gesicht. »Ihr wolltet doch in dieses Musical gehen, oder?«, fragte er. »Ich habe ja frei an deinem Geburtstag, ich könnte euch begleiten.«

      Kyra blieb der Mund offen stehen. »Aber dafür kriegen wir keine Karten«, sagte sie. »Das ist doch längst ausverkauft, Papa!«

      »Na ja, als ich hörte, dass das dein Wunsch ist, habe ich mich natürlich gleich auf den Weg gemacht und Karten gekauft. Aber du musst allmählich aufhören, immer noch mehr Kinder einzuladen, sonst reichen die Karten nicht, Mäuschen.« Mit einer lässigen Gebärde warf er ein kleines Bündel Karten auf den Tisch.

      Kyra sprang mit einem spitzen Schrei auf und stürzte sich auf ihren Vater. Er wurde mit Küssen überschüttet, danach tanzte die Kleine ausgelassen um den Tisch herum.

      Kaja beobachtete sie mit leicht säuerlicher Miene. »Als ich mir mal Zirkuskarten gewünscht habe …«, begann sie, verstummte aber, als sie dem bittenden Blick ihrer Mutter begegnete.

      Kajas Zwillingsbruder Konstantin hingegen freute sich uneingeschränkt für seine jüngste Schwester, und auch Kevin ließ nicht erkennen, dass er ihr den Musicalbesuch neidete.

      Antonia schenkte ihrem Mann ein dankbares Lächeln. Mit keinem Wort hatte er die Karten erwähnt, dabei hatte sie ihm erst vor zwei Tagen von dem bevorstehenden Stress mit Kyra und ihren Gästen vorgejammert.

      Er erwiderte ihr Lächeln, aber sie merkte dennoch, dass er nicht so heiter war, wie er gern gewirkt hätte. Etwas schien ihm zu schaffen zu machen. Sie würde ihn später, im Bett, danach fragen.

      Aber dazu kam es nicht mehr, denn er legte sich vor ihr hin, weil er so müde war – und als sie dann endlich auch das Schlafzimmer betrat, war er bereits eingeschlafen. Sie legte sich neben ihn, strich ihm zart mit einer Hand über die Wange. »Ach, Leon«, sagte sie leise und wünschte wieder einmal, sie hätte das entscheidende Gespräch mit ihm bereits hinter sich.

      Er öffnete die Augen, sah sie an und murmelte etwas Unverständliches. Im nächsten Moment drehte er sich um, gab einen leisen Schnaufer von sich und schlief weiter.

      *

      Marco Friedrich bestellte noch ein Bier. Er wusste, dass er zu viel trank, seit Eva sich von ihm getrennt hatte, aber er konnte nicht anders. Ohne Alkohol hielt er es überhaupt nicht mehr aus. Wenn er nüchtern war, überfiel ihn ein solcher Schmerz, dass er am liebsten wie ein Wolf den Mond angeheult hätte. Sie waren glücklich gewesen, Eva und er, und dann, von einem Tag auf den anderen, hatte sie Schluss mit ihm gemacht. »Ich liebe dich nicht mehr«, hatte sie gesagt, und das war das Ende gewesen. Zack, Schluss.

      Eva machte eine Ausbildung zur Erzieherin, er selbst wollte Schreiner werden, demnächst würde er seine Gesellenprüfung ablegen. Er hatte nach der mittleren Reife eine gute Lehrstelle gefunden, aber sie würden ihn bald hinauswerfen, wenn er so weitermachte, das wusste er. Der Meister hatte ihn schon mal beiseite genommen und gefragt, was eigentlich mit ihm los sei, er sei ja ganz verändert. Natürlich hatte er nichts gesagt. Mit seinem Ausbilder konnte man nicht über Liebeskummer reden, das war unmöglich.

      Überall sah er Eva. Wenn er auf der Straße eine schlanke blonde junge Frau von hinten sah, der die Haare bis zum Kinn reichten, war er überzeugt, das müsse Eva sein. Hörte er ein helles Frauenlachen, erinnerte ihn das an Evas Lachen. Sah er lange schlanke Beine unter einem kurzen Rock, mit Füßen, die in Turnschuhen steckten, konnte das nur Eva sein. Er träumte von ihr, und nicht selten schreckte er mitten in der Nacht auf, weil er überzeugt war, dass sie neben ihm lag und seinen Namen gesagt hatte.

      Nein, nüchtern war das alles nicht zu ertragen. Eva war die Richtige für ihn, das war ihm vom ersten Augenblick an klar gewesen. Seine Freunde hatten sich darüber lustig gemacht. »Wieso willst du dich jetzt schon festlegen? Du hast doch überhaupt noch keine Erfahrungen mit Frauen!«

      Sein Vater sagte das im Übrigen auch. Nur seine Mutter, die hatte Eva gleich gemocht und ihm das auch gesagt. Aber nun war Eva weg. Einmal hatte er sie noch abholen wollen aus der Kita, damit sie ihm erklärte, warum sie so plötzlich Schluss gemacht hatte, aber sie war angeblich krank gewesen. Später hatte er sie dann gesehen, wie sie die Kita durch einen Nebenausgang verlassen hatte.

      So weit war es mit ihnen gekommen: Sie ließ sich verleugnen, damit sie ihm nicht begegnen musste! Wenn er daran dachte, wie sie sich ängstlich umgesehen und dann ganz eilig aus dem Gebäude gelaufen war, wurde der Schmerz unerträglich. Dabei hatten sie sich ewige Liebe geschworen, und er war so dumm gewesen, daran auch noch zu glauben.

      Jemand schob sich auf den Barhocker neben ihm. Wie üblich hatte er sich an den Tresen gesetzt, bloß keinen Umstand beim Trinken machen! Je schneller sich sein Hirn vernebelte, desto besser.

      »Mir auch ein Bier«, hörte Marco. Ohne den Kopf zu wenden, wusste er, wer sich neben ihn gesetzt hatte: Tom Fröbel. Der hatte ihm gerade noch gefehlt! Tom war auch mal in Eva verliebt gewesen, aber Eva hatte ihn abblitzen lassen, sie mochte Tom nicht. Marco mochte ihn auch nicht. Tom war ein Aufschneider, außerdem war er gewalttätig. Mit solchen Leuten hatte er nicht gern zu tun.

      »Also

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