Der neue Dr. Laurin Staffel 1 – Arztroman. Viola Maybach

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Der neue Dr. Laurin Staffel 1 – Arztroman - Viola Maybach Der neue Dr. Laurin Staffel

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selbst, dabei muss er doch wissen, was er getan hat!

      Zwar gab es noch keine Beweise dafür, dass es Tom Fröbel gewesen war, der mit einem Messer zugestochen hatte, aber nicht nur Hannes war davon überzeugt, sondern auch die meisten seiner Kollegen. Er nahm an, dass die Polizei die Wahrheit schon herausfinden würde.

      Er ließ Tom Fröbel allein, um noch einmal nach Marco Friedrich zu sehen. Der war noch ziemlich matt, aber wenn man bedachte, dass er erst in der Nacht notoperiert worden war, hatte er sich doch erstaunlich schnell erholt.

      »Wie geht es Tom?«, fragte er sofort.

      »Er will endlich entlassen werden, aber wir erwarten die Polizei, vorher kann er nicht gehen. Seine Nase sieht übel aus.«

      »Das war ich«, sagte Marco. »Tut mir nicht leid, ehrlich. Der ist mir so auf die Nerven gegangen, wieder einmal.«

      »Schon öfter?«

      »Ja, er kann einfach keine Ruhe geben. Dabei habe ich ihm noch gesagt, er soll abschwirren, aber nein, er musste ja unbedingt weiter machen. Und irgendwann hat’s mir dann gereicht.«

      »Worum ging es denn?«, fragte Hannes beiläufig.

      Marco verzog das Gesicht zu einem verlegenen Grinsen. »Um eine Frau«, sagte er.

      Nach einer längeren Pause setzte er hinzu: »Meine Ex-Freundin«, und schlagartig war das Grinsen wie weggewischt.

      Erstaunt sah Hannes, dass der junge Patient mit einem Mal um Fassung rang. Er wandte den Kopf zur Seite, mied den Blick des Pflegers.

      »Tut mir leid«, sagte Hannes, ohne dass er hätte erklären können, was ihm leid tat. Aber mit dieser Ex-Freundin schien es ja eine besondere Bewandtnis zu haben.

      »Mir auch.« Marcos Stimme klang merkwürdig hohl. »Ich … also, sie hat Schluss gemacht.«

      »Und du wolltest das nicht.« Hannes ging unwillkürlich zum ›Du‹ über, das hier entwickelte sich ja beinahe zu einer Art ›Vater-Sohn-Gespräch‹.

      »Nein, ich wollte das nicht. Und … und ich versteh’s auch immer noch nicht. Es war echt toll mit uns, aber auf einmal sagt sie, dass Schluss ist.«

      »Und weshalb?«

      »Es würde alles nicht passen – dabei war sie meine große Liebe, und ich war ihre.«

      O je, dachte Hannes, auch noch ein Romantiker! Um Marco etwas Zeit zu geben, sich wieder zu fassen, fragte er betont sachlich: »Und was hat jetzt Tom Fröbel damit zu tun? Wieso hat er über deine Ex geredet?«

      »Weil er in sie verliebt war, aber nicht bei ihr landen konnte. Seitdem redet er schlecht über sie, wo er kann. Richtig eklig. Er nennt sie ›Schlampe‹ und sagt … sagt noch andere hässliche Dinge über sie, die alle gelogen sind.«

      »Ach, so ist das. Und da ist dir irgendwann der Kragen geplatzt.«

      Marco nickte. »Es tut mir nicht leid!«

      »Aber du erinnerst dich nicht mehr daran, dass er das Messer gezogen hat?«

      Marco schüttelte den Kopf. »Ist seine Nase gebrochen?«

      »Ja, und er hat ziemliche Schmerzen, glaub mir.«

      »Das tut mir auch nicht leid.«

      »Erhol dich, die Polizei wird bald hier sein und dir Fragen stellen. Wenn ich dir einen Rat geben darf: Bleib bei der Wahrheit.«

      Der Blick, der Hannes daraufhin traf, war zutiefst verwundert. »Was denn sonst? Ich habe gar keinen Grund zu lügen. Und ich sage denen auch, dass es mir nicht leid tut, zuerst zugeschlagen zu haben.«

      »Vielleicht kommt das mit deiner Freundin ja noch wieder in Ordnung«, sagte Hannes, erfüllt von dem Wunsch, Marco Mut zu machen. »Bis später.«

      Er war gespannt auf den Fortgang dieser Geschichte.

      *

      Susie Strasser hatte tatsächlich Meningitis, aber dank der frühzeitigen Gabe von Antibiotika, die Antonia veranlasst hatte, stabilisierte sich ihr Zustand bereits.

      Als Ingo Ewert in die Klinik zurückgekehrt war, hatte Lisa Kröger bereits auf ihn gewartet und sich sofort auf ihn gestürzt, wütende Anschuldigungen gegen Antonia hervorsprudelnd. Ingo hatte das Klügste getan, was er tun konnte: Er hatte darum gebeten, zunächst einmal auch die andere Seite zu hören und sich dann nicht nur von Antonia informieren lassen, sondern auch von seinen Angestellten sowie den Eltern der kleinen Patientin. Das Ergebnis fiel für Lisa Kröger vernichtend aus, und genau so sagte er es ihr dann auch.

      »Ich hätte Sie auch dann fristlos entlassen, wenn die Diagnose anders ausgefallen wäre, Frau Kröger, denn ausnahmslos alle haben mir berichtet, wie unangemessen Ihr Auftreten gewesen ist. Sie haben nicht nur die Autorität einer Kollegin ohne Not in Frage gestellt, Sie haben auch die ohnehin verstörten und verängstigten Eltern eines sehr kranken Kindes zusätzlich verunsichert, und zu allem Überfluss haben Sie dessen Behandlung durch Ihr unsachgemäßes Eingreifen verzögert. Rechnen Sie mit einer Klage, sollte diese Verzögerung zu bleibenden gesundheitlichen Schäden bei Susie Strasser führen. Und jetzt verlassen Sie bitte auf der Stelle meine Klinik.«

      Lisa Kröger war tatsächlich gegangen, aber noch im Gehen hatte sie Drohungen ausgestoßen. Sie würde niemals eine gute Ärztin sein, weil es ihr an vielem fehlte, nicht nur am nötigen Fachwissen, trotz ihrer guten Zeugnisse, sondern auch an Einsicht in eigene Schwächen und am Einfühlungsvermögen.

      »Die Kleine wäre gestorben, wenn du nicht hier gewesen wärst«, sagte Ingo danach erschüttert zu Antonia, als sie sich zum ersten Mal von Susie Strassers Bett entfernte, um auf dem Stationsflur einen Kaffee mit ihm zu trinken. Stundenlang war sie keine Sekunde von der Seite ihrer kleinen Patientin gewichen. »Und du redest davon, dass du unsicher bist und dass dir die Praxis fehlt!«

      Sie sah ihn an und lächelte, zum ersten Mal, seit sie die Diagnose gestellt hatte. »Meine Unsicherheit war wie weggeblasen, Ingo«, sagte sie. »Ich hatte keinerlei Zweifel, was zu tun war, wie wir vorgehen mussten. Ich meine, ich war ja nicht sicher, ob die Kleine wirklich Meningitis hatte, aber ich wusste, dass die Möglichkeit bestand – und ich wusste, was in dem Fall zu tun ist.«

      »Frau Kröger wusste das offenbar nicht.«

      »Nein«, gab Antonia zu. »Es hat sie auch gar nicht interessiert. Sie wollte mich nur wieder einmal demütigen, ich glaube, in dem Moment, als sie mich sah, hat sie an das Kind überhaupt nicht gedacht. Ich frage mich, warum solche Menschen Medizin studieren. Sie war wahrscheinlich eine sehr gute Schülerin, aber sie interessiert sich nicht für ihre Mitmenschen. Warum ist sie dann Ärztin geworden?«

      »Ich bin dir zu großem Dank verpflichtet. Ohne dich wäre in meiner Klinik heute etwas Schreckliches passiert, ich hätte mir das niemals verzeihen können.«

      »Du weißt nicht, was passiert wäre, Ingo.«

      »Doch, das weiß ich. Und ich weiß noch etwas: Dass du endlich mit Leon reden und ihm sagen solltest, was du planst. Und vergiss bei diesem Gespräch nicht, ihm von Susie Strasser zu erzählen.«

      »Darüber rede ich bestimmt nicht mit ihm.«

      »Vielleicht

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