Sophienlust Bestseller Box 2 – Familienroman. Marisa Frank
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»Irgendwie kommst du mir heute verändert vor«, setzte er noch einmal an, aber als er das abweisende Gesicht seiner Verlobten sah, zog er es vor zu schweigen.
»Dann eben nicht«, brummelte er und verließ mit raschen, beinahe stampfenden Schritten das Schwesternzimmer.
Amanda blieb, am ganzen Körper zitternd, zurück. Noch immer hing sie an Gerd Schönau, aber jetzt, nachdem sie ihre Gefühle noch einmal genauestens geprüft hatte, war sie sich nicht mehr sicher, ob das die wirkliche Liebe war.
Sie hatte sich gesonnt in seinen Komplimenten, und dankbar seinen Trost angenommen. Er war der einzige Mensch, zu dem sie eine intensive Beziehung hatte. Aber hieß das, daß sie ihn auch liebte? Plötzlich war sich die Krankenschwester dessen gar nicht mehr so sicher.
Aber sie nahm sich vor, eine Entscheidung über ihr Verhältnis mit dem jungen Assistenzarzt noch in den nächsten Tagen zu treffen. Daß es so jedenfalls nicht mehr weitergehen konnte, das wußte sie.
Am späten Nachmittag war Amanda Veils Dienst für diesen Tag zu Ende. Rasch zog sie ihre Schwesterntracht aus und hängte sie ordentlich in den Schrank.
Sie wußte, daß sie sich beeilen mußte, wenn sie nicht ausgerechnet ihrem Verlobten in die Arme laufen wollte. Amanda hatte sich absichtlich nicht mit ihm verabredet, sondern einen dringenden Besuch bei einer Freundin vorgeschoben.
Rasch warf sie noch einen Blick in den großen Spiegel, als sie ihr weißes Häubchen abnahm. Sie zog die Nadeln aus ihrem Haarknoten, und die dunkle Pracht fiel wie eine glänzende Flut über ihre Schultern.
Mit ein paar Bürstenstrichen ordnete sie ihre Locken, bis sie sich weich und geschmeidig ineinanderfügten. Dann zog sie mit einem dezenten Lippenstift noch ihre schön geschwungenen Lippen nach.
Als die junge Frau mit ihrem Äußeren zufrieden war, warf sie sich noch einen leicht ironischen Blick zu, den der Spiegel natürlich unverändert zurückgab. »Eitler Pfau«, tadelte sich Amanda, aber sie wußte, daß diese kleine Verschönerung ihrem angeschlagenen Selbstbewußtsein guttat.
Forschend schaute sie dann noch an ihrem bunten Sommerrock hinab, auf dem sich kein Fältchen zeigte. Er war weit und glockig geschnitten, was ihre schlanke Figur noch mehr betonte. Dazu passend trug sie eine rotweiße Folklorebluse, was ihr ein etwas leidenschaftliches Aussehen verlieh.
Aber der Schein trügte. Mandy war eine durch und durch solide Frau, die sich nach nichts mehr sehnte, als nach einer eigenen kleinen Familie, die mit der Zeit noch durch Kinder gefestigt wurde,
Dafür aber war Gerd Schönau nicht der passende Mann, das hatte sie heute klar erkannt. Er, der an keinem hübschen Mädchen vorbeigehen konnte, ohne daß er es nicht mindestens kurz anfaßte, taugte nicht zum Vater ihrer Kinder.
Aber noch war Mandy nicht bereit, ihn so einfach aufzugeben. Irgend etwas verband sie noch mit ihm. War es die Furcht vor der Einsamkeit?
Aber darüber wollte die junge Frau jetzt nicht nachdenken. Immerhin war Sonntag, und sie hatte ihren freien Nachmittag, auch wenn es schon ziemlich spät war.
Beinahe beschwingt lief sie die Treppe hinunter, wobei sie sich aber immer vorsichtig umschaute, ob sich nicht von irgendeiner Seite Gerd Schönau näherte. Sie hatte Glück. Gerd war von einer jungen Lernschwester aufgehalten worden, die seine charmanten Komplimente nicht zurückwies.
Errötend lauschte das junge Mädchen, das gerade erst die Schule verlassen hatte, den Schmeicheleien Gerds, der sich wieder einmal in seinem Element fühlte. Er war wie ein glitschiger Fisch im Wasser, bereit, sich jeden Moment einer etwaigen Verantwortung zu entziehen.
Auch er hatte ja heute seinen freien Nachmittag, den er mit seiner Verlobten hatte verbringen wollen. Aber nun war ihm heraußen im Park die hübsche Gisela über den Weg gelaufen, die ihn Mandy vergessen ließ, auf die er eigentlich gewartet hatte.
So entging es ihm auch, daß sie genau in dem Augenblick das Krankenhaus verließ, als er Gisela in den Arm nahm. Das junge Mädchen lachte vor Vergnügen, und das klang in Gerds Ohren wie Musik.
Manches Mal geht das Schicksal seltsame Wege. Ausgerechnet an diesem Sonntag mußte Mandy ihren Verlobten zum zweiten Mal bei einem vertrauten Stelldichein treffen, obwohl sie bis jetzt immer daran gezweifelt hatte, daß an den Gerüchten etwas Wahres dran sei. Jetzt aber hatte sie den doppelten Beweis. Gerd betrog sie, noch ehe sie überhaupt verheiratet waren.
Wie erstarrt blieb sie an der herrlich blühenden Blumenrabatte stehen und beobachtete das alberne Spiel der beiden. Wie viele Beweise wollte sie eigentlich noch? Jetzt mußte sie es doch endlich glauben. Wenn nicht, dann war sie mehr als dumm, denn sie hatte es mit eigenen Augen gesehen.
»Jetzt ist alles aus. Warte, Gerd Schönau«, flüsterte sie zornbebend. »Mit mir machst du solche Mätzchen nicht, das verspreche ich dir.«
Sie preßte die Lippen zusammen und ballte die Hände zu Fäusten. In diesem Augenblick starb der letzte Rest Liebe, der letzte Rest Zuneigung für diesen Mann. Was blieb, war eine grenzenlose Leere, ein Gefühl der Verlassenheit, was sie nur noch mehr in Rage brachte.
Ihre Finger zitterten, als sie sich den Ring von ihrem Finger zog. Ernsthaft und zuverlässig glänzte er in der Nachmittagssonne, aber das konnte Mandy nicht beeindrucken, sie betrachtete ihn nicht mehr als ihr Eigentum.
Mit hoch erhobenem Haupt ging sie zu den beiden hinüber, die sie gar nicht kommen hörten. »Guten Tag, Herr Dr. Schönau«, sagte sie laut und spöttisch. »Ich freue mich, Sie hier anzutreffen, denn ich habe Ihnen eine wichtige Mitteilung zu machen. Hier, bitte schön.«
Wutentbrannt warf sie den Ring auf den sattgrünen Rasen. Dann schaute sie ihren ehemaligen Verlobten triumphierend an. »Na, was sagst du nun, du Don Juan?«
Peinlich berührt hob Gerd das Schmuckstück, das sie eigentlich für ein ganzes Leben hatte aneinanderbinden sollen, auf und wog es abschätzend in der flachen Hand.
»Wie meinst du das, du Dummchen?« versuchte er die Situation durch wohlwollenden Spott zu retten. Schon oft hatte er damit seine Felle festgehalten, die ihm fortzuschwimmen gedroht hatten.
»Erstens bin ich nicht Ihr Dummchen, Herr Assistensarzt, und zweitens dürften Sie doch selbst so viel Verstand besitzen, daß Sie wissen, was damit gemeint ist. Ich will nicht mehr länger mit Ihnen verlobt sein, das ist alles«, erklärte sie ihm dann hochmütig, obwohl ihr ganz und gar nicht so zumute war. Viel lieber hätte sie sich irgendwo hingesetzt und geheult, wie ein Schloßhund.
Aber dieses Bedürfnis mußte sie im Moment noch unterdrücken. Sie hatte diese Situation heraufbeschworen, und sie mußte sie jetzt auch bis zum bitteren Ende durchstehen.
»Was soll denn das, Herr Assistenzarzt?« fragte die junge Lernschwester Gisela und machte ein etwas dümmliches Gesicht. Sie hatte noch nichts davon gehört, daß Gerd Schönau und die nette Krankenschwester Mandy miteinander verlobt waren.
Gerd zuckte die Schultern. »Das weiß ich auch nicht, Gisela. Ich glaube, Mandy ist völlig übergeschnappt. Jedenfalls kann das doch nicht mit rechten Dingen zugehen. Kommt einfach daher und wirft mir den Verlobungsring vor die Füße.«
Seine Stimme klang enttäuscht und todtraurig. Mit sehnsüchtigem Blick starrte er der jungen Frau nach, die er vor kurzem noch