Die Abenteuer des Kapitän Hatteras. Jules Verne

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die Abenteuer des Kapitän Hatteras - Jules Verne страница 22

Die Abenteuer des Kapitän Hatteras - Jules Verne Jules Verne bei Null Papier

Скачать книгу

ge­eig­net ist, die Leu­te ein­zu­schüch­tern. Sie sind be­reits sehr in Un­ru­he über das Schick­sal ei­ner so auf­tre­ten­den Ex­pe­di­ti­on. Wenn man sie nun zum Über­na­tür­li­chen hin­drängt, so kann dies schlim­me Fol­gen ha­ben, und wir möch­ten im Mo­ment der Ge­fahr nicht auf sie zäh­len kön­nen. Was sa­gen Sie dazu, Kom­man­dant?«

      »Und Sie, Dok­tor, was hal­ten Sie da­von?« frag­te Shan­don.

      »Meis­ter John­son«, er­wi­der­te der Dok­tor, »scheint mir ver­stän­dig zu ur­tei­len.«

      »Und Sie, Ja­mes?«

      »Bes­se­res vor­be­hal­ten«, ver­setz­te Wall, »tre­te ich der Mei­nung die­ser Her­ren bei.«

      Shan­don sann ei­ni­ge Au­gen­bli­cke nach, las noch ein­mal acht­sam den Brief.

      »Mei­ne Her­ren«, sag­te er, »Ihre An­sicht ist ge­wiss gut, aber ich kann sie nicht tei­len.«

      »Und wes­halb, Shan­don?« frag­te der Dok­tor.

      »Weil in dem Brief förm­lich vor­ge­schrie­ben ist, die Mann­schaft von sei­ten des Ka­pi­täns zu be­glück­wün­schen; nun hab’ ich bis­her stets blind sei­nen Be­feh­len ge­horcht, in wel­cher Wei­se auch sie mir zu­ge­stellt wur­den, und ich kann nicht …«

      »Doch …«, ver­setz­te John­son, der mit Recht um die Wir­kung be­sorgt war, wel­che der­glei­chen Mit­tei­lun­gen auf den Geist der Ma­tro­sen ha­ben wür­den.

      »Wa­cke­rer John­son«, ent­geg­ne­te Shan­don, »ich be­grei­fe, dass Sie dar­auf drin­gen, Ihre Grün­de sind vor­treff­lich, aber le­sen Sie:

      Er bit­tet Sie, der Mann­schaft sei­nen Dank da­für aus­zu­spre­chen.«

      »Nun so ver­fah­ren Sie dem­nach«, fuhr John­son fort, der üb­ri­gens sonst stren­ge den Ge­hor­sam zu wah­ren ver­stand. »Soll man die Mann­schaft auf dem Ver­deck ver­sam­meln?«

      »Tun Sie das«, er­wi­der­te Shan­don.

      Die Neu­ig­keit von ei­ner Mit­tei­lung des Ka­pi­täns ver­brei­te­te sich au­gen­blick­lich an Bord. Die Ma­tro­sen ka­men un­ver­züg­lich an den Platz für ihre Re­vue, und der Kom­man­dant las laut den ge­heim­nis­vol­len Brief.

      Man hör­te mit dump­fem Schwei­gen dem Ver­le­sen zu; die Leu­te ga­ben sich tau­send Ver­mu­tun­gen hin; Clif­ton konn­te sich nun al­len Ab­schwei­fun­gen sei­ner aber­gläu­bi­schen Fan­ta­sie über­las­sen; er schrieb dem Ka­pi­tän Hund sei­nen red­li­chen An­teil da­bei zu und ver­fehl­te nicht ihn zu grü­ßen, als er zu­fäl­lig ihm in den Weg kam. Ein je­der war über­zeugt, dass des Ka­pi­täns Schat­ten oder Geist an Bord wach­te; die Ge­schei­tes­ten hü­te­ten sich von nun an, ihre Ver­mu­tun­gen ge­gen­ein­an­der zu äu­ßern.

      Am 1. Mai er­gab die Auf­nah­me zu Mit­tag 68° Brei­te und 56° 32' Län­ge. Die Tem­pe­ra­tur war ge­stie­gen, und das Ther­mo­me­ter zeig­te fünf­und­zwan­zig Grad un­ter Null (-4° hun­dert­tei­lig).

      Der Dok­tor hat­te das Ver­gnü­gen zu­zu­schau­en, wie eine wei­ße Bä­rin am Ran­de ei­nes, längs der Küs­te schwim­men­den Eis­blocks mit zwei Jun­gen spiel­te. Er mach­te mit Wall und Simp­son einen Ver­such, in dem Boot Jagd auf sie zu ma­chen; aber das eben nicht kampf­lus­ti­ge Tier schlepp­te rasch sei­ne Jun­gen mit sich fort, und man muss­te auf ihre Ver­fol­gung ver­zich­ten.

      Vom Wind be­güns­tigt fuhr man wäh­rend der Nacht ums Kap Chid­ley her­um, und bald sah man am Ho­ri­zont die ho­hen Ber­ge von Dis­ko sich er­he­ben; rechts ließ man die Bai Go­dauhn, wo der Ge­ne­ral­gou­ver­neur der dä­ni­schen Nie­der­las­sun­gen re­si­dier­te. Shan­don hielt nicht für an­ge­mes­sen, sich hier auf­zu­hal­ten, und fuhr an den Pi­ro­guen der Es­ki­mos, wel­che zu ihm zu ge­lan­gen be­müht wa­ren, rasch vor­über.

      Die In­sel Dis­ko heißt auch Wal­fi­schin­sel. Von hier aus schrieb am 12. Juli 1815 Sir John Fran­klin zum letz­ten Mal an die Ad­mi­ra­li­tät, und hier leg­te auch, am 29. Au­gust 1859, der Ka­pi­tän Mac Clintock bei sei­ner Rück­kehr an, in­dem er die nur zu si­chern Be­wei­se vom Un­ter­gang die­ser Ex­pe­di­ti­on mit­brach­te.

      Bald ver­schwan­den die Hö­hen von Dis­ko vor den Bli­cken.

      Es be­fan­den sich da­mals zahl­lo­se Eis­ber­ge an den Küs­ten, wel­che auch das stärks­te Tau­wet­ter nicht los­lö­sen kann; die­se un­un­ter­bro­che­ne Rei­he von Berg­spit­zen zeig­te die selt­sams­ten For­men.

      Am fol­gen­den Mor­gen ge­gen drei Uhr ge­wahr­te man nord­öst­lich San­der­son Hope; das Land blieb etwa fünf­zehn Mei­len links lie­gen; die Ber­ge schie­nen röt­lich nuss­braun ge­färbt. Am Abend sah man ei­ni­ge Wal­fi­sche von der Sor­te, wel­che Flos­sen auf dem Rücken ha­ben, mit­ten zwi­schen den Eis­blö­cken sich be­lus­ti­gen.

      Wäh­rend der Nacht vom 3. auf den 4. Mai konn­te der Dok­tor zum ers­ten Mal die Son­ne am Ran­de des Ho­ri­zonts strei­fen se­hen, ohne dass ihre leuch­ten­de Schei­be un­ter­tauch­te; seit 31. Ja­nu­ar hat­ten ihre Bahn­krei­se täg­lich zu­ge­nom­men, und es herrsch­te jetzt un­un­ter­bro­che­ne Ta­ges­hel­le.

      Für Zuschau­er, die es nicht ge­wohnt sind, ist die­se un­un­ter­bro­che­ne Dau­er des Ta­ges et­was er­staun­lich Merk­wür­di­ges, das selbst be­schwer­lich wird; man kann kaum glau­ben, wie sehr die Dun­kel­heit nö­tig ist; es ver­ur­sach­te dem Dok­tor wirk­li­chen Schmerz, um sich an dies fort­wäh­ren­de Licht zu ge­wöh­nen, wel­ches durch den Re­flex der Strah­len auf den Ei­sebe­nen noch schmerz­haf­ter blen­de­te.

      Am 5. Mai fuhr der For­ward über den zwei­und­sieb­zigs­ten Brei­ten­grad. Zwei Mo­na­te spä­ter hät­te er hier zahl­lo­se Wal­fisch­fah­rer ge­trof­fen, wel­che in die­sen ho­hen Stri­chen dem Fisch­fang ob­lie­gen; aber die Stra­ße war noch nicht frei ge­nug, dass die­se Fahr­zeu­ge es wa­gen konn­ten, ins Baf­fins-Meer zu drin­gen.

      Am fol­gen­den Mor­gen kam die Brigg, nach­dem sie vor der Frauen­in­sel vor­über­ge­fah­ren, vor Up­per­na­wik an, der nörd­lichs­ten Nie­der­las­sung Dä­ne­marks an die­sen Küs­ten.

      Shan­don, der Dok­tor Cla­w­bon­ny, John­son, Fo­ker und der Koch Strong stie­gen in des Wal­fisch­boot und fuh­ren ans Ufer.

      Der Gou­ver­neur, sei­ne Frau und fünf Kin­der, sämt­lich

Скачать книгу