Die schwarze Tulpe. Alexandre Dumas

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Die schwarze Tulpe - Alexandre Dumas

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rührte sich nicht von seiner Seite.

      »Wenn der treue Craecke,« sprach er, »an dem andern Ufer des Teiches angelangt, als alter Hochbootsmann seinen Pfiff wird ertönen lassen, dann sind wir gerettet, und wollen auch unsern Weg antreten.

      Noch waren fünf Minuten nicht verstrichen, als ein gellender, lang gedehnter Pfiff nach Seemannsweise über den Teich herüber, durch die denselben beschattenden Ulmen, in den Buytenhoff drang. Die Brüder hoben dankend die Arme gegen den Himmel.

      »Wir sind gerettet,« sprachen sie, und eine unbeschreiblich himmlische Wonne, eine strahlende Glorie erhellte die edlen, schönen Züge dieser großherzigen in ihrem bittersten Unglücke kühn und aufrecht dastehenden Männer

      III.

       Der Zögling des Ex-Großpensionärs.

      In der Zeit wo das Geheul der wüthenden, vor dem Buytenhoff versammelten, und zum höchsten Fanatismus angestachelten Menge immer lauter und starker ertönte, hatte sich eine in der Eile zusammengesetzte Bürgerdeputation, von einem großen Volkshaufen begleitet, nach dem Ständehaus begeben, um von den dort anwesenden Deputirten einen schriftlichen Befehl zum Abmarsche der Tilly’schen Reiterschaar zu erhalten.

      Zwischen dem Buytenhoff und dem Hoogstreet, ebenfalls einer Art breiten Straße, die von einander nicht weit entfernt sind, sah man seit Beginn dieses Auftrittes einen jungen Mann, der allen Einzelheiten desselben mit einer unverkennbaren Neugierde folgte, und sich auch der nach dem Ständehause eilenden Menge anschloß, gleichsam, als liege es in seiner Absicht, schneller das Endresultat dieser neuen Unternehmung zu erfahren.

      Dieser Mann, den wir selbst noch nicht kennen, war sehr jung. Er mochte 20 bis 22 Jahre zählen. Sein blasses, mehr gebleichtes Gesicht, die matten Augen, die zarte Constitution, verriethen wohl das Mitglied irgend einer höhern Familie, beurkundeten aber zugleich ein Wesen, ohne Muth und Energie. Zu dem mußte es in seiner Absicht liegen, wo möglich unerkannt;zu bleiben, denn unaufhörlich bedeckte er das Gesicht mit einem frischen Tuche, gleichsam als wolle er sich die Lippen oder den Schweiß abtrocknen.

      Aber das anscheinend matte, tief liegende Auge, gewährte nach näherer Beobachtung die Ueberzeugung, daß es, von irgend einer Idee ergriffen, eben so gut einen durchdringend feurigen Blick, gleich den eines Adlers, erzeugen konnte, so wie auch der auffallend kleine und gespitzte Mund, über den sich eine lange gebogene Nase wölbte, dem Antlitze einen seltenen, im ersten Augenblicke aber, mehr abstoßenden Reiz verlieh. So gestaltet hätte dieser Kopf für die Studien Lavater’s das schönste Exemplar nämlich eines derjenigen geliefert, wo die Natur gleichsam dem menschlichen Wissen zum Hohne, den vollendeten, edelsten Gebilden, die erbärmlichsten Eigenschaften verleiht.

      Eine Frage der Alten findet hier ihren geeigneten Platz. Welcher Unterschied besteht zwischen einem Eroberer und einem Seeräuber? Ganz derselbe, den man zwischen einem Geier und Adler beobachten kann.

      Beide sind Raubvögel, der eine mit Ernst und Ueberlegung, der andere mit Unruhe und Leidenschaft.

      Und so trug auch hier, diese bleifarbene Physiognomie, dieser matte, zitternde Schritt, diese schmächtigen, unter der Last des Oberleibes beinahe zusammenbrechenden Füße, dieser bald matte, bald forschende und feurige Blick, ganz das Gepräge jener Gesellschaft, die es sich im Leben zur Hauptaufgabe gemacht, jede, auch die kleinste Handlung der Nebenmenschen zu erspähen, und ihr vor dem Gesetze sodann die dem eigenen Vortheile zunächst liegende Deutung zugeben. Noch mehr wurde man in dieser Voraussetzung bestärkt, wenn man die beinahe ängstliche Sorgfalt des jungen Mannes bemerkte, mit welcher er sein Gesicht der Umgebung zu verbergen suchte. Uebrigens war er äußerst einfach gekleidet, trug weder eine sichtbare Waffe, noch sonst etwas Auffallendes an sich, und stützte seine zarte, weiße Hand, an der man genau jede Ader beobachten konnte, auf die Schultern eines Officiers, der ihm nicht von der Seite weichend, nun eben so den Weg nach dem Hoogstreet einschlug, sein klares offenes Auge mit einem leicht erkennbaren Interesse, der sich vor Beiden dahinwälzenden Volksmasse zuwendend.

      Aus dem Hoogstreet angelangt, beeilte sich der blaße, gebrechliche Mann, ein in einer Ecke gelegenes und offen stehendes Fenster zu erreichen, das dem Hause der Deputirten gerade gegenüber lag, und zugleich durch ein weit herabgehendes Schirmdach eine Art Versteck bildete.

      Das Volk hatte unterdessen sein Geschrei mit neuer Kraft und Wuth begonnen. Kurze Zeit nachdem es vor dem Ständehause angelangt war, das Erscheinen eines Deputirten fordernd, öffnete sich auch die Thüre des über dem Hauptportale angebrachten Balkons, und ein alter, durch sein graues Haar so wie den Ernst und Adel seiner Züge ehrwürdig aussehender Mann trat hervor.

      »Wer ist der Mann, der dort erscheint?« fragte der junge Mann seinen Begleiter, das mit einem Male aufflammende Auge nach dem Balkon richtend, an dessen Geländer sich der zitternde Greis festzuhalten schien.

      »Es ist der Deputirte Bowell,« erwiderte der Officier, ohne den Blick abzuwenden.

      »Bowell! und was für ein Mann ist dieser Bowell? Kennt Ihr ihn.«

      »Persönlich nicht. Aber so viel ich hörte, ist er ein sehr braver Mann.«

      Allein dem jungen Manne schien diese Anpreisung durchaus nicht zu behagen, denn eine Bewegung, die auffallend Mißmuth und Unwillen beurkundete, ließ den Officier erkennen, daß er irgend einen unangenehmen Eindruck hervorgerufen habe, und er beeilte sich daher unverzüglich hinzuzusetzen:

      »Ich wiederhole nochmals, daß ich nur vom Hörensagen urtheile, denn persönlich habe ich, wie bereits erwähnt, mit Herrn von Bowell noch nichts verhandelt, und kenne ihn daher auch gar nicht weiter, gnädigster Herr.«

      »Braver, sehr braver Mann!« wiederholte der Blasse, der so eben den Titel, gnädigster Herr, erhalten »Wie meint Ihr das, mein Freund, ein Mann, ein brav ist? oder ein Mann von Bravour?«

      »Gnädigster Herr, Ihr werdet vergeben, ich wage es nie, einen derartigen Unterschied bei einem Menschen zu machen, den ich, wie ich es nochmals wiederhole, nur dem Reden nach kenne.«

      »Es wird sich ja ohne dieß zeigen, murmelte der junge Mann zwischen den Zähnen. »Wir werden es ja sehen, warten wir nur ein wenig.«

      Der Officier stimmte durch ein Kopfnicken bejahend bei, und schwieg.

      »Wenn dieser Bowell, wie Ihr sagtet,« fuhr der Blasse fort, »ein braver Mann ist, so wird er die an ihm gestellte Forderung des Volkes, wahrscheinlich sehr ernst aufnehmen«

      Und eine heftige Bewegung seiner Hand, dann ein mechanisches, gedankenloses Trommeln auf der Schulter seines Gefährten, verrieth deutlich die ungestümen Regungen, eines durch die mehr todte, körperliche Hülle kaum zu ahnenden starken Geistes, dessen nunmehr auf das höchste gesteigerte Erwartung sich instinktmäßig durch die volle Thätigkeit eines Gliedes Luft zu machen suchte.

      In diesem Augenblicke, stellte der Führer der Bürgerdeputation an Bowell die Frage, wo die Deputirten wären.

      »Meine Herren l« sagte Bowell, indem er sich bemühte seiner Stimme so viel Kraft zu geben, daß sie von der ganzen versammelten Menge gehört werden konnte. »Ich habe Euch bereits ein Mal gesagt, und wiederhole es hier, daß außer mir nur noch Herr von Asperen anwesend ist, und ich für meine Person, in dieser Angelegenheit keine Entscheidung geben kann.«

      »Den Befehlt den Befehl! wollen und müssen wir haben,« schrien mehr als 1000 Stimmen.

      Herr

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