Die Hölle um Maria Giotti. Robert Heymann

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Die Hölle um Maria Giotti - Robert Heymann

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Abenteuer! Überhaupt die Portierfrauen! Die hören das Gras wachsen!

      Die Aussage der Cicognani ergibt, daß Graf Martini am 28. August abends aus Venedig gekommen ist. Er fuhr im Wagen vor dem Hause vor.

      „Wir mußten noch lachen, die Nachbarin und ich, Herr Leutnant! Der Wagen fällt knapp vor dem Hause um, und der Herr stürzt heraus. Ein so großer, schwerer Mann! Wie das aussah! Er hat sich glücklicherweise nicht verletzt —“

      „Wer bewohnt außer dem Grafen die Räume?“

      „Die Frau Gräfin, zwei Kinder, der Kammerdiener, die Köchin, die Zofe, aber alle sind in Venedig, nur der Herr Graf kam, um den Zins zu zahlen!“

      „Ganz allein?“

      „Ganz allein. Ich sah ihn am 28. abends kommen, etwa um acht Uhr, dann ging er nicht mehr fort. Seitdem ist die Wohnung verschlossen, alles still —“

      „Dann wartet man nicht bis zum 2. September“, sagt der Leutnant und gibt Befehl, zwei Carabinieri sollen sich nach der fraglichen Wohnung begeben.

      Da tritt der Gendarmerieoberst Amago mit einem Schriftstück in der Hand ein.

      „Die Gräfin Martini telegraphiert, man möchte Nachforschungen nach ihrem Gatten, Palazzo Bisteghi, Via Mazzini 39, anstellen. Er wollte am 29. August nach Venedig zurückkommen, sie hat kein Lebenszeichen von ihm.“

      „Heilige Madonna!“ ruft die Alte. Ihre noch immer lebhaften und sprechenden Augen heben sich zu dem Oberst. „Habe ich es nicht gesagt? Es ist ein Unglück geschehen! Ein großes Unglück! Heute morgen, als ich aus dem Hause trete, was sehe ich zuerst? Einen Leichenwagen! Auf der rechten Seite! Was das schon bedeutet! Vielleicht ist der gnädige Herr gar ermordet worden! Ermordet! Madonna! Ermordet!“

      Sie steht hilflos mit offenem Munde da. Der Leutnant macht sich nun selber fertig. Läßt noch den Kommissar Grassi benachrichtigen, er möchte sich bereit halten für den Fall, daß wirklich etwas an der Sache wäre. In Begleitung dreier Carabinieri begibt er sich in die Via Mazzini. Sofort sammeln sich Leute an. Der Leutnant hat nach einem Schlosser gesandt. Der kommt gleich und beginnt, die verschlossene Wohnungstür aufzubrechen.

      Auf jedem Flur des Palazzo befinden sich zwei Wohnungen. Der Leutnant orientiert sich mit einigen Blicken, während der Schlosser arbeitet. Die Portière gibt Auskunft:

      „Hier gegenüber wohnen zwei Schwestern namens Aldini. Oben rechts über dem Herrn Grafen wohnt Signora Santoni, auf der anderen Seite, der Santoni gegenüber, hat Herr Pizotti vier Zimmer. Ein seltsamer Herr, den man nie sieht! Darüber rechts ein alter Herr Salvatini, gegenüber eine Dame mit Papagei, Signora Sighi, die einst an der Oper war.“

      Eben kommt die Dame Santoni, deren Wohnräume über denen des Grafen liegen, die Treppe herab, die schwarz ist von Neugierigen.

      „Sie lassen aufbrechen?“ ruft die Dame. „Ich habe einen Schrei gehört! Jawohl! Vor einigen Tagen — warten Sie! Es war in der Nacht vom 28. zum 129. August! — Da tönt ein durchdringender, entsetzlicher Schrei zu mir empor. Ich war eben eingeschlummert, aber ich schlief noch nicht fest. Ich fahre hoch. — Jemand schreit auf! — Dann wird es unheimlich still. Aber noch lange klang dieser Schrei in meinen Ohren nach!“

      „Warum haben Sie das nicht gemeldet?“ fragt der Leutnant, schon unter der Tür, denn sie ist bereits geöffnet.

      „Ich wußte doch nicht — vielleicht hatte es nichts zu bedeuten — vielleicht war es auch eine Frau, es klang so schrill …“

      Sie spricht zu den Umstehenden, denn der Leutnant ist mit zweien seiner Leute bereits in der Wohnung verschwunden, der dritte bleibt vor der Tür stehen.

      — — „Eine Frau! Wie kann man wissen? Kennen Sie den Herrn Grafen Martini? Hat er nicht immer Frauen mitgebracht? Gab es nicht oft Spektakel? Machte er nicht auch seiner eigenen Frau Szenen über Szenen? Soll ich mich in Dinge mischen, die mir widerwärtig sind? Was weiß man?“

      Die Leute nicken beifällig. Die Tür der gegenüberliegenden Wohnung wird leise geöffnet, die eine der Schwestern Aldini schaut durch den Spalt.

      „Was für ein Lärm! Was ist geschehen? Graf Martini ermordet? Daran habe ich doch immer schon gedacht!“

      „Wieso ermordet?“ mischt sich der Carabiniere ein. „Wieso? Was wissen Sie denn?“

      „Nichts weiß ich! Aber wenn Sie die Wohnung aufbrechen! — Tun Sie das, um ihn zu besuchen?“

      Der Polizist schweigt.

      „Seit fünf Tagen ist er in der Wohnung“, sagt der Zeitungshändler. „Abends um acht Uhr gekommen —“

      „Und seitdem nicht mehr fortgegangen!“ ergänzt die Portière.

      „Ein Irrtum“, erwidert Fräulein Aldini, ohne die Tür nur eine Spanne weiter zu öffnen. „Der Herr Graf ist am 28., gleich nachdem er eingetroffen ist, noch einmal weggegangen.“

      „Da hätte ich ihn doch sehen müssen!“ widerspricht die Cicognani.

      „Aber ich sage Ihnen —“ das Kinn des Fräuleins wird spitz, und ihre Stimme klingt schrill, „ich sage Ihnen, er ist nochmals fortgegangen! Wie können Sie sagen, er sei nicht fortgegangen?“ Sie wendet sich mit ausgestrecktem Zeigefinger gegen den Carabiniere: „Meine Schwester Maria und ich, wir saßen auf dem Balkon, wir sahen den Grafen ankommen, und nach fünf, vielleicht sechs, acht Minuten ist er wieder fortgegangen. Ich rief meiner Schwester, die eben ins Zimmer zurückgetreten war, noch zu: ‚Da geht Graf Martini durch die Rüsterlagasse fort!’ Er trug einen eleganten Abendmantel und hatte sicherlich noch allerhand vor! Die Männer! So sind sie!“

      In diesem Moment betritt der dritte Carabiniere aufgeregt die Wohnung, und dann wissen es alle, und es geht wie ein Lauffeuer durch die ganze Stadt:

      Graf Francesco Martini ist ermordet worden!

      Dreizehn Messerstiche!

      2.

      Als Gendarmerieleutnant Sonzo den Korridor der Wohnung Martini betrat, warf er sofort einen prüfenden Blick auf das Fenster, das nach dem Hof ging. Es war fest geschlossen. Ein Vorhang verbarg den Eingang in das Arbeitszimmer. Dort sah es wüst aus. Der Schreibtisch war erbrochen, der Boden mit Schriftstücken übersät, Bilder von der Wand gerissen, Bücher von den Regalen gezerrt. „Als ob ein Wilder hier gehaust hätte“, sagt leise einer der Carabinieri.

      Im anschließenden Bibliothekzimmer sieht man schon von der Tür aus den Toten.

      Er liegt auf dem großen, gelbroten Teppich.

      Der weite Raum ist in Halbdunkel gehüllt. Der Tod hat ein ernstes, strenges Milieu gefunden. Längs der einfach grün gestrichenen Wände stehen riesige Schränke mit Büchern wie stumme Wächter. Das Feuer ist aus dem Kamin gerissen worden und hat weitrandige schwarze Brandmale in den Teppich gezeichnet. Wollte der Täter Feuer anlegen?

      Der Tisch am rechten Ende des Raumes ist umgeworfen, die Lampe zur Erde gefallen, der Schirm liegt über einen Schemel gestülpt. Zwei breitlehnige, mit grünem Damast bezogene Sessel sind umgeworfen, ein dritter zertrümmert. Ein kleiner, in die Wand gebauter Schrank steht weit offen. Er ist beraubt, Papiere liegen umher, Briefe, Geldscheine, an denen noch die rostbraunen Male der Mörderhände

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