Chefarzt Dr. Norden Staffel 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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»Ich wusste ja, dass du einen guten Geschmack hast …«
Endlich verstand Milan. Er legte die Hände auf die Greifreifen. Die Rollstuhlräder knirschten. Sah Muriel und blieb kurz stehen. Dann schob er an. Rollte direkt auf sie zu. Als sie schon befürchtete, überfahren zu werden, bremste er.
»Du bist ja immer noch hier.«
Muriel verzog den Mund.
»Du hast mich überzeugt.« Das Lächeln auf ihrem Gesicht wurde breiter. »Ich möchte, dass ihr mich testet.«
*
Dr. Daniel Norden warf den Kugelschreiber auf den Schreibtisch. Aus persönlichen Gründen hatte Matthias Weigand ihn gebeten, den Fall Schön zu übernehmen. Es nützte nichts, die Patientin noch länger auf die Folter zu spannen. Schweren Herzens machte er sich auf den Weg zu Nina und schob den Stuhl zurück, als von draußen Stimmen hereinwehten. Kein Zweifel: Seine Frau scherzte mit Andrea Sander.
Gleich darauf stand Fee vor ihm.
»Wohin des Wegs, schöner Mann?«, fragte sie und hielt ihm einen Teller unter die Nase.
Das Aroma war atemberaubend.
»Walderdbeerkuchen von Tatjana«, hauchte Daniel und sank auf den Stuhl zurück.
Fee setzte sich auf seinen Schoß. Sie stach ein Stück Kuchen ab und fütterte ihn damit.
»Eine Gabel für dich. Und eine für mich.« Während sie genüsslich kaute, ließ sie ihren Mann nicht aus den Augen. »Was ist? Du widersprichst ja gar nicht.«
»Ach, es macht mich fertig, dass wir das Insulinom von Nina Schön nicht finden können.«
Felicitas musste nur kurz nachdenken.
»Du meinst DIE Nina, Sophies Freundin?« Daniel und Fee waren gut mit Sophie und Matthias befreundet. Nina hatten sie bei einem Fest der beiden kennengelernt. »Das ist also die Frau, über die sich die Lästerschwestern den Mund zerreißen. Und ich wunderte mich schon, mit wem Matthias eine Affäre haben sollte.« Sie schüttelte den Kopf, ehe sie Daniel mit einem weiteren Happen Kuchen versorgte. »Nina leidet an einem Insulinom?«
»Der Kalziumstimulationstest spricht für sich. Leider verrät er uns nicht, wo genau sich dieses Ding befindet.«
Fee kratzte die letzten Krümel vom Teller. Sie schob die Gabel in den Mund und leckte sie gründlich ab. Danach legte sie sie aber nicht etwa auf den Teller zurück, sondern klopfte damit gegen die Lippen. Ihr Blick fiel durch das Fenster nach draußen.
Ein Windhauch spielte mit dem satten Grün der Bäume.
»Wenn ich mich recht erinnere, gibt es seit ein paar Jahren ein Verfahren, das solche Tumoren mit Hilfe von Radioaktivität markiert und so lokalisierbar macht.«
Ihre Worte fühlten sich an wie ein Guss eiskaltes Wasser.
»Du hast recht. Davon habe ich auch schon gehört. Warum ist mir das nicht eingefallen?« Daniel packte seine Frau um die Hüfte und stellte sie auf den Boden. »Entschuldige, Teuerste, ich muss an den Computer.« Seine Hände flogen über die Tastatur. Er musste eine Weile suchen, bis es ihm gelang, die Information aus den Tiefen des Internets zu fischen. »Da haben wir es!« Seine Lippen bewegten sich lautlos, während er den Text überflog. Mit jedem Wort wanderten seine Mundwinkel ein Stück höher. »Sieh mal! Hier! Hier steht es!« Dr. Norden war aufgeregt wie ein Kind an Weihnachten. »In einer neuen Studie konnten mit diesem Verfahren 95 Prozent der Insulinome lokalisiert werden. 95 Prozent!« Daniel sprang vom Stuhl auf und umarmte seine Frau, dass sie nach Luft schnappte. »Du bist die Beste, Feelein. Wenn du nicht schon meine Frau wärst, würde ich dir jetzt einen Antrag machen.«
Felicitas schob ihren Mann ein Stück von sich und sah ihn an. Ihre Augen blitzten.
»Wir könnten unser Eheversprechen erneuern. Das macht man in Amerika häufiger.«
»Alles, was du willst, mein Liebling. Aber zuerst muss ich zu Nina Schön.«
Ehe Fee es sich versah, fand sie sich allein im Zimmer wieder.
»Na warte, Freundchen.« Je länger sie über ihre Idee nachdachte, umso mehr Gefallen fand sie daran. »So leicht kommst du mir nicht davon.«
*
Unterdessen stand Matthias Weigand am Bett seiner Patientin. Sophie hatte ihn überzeugt. Doch wie er das Gespräch beginnen sollte, davon hatte sie kein Wort gesagt. Um Zeit zu gewinnen, blätterte er in der elektronischen Patientenakte.
»Hmmm, das sieht ja alles ganz gut aus.«
»Das freut mich.«
Anettes Tonfall irritierte den Arzt. Er blickte vom Tablet auf.
»Stimmt was nicht?« Sein Blick fiel auf ihre Hände, die unablässig die Decke kneteten.
»Ich … ich habe nachgedacht, Herr Doktor. Aber bitte lachen Sie mich nicht aus.«
»Das würde ich nie tun.« Matthias Weigand schaltete das Gerät aus und legte es beiseite. Er setzte sich auf die Bettkante. »Worum geht es?«
»Ich habe Ihnen ja erzählt, dass mein Mann und ich … nun ja … Probleme haben. Glauben Sie, dass es Sinn hat, wenn ich mit Sport anfange?« Endlich war es heraus.
»Natürlich! Das ist eine hervorragende Idee. Es muss ja nicht gleich Hochleistungssport sein.«
Anette Pastor atmete auf.
»Und an was hatten Sie da gedacht? Ich kenne mich ja nicht so aus.«
Matthias überlegte kurz.
»Wie wäre es mit einer Walking-Gruppe? Da könnten Sie zusammen mit Ihrem Mann hingehen und neben dem gemeinsamen Spaß auch noch neue Leute kennenlernen.« Er bemerkte, wie sich Anettes Hände noch fester in die Decke wickelten. »Es ist nie zu spät, es noch einmal zu probieren. Nur eine Frage des Willens.«
»Da fängt das Problem schon an.«
»Fragen Sie Ihren Hartmut doch erst einmal, bevor Sie schon vorher die Flinte ins Korn werfen.« Fast hätte Matthias über sich selbst gelacht. Wer war er eigentlich, dass er solche Ratschläge erteilte? Er hatte doch selbst keine Ahnung. Bevor er aber Gelegenheit hatte, sich bei Anette Pastor zu entschuldigen, klickte es leise. Er drehte sich um.
»Herr Pastor!«, begrüßte er den Mann lächelnd.
»Hartmut«, sagte Anette leise und rutschte ein Stück tiefer unter die Decke.
Matthias Weigand ging zur Tür. Er hatte getan, was er tun konnte, um Sophies Wunsch zu erfüllen. Den Rest mussten Hartmut und Anette selbst erledigen.
»Ich komme später noch einmal wieder.«
Keiner der beiden beachtete ihn.
Hartmut trat ans Bett seiner Frau. Er haderte mit sich.
»Ich … in den letzten Monaten habe ich dich nicht so behandelt, wie du es verdient hast.