Chefarzt Dr. Norden Staffel 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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Читать онлайн книгу Chefarzt Dr. Norden Staffel 4 – Arztroman - Patricia Vandenberg страница 39
»Natürlich ist es schlimm, wenn uns ein Patient verlässt«, fuhr Elena etwas milder fort. »Wenn wir mit all unseren Bemühungen scheitern. Und natürlich darf man trauern. Aber zu nah dürfen wir das Leid unserer Patienten nicht an uns heranlassen. Sonst können wir nicht mehr das sein, wofür wir hier sind: Hilfe und Unterstützung in schweren Zeiten. Haben Sie das verstanden?«
Schwester Gesine biss sich auf die Unterlippe und nickte. Sie nahm das Taschentuch, das Daniel Norden ihr reichte und putzte sich geräuschvoll die Nase.
»Gehen Sie nach Hause. Ruhen Sie sich aus, gönnen Sie sich etwas Schönes, das Ihnen Freude macht«, sagte der Klinikchef.
»Aber ich habe heute Dienst.«
»Ich regle das für Sie.« Daniel lächelte. »Sie bekommen einen Tag Sonderurlaub.«
»Wirklich?« Mit einem Schlag vergaß Gesine ihren Kummer. Einen Moment lang sah sie so aus, als wollte sie dem Klinikchef um den Hals fallen.
Schon wappnete sich Daniel gegen den Überfall, als sie an ihm vorbei aus dem Zimmer sprang.
»Desinfektionsdusche nicht vergessen!«, rief er ihr nach.
Mit verschränkten Armen lehnte Elena am Tisch und schüttelte den Kopf.
»Warum nur habe ich manchmal das Gefühl, dass ich auf den Arm genommen werde?«
»Weil du auch müde bist.« Daniel legte den Arm um die Schultern der Freundin und zog sie an sich. »Aber du musst leider noch ein bisschen durchhalten.«
»Und wenn ich auch weine?« Elena zwinkerte ihm zu.
Daniel warf den Kopf in den Nacken und lachte. Und die Kerzenflamme tanzte, als wollte sie sich mit ihm freuen.
*
Wie ein Tiger im Käfig wanderte Niko Arzfeld in der Lobby auf und ab. Tief versunken in seine Gedanken bemerkte er nicht den Arzt, der, bis oben hin beladen mit Päckchen, direkt auf ihn zusteuerte. Ein Zusammenstoß war unvermeidlich.
»Hoppla!« Hilflos musste Matthias dabei zusehen, wie die kleinen Pakete über den Boden sprangen und sich in alle Himmelsrichtungen verteilten.
»Dr. Weigand!« Niko erkannte den Arzt seiner Verlobten sofort. »Es tut mir leid. Warten Sie! Ich helfe Ihnen.« Gemeinsam bückten sie sich und sammelten die Päckchen wieder ein. Kurzentschlossen bot er seine Hilfe beim Transport an.
»Sehr gern!« Matthias nahm das Angebot an. Der Verlobte seiner Patientin lag ihm inzwischen fast so sehr am Herzen wie Silje selbst. »Das waren doch ein paar zu viel.«
»Nicht umsonst gelten wir Männer als Meister der Selbstüberschätzung.«
Dr. Weigand schickte seinem Begleiter einen Seitenblick.
»Das meinen Sie hoffentlich nicht in Bezug auf Ihre Verlobte.«
Einen Moment lang liebäugelte Niko mit einer Lüge.
»Leider doch«, seufzte er. »Dabei war ich so sicher, die Sache richtig anzupacken. Ich wollte Silje nach diesem Kerl fragen. Aber sie hat mich von vornherein durchschaut.«
Mit dem Ellbogen drückte Matthias auf den Türöffner. Schmatzend ließ die Glastür die beiden Männer passieren.
»Sophie, also meine Freundin, wittert den Braten auch immer einen Kilometer gegen den Wind«, gestand Matthias Weigand. Er bog in sein Büro ein und lud die Pakete auf dem Schreibtisch ab. »Offenbar haben unsere Frauen einen eingebauten Empfänger für Männergedanken.«
Sein Plan ging auf. Trotz seiner Verzweiflung musste Niko über diese Vorstellung lachen. Allerdings nur kurz. Zu drängend waren seine Sorgen. Er sah Matthias dabei zu, wie er Schachtel um Schachtel öffnete und einen Blick hinein warf.
»Dummerweise weiß ich jetzt nicht, was ich machen soll.«
»Ganz einfach.« Matthias hielt in seiner Arbeit inne und drehte sich um. »Sie gehen zu ihr und fangen noch einmal von vorn an.«
Niko zog eine Augenbraue hoch.
»Sicher?«
»Ganz sicher.« Matthias nickte ihm zu. »Das, was Sophie letztlich überzeugt hat, war meine Hartnäckigkeit. Wir haben uns zwar die meiste Zeit gestritten. Aber zumindest haben wir nie aufgehört, miteinander zu reden.«
Niko legte das letzte Päckchen zu den verbliebenen auf den Tisch.
»Also gut. Sie haben mich überzeugt.« Er ging zur Tür. Dort drehte er sich noch einmal um. »Aber Sie müssen mir versprechen, dass Sie meine Wunden verarzten, falls es schief gehen sollte.«
Matthias lachte.
»Sie haben mein Wort.«
*
Silje hatte gelogen, als sie behauptet hatte, müde zu sein. Mit weit geöffneten Augen lag sie im Bett und starrte aus dem Fenster. Noch nicht einmal der zwitschernden Bande Spatzen gelang es, sie von ihrem Ärger, ihrer Enttäuschung abzulenken.
»Schade nur, dass ich noch nicht aufstehen kann. Sonst könnte er sein blaues Wunder erleben.«
»Nur zu, tu dir keinen Zwang an.«
Siljes Kopf flog auf dem Kissen herum.
»Niko!«
Ihr Tonfall verriet sie. Niko wusste sofort, dass Dr. Weigand mit seinem Rat richtig lag. Derart ermutigt trat er ans Bett.
»Es tut mir leid, wie das Gespräch vorhin gelaufen ist. Das lag nicht in meiner Absicht.«
Silje sah ihren Verlobten an. Plötzlich schwammen ihre Augen in Tränen. Sie tastete nach seiner Hand und drückte sie.
»Warum vertraust du mir nicht?«, schluchzte sie. Ein eindeutiges Zeichen ihrer Schwäche. Sie war keine Frau, die nah am Wasser gebaut war. »Habe ich dir jemals Anlass zur Eifersucht gegeben?«
Niko senkte den Kopf. Starrte auf ihre ineinander verschlungenen Finger.
»Nein, nie«, gestand er leise. »Sonst hätte ich diese Fernbeziehung niemals ertragen. Aber in den letzten Wochen …«
»Meine Geheimnisse, ich weiß.« Silje lächelte unter Tränen. »Dort drüben liegt meine Tasche. Holst du sie bitte.«
Niko folgte ihrem Fingerzeig und brachte die Handtasche vom Stuhl in der Ecke. Eine Weile kramte Silje darin herum, bis sie schließlich ein Kästchen zutage förderte. Sie reichte es ihrem Verlobten.
»Hier, für dich. Dein Hochzeitsgeschenk.«
Das Kästchen fühlte sich warm an und bot seiner zitternden Hand Halt. Sein Hochzeitsgeschenk? Natürlich!
»Mach’ es auf!«, verlangte Silje.
Niko klappte den Deckel auf. Eine schlichte Tonscherbe lag darin. Darauf ein eingeritzter Text. Hieroglyphen natürlich.
»Ein