Evolution statt Revolution. Anke Nienkerke-Springer

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Evolution statt Revolution - Anke Nienkerke-Springer Dein Business

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und diese mit ihren Führungskräften und Mitarbeitern zu diskutieren. Dabei fallen oft »große« Worte: Es geht um Ehrlichkeit, Glaubwürdigkeit und Authentizität, denn wie jede soziale Gemeinschaft benötigt ein Unternehmen ein Wertesystem, das ihm Halt verleiht. Und wer Halt hat, kann auch eine bestimmte Haltung einnehmen, leben und vorleben.

      Ein Kernaspekt der Fairness ist die Begegnung auf Augenhöhe mit dem Ziel, eine Vertrauenskultur aufzubauen, die alle an der Wertschöpfungskette beteiligten Menschen umfasst. Fairness ist dabei der Kitt, der die Aktivitäten, die zum Vertrauensaufbau führen sollen, zusammenhält.

       Das Merkmal »Potenzialentfaltung«

      Evolutionäre Unternehmen haben ein Interesse daran, die Potenziale der Menschen zu fördern, die sich für die Firma einsetzen. Allerdings: In vielen Unternehmen scheint eine Potenzialvernichtungsmaschinerie im Gange zu sein. Einen Beleg dazu liefert jedes Jahr das Gallup Institut mit seinem Engagement Index, den das Markt- und Meinungsforschungsinstitut erstellt. Für 2018 konstatiert das Institut (Gallup 2018), dass über fünf Millionen Arbeitnehmer – und damit 14 Prozent – ihren Job bereits innerlich gekündigt hätten und keine emotionale Bindung zum Unternehmen aufweisen würden. Weiter heißt es: »Der Anteil der emotional hoch gebundenen Arbeitnehmer ist (…) in Deutschland nach wie vor auf einem niedrigen Niveau. Nur 15 Prozent der Beschäftigten weisen hierzulande eine hohe emotionale Bindung an ihren Arbeitgeber auf. Drei von vier Beschäftigten machen lediglich Dienst nach Vorschrift (71 Prozent). Nach jüngsten Berechnungen verursacht die innere Kündigung von Mitarbeitern dabei einen jährlichen volkswirtschaftlichen Schaden von bis zu 103 Milliarden Euro.«

      Die Gallup-Zahlen sind, wie fast jedes Jahr, erschreckend und belegen die fatalen Konsequenzen einer Potenzialvernichtungsmaschinerie, die zu Potenzialvergeudung führt und Potenzialentwicklung geradezu verhindert.

image Unternehmen, die eine Lebensaufgabe mit ihrem unternehmerischen Tun verfolgen, achten darauf, dass sie den Führungskräften und Mitarbeitern die Möglichkeit eröffnen, ihre Potenziale am Arbeitsplatz einzusetzen und zu entfalten.

      Der Weg zu diesem Ziel kann sehr unterschiedlich ausfallen, dass aber die Potenzialentwicklung Priorität genießt, steht bei diesen Unternehmen außer Frage. Sie investieren in die Potenzialentfaltung und die Weiterentwicklung der Mitarbeiter – nicht nur in die fachliche, sondern auch in die persönliche Weiterentwicklung. Dabei fokussieren sie sich darauf, die Stärken, Talente und Begabungen der Führungskräfte und Mitarbeiter für die Entwicklung der Gesamtunternehmung zu nutzen. Zugleich zielt ihr Tun darauf ab, die emotionale Bindung der Menschen an das Unternehmen zu erhöhen, indem diese in einer Unternehmenskultur, die von Wertschätzung geprägt ist, ihre Stärken einsetzen und ausbauen können.

      Sicherlich gibt es Mitarbeiter, die klare Anweisungen benötigen, um gute Leistungen erbringen zu können. Doch viele Menschen fühlen sich eher dann an ihrem Arbeitsplatz wohl, wenn sie autonom arbeiten und eigene Entscheidungen fällen, sich zugehörig fühlen und ihre Kompetenzen aktualisieren können. Dies ist möglich, wenn sie an genau dem Arbeitsplatz tätig sind, an dem sie ihre Kompetenzen und Potenziale einsetzen und nutzen können, wenn also Anforderungs- und Qualifikationsprofil übereinstimmen. Die Führungskräfte sollten beide Mitarbeitergruppen unterstützen und ihnen helfen, ihre jeweiligen, höchst unterschiedlichen Potenziale zu entwickeln.

      Potenzialentfaltung statt Ressourcenausnutzung – auf diese Aussage lässt sich die Haltung des evolutionären Unternehmens an dieser Stelle verdichten. Es strebt nach der Balance von Wirtschaftlichkeit, Qualitätsorientierung und Mitarbeiterzufriedenheit, achtet mithin darauf, dass keines dieser Kriterien isoliert im Vordergrund steht. Die Potenzialentfaltung der Menschen, die sich für das Unternehmen engagieren, spielt bei allen drei Kriterien eine zentrale Rolle: Denn wer das Ziel verfolgt, die Potenziale der Menschen zu entwickeln, sorgt dafür, dass ein Unternehmen eben mithilfe dieser Menschen wirtschaftlicher agieren und die Qualität seiner Produkte und Dienstleistungen erhöhen kann. Und wenn Mitarbeiter spüren, dass sie ernst genommen und ihre Stärken wertgeschätzt werden, steigt in der Regel das Zufriedenheitslevel.

       Das Merkmal »Transparenz«

      Kommen wir zum fünften Merkmal, das ein evolutionäres Unternehmen aufweisen sollte, und das ist der Aspekt der Offenheit und Transparenz, und zwar nach allen Seiten. Der Hintergrund: In evolutionären Unternehmen wird Führung als Dienstleistung verstanden. Der Faktor Ehrlichkeit ist dabei eine tragende Säule, insbesondere in Krisenzeiten. Mitarbeiter und Kunden, aber auch die Öffentlichkeit insgesamt belohnen es, wenn ein Unternehmen selbst in schwierigen Zeiten eine offene und transparente Informations- und Kommunikationskultur betreibt. Menschen wollen wissen, woran sie sind, und bevorzugen es meistens, auch über schlechte Entwicklungen informiert zu werden, statt dass ihnen die Wahrheit vorenthalten wird. Firmen, die in Krisenzeiten den Versuch unternommen haben, Vorkommnisse und Entwicklungen unter den Teppich zu kehren, zu verschweigen, zu bagatellisieren oder die Aufklärung etwa eines Skandals in die Länge zu ziehen, haben heftige Reputationsverluste erlitten. Es steht zu vermuten, dass der Schaden, und sei es der Image- und Reputationsschaden, meist größer war als der Schaden, der entstanden wäre, hätte sich das Unternehmen frühzeitig für eine transparentere Informationspolitik entschieden.

      Aus meiner Beratungstätigkeit heraus erlebe ich immer wieder, dass Unternehmensverantwortliche darauf vertrauen, dass sich Mitarbeiter für die Bewältigung von Krisen, Herausforderungen eher und mehr engagieren, wenn sie schlicht und einfach Bescheid wissen. Erhalten die Mitarbeiter existenzielle Informationen, die ihren Arbeitsplatz und sie selbst betreffen, zu spät oder über den Flurfunk oder aus der Presse, ist es schwierig, die daraus entstehende Dynamik einzufangen. Wenn sie hingegen die für sie relevanten Informationen rechtzeitig und vollständig erhalten, sind sie am ehesten in der Lage, an Lösungen mitzuarbeiten, die evolutionäre Weiterentwicklung vorantreiben.

       Das Zusammenspiel der Merkmale

      Die fünf wichtigsten Merkmale, die ein evolutionäres Unternehmen mit Persönlichkeit erfüllen sollte, sind also die Nachhaltigkeit, die Sinnstiftung, Fairness und Vertrauen, die Potenzialentfaltung und eine offene, transparente Haltung. Diese Merkmale stehen in Beziehung zueinander – zum Beispiel:

      imageEine nachhaltige Haltung mit den entsprechenden Aktivitäten beispielsweise verstärkt und konkretisiert den Unternehmenszweck. Zudem trägt Nachhaltigkeit zur evolutionären Entwicklung bei, weil das, was gut funktioniert und sich bewährt hat, die Grundlage für die Evolution ist.

      imageDie Konzentration auf die Entfaltung der Mitarbeiterpotenziale ist ein Beleg für das faire und vertrauensvolle Verhältnis zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Die kontinuierliche und stetige Entfaltung der Mitarbeiterpotenziale dient der evolutionären Entwicklung, weil so Vorhandenes immer besser genutzt werden kann.

      imageDas Vertrauensverhältnis zwischen den Menschen trägt dazu bei, dass eine offene und transparente Informationspolitik entsteht.

      imageAus dem Zusammenspiel der Merkmale kristallisieren sich schließlich jene Werte und Leitlinien heraus, die den Geist eines Unternehmens ausmachen.

      

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