Persönlichkeit führt. Dietmar Hansch
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Flow-Antriebe sind der Kern unseres Flow-Potenzials. Je mehr Flow-Antriebe wir im Laufe unseres Lebens aufbauen, desto häufiger und länger werden wir im Flow sein, desto intensiver werden wir das Gefühl genießen können, auf den Wellen des Seins zu surfen.
Flow-Antriebe können wir in vielen Lebensbereichen entwickeln, vom Sport- oder Hobbybereich bis hinein ins Berufsleben – wir werden darauf im Zusammenhang mit dem Thema inneres Wachstum noch genauer zu sprechen kommen (siehe S. 130ff.).
Übereinstimmung mit den Werten herstellen
Ein Teil des Wissens, das wir uns aneignen oder uns durch eigenes Denken erarbeiten, betrifft aber nicht die äußeren Tätigkeiten, sondern bezieht sich auf Dinge wie: Lebensmaximen, Werte, Welt- und Menschenbild. Auch wenn wir über diese Themen nachdenken, hört natürlich unser Synergieohr mit. Es sagt uns, wie gut die Gedanken, Erinnerungen oder Zukunftsvorstellungen, die wir gerade im Kopf haben, zu unseren Werten und Lebensmaximen passen. Vielleicht erinnern Sie sich gerade an etwas, das Sie gestern getan haben. Wenn das zu Ihren Werten im Widerspruch steht, dann werden Sie jenes Unstimmigkeitsgefühl empfinden, das wir schlechtes Gewissen nennen. Gibt es dagegen eine Übereinstimmung, fühlen Sie sich im Einklang mit sich selbst.
Einen starken Persönlichkeitskern schaffen
Die meisten von uns befinden sich in einem ständigen inneren Dialog mit sich selbst. Was passiert da? Ein wichtiger Aspekt ist folgender: Angestachelt durch Unstimmigkeitsgefühle arbeiten wir an einer ständigen Harmonisierung unserer inneren Strukturen. Wir versuchen, Widersprüche zu entdecken und auszuräumen, wir rechtfertigen unser Verhalten vor unseren Werten, oder wir verändern unsere Werte aufgrund neuen Wissens oder neuer Erfahrungen. Wenn wir dies systematisch und intensiv betreiben, dann wächst in uns ein komplexes und harmonisch integriertes System aus Erfahrungen, Wissen, Werten und Weltanschauung. Dies ist der Kern unserer Persönlichkeit.
Verinnerlichung von Werten und Prinzipien
Je komplexer und harmonischer Sie diesen Kernantrieb bei sich ausbauen, desto charismatischer und durchsetzungsstärker werden Sie als Mensch wirken können. Wissen und Werte werden auf diesem Wege verinnerlicht und damit verhaltenswirksam: Sie werden zu Überzeugungen, die zu Taten antreiben. Gleich erstarkenden Magnetfeldern in der Tiefe des Selbst sorgen sie dafür, dass wir immer öfter auch spontan im Sinne dieser Werte empfinden und handeln.
Während uns Erbantriebe dazu drängen, bestimmte Objekte zu beschaffen oder sinnliche Situationen herzustellen, drängen uns Flow-Antriebe dazu, bestimmte Tätigkeiten auszuführen und auszubauen. Sie vermitteln uns die Freude am Tun selbst, an einem Tun, das wir um seiner selbst willen ausführen.
Erbgefühle: beschränktes Spektrum
Entsprechend unterschiedlich ist auch die Bewertungsfunktion der dazugehörigen Arten von Gefühlen: Erbgefühle bewerten Objekt- oder Zustandseigenschaften vor dem Hintergrund eines genetisch fixierten Soll-Musters. Jedes Erbgefühl hat im Erleben eine unverwechselbare »Farbe«. Wenn zum Beispiel Nahrung viel Fett enthält, entsteht ein gewisser Wohlgeschmack und diese Empfindung fühlt sich deutlich anders an als etwa sexuelle Befriedigung. Erbantriebe gibt es nur in genetisch begrenzter Zahl. Entsprechend lassen sich Erbgefühle zwar durch Lernen verfeinern und differenzieren, nicht aber in ihrer Zahl vermehren.
Synergiegefühle: grenzenlos entwickelbar
Die Synergiegefühle als Grundlage der Flow-Antriebe dagegen bewerten inhaltsneutrale Prozesseigenschaften. Je mehr Momente und Teilelemente bei einem Tätigkeitsprozess ineinandergreifen und je reibungsloser und perfekter dieses Zusammenwirken ist, desto positiver ist das Synergiegefühl. Es handelt sich um allgemeine Harmoniegefühle, die sich auf alle denkbaren Inhalte beziehen können: Was immer wir uns differenziert aneignen oder kreativ erschaffen – wenn wir diese Inhalte perfekt beherrschen, dann spenden sie inneren Lohn in Form von positivem Harmonieerleben. Diese allgemeinen Harmoniegefühle behalten unabhängig vom konkreten Inhalt eine gewisse Ähnlichkeit. So vergleichen Wissenschaftler das Erleben schöner Theorien oft mit musikalischen Symphonien. Synergiegefühle lassen sich unbegrenzt entwickeln und ausdehnen. Über eine intensive Aneignung der Welt können wir deshalb eine umfassende Liebe zum Sein entwickeln.
1.5 Äußerer und innerer Lohn
Die Quellen des Lebens-Treibstoffs
Die besprochenen Antriebe sind auch die Quellen »positiver Gefühlsenergie«, die so etwas wie den Treibstoff unseres Lebens bildet.
Hier ist es recht nützlich, äußeren Lohn von innerem Lohn zu unterscheiden.
Äußerer Lohn ist positive Gefühlsenergie, die hauptsächlich durch äußere Faktoren erzeugt wird, wie etwa: schmackhafte Speisen, Sexualpartner, Konsumgegenstände als Statussymbole, andere Menschen, die uns Bewunderung und Respekt entgegenbringen. Äußerer Lohn erwächst aus Konsum, Ruhm und Macht. Er hat seine Basis in den Erbantrieben.
Innerer Lohn dagegen ist positive Gefühlsenergie, die kaum von äußeren Faktoren abhängt. Sein überwiegender Ursprung ist das Synergieohr, das auf eine hohe Ordnung psychischer Prozesse mit der Erzeugung von Synergiegefühlen reagiert.
Es lassen sich drei Hauptquellen dieser psychischen Synergie unterscheiden:
Quellen psychischer Ordnung
1. Die psychische Ordnung lässt sich steigern, indem man sich auf Wahrnehmungen konzentriert (die im Allgemeinen einen hohen Grad von Ordnung aufweisen). Man kann sich auf den Rhythmus des eigenen Atems konzentrieren oder auf den geordneten Ablauf einfacher Tätigkeiten (Mantras oder Gebete aufsagen, Gehen, Bügeln, Straße fegen etc.). Das ist der Kern von Achtsamkeits- und Meditationsübungen.
2. Eine hohe Ordnung psychischer Prozesse entsteht beim gelingenden Ausführen möglichst komplexer Tätigkeiten, die uns an die Obergrenze unseres Könnens bringen (Klavier spielen, Tanzen, eine Konferenz leiten etc.). Hier haben wir es mit typischen Flow-Aktivitäten auf der Basis von Flow-Antrieben zu tun.
3. In einem mehr ganzheitlichen Sinne entsteht eine hohe psychische Ordnung, wenn wir das Gefühl haben, unser Reden und vor allem unser Handeln stimmt mit unseren Werten und Prinzipien überein. Wir sind dann »mit uns im Reinen«, wir fühlen uns »selbstkongruent« oder »integer«. Auch dies ist eine wichtige Quelle von Lebenszufriedenheit.
Beziehungen
Die für das Glück als so wichtig erlebten Beziehungen zu anderen Menschen können sowohl äußeren als auch inneren Lohn spenden: Man kann sich an der äußeren Schönheit seines Partners freuen, mit ihm Sex haben oder seine Komplimente genießen – dies wäre äußerer Lohn. Man kann aber auch mit ihm eine Galerie besuchen, Schach spielen oder über Philosophie diskutieren – dies wäre eine wechselseitige Steigerung der Erzeugung inneren Lohns durch Resonanz.
Liebe ist innerer Lohn
Die höheren Formen von Liebe gehören dabei zum inneren Lohn: Die Fähigkeit zu intensiver, achtsamer Wahrnehmung des