Wenn Sie wollen. nennen Sie es Führung. Cyrus Achouri
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Also:
(So) > (P) > (V) > (P') > (I(V)) > (R)
Die Iteration bzw. Stabilisierung wird dann mit der Selektion gleichgesetzt und damit mit der Viabilität bzw. Reproduktion. Zugleich wird die Iteration der Variation (I(V)) bei Simon als selektiver Prozess bezeichnet, der nicht zielgerichtet stattfindet. Hier stellt sich die Frage, wie dies zu denken ist, denn sind nicht die operationalen Prozesse selbstorganisatorischer Systeme autopoietisch zu verstehen, sodass sie keine Zielgerichtetheit auf die Umwelt, wohl jedoch auf die innere operationale Prozesslogik aufweisen? Dann wären selbstorganisatorische Systeme entelechisch: Sie tragen das Ziel ihrer Entwicklung immer schon in sich.
Wir wollen prüfen, ob die Formel zur Prozessbeschreibung so ausreicht, um systemisch-evolutionäre Prozesse vollständig zu beschreiben. Zur Vereinfachung gehen wir im Folgenden nur von einer erfolgreichen Variation aus, also von dem Fall, in dem die Variation (V) beibehalten und nicht verworfen werden muss. Hier stellen sich einige Fragen:
Wenn wir davon ausgehen, dass die operationale Struktur in Systemen bereits von jedem beliebigen Anfang an wirkt (So) und es das Ziel für die Systeme ist, diese Struktur aufrechtzuerhalten, so wirken Einflüsse als Perturbationen, die diese Aufrechterhaltung stören (P). Im Sinne der strukturellen metabolischen Kopplung von Systemen an die Umwelt ist zwar die Aufrechterhaltung nie homöostatisch und völlig geschlossen zu sehen, dennoch bewirkt der Wechsel der Stoffe nicht den Wechsel der inneren Operationen.
Perturbationen: stoffverändernd, nicht formverändernd
Perturbationen (P) sind nicht als formverändernd, sondern nur als stoffverändernd denkbar, mit anderen Worten, sie wirken strukturell und nicht operational. Reaktionen des Systems auf Perturbationen können deshalb als Variationen (V) bezeichnet werden, weil keine neue Information in das System getragen wird, sondern vielmehr die vorhandene Information variiert wird. Um die Neutralität dieses Vorgangs zu verdeutlichen, könnte man den Begriff der »Störung« deshalb auch durch den des »Impulses« ersetzen.
Wird nun eine Perturbation gleichen Typs wiederholt (P'), so entsteht nach obiger Formel eine stabilisierte Routine als Lösungsantwort des Systems, die Variation wird iteriert (I(V)). Unter evolutionärer Perspektive können wir fragen, ob dies bereits die Grundkonstante selbstorganisatorischer Systeme darstellt, Selbstorganisation also immer schon in der Ordnung ihrer Organisation als iterativer Prozess, der sich evolutionär gebildet hat, verstanden werden muss.
Richard Dawkins spricht dies beispielsweise mit der »Evolution der Evolutionsfähigkeit« an, wonach aufgrund des modularen Aufbaus der Evolution diese immer besser und auch schneller abliefe. Wie sollte aber diese Verbesserung sich anders erklären als durch das Resultat evolutionären Lernens? Zum anderen ließe sich fragen, ob es als evolutionär erfolgreiche Strategie gelten könnte, wenn Selbstorganisation in ihrer Grundinformation schon von Beginn an festgelegt wäre. Plausibler erscheint eine Festlegung auf grundsätzliche Strukturen, die aber gerade flexible Varianten für noch kommende Überlebensherausforderungen offen lassen. (Vester 2002)
Modifizierte selbstorganisatorische Systeme
Betrachtet man sehr große Zeiträume, würden der iterativen Variation somit modifizierte selbstorganisatorische Systeme folgen: (So'), (So''), (So''') …. (So∞). Dann gilt:
(So) > (P) > (V) > (P') > (I(V)) > (So') >
(So') > (P) > (V) > (P') > (I(V)) > (So'') > … usw.
Wir könnten demnach verkürzt schreiben, mit (S) als letztlich stattfindender Selektion:
Um das Konzept der Selbstorganisation besser zu verstehen, wollen wir uns nun mit den Unterschieden zur darwinschen Theorie befassen. Verdeutlicht werden sollen auch die Konsequenzen, die dies für Konkurrenz, Kooperation, Adaption etc. hat. Formal dargestellt lautet Darwins evolutionsbiologische Formel für Mutation (M), Selektion (S) und Replikation (R):
Anpassung an die Umwelt
Dies ist aber für unseren Kontext noch nicht aussagekräftig, weil die Rolle, welche die Interaktion zwischen Organismus und Umwelt spielt, hier nicht deutlich wird. Wir müssen demnach die Anpassung an die Umwelt als Selektionskriterium bei Darwin mit aufnehmen und der Variation selbstorganisatorischer Systeme gegenüberstellen.* Demnach würde nach erfolgter mutationaler Streuung der Umweltdruck (U) zu einer Anpassung (A(U)) des Organismus führen, der primär, wie der Name schon sagt, eine Anpassung an die jeweiligen Umwelteinflüsse darstellt. Ist die Anpassung erfolgreich, so erfolgt eine Selektion und möglicherweise im Weiteren die Replikation. Je höher die Anpassung, desto wahrscheinlicher ist der Selektionsvorteil. Anpassung wird dabei als Anpassung an die Umwelt, also auch an andere Organismen verstanden. Organismen stehen mithin in Konkurrenz um die bessere Anpassung an die Umwelt und die damit verbundene bessere Überlebensfähigkeit. Formal lässt sich dies ausdrücken als:
Ordnung durch Anpassung an die Umwelt
Ordnung kommt nach Darwin also spätestens auf der Ebene der Selektion (S) in die Welt. Bereits auf der Ebene der Anpassung ist jedoch ein Ordnungsprinzip auszumachen, denn der Organismus übernimmt die Struktur oder die Ordnung der Außenwelt, und wenn sich dies als erfolgreich erweist, wird sie beibehalten. Da die darwinistische Theorie davon ausgeht, dass die Außenwelt in ihrer Struktur erkennbar ist, lässt sich der Erfolg vom Organismus selbst erkennen und abschätzen, er wird also nicht lediglich von außen, von der Umwelt, im Sinne einer Überlebensfähigkeit bestimmt. Demnach übernimmt ein Organismus nach erfolgter Anpassungsstrategie (A(U)) diese Reaktion bei Erfolg als stabile Routinereaktion in sein Repertoire auf und iteriert sie im Folgenden.
Autopoiese versus Anpassung
Im Unterschied zur Selbstorganisation, die ein Verhalten im Sinne von Karl Popper so lange iteriert, bis eine Falsifikation eintritt (Popper 1934) und das eigene Muster modifiziert werden muss, ist der Organismus im darwinschen Sinne bereits vorher in der Lage, seine Reaktionsweisen anzupassen, unabhängig von jedem Hindernis. Während der selbstorganisatorische Organismus bestrebt ist, ständig seine Autopoiese zu verwirklichen, ist der Organismus im darwinschen Sinne bestrebt, seine Anpassung zu optimieren. Dies kann theoretisch bereits vor der Selektion erfolgen, wird praktisch aber wohl vor allem durch Umwelt- und Selektionsdruck passieren. Hier noch einmal die beiden Prozesse zur Verdeutlichung formal gegenübergestellt:
Dem Umweltdruck (U) entspricht in systemischer Terminologie die Perturbation (P). Entscheidend für das Moment der Konkurrenz ist nun der Zeitpunkt nach (U) resp. (P). Für Darwin entsteht Ordnung durch Anpassung (A) und Selektion (S). Die Ordnung der Selektion ist dabei anders als im systemtheoretischen Verständnis keine negative, sondern eine affirmative S(a), da diejenigen Organismen überleben, die besser angepasst sind, Selektion beinhaltet also eine Information. Jede neue Mutation startet deshalb auch mit dem Ordnungsgehalt erfolgter Anpassung auf Ebene der Selektion M(A). Demgegenüber beinhaltet die Selektion in systemtheoretischer Hinsicht keine Information,